Profis am Werk

<p> Das Reifenmanagement spielt nicht nur in der Formel 1 eine wichtige Rolle. Im Fuhrpark muss man sich damit ebenfalls auseinandersetzen, wenn auch in einer etwas anderen Form. Flottenmanagement hat einige ausgew&auml;hlte Anbieter in einer &Uuml;bersicht abgebildet und l&auml;sst Experten zum Thema Reifen(-management) zu Wort kommen.</p>

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Die wohl entscheidende Frage zuerst: Was sind die Vorteile, wenn man das Reifenmanagement an einen professionellen Dienstleister auslagert? Matthias Schuldes, Leiter des Geschäftsbereichs Driver Fleet Solution der Driver Handelssysteme GmbH, erläutert: „Ein professionelles Reifenmanagement trägt unter dem Strich dazu bei, die Kosten eines Fuhrparks zu senken.“ Eine Antwort, die Fuhrparkleiter nur allzu gerne lesen. Und die Begründung folgt direkt: Wenn Reifen stets mit dem richtigen Reifenfülldruck gefahren würden, führe dies letztlich zu sinkenden Treibstoffkosten. Eine weitere Folge: Der geringere Spritverbrauch führt auch zu einem geringeren CO2-Ausstoß der Fahrzeuge. „Das verbessert die Umweltbilanz der Flotte“, so Schuldes. Durch professionellen Service und Wartung (Stichworte Monitoring und Reporting) kann darüber hinaus auf etwaige Probleme reagiert oder ihr Auftreten kann gar im Vorfeld verhindert werden. Abschließend nennt er noch einen weiteren Punkt: „Reifen sind in den vergangenen Jahren durch Innovationen wie RDKS, Runflat- und Sealtechnologie erheblich komplexer geworden. Das geht einher mit deutlich höheren Anforderungen an das Know-how derjenigen, die das Reifenmanagement verantworten.“

Jochen Clahsen, Leiter 4Fleet Group D-A-CH, sieht gerade im Know-how einen wichtigen Aspekt. So sei der größte Teil ihrer Standorte WDK-zertifiziert, hat einen Hochvolt- Sachkundenachweis, sodass auch der Reifenservice an Hybrid- und Elektrofahrzeugen durchgeführt werden könne, so Clahsen. Er weist in dem Zusammenhang auf eine Studie der Innung Bayern hin, gemäß der viele Reifen durch Unkenntnis „kaputt repariert“ würden. So sei der Reifenfachhandel zum Beispiel auch die erste Anlaufstelle für Probleme mit ungleichmäßigem Abrieb. „Die meisten Partner verfügen über Achsvermessungsanlagen auf dem neuesten Stand der Technik und sind in der Lage, die optischen Systeme an modernen Fahrzeugen nach der Achsvermessung und -einstellung entsprechend zu kalibrieren.“

Wolfgang Weigand, Bereichsleiter Vertrieb bei der Servicequadrat GmbH & Co. KG, fast das Ganze zusammen: Für ihn entsteht das optimale Kosten-Nutzen-Verhältnis im Zusammenspiel mit den einzusetzenden Reifenfabrikaten, dem erforderlichen Service und dem kontinuierlichen Controlling.

Weniger Reifenverschleiß durch mehr Assistenzsysteme?
Während der Reifen an sich eher kleinere technologische Fortschritte macht, sind diese andernorts im Fahrzeug umso größer. Insbesondere die Zahl der Assistenzsysteme und Helfer für Sicherheit und Komfort hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Verringert sich dadurch auch der Reifenverschleiß? Andreas Berents, Geschäftsführer EUROMASTER Deutschland und Österreich, sieht hier noch keinen Trend. „Letztendlich hängt der Reifenverschleiß vom Fahrprofil ab. Wenn das Fahrzeug von uns regelmäßig betreut wird, haben unsere Mitarbeiter den Verschleiß ganz genau im Blick. Hier würde ich behaupten, dass das menschliche Auge noch besser funktioniert als ein elektronisches System.“ Dirk Depenbrock, Leitung Vertrieb Geschäftskunden bei der A.T.U Auto-Teile-Unger GmbH & Co. KG, geht nur von minimalen Auswirkungen aus und begründet dies wie folgt: „Durch die technische und elektronische Aufrüstung der Pkw wird auch das Gewicht moderner Fahrzeuge immer höher. Das wiederum führt zu einem eher steigenden Reifenverschleiß.“

 Jochen Freier, Geschäftsführer der tyremotive GmbH, glaubt ebenfalls nicht an einen geringeren Reifenverschleiß – vor allem nicht bei E-Fahrzeugen: Diese hätten durch das hohe Drehmoment mehr Reifenverschleiß, so Freier.

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Eine Ausnahme gebe es dennoch, so Jochen Clahsen von der 4Fleet Group: „Durch die Vermeidung von Unfällen wird es weniger Beschädigungen an Reifen geben, die zum Austausch führen.“ Allerdings sei schwer abzuschätzen, ob dieser Effekt messbar ist.

Ganzjahresreifen wenig flottenrelevant
Allwetterreifen sind in der Flotte schon seit Jahren ein Thema, wirklich durchgesetzt haben sie sich aber nach wie vor nicht. Woran liegt das? Gibt es seit der Einführung von Reifendruckkontrollsystemen (RDKS) eine veränderte Entwicklung? Denn bei einem Reifenwechsel müssen schließlich die Überwachungssysteme neu angelernt werden, ein Kosten- sowie Zeitfaktor. Jochen Freier von tyremotive widerspricht hier: „Aufgrund der stark gesunkenen Preise von OE-RDKS-Sensoren spielt das kaum eine Rolle.“ So sieht das Unternehmen Ganzjahresreifen nur bei Fahrzeugen mit wenig Fahrleistung als Option an. Matthias Schuldes von der Driver Fleet Solution der Driver Handelssysteme GmbH ergänzt: „Bei Neuauslieferungen sind Winterreifen die erste Wahl. (...) Bei den Nutzern im Flottenmarkt handelt es sich in erster Linie um Vielfahrer. Als Profis legen sie Wert auf einen optimalen Mix aus Sicherheit, Performance und Wirtschaftlichkeit.“

Wird alles digitaler?
Kurze Antwort: ja. Auch in der Reifenbranche geht die Entwicklung in diese Richtung, Prozesse und Abläufe werden zunehmend digitaler, wie Dirk Depenbrock von A.T.U zu berichten weiß: „Beginnend von digitalen Terminvereinbarungen über Reifenreportings, wie Einlagerungslisten und Umrüstreports, bis hin zur Beschaffung von Reifen. Wir sind dabei, unsere Prozesse rund um alle Werkstattthemen weiter zu digitalisieren“, so Depenbrock.

Thorsten Schuckenböhmer, Leiter Großverbrauchergeschäft bei Vergölst, sieht den gesamten Werkstattprozess von der Digitalisierung betroffen. „Anmerkungen zum Auto, Leistungsdaten und mehr werden erfasst und so wird ein umfassender digitaler Fußabdruck des Fahrzeugs erzeugt. Die Kommunikation mit dem Kunden ist so nicht nur umfassender, sondern auch transparenter, schneller und besser dokumentiert“, sagt Schuckenböhmer.

Mehr als nur Reifendienstleister
Der Kundenwunsch nach beziehungsweise die Tendenz zu einem Komplettservice ist schon seit einiger Zeit erkennbar. Darauf haben sich inzwischen auch die Anbieter von Reifenservices eingestellt. „Wir verfolgen schon seit Jahren eine klare Rundum-Shopping-Strategie, damit unsere Kunden alles aus einer Hand bekommen. Auch unser Hol- und Bringservice stößt auf immer mehr Zuspruch“, so Andreas Berents von EUROMASTER.

Andreas Kuhl, Key-Account-Manager Leasing- & Flottenkunden Deutschland/ Österreich von der EFR Einkaufsgesellschaft Freier Reifenfachhändler mbH & Co. KG, bestätigt dies weitgehend: „Noch überwiegen die Dienstleistungen rund um die Themen Reifen und Räder. Jedoch spüren wir eine deutliche Nachfrage beim Thema Autoservice. Fuhrparkbetreiber suchen immer mehr nach einer One-Stop-Shopping-Lösung, um alle Bedürfnisse rund um das Kfz bei einem Besuch und einem Dienstleister abzudecken.“

Konkret wird Arnd Metzler, Key Account Flotte Consumer bei der First Stop Reifen Auto Service GmbH, und nennt mit Autoserviceleistungen, Inspektionen und der UVV-Prüfung drei Services, die besonders häufig nachgefragt werden.

Fazit
Das Reifenmanagement an einen Profi abzugeben, bietet viele Vorteile. Mit immer weiter verbesserten technischen Möglichkeiten (Stichwort Digitalisierung), geschulten Mitarbeitern und einer Bandbreite an weiteren Serviceleistungen sind dabei nur einige genannt. Ob das Outsourcen im Einzelfall Sinn macht, hängt natürlich an diversen Faktoren. Hier gilt es wie so oft: Vergleichen hilft. Was kostet mich das Auslagern an Anbieter X, Y oder Z und auf welchen Betrag würde sich das Ganze in Eigenarbeit oder in einer Mischform (externe Dienstleister plus Teile in Eigenleistung) belaufen? Werden bei externen Anbietern die Leistungen abgedeckt, die der Fuhrpark benötigt? Unsere Anbietertabelle sollte dabei schon einmal einen ersten Überblick geben ...

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