WLTP, RDE und dann?
<p> Im September dieses Jahres ist es so weit: Alle neuen Pkw müssen nach dem neuen Messverfahren „Worldwide harmonized Light-Duty vehicles Test Procedure“ (kurz: WLTP) getestet werden. Ab 2019 gilt dies zusätzlich für das Verfahren „Real Driving Emissions“ (RDE). Sind die Automobilhersteller in der Lage, alle Berechnungen der WLTP- und RDE-Werte in der kurzen Zeit umzusetzen? Oder drohen womöglich Lieferengpässe bei Neuwagen? Und was bedeutet das für den Fuhrpark?</p>

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Wie die neuen Testverfahren WLTP und RDE funktionieren, hat Flottenmanagement bereits in Ausgabe 1 in diesem Jahr detailliert erläutert. Die Intention der Europäischen Union (EU) hinter den neuen Verfahren ist durchaus nachvollziehbar, die Berechnungen der Schadstoffemissionen (CO2-Ausstoß, NOX und Feinstaub) und des Kraftstoffverbrauchs sind einfach genauer und zumindest die WLTP-Ergebnisse sind europaweit beziehungsweise sogar weltweit vergleichbar.
Aufwand
Zunächst noch einmal in Kürze, wie die Messverfahren funktionieren und welcher Aufwand dahintersteckt: Das WLTP-Verfahren findet im Labor statt und soll die Fahrt auf einer Straße simulieren. Die 30-minütige Testphase ist in verschiedene Fahrzyklen aufgeteilt, die in unterschiedlichsten Temperaturen abgehandelt werden. Die Testverfahren betreuen unabhängige Experten, wie beispielsweise von der DEKRA oder dem TÜV. Die Automobilhersteller müssen somit für genügend Testlabore, die passende Technik und für das passende Personal sorgen. Wünschenswert, aber kaum vorhanden wären Erfahrungswerte rund um das neue WLTP-Verfahren. Ähnlich sieht es bei dem RDE-Verfahren aus, welches jedoch unter realen Bedingungen auf der Straße stattfindet. Anders als bei der Testphase von WLTP dauert die Prozedur 90 bis 120 Minuten. Hier messen keine Laborgeräte die Emissionen, sondern ein Portable Emissions Measuring System (PEMS). Es überwacht alle Messdaten in Echtzeit, beispielsweise mithilfe einer eingebauten Wetterstation, eines GPSGeräts oder eines sogenannten Abgasmassendurchsatzmessers. Nach der Fahrt, welche auf der Autobahn, auf der Landstraße und in der Innenstadt stattfinden muss, werden die Ergebnisse analysiert. Der Aufwand für die Automobilhersteller: Personalanschaffung als auch die Betreuung rund um das PEMS. Bei beiden Verfahren ist zu beachten, dass pro Modell nicht einfach eine Testphase ausreicht. Jedes Modell in jeder nur möglichen Konfiguration mit allen möglichen Extras und Ausstattungen muss für sich berechnet werden, da sich die Werte je nach Gewicht, Ausstattungsmöglichkeiten und Motoren selbstverständlich unterscheiden. So rufe sich jeder Fuhrparkleiter seine Mitarbeiter in das Gedächtnis: Jeder möchte ein anderes Extra in seinem neuen Dienstwagen, einer möchte das Panoramadach, der andere die besonderen Felgen. Das bedeutet, viele Konfigurationsmöglichkeiten und dementsprechend viele Fahrzeuge mit unterschiedlichsten Ausstattungen, deren WLTP- und RDE-Werte berechnet werden müssen. Und so ist es nicht nur im Fuhrpark, sondern auch bei allen anderen gewerblichen und privaten Kunden. Ist dieser Aufwand für die Automobilindustrie einfach so zu bewältigen
Hersteller
Porsche gab erst kürzlich bekannt, dass das Unternehmen durch die Einführung der neuen Abgasgesetzgebung seine Fahrzeuge mit Ottopartikelfilter (OPF) umstellen muss und eine Neutypisierung erforderlich sei. Zudem sei eine hohe Anzahl an Messungen notwendig, um der neuen Gesetzgebung (der EU) gerecht zu werden. Aufgrund dessen komme es zu einem eingeschränkten Modellangebot. Trotzdem zeigt sich der Vorstandsvorsitzende von Porsche Oliver Blume zuversichtlich: „Die kurzfristig um ein Jahr vorgezogenen EU-Fristen zur WLTP-Zertifizierung setzen uns enorm unter Last. Unsere Vorbereitungen laufen bereits seit über einem Jahr auf Hochtouren und wir kommen gut voran.“
Mercedes-Benz scheint bezüglich der WLTP- und RDE-Verfahren gelassen zu sein: „Die Daimler AG hat frühzeitig den Umfang der neuen Gesetzgebung in erweiterte Prüfkapazitäten umgesetzt und kann nach aktuellem Stand die deutlich gestiegenen Aufwände durch eine Umpriorisierung der Zertifizierungen auf mehrere internationale RD-Standorte mit Prüfständen bewältigen. Wir haben nahezu alle Modelle planmäßig zertifiziert. Daher steht unser Plan, bis September 2018 über 30 aktuell verfügbare Modelle und über 200 Varianten auf die Norm Euro 6d-TEMP (WLTP und RDE Stufe 1) umgestellt zu haben. Unsere Kunden werden demnach sukzessive ein immer breiteres Angebot an Euro-6d-TEMP-zertifizierten Fahrzeugen zur Auswahl haben“, erklärt Frank Kemmerer, Leiter Flottenmanagement Mercedes-Benz Pkw und smart im Mercedes- Benz Vertrieb Deutschland gegenüber Flottenmanagement.
Fazit
Offizielle Bestätigungen zu Lieferengpässen aufgrund der neuen Messverfahren gibt es nicht. Sollten Fuhrparkleiter jedoch trotzdem betroffen sein und der Ernstfall tritt ein, dass ein Mitarbeiter keinen Dienstwagen erhält, obwohl er einen braucht, sollte dies intern im Unternehmen angesprochen werden und gegebenenfalls sollten Gespräche mit den Dienstwagenbesitzern, den Leasingunternehmen und den Herstellern gesucht und geführt werden. Rund um die Themen WLTP und RDE bieten Autohersteller wie beispielsweise der Volkswagen Konzern individuelle Beratungstermine für Fuhrparkleiter an.

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