Sicherheit an erster Stelle
<p> Ladungssicherung? Nur ein Thema für den Nutzfahrzeugbereich? Auf keinen Fall, denn ganz gleich ob Nutzfahrzeug, Dienstwagen, Servicefahrzeug oder der private Pkw – eine ordnungsgemäße Ladungssicherung gehört zu den Pflichten eines jeden Fahrers. Flottenmanagement erklärt daher noch einmal die Grundlagen der Ladungssicherung, die jeder Fahrzeugführer beherzigen sollte.</p>

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Wer kennt es nicht? Auf dem Beifahrersitz liegt das Smartphone oder das Tablet, weil es noch kurz zuvor auf der letzten Raststätte genutzt wurde und danach oftmals das Bewusstsein fehlte, dass diese kleinen Gegenstände bei einer Vollbremsung zu gefährlichen Geschossen werden können. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um eine Nachlässigkeit, sondern man verstößt hiermit gegen Artikel 22 Absatz 1 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO): „Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.“ Die StVO macht auch hier keinen Unterschied zwischen den Fahrzeugarten oder dem Gebrauch. Das heißt, bei einer Kontrolle spielt es keine Rolle, ob man sich in einem privat oder dienstlich genutzten Fahrzeug befindet. Darüber hinaus ist es der Polizei erlaubt, ein Verwarnungs- oder Bußgeld zwischen 10 und 240 Euro (inklusive Punkt in Flensburg) zu verhängen sowie den Fahrer an der Weiterfahrt zu hindern, wenn die Ladung nicht ordnungsgemäß gesichert wird.
Dabei ist die richtige Ladungssicherung – mal von den gesetzlichen Vorschriften abgesehen – im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig. Denn beispielsweise auf der gemeinsamen Website www.lade-gut.de des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), der Berufsgenossenschaft für Verkehr (BG Verkehr) und der Unfallkasse des Bundes (UK-Bund) finden sich eindrucksvolle Zahlen, welche Kräfte wirken, wenn es zu einer Vollbremsung oder einem Zusammenstoß kommt. So wurde in Crashtests ermittelt, dass in diesen Situationen Personen wie auch die Ladung auf das bis zu Fünfzigfache ihres Eigengewichts beschleunigt werden. Zum Beispiel entwickelt ein 25 Kilogramm schwerer Collie so eine Gewichtskraft eines jungen Elefanten von bis zu 1.250 Kilogramm; selbst das Smartphone mit 300 Gramm entwickelt eine wirkende Massenkraft von 15 Kilogramm. Deshalb ist es wichtig, die im Fall eines Unfalls oder einer Vollbremsung wirkenden physikalischen Kräfte durch Ladungssicherung zu beherrschen. Nur so können folgenschwere Unfälle verhindert werden.
Das Kräfte-Einmaleins
Doch wie entstehen diese Kräfte? Im Grunde ist jedes Transportgut an sich träge, sei es ein Tablet auf dem Beifahrersitz oder von vorneherein schwere Güter wie ein Kühlschrank auf der Ladefläche. Das bedeutet, dass sich diese Gegenstände im Ruhezustand einer Beschleunigung widersetzen und an ihrem Platz stehen bleiben wollen. Aus diesem Grund kippen oder rutschen beim ruckartigen Anfahren nicht gesicherte Ladungen nach hinten. Ist ein Gegenstand jedoch einmal in Bewegung geraten, möchte er seine Richtung und Geschwindigkeit beibehalten. Fährt ein Pkw mit 80 Stundenkilometern und wird plötzlich abgebremst, möchten sich die nicht mit dem Fahrzeug fest verbundenen Gegenstände im Inneren weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern vorwärts bewegen – sie schießen deshalb nach vorne. Die physikalische Kraft, die dahintersteckt, heißt Massenkraft. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass Taschen beim Abbiegen oder in Kurven nach außen rutschen; jedoch wird sie in diesem Zusammenhang meist als Fliehkraft bezeichnet. Daneben gibt es aber weitere Kräfte, die auf eine Ladung wirken, aber der Massenkraft entgegenwirken: die Gewichtskraft, die einen Gegenstand nach unten drückt, und die Reibungskraft, die das Verrutschen eines Objekts auf dem Untergrund erschwert. Für die Ladungssicherung ist dabei die Reibungskraft entscheidend, da sie dafür sorgt, dass ein Gegenstand an seinem Platz liegen bleibt – und zwar solange, bis die Massenkraft zu stark wird. Ab diesem Moment müssen dann Sicherungssysteme wie Zurrgurte die verbleibende Kräftedifferenz ausgleichen, damit das Ladegut an Ort und Stelle bleibt.
Ebenso wichtig wie die Kenntnisse über die Kräfte, die auf die Ladung wirken, ist eine ideale Lastverteilung. Daher sollte darauf geachtet werden, dass das Schwerste nach unten und vorne auf die Ladefläche kommt, sodass sich der Schwerpunkt möglichst weit in die Mitte und nach unten verlagert. Dabei muss aber auch an das maximal zulässige Gesamtgewicht und die Achslasten gedacht werden, welche in den Fahrzeugpapieren vermerkt sind. Außerdem sollte die Fracht möglichst mittig zwischen den Seitenwänden und schwere Ladung nicht im hinteren Bereich des Laderaums platziert werden.
Richtig sichern
Sind die physikalischen Grundlagen einmal geklärt, geht es an die eigentliche Ladungssicherung. Dabei gibt es drei Arten: kraftschlüssig, formschlüssig oder eine Kombination beider Methoden. Eine kraftschlüssige Ladungssicherung wird erreicht, indem die Ladung durch Zurrmittel wie beispielsweise Zurrgurte an die Ladefläche gepresst wird. Dadurch erhöht sich die Reibungskraft, die die Ladung letztlich auf ihrem Platz festhalten soll. In der Regel sind für diese Art der Ladungssicherung mindestens zwei Zurrmittel nötig, welche die Fracht in Längs- und Querrichtung absichern. Zusätzlichen Halt verleihen rutschhemmende Materialien, die unter das Frachtgut gelegt werden und ein Verrutschen nun fast völlig ausschließen. Aber eben nur fast: Um die optimale Vorspannkraft zu erreichen, sollte der Zurrwinkel zwischen 83 und 90 Grad groß sein, die Ratsche eine Vorspannkraft von maximal 250 Dekanewton besitzen und das Ladegut formstabil sein.

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Unter der formschlüssigen Ladungssicherung sind hingegen das lückenlose Verstauen und das gleichzeitige direkte Anladen der Ladung an den Fahrzeugaufbau zu verstehen. Die Hauptsache ist, dass der Fahrzeugaufbau und die Hilfsmittel ausreichend stabil sind, da beide die gesamte Last schultern. Aber auch alle Ladungsteile müssen stabil genug sein, um den Ladungsdruck aufnehmen zu können. Sollten besonders schwere Frachten transportiert werden, sind diese an allen Seiten durch formstabile Ladegüter zu sichern. Doch nicht nur andere Frachtgüter können das Verrutschen der Ladung verhindern: So eignen sich auch Verzurrgurte, Klemmstangen oder Bodenschienen, die an geeigneten Zurrpunkten im Fahrzeug verankert werden.
Die Kombination beider Methoden wird als „Kopflashing“ bezeichnet und findet insbesondere als „Stirnwandersatz“ Anwendung, falls die Ladung wegen der Lastverteilung nicht an die Stirnwand geladen werden kann. Bei der kombinierten Ladungssicherung wird daher in erster Linie in Fahrtrichtung gesichert, bei Bedarf aber auch entgegen dieser. Die Kopfschlinge muss dabei vor beziehungsweise hinter der Ladung durch Hilfsmittel gehalten und an Zurrpunkten am Fahrzeug fixiert werden. Außerdem muss die seitliche Sicherung bei dieser Methode extra vorgenommen werden.
Hilfsmittel
Welche Methode für die Ladungssicherung anzuwenden ist, entscheidet sich von Fall zu Fall. Jedoch unterstützen Fahrzeug- wie auch Einrichtungshersteller den Kunden hierbei mit einer Vielzahl von Produkten: So sind nahezu in jedem Fahrzeug fest installierte Ösen (sogenannte Zurrpunkte) am Boden oder der Seitenwand vorhanden. Diese können dann beispielsweise für Zurrgurte genutzt werden, mit welchen die Ladung schnell und flexibel gesichert werden kann. Wichtig dabei ist, dass jeder Zurrgurt und jeder Zurrpunkt eine maximale Belastungsgrenze hat, die nicht überschritten werden darf. Diese Angabe ist auf dem Zurrgurtlabel unter LC (= Lashing Capacity) oder Fzul (zulässige Scherkraft) zu finden.
Leichte Ladungen, die man nur schwer einzeln sichern kann, werden hingegen idealerweise über sogenannte Zurrnetze fixiert. Diese werden genau wie Zurrgurte an den Zurrpunkten befestigt und straff über die Einzelteile gespannt. Auch hier wird die nötige Vorspannkraft über Ratschen erzeugt. Gleichzeitig eignen sich Zurrnetze auch für offene Ladeflächen wie Pritschen und Anhänger, bei denen der Fahrtwind eine völlig unberechenbare Dynamik auf die Ladung ausüben kann.
Nicht zuletzt sind die Einrichtungssysteme der einschlägigen Anbieter (eine Auswahl ist in der Tabelle zu finden) nicht nur reine Ordnungssysteme, sondern bewährte Mittel der Ladungssicherung. So können beispielsweise in sogenannten Unterflorsystemen schwere Materialien oder Maschinen in nur wenigen Sekunden in den großen Schubladen sicher verstaut werden, ohne die Nutzbarkeit der Ladefläche einzuschränken. Gleichzeitig erlaubt der Vollauszug der je nach Hersteller und Ausprägung mehr als 1,5 Meter tiefen und bis zu 100 Kilogramm belastbaren Schubladen auch ein ergonomisches Be- und Entladen außerhalb des Fahrzeugs. Der vollwertige Ladeboden oberhalb dieser Schubladensysteme bietet darüber hinaus durch die zahlreichen Zurrösen und -schienen sowie die Verwendung bedarfsspezifischer Bodenplattenmaterialien, die beispielsweise ein Verrutschen erschweren oder besonders kratzfest sind, eine optimale Grundlage, um schwere wie auch sperrige Ladungen im Fahrzeug zu sichern.

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