Gut eingekauft

<p> Im Laufe seines Einsatzes im Fuhrpark braucht ein Fahrzeug in der Regel mehr als nur einen Satz Reifen. Welche &Uuml;berlegungen anzustellen sind, um die n&ouml;tige Reifenmenge, die f&uuml;r einen einzelnen Dienstwagen und f&uuml;r die gesamte Flotte anf&auml;llt, effizient zu planen und kosteng&uuml;nstig zu ordern, skizzieren wir im folgenden Artikel.</p>

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Rund 55,1 Millionen Reifen wurden im Reifenersatzgeschäft in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft, Pkw- und Offroad-Reifen machen dabei einen Anteil von 92,5 Prozent an der Produktgruppe Consumer-Reifen aus. Ebenfalls ein Großteil davon dürfte ins Flottengeschäft gehen, da die Laufleistung der betrieblich eingesetzten Fahrzeuge zu einem entsprechenden Verschleiß der Reifen führt.

Wer den Reifenersatz clever und kostengünstig managen will, sollte sich einen Überblick über den Bedarf der Flotte verschaffen und auf der Grundlage der zu erwartenden Abnahmemenge mit den Anbietern oder Dienstleistern verhandeln, um bessere Konditionen zu erzielen. So sollte auch der Räder- und Reifenbezug im Fuhrpark oder sogar im Unternehmen (eventuell unter Einbeziehung weiterer Industriereifen) als Gesamtes betrachtet werden. Wenn ein neuer Benchmark ansteht oder die Bezugsquellen beziehungsweise die Bezugsprozesse überprüft werden sollen, empfiehlt es sich, alle Aspekte des Räder- und Reifenbezugs einer Analyse zu unterziehen und unter Umständen an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen.

Bedarfsermittlung
Wie das nebenstehende Schaubild des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) verdeutlicht, steht die Bedarfsermittlung im Vordergrund: Wie viele Reifen/Reifensätze inklusive Felgen werden im Jahr im Durchschnitt benötigt? Welche Reifenarten, also saisonale Reifen oder Ganzjahresreifen (siehe auch Seite 90), und welche Felgen, also Aluoder Stahlfelgen (siehe auch Seite 92), sollen benutzt werden? Machen zwei Sätze Kompletträder Sinn statt Reifen beim Wechsel jeweils umzuziehen? Zur Klärung dieser Fragen helfen unter anderem erhobene Daten aus Fuhrparkverwaltungssystemen oder auch von Dienstleistern. Nicht zuletzt über Ausschreibungen lassen sich die Konditionen und damit auch die Laufleistungskosten pro Rad überblicken und bewerten.

Zu den Grundsatzfragen gehört ebenfalls, welcher Qualität die Reifen entsprechen sollen, ob Premiummarken, also Fabrikate beispielsweise der Marken Bridgestone, Continental, Dunlop, Goodyear, Hankook, Michelin und Pirelli im höchsten Preissegment, oder günstigere Fabrikate eingegliederter Hersteller wie BF Goodrich (Michelin), Fulda (Goodyear), Metzeler (Michelin) oder Semperit (Continental) und anderer Hersteller wie Apollo Vredestein oder Nexen im mittleren Preissegment. Unterm Strich zählt das Preis-Leistungs-Verhältnis heruntergerechnet auf die Kilometerkosten der Reifen. Selbstverständlich bietet es sich an, mehrere Marken und Qualitäten zuzulassen und damit eine Mischkalkulation zu erzielen. Einen weiteren Kostenfaktor stellt die Reifengröße dar: Den Trend zu immer größeren Reifendimensionen nimmt auch Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer und Technikexperte beim Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur- Handwerk e. V., wahr. Durch Einschränkung der Reifengrößen in der Car- Policy lassen sich sowohl die Auswahl als auch die Kosten begrenzen. Doch diese Einschränkung sollte immer im Verhältnis stehen, um die Motivation der User-Chooser nicht zu sehr zu beschneiden.

Kauf oder Leasing?
Ebenfalls grundsätzlich zu entscheiden ist, wer der Lieferant der Räder und Reifen wird. Wenn das Reifenmanagement im Fuhrpark bleibt, können die Kontingente beim Reifenhändler oder im Autohaus im Bedarfsfall abgerufen werden. Eine gewisse Personaldecke ist je nach Fuhrparkgröße hierfür vonnöten, ebenfalls eine gute Verwaltungssoftware für Effizienz und Transparenz.

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Spezielle Reifendienstleister können die ganze Bandbreite des Reifenservices abdecken. Sie sind auf saisonale Spitzen beim Wechsel eingestellt, bieten Hol- und Bringdienste oder auch einen mobilen Wechselservice an und können via Kundendirektkontakt auch zu Wechselterminen informieren. Zeitmanagement spielt eine wichtige Rolle, um dem Dienstwagennutzer kostbare Wartezeit zu ersparen. Meist schließen sich weitere Dienstleistungen wie Montage, Auswuchten und Einlagerung an, die ebenfalls über den Händler ablaufen. Viele Reifenhandelsketten bieten weitere Flottenund Fahrzeugservices wie Inspektionen, Reparaturen oder auch Führerscheinkontrolle beziehungsweise UVV-Prüfungen an.

Externe Dienstleister mit Spezialisierung auf Flottenreifenservice übernehmen die Fakturierung der Reifen sowie der Dienstleistungen und können über ein deutschlandweites Stationsnetz dezentral organisierte Fuhrparks bundesweit bedienen (siehe auch Seite 86). Dabei muss das Reifenmanagement nicht unbedingt Teil des Leasingvertrags sein. Auch hier bieten die Dienstleister einen speziellen Flottenservice mit festem Ansprechpartner, bargeldloser Zentralrechnung, Rahmenverträgen, kundenindividuellen Reportings et cetera. Vergleichbar einem Leasingbaustein können die Reifenservices auch in einer gleichbleibenden monatlichen Rate separat beglichen oder in die Leasingrate eingebunden werden. Bei der A.T.U Auto-Teile-Unger GmbH & Co. KG beinhalten die Reifenpauschalen den Reifenkauf sowie die reifenbezogenen Dienstleistungen und eine bargeldlose Abwicklung über die A.T.U-Card innerhalb der vereinbarten Laufzeiten. Die monatliche Rate kann wie beim Leasing als offene oder geschlossene gewählt werden.

Offene oder geschlossene Rate?
Wer den Reifenservice als Leasingbaustein wählt, wünscht Kostensicherheit und -planbarkeit über die gesamte Fahrzeuglaufzeit, zudem Transparenz und Service aus einer Hand. Doch das erfordert im Vorfeld ebenfalls elementare Entscheidungen: Wie viele Sätze Reifen sollen in der Rate inkludiert sein, welche Reifenmarken, -modelle und -größen sind dem Nutzer gestattet zu wählen? Welchen Dienstleistungsumfang benötigen die Fahrzeuge, also nur Reifenservice oder auch Reifenersatz, mit Einlagerung oder ohne? Die Leasinggesellschaften bieten hierfür unterschiedliche Pakete an, je nach Bedarf der Flotte. Durch ein breites Netz an Servicestationen, meist mehrere bundesweit agierende Reifenhandelsunternehmen, wird dafür gesorgt, dass immer ein Partnerbetrieb in der Nähe liegt. Auch die bevorzugten Partner einer Flotte können eingebunden werden. Aufgrund von guten Einkaufskonditionen können Leasinggesellschaften für ein attraktives Preisniveau sorgen. Schlussendlich können die Serviceleistungen bargeldlos via Flottenkarte und/oder Reifenschecks in Anspruch genommen werden. Die Rechnungsprüfung übernimmt ebenfalls der Leasinggeber.

Als Full-Service-Leasingbaustein lässt sich das Reifenmanagement als offene oder geschlossene Rate wählen. Bei der offenen Kalkulation werden gezahlte Raten und tatsächliche entstandene Kosten gegengerechnet. Danach wird je nach realen Kosten zu einem bestimmten Satz nachbelastet oder rückerstattet. So erhält der Fuhrparkverantwortliche Kostentransparenz, muss aber im Nachhinein bestimmen, ob sich inklusive aller Kosten dieses Modell für seinen Fuhrpark lohnt. Bei der geschlossenen Rate übernimmt die Leasinggesellschaft die Kosten für den Reifenservice zu einem vorher vereinbarten Satz. Kommt es zu höheren Kosten, trägt die Leasinggesellschaft das volle Risiko, bei niedrigeren Kosten kann der Fuhrpark allerdings nicht davon profitieren. Nach Ende der Laufzeit gehören die verbliebenen Reifensätze zum Fahrzeug und müssen bei der Rückgabe mit abgegeben werden. Für Fahrzeuge mit einer Gesamtlaufleistung von weniger als 60.000 Kilometern lohnt sich Reifenersatz gemäß vorher vereinbarter Stückzahl, das heißt, die Anzahl der Sommer- und Winterreifen wird wunschgemäß festgelegt. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Kosten für den Reifenersatz schnell aus dem Ruder laufen können. Hier empfehlen sich bedarfsorientierte Lösungen oder statt geschlossener Raten auch Varianten wie eine Flatrate. 

Fazit: Fakt ist, Flottenfahrzeuge benötigen Reifenersatz. Aber woher und wie welche Reifen zu beziehen sind, dabei gibt es große Unterschiede. Und so unterschiedlich Flotten auch sind, so individuell sieht die Lösung des Reifenbedarfs aus. Bei sämtlichen Prozessschritten des Reifenmanagements sind grundsätzliche Überlegungen anzustellen, die die Richtung beeinflussen können. Inhouse-Lösung oder outgesourcter Reifenersatz sind die beiden Pole, die zu besetzen sind. Aber auch ein Mittelweg bietet sich hier an. So bleibt es jeder Flotte überlassen, anhand unserer Entscheidungshilfen den für sie richtigen Weg einzuschlagen.

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