Internationales Fuhrparkmanagement: Der Unterschied liegt im Detail

Andere Länder, andere Sitten. Eine sehr alte Redewendung, die nach wie vor gilt. Wer Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement über nationale Grenzen hinweg betreut, kann ein Lied davon singen. Viele Unternehmen agieren im globalen Markt. Drei europäische Fuhrparkverbände wollen helfen und haben jetzt ihre Kompetenzen gebündelt.

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Internationale Geschäfte sind für die meisten Unternehmen überlebenswichtig. Und gerade deutsche Unternehmen sind auf ausländischen Märkten sehr erfolgreich. Deshalb kann auch das betriebliche Mobilitätsmanagement nicht vor nationalen Grenzen haltmachen. Egal, ob das internationale Umfeld als Marktplatz für heimische Produkte dient oder die Produktion ins Ausland verlagert werden soll, ob das Vertriebsnetz oder ganze Produktionsstätten aufgebaut werden – für alles werden erhebliche Investitionen und personelle Ressourcen benötigt. Beim Aufbau der Infrastruktur der Unternehmen spielen branchen- und objektspezifische Anforderungen neben der Mobilität eine zentrale Rolle. So muss beispielsweise in den neuen Fuhrpark, die IT-Landschaft oder die Betriebsausstattung investiert werden.

Nun sind die Rahmenbedingungen aber in jedem Land anders. Manchmal nur minimal, manchmal unfassbar fundamental. Fuhrparkmanager stoßen häufig bei der Ermittlung der Kosten schon an ihre Grenzen. Es sind viele unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen – beispielsweise nationale Präferenzen für bestimmte Fahrzeugtypen oder Marken oder verschiedene steuerliche Vorgaben. In den Niederlanden sind zum Beispiel Fahrzeuge ab einem bestimmten Anschaffungswert mit einer Alarmanlage auszustatten. Hätten Sie es gewusst? Die Frage ist durchaus berechtigt, ob eine einheitliche europa- oder weltweite Fuhrparkverwaltung überhaupt möglich und sinnvoll ist.

Vorgaben sehr unterschiedlich
Es liegt auf der Hand: Selbst im deutschsprachigen Raum – der DACH-Region mit Deutschland, Österreich und Teilen der Schweiz – sind länderspezifische Besonderheiten oft die größten Herausforderungen. Das beginnt bei den Einkaufs- und Zulassungsbedingungen und wird durch unterschiedliche Rechts- und Steuerpolitik nicht einfacher. Woran muss man zum Beispiel bei der neuen Tochtergesellschaft in Österreich denken? Sind die Unfallverhütungsvorschriften gleich, lascher oder strenger? Wo kaufe ich Fahrzeuge besser ein? Direkt vor Ort oder besser in Deutschland, weil in Österreich kein Vorsteuerabzug für Pkw möglich ist

Dann kann es einen großen Unterschied machen, wo das Fahrzeug angemeldet ist. Versicherungstarife in Polen oder Ungarn zeigen zum Beispiel deutliche Unterschiede zu Frankreich, Belgien oder England. Wer ein Nutzfahrzeug versichert, kann in Osteuropa wesentlich weniger zahlen. Die EU-Richtlinien lassen allerdings in vielen Fällen keinen Spielraum – dauerhaft im Ausland genutzte Fahrzeuge müssen zum Beispiel auch dort zugelassen werden, wo der Halter wohnt. Und beim grenzüberschreitenden Verkehr sind in Deutschland eingesetzte Firmenwagen wegen unterschiedlicher steuerlicher Gesetzgebungen und Zulassungsbedingungen nicht ohne Weiteres im Ausland einzusetzen. Grundsätzlich jedoch gilt: Grenzgänger, die nur kurze Einsätze mit ihrem in Deutschland angemeldeten Fahrzeug vornehmen, müssen mit keinerlei Hindernissen rechnen. Doch ein Hamburger Geschäftsmann, der zum Aufbau einer Filiale in Polen dort mehrere Monate mit seinem Firmenwagen fährt, riskiert durchaus Ärger mit den Behörden. Es gibt Fälle, da wurden Kfz-Brief und Kennzeichen einkassiert. Doch auch diese Regelungen können in jedem Land unterschiedlich sein, denn in Luxemburg, Frankreich, Österreich und der Schweiz kann das Firmenfahrzeug auch von einer ausländischen Leasinggesellschaft gemietet werden. Die Zulassung erfolgt dann trotzdem über den Halter im jeweiligen Land. Die wenigen genannten Beispiele zeigen, dass internationales Fuhrparkmanagement riskant ist, zumindest mit dem Wissen eines auf ein Land spezialisierten Verantwortlichen.

Mitmischen und Impulse geben
Es kann also sinnvoll sein, für zahlreiche Länder innerhalb und außerhalb Europas die Regularien und Steuerbestimmungen für die Nutzung von Dienstwagen zu analysieren und eine Handlungsanleitung zu erarbeiten mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Entscheidungen (Einkauf, Finanzierung, Versicherung, Laufzeitmanagement, Rückgabe bis hin zur Vermarktung). Dazu gehört das umfangreiche Reporting als Messinstrument für den Erfolg und die Leistungsfähigkeit des grenzenlosen Fuhrparkmanagements. Diese Beispiele und andere Managementfragen vor Ort treiben Fuhrparkverantwortliche um.

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Das hat die Schwester-Verbände aus der DACHRegion – den Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzer- Verband SFFV, den Fuhrparkverband Austria und den Bundesverband Fuhrparkmanagement aus Deutschland – dazu bewogen, einen intensiven Austausch zu initiieren und gemeinsam einen Dachverband zu gründen – die European Fleet and Mobility Management Association (EUFMA). Mitglieder können Verbände aus den europäischen Ländern werden. Die EUFMA steht im Dialog mit weiteren Verbänden in Europa. Zukünftig sollen die Mitglieder der Verbände von dem Austausch und dem länderspezifischen Wissen der Kollegen profitieren. Dazu kommt, dass die politischen Rahmenbedingungen immer häufiger zentral in Brüssel entwickelt werden. Deswegen hat die EUFMA auch das Ziel, die Interessen von Fuhrpark- und Mobilitätsmanagern auf europäischer Ebene zu vertreten. Der Beitritt weiterer nationaler Verbände ist nicht nur möglich, sondern explizit gewünscht. Das mittel- bis langfristige Ziel der EUFMA ist es, die Stimme für Betreiber europäischer Fuhrparks in Europa zu sein. Wichtig ist den Verantwortlichen vor allem, den Positionen der Mitgliedsunternehmen aller angeschlossenen Verbände so noch stärker und gebündelt Gehör zu verschaffen.

Fazit
Auch für die Fahrzeugflotte und die Mobilitätsanforderungen gilt, dass über nationale Grenzen hinaus geplant und gehandelt werden muss. Nur mit national ausgerichtetem Knowhow kann ein internationales Fuhrparkmanagement nicht erfolgreich sein. Die Prozesse in allen Ländern müssen vor allem koordiniert und die Besonderheiten vor Ort zwingend beachtet werden, sonst gestaltet sich das Flottenmanagement im europäischen Ausland schwierig. Denn überall gelten andere Bestimmungen – von einem homogenen Markt kann trotz der zusammenwachsenden Wirtschaft in Europa noch lange nicht gesprochen werden. Darüber hinaus werden viele Entscheidungen, die signifikanten Einfluss auf operative Arbeiten und rechtliche Rahmenbedingungen haben, heute auf europäischer Ebene entschieden oder vorbereitet. Für die Mitgliederverbände der European Fleet and Mobility Management Association war es eine logische Konsequenz, sich international zu vernetzen und eine Interessenvertretung auf europäischer Ebene aufzubauen. Kernaufgabe des Verbandes ist der Wissensaustausch und die Vernetzung der Mitglieder, um die Interessen zu vertreten, Know-how zu bündeln, Doppelarbeit zu vermeiden und bei der Bewältigung der Aufgaben zu unterstützen.

 

 

EUROPÄISCHE ENTSCHEIDUNGEN

Die meisten Pkw innerhalb der EU sind in Deutschland zugelassen: rund 45 Millionen Autos. Polen ist die Nummer eins bei Lkw – 980.000 Nutzfahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen sind dort registriert. Deutschland kommt auf 903.000 Lastkraftwagen. Fast 30 Prozent aller europäischen Dienstwagen fahren in Deutschland, das damit der bedeutendste Firmenfahrzeugmarkt ist, gefolgt von Großbritannien und Frankreich.

Wenn Politiker europaweit gültige Entscheidungen vorbereiten, die Einfluss auf die Mobilitätsbedürfnisse der Unternehmen haben, dann sollten Europas Fuhrparkbetreiber da ein Wörtchen mitreden und gehört werden. Dafür will der neu gegründete Verband EUFMA sorgen. Ein Vorteil für die politischen Entscheidungsträger: Sie werden mit Wissen unterstützt.

 

 

AUTOR

AXEL SCHÄFER ist seit 2010 Geschäftsführer des von ihm mit initiierten und mit gegründeten Bundesverbandes Fuhrparkmanagement e. V. Zuvor war er viele Jahre erfolgreich im Vertrieb bei führenden Leasinggesellschaften tätig, bevor er sich 1991 selbstständig machte. Der diplomierte Finanzierungs- und Leasingwirt (VWA) ist seit 1992 als Autor, Trainer/Fachreferent in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Seine Kernkompetenz liegt nach wie vor in Fuhrparkmanagement und Leasing. Von 1992 bis 2012 war er Autor und Herausgeber des Praxishandbuchs Fuhrparkmanagement, aktuell gibt er das Fuhrparkcockpit für Mitglieder des Fuhrparkverbandes heraus, eine digitale Know-how-Sammlung, die umfangreiches Fuhrparkwissen bereitstellt.

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