Kostenfrage
<p> Jahrelang wurde in Fuhrparkkreisen über die sogenannten TCO-Werte, also die Total Cost of Ownership, eines Dienstwagens diskutiert. Im CVO Fuhrpark- Barometer 2014 waren die TCO das mit Abstand wichtigste Kriterium für die Auswahl des Firmenwagens (Grafik unten). Alle Kostenpunkte, die beim Besitz oder Leasing des Fahrzeugs anfallen, werden dabei zusammengerechnet und man erhält den wahren Preis des Firmenwagens während seiner Laufzeit im Fuhrpark. Doch wenn man das Fahrzeug nicht mehr besitzt oder least, sondern über Carsharing- oder Ridesharing-Modelle mit anderen teilt, wird der TCO-Wert irrelevant. Kosten fallen natürlich dennoch an ...</p>

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... daher sprechen einige schon von den TCU, den Total Cost of Use. Da bei den Sharing-Modellen häufig nur Kosten anfallen, wenn man die Dienste in Anspruch nimmt, und somit die laufenden Kosten entfallen, bezahlt man wie bei einem Bahnticket immer nur die jeweilige Wegstrecke. Daraus ergibt sich der Ansatz, dass die Mobilitätskosten in einem Unternehmen nur noch nach der tatsächlichen Nutzung berechnet werden könnten. Dieses Modell kommt jedoch sehr schnell an seine Grenzen, denn noch immer strickt sich die Firmenmobilität hauptsächlich um den eigenen (gekauften oder geleasten) Fuhrpark herum. Carsharing und Co. sind allenfalls Ergänzungen im Mobilitätsmix der Unternehmen. Zudem fallen auch bei vielen Carsharing-Modellen monatliche Gebühren an. Einen besseren Ansatz, die Kosten der Unternehmensmobilität zu erfassen, bieten die TCM (Total Cost of Mobility). Dabei wird die Mobilität als Ganzes betrachtet und alle Faktoren werden mit einberechnet. So weit die Theorie. In der Praxis sind die Unternehmen noch sehr weit von dieser Rechnung entfernt. Hinzu kommt, dass bei einer vollständigen TCM-Analyse auch Reisekosten, Reisezeit und Emissionen miteinbezogen werden müssten, ergo Flottenmanagement und Travelmanagement eng verzahnt miteinander arbeiten müssten. Dies ist aber längst nicht in allen Unternehmen der Fall. Eine Studie von Fleetcompetence Deutschland und darr mobility concepts ergab, dass die gemeinsame Betrachtung von Geschäftsreise- und Flottenmanagement in mehr als 50 Prozent der Unetrnehmen gar nicht strategisch verankert ist. Immerhin 46,7 Prozent nutzen bereits Synergien im Management von Travel und Fleet. In den meisten Unternehmen hat der Fuhrpark- oder besser Mobilitätsmanager gar nicht den Zugang zu allen benötigten Daten, da beispielsweise das Buchen von Flugreisen in ein anderes Ressort fällt.
Trotz aller Hürden ist TCM ein lohnender Ansatz, das eigene Handeln im Unternehmen zu reflektieren, da andere Mobilitätsformen, neben dem Dienstwagen, in den Fokus gerückt werden können. Ein Preis-Leistungs-Vergleich zwischen ei gener Poolfahrzeugflotte und einem Carsharing- Anbieter lässt sich relativ schnell bewerkstelligen (siehe Grafik rechts). Auch Taxikosten mit denen von Ridesharing-Anbietern zu vergleichen ist einfach. Zumal sich derzeit ohnehin ein Generationenwechsel vollzieht, bei dem der eigene Pkw weniger wichtig ist als Flexibilität auf Reisen. Jüngere Generationen können unter Umständen eher durch eine Kombination aus Dienstrad und Jobticket motiviert werden als durch einen Firmenwagen. Bislang sind die Unternehmen in Deutschland nicht besonders aufgeschlossen, was neue Konzepte angeht. Am Beispiel Carsharing zeigt sich, dass es noch ein weiter Weg ist, bis man zu einem TCM-Ansatz kommt: Während auf gesamteuropäischer Ebene bereits vermehrt auf Carsharing (18 Prozent) und Fahrgemeinschaften (23 Prozent) setzt, nutzen lediglich vier Prozent der deutschen Unternehmen Carsharing und nur 13 Prozent Fahrgemeinschaften. Zwar ist die Offenheit gegenüber Alternativen Mobilitätsarten bei großen Firmen stärker verbreitet, dennoch ist Deutschland im europäischen Vergleich bei diesem Thema konservativer eingestellt. So lautete ein Ergebnis des CVO Fuhrpark-Barometers 2018. Eine Möglichkeit, den neuen Herausforderungen zu begegnen, ist das Mobilitätsbudget, das manche Unternehmen ihren Mitarbeitern bereits anbieten. Berechtigte Mitarbeiter erhalten einen gewissen monatlichen Betrag, den diese für Mobilität ausgeben können. Die Mitarbeiter haben die freie Wahl, wie sie dieses Budget einsetzen In solchen Fällen leistet sich das Unternehmen eine Mobilitätspauschale. Diese stimmt dann zwar nicht mit den tatsächlichen Kosten für Mobilität überein, aber die Ausgaben dafür sind klar verteilt. In immerhin 15 Prozent der deutschen Unternehmen kommt ein solches Budget zum Einsatz, laut unserer aktuellen Onlineumfrage zum Thema Mobilitätsmanagement (mehr dazu auf S. 80).
Fazit
Das Mobilitätsbedürfnis wird in den Unternehmen in den nächsten Jahren weiter steigen und in vielen Fällen (30 Prozent, laut angesprochener Onlineumfrage) wird dieser Anstieg nicht mit dem klassischen Dienstwagen bewältigt werden. Die eigene Fahrzeugflotte als alleinige Antwort auf die Mobilitätsanforderungen im Unternehmen scheint nicht mehr auszureichen. Demnach wird eine TCO-Berechnung immer mehr an Bedeutung verlieren. Den anstehenden Mobilitätswandel können Unternehmen nur schaffen, wenn Travelmanagement und Flottenmanagement an einem Strang ziehen und eine genaue Analyse des Mobilitätsbedarfs vollziehen. TCM wird die Zukunft des Flottenmanagements prägen. Denn am Ende ist alles eine Kostenfrage ...

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