Elektrooffensive
<p> Ab 2021 gilt es. So muss jeder Autobauer, der dann den Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2/km (zuletzt lag er im europäischen Durchschnitt bei 118,5 Gramm) nicht einhält, nach einer Übergangsfrist Strafen an die EU zahlen. E-Autos spielen für die Einhaltung des Wertes eine bedeutsame Rolle. Nicht zuletzt deshalb haben Hersteller schon für dieses Jahr diverse neue E-Modelle angekündigt. Flottenmanagement gibt einen Überblick über die aktuelle Lage.</p>

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2019 begann gleich mit einem Paukenschlag. Zumindest aus steuerrechtlicher Sicht. Denn alle elektrischen oder zumindest teilelektrischen Fahrzeuge (Plug-in-Hybride mit mindestens 40 Kilometern rein elektrischer Fahrleistung) werden für Dienstwagenfahrer nun nur noch mit 0,5 Prozent (und nicht mehr 1,0 Prozent) des Bruttolistenpreises als geldwerter Vorteil versteuert. Das Ganze gilt vorläufig bis Ende 2021. Ein großer Anreiz, der in Verbindung mit dem zunehmend steigenden Angebot an (teil-)elektrischen Fahrzeugen sicherlich noch mal einen deutlichen Schub in Sachen Absatzzahlen geben wird.
Bis Ende des vergangenen Jahres waren in Deutschland knapp 200.000 E-Fahrzeuge angemeldet. Der Grafik (S. 75) ist dabei zu entnehmen, dass bis zuletzt die Plug-in-Hybride den rein batterieelektrischen Fahrzeugen zahlenmäßig überlegen waren. Seit Herbst 2018 steigen die Zulassungszahlen von Letztgenannten allerdings deutlich. Und auch die Ladeinfrastruktur in Deutschland wird weiter ausgebaut. Allein im vergangenen Jahr wuchs die Anzahl an öffentlich zugänglichen Ladesäulen von 6.876 (Q1 2018) auf 13.006 (Q4 2018, Stand 3. Januar 2019), sie verdoppelte sich also fast in nur einem Jahr (Quelle: Statista). Und auch 2019 kann mit einem weiteren deutlichen Anstieg gerechnet werden. Die Rahmenbedingungen scheinen also immer besser zu werden, das Angebot an Fahrzeugen wächst ebenfalls (siehe Tabelle). Ist also 2019 schon der große Durchbruch der E-Mobilität zu erwarten
Jein lautet hier wohl die Antwort. Denn es bleiben nach wie vor auch einige Probleme – wie die langen Ladezeiten. Kaum jemand hat wohl Lust, bei einer längeren Fahrt mehrere Stunden Pause aufgrund des Ladevorgangs machen zu müssen. Nach und nach rüsten die Hersteller aber auch hier auf. Porsche beispielsweise geht mit dem Taycan einen neuen Weg. So wenden die Zuffenhausener beim Allradler eine für Serienfahrzeuge angepasste 800-Volt-Technologie an, die ursprünglich vom dreifachen Le-Mans-Sieger, dem Porsche 919 Hybrid, kommt. Somit soll sich nach eigenen Angaben in rund vier Minuten Energie für 100 Kilometer Reichweite nachladen lassen. Im vergangenen Sommer wurde in einem Pilotprojekt am Porsche-Zentrum in Berlin-Adlershof eine 800-Volt-Ladeinfrastruktur aufgebaut. Dabei sind vier Kundenparkplätze mit Porsche-Ladeinfrastruktur ausgestattet, zwei davon mit High-Power-Chargern. Mit ihnen verspricht Porsche 350 Kilowatt Ladeleistung für 800-Volt-Fahrzeuge. Am Standort sollen Erfahrungen bezüglich der neuartigen Technologie und der Integration eines Schnellladeparks an den Porsche-Zentren gesammelt werden. Zudem bauen die Stuttgarter über das Joint Venture IONITY – gemeinsam mit BMW, Daimler, Ford und Volkswagen – europaweit an 400 Standorten Schnellladestationen mit bis zu 350 Kilowatt pro Ladepunkt. Bis Ende 2020 sind 400 Ladestationen in Europa geplant, rund ein Viertel davon hierzulande. „In einer sich stark verändernden Welt der Mobilität bereiten wir uns konsequent auf die Einführung des ersten vollelektrisch angetriebenen Porsche-Modells, des Taycan, vor“, so Karsten Sohns, Geschäftsführer der Porsche Deutschland GmbH. „Eine entsprechende Ladeinfrastruktur an unseren Porsche-Standorten und darüber hinaus ist ein essenzieller Bestandteil unserer Strategie.“
Zwar fehlt Volkswagen in unserer Modellübersicht, da der VW I.D. Neo erst für 2020 angekündigt ist. Ab dann soll es bei den Wolfsburgern allerdings Schlag auf Schlag mit neuen E-Modellen gehen. Allein bis 2025 plant der Autobauer eine zweistellige Milliardensumme in den Bereich Elektromobilität zu investieren. Dabei hat sich der Autobauer auch das Thema Laden auf die Fahnen geschrieben. Neben dem oben erwähnten Joint Venture IONITY gab das Unternehmen zum Jahreswechsel auch einen Ausblick auf eine mobile Schnellladesäule. Unabhängig vom Stromnetz kann sie flexibel dort aufgestellt werden, wo Bedarf ist, verspricht der Autobauer. Das könnten zum Beispiel öffentliche Parkplätze in der Stadt, das Betriebsgelände oder temporär eingerichtete Ladepunkte bei Großveranstaltungen sein. Die mobile Ladesäule funktioniert gemäß VW nach dem Prinzip einer Powerbank, wie sie viele Menschen für ihr Mobiltelefon kennen – nur eben für E-Fahrzeuge. Die Ladekapazität liegt bei bis zu 360 Kilowattstunden und ermöglicht im autarken Betrieb das Laden von bis zu 15 E-Fahrzeugen. Dank Schnellladetechnologie soll ein Ladevorgang durchschnittlich nur 17 Minuten dauern. Unterschreitet der Energieinhalt des verbauten Batteriesatzes 20 Prozent, kann die entleerte Ladesäule einfach gegen eine geladene getauscht werden. Wird sie hingegen fest an das Stromnetz via Wechselstrom angebunden, lädt sich das Batteriepack dauerhaft eigenständig nach. Dieser Tage läuft damit eine Testphase in Wolfsburg an, ab dem kommenden Jahr soll die Ladesäule dann auch in anderen Städten und Gemeinden zum Einsatz kommen.
Beim Blick über den großen Teich in Richtung Tesla, denkt man beim Thema Laden vermutlich gleich an die bekannten Supercharger. Das Unternehmen von Pionier und Tausendsassa Elon Musk möchte in diesem Jahr mit dem Model 3 ein massentaugliches E-Fahrzeug, womit in erster Linie der Preis gemeint ist, nach Europa bringen. Über die Supercharger sollen 210 Kilometer Reichweite in 30 Minuten möglich sein, so Tesla. Darüber hinaus schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage, dass das Supercharger-Stationsnetz zum Laden von Model 3, Model S und Model X verwendet werden kann. Eigens dafür werden aktuell die Supercharger umgebaut: „Unsere Supercharger- Ladesäulen werden in Kürze Zweifach-Ladekabel bieten: für Ladeanschlusstyp ‚CCS Combo 2‘ und ‚DC Type 2‘. Die Anschlusskupplung ‚CCS Combo 2‘ ist europäischer Standard.“ Somit kann das Model 3, das einen CCS-Combo-2-Anschluss besitzt, an den Superchargern als auch an Ladesäulen von Drittanbietern schnell geladen werden. Bei den anderen Tesla-Modellen kann ein entsprechender Adapter nachgerüstet werden.

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Audi und Daimler ziehen nach
Die Ladegeschwindigkeit bei E-Autos war bisher ein Problem, die geringe Reichweite wurde ebenfalls häufig von Kritikern moniert. Audi bringt mit dem e-tron Anfang des Jahres ein elektrisches SUV auf den Markt, das Tesla in mehrfacher Hinsicht Konkurrenz machen soll. 417 Kilometer Reichweite und die Möglichkeit, an öffentlichen Gleichstromsäulen mit 150 Kilowatt Strom zu laden, sprechen für sich. Nach Angaben der Ingolstädter liegen bereits über 20.000 Bestellungen für das Modell vor. Ende des Jahres rollt dann aller Voraussicht nach mit dem e-tron Sportback ein weiteres E-Fahrzeug von Audi zu den Händlern. Dessen Reichweite soll sogar die 500-Kilometer- Marke knacken.
Mercedes-Benz will seinerseits mit dem neuen EQC überzeugen. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes- Benz Cars, schwärmt vom Modell: „Der EQC bringt Design, Funktionalität und Service auf einzigartige Weise zusammen. Er bietet alltagstaugliche E-Mobilität in einem ganz besonderen Paket: Der EQC ist ein Elektroauto und gleichzeitig zu 100 Prozent ein Mercedes“, so der 65-Jährige.
Zweifellos besticht das Fahrzeug mit seinen Werten (siehe Tabelle), wer jedoch etwas preisgünstiger unterwegs sein will, dem bietet das Autojahr 2019 ebenfalls die eine oder andere elektrische Alternative. Zwar sind die Preise von vielen Modellen noch nicht offiziell bestätigt beziehungsweise gänzlich unklar, jedoch dürften sich viele der aufgelisteten Modelle im Bereich von 20.000 bis 40.000 Euro einfinden. Gerade Fahrzeuge wie beispielsweise der neue Tesla, der e-Niro von Kia oder der neue Nissan Leaf EV (das aktuelle Modell ist das meistverkaufte E-Fahrzeug der Welt) werden in Verbindung mit der günstigeren Versteuerung wohl auch einige Flottenkunden in Deutschland überzeugen können.

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