Volle Kontrolle!
<p> Flottenmanagement wollte von Fuhrparkleitern wissen, wie es um den Reifenservice in den deutschen Flotten steht. In der neuesten Onlineumfrage fragten wir daher nach der Reifenwahl, dem Reifenmanagement und dem Einfluss der Fahrer auf die Reifen- und Räderwahl. Unsere Fragen wurden von rund 350 Fuhrparkleitern beantwortet, dabei konnten einige Besonderheiten festgestellt werden ...</p>

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Schon die Zusammensetzung der Teilnehmerschaft kann mit Blick auf vergangene Umfragen als besonders bezeichnet werden. Deutlich mehr als die Hälfte aller Teilnehmer leitet einen Fuhrpark mit mehr als 100 Fahrzeugen, 30 Prozent sogar eine Flotte über 500 Einheiten. Nur 23 Prozent haben eine kleine Flotte mit weniger als 25 Fahrzeugen. Insgesamt handelt es sich vor allem um Pkw-Flotten, nur 17 Prozent der Teilnehmer gaben an, Transporter im Fuhrpark zu haben. Diese Teilnehmerstruktur der neuesten Flottenmanagement- Onlineumfrage gilt es selbstverständlich zu beachten, wenn im Folgenden die Ergebnisse ausgewertet werden. Einen Befund kann man jetzt schon festhalten: Der Reifenservice ist ein Thema für große Flotten. Bei kleineren Fuhrparks scheinen die Reifen ein zu geringer Kostenfaktor zu sein und der Aufwand, sich dezidiert damit auseinanderzusetzen, schlicht zu groß.
So etwas wie eine Grundsatzfrage beim Thema Reifenservice ist die Frage nach Ganzjahres- oder saisonalen Pneus. Schließlich hängt davon auch die Häufigkeit eines Reifenwerkstattbesuchs ab. Fahrer mit Ganzjahresreifen auf dem Dienstwagen, so die Hoffnung der Befürworter, müssen seltener zum Wechseln zum Reifenfachmann. Viele sprechen derzeit von einem kleinen Trend zum Ganzjahresreifen. Immer mehr Hersteller haben diese Alleskönner im Sortiment und dieser Trend scheint sich zu bestätigen: Ganze 27 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, Allwetterreifen einzusetzen (Grafik 1).
Dies adelt auch die Reifenhersteller, die es endlich geschafft zu haben scheinen, gute Ganzjahresreifen für den professionellen Einsatz zu entwickeln.
Dass es nicht allein eine Qualitätsentscheidung ist, die diesen Befund erklärt, zeigt Grafik 2. Gefragt nach den Entscheidungskriterien bei der Reifenwahl gaben 45 Prozent an, dass der Preis entscheide. Damit ist der Reifenpreis das wichtigste aller Kriterien, danach folgen Reifenmarke (42 Prozent) und Testergebnisse (24 Prozent). Aus diesen wichtigsten drei Kriterien wird deutlich, dass der Preis zwar entscheidend ist, doch nicht einfach der günstigste Reifen gewählt wird. Wichtig ist den Flottenleitern das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die von der EU definierten Kriterien wie Nasshaftung, Rollwiderstand und Geräuschemission sind für die Flottenleiter eher von geringerer Bedeutung. Bei 21 Prozent der Flotten liegt die Entscheidung für den passenden Reifen nicht beim Flottenleiter, sondern bei dem jeweiligen Leasingunternehmen beziehungsweise beim Reifendienstleister. 15 Prozent gaben an, dass der Fahrer selbst über die Bereifung seines Dienstwagens entscheiden darf.
Dem langjährigen Trend zu einem Full-Service-Leasing in Deutschland steht auf den ersten Blick das Ergebnis der Frage drei entgegen. Hier wollten wir von den Fuhrparkleitern wissen, wer das Reifenmanagement in der Flotte übernimmt. 70 Prozent der Teilnehmer erledigen dies intern im eigenen Unternehmen (Grafik 3). Also existiert doch kein Trend zum Full-Service-Leasing? Nicht unbedingt, das Reifenmanagement gehört zu einem häufig ausgegliederten Leasingbaustein. Viele Flotten behalten das Reifenmanagement intern im eigenen Unternehmen. Bei Kauffuhrparks bietet sich dies ohnehin an. Der Vorteil einer internen Regelung ist die volle Flexibilität, was die Auswahl von Modellen und Marken betrifft, auch lokale Dienstleister spielen hier häufig eine Rolle.

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Nur weil das Management der Reifen oft noch beim Fuhrparkleiter liegt, heißt dies nicht, dass Dienstleister eine untergeordnete Rolle beim Thema Reifen in der Flotte spielen. Im Gegenteil: Von der Beschaffung über die Montage und Einlagerung bis hin zur Entsorgung der Pneus spielen Dienstleister eine elementare Rolle (Grafik 4).
Nur die wenigsten Unternehmen werden beispielsweise die Kapazitäten und Möglichkeiten haben, die Reifen selbst einzulagern. Entsprechend nutzen deutlich über 70 Prozent der Umfrageteilnehmer Dienstleister in den Bereichen Reifenbeschaffung, Montage und Entsorgung.
Schon bei der Reifenwahl durften in 15 Prozent der Fälle die Dienstwagenfahrer mitreden. Bei der Wahl der Felgen sind dies etwas mehr: 16 Prozent der beteiligten Flottenleiter gaben an, dass alle Dienstwagenberechtigten auf die Felgen der Fahrzeuge Einfluss haben, bei 31 Prozent hänge dies von der Stellung im Unternehmen ab (Grafik 5). Eigentlich ist dies kein überraschendes Ergebnis, schließlich ist die Felge eine Möglichkeit, das Fahr zeug zu individualisieren, sie prägt das Fahrzeug wie nur wenige Gestaltungsmerkmale sonst, egal ob sportliches oder elegantes Design. Reifen hingegen sind immer schwarz und man sieht ihnen die Wertigkeit nicht an. Da der Firmenwagen oft ein Motivationsinstrument ist, scheint es nur logisch, dass die Fahrer die Wahl der Felgen mitbestimmen. Dabei greifen die Flotten nicht nur auf die Auswahl der Automobilhersteller zurück. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) nutzen Felgen von Drittherstellern (Grafik 6). Sechs Prozent der Umfrageteilnehmer scheinen sogar ausschließlich auf diese Felgen zurückzugreifen.
Vor ein paar Jahren war die verpflichtende Einführung von Reifendruckkontrollsystemen (RDKS) bei Neufahrzeugen ein großes Thema in der Flottenbranche. Mittlerweile haben sich die Flottenbetreiber sowie die Werkstätten darauf eingestellt. Eine viel diskutierte Herausforderung vor allem beim Reifenwechsel sind die unterschiedlichen Kontrollsysteme. Dabei gibt es indirekt und direkt messende Systeme. Bei den direkten Systemen sitzt ein Sensor direkt im Reifen oder Reifenventil, indirekte Systeme stellen anhand der Reifenrotation einen etwaigen Druckverlust fest. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, Flotten haben jedoch vor allem die Kosten und den Aufwand im Blick. Hier sind die genauer messenden direkten Systeme aufwendiger, weil sie eine eigenständige Hardware haben und nicht wie indirekte Systeme beispielsweise das ABS-Steuermodul nutzen. Doch für den Flottenalltag scheinen diese technischen Details von geringerer Bedeutung zu sein, denn in vielen Flotten kommen direkte Systeme zum Einsatz (Grafik 7). Bei mehr als der Hälfte sind beide Messverfahren vertreten. Dazu muss man wissen, dass der Nutzer nur wenige Einflussmöglichkeiten auf das Messverfahren hat, schließlich geben die Autohersteller je nach Marke diese vor.
RDKS sollen Reifenpannen eigentlich durch den falschen Luftdruck verhindern. Doch einen Reifenschaden ausschließen können sie nicht. Die Frage ist nun, welche Möglichkeiten bieten sich den Firmenwagenfahrern, das Fahrzeug mobil zu halten und zur nächsten Werkstatt zu fahren? Früher wäre das Notrad oder Ersatzrad in diesen Fällen unumgänglich gewesen, mittlerweile haben viele nur noch ein Reifenreparaturset mit an Bord (Grafik 8). Ob dies jedoch je zum Einsatz kommt oder einfach der ADAC gerufen wird, kann die Umfrage nicht beantworten. Fest steht, dass ein Reparaturset um einiges leichter als ein Reserverad ist und so hilft, Platz und Gewicht einzusparen.
Fazit
Die Ergebnisse der Onlineumfrage zum Thema Reifenservice in der Flotte haben vor allem eines deutlich gemacht: Die Fuhrparks in Deutschland wollen die volle Kontrolle behalten und übernehmen das Reifenmanagement oft selbst. Ohne Dienstleister geht es jedoch nicht. Schon heute müssen RDKS nach einem Reifenwechsel neu kalibriert werden. Wenn in der Zukunft smarte Reifen über die Straßen rollen, wird der technische Aufwand umso höher sein.

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