Mobilitätsketten

846.037 gewerbliche Pkw-Neuzulassungen 2017 und damit eine Steigerung von 2,1 Prozent (KBA) zeigen vor allem eines: Der Firmenwagen ist in Deutschland nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel im Bereich der Unternehmensmobilität. Aber es ist längst nicht mehr das Einzige. Flottenmanagement hat sich einmal mit den Alternativen zum Dienstwagen beschäftigt.

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Eines gleich vorweg: Ein Verkehrsmittel für alle Zwecke zu finden ist nicht möglich, es gibt keine Universallösung. Denn die Anforderungen von Unternehmen und Arbeitnehmern sind individuell und nur selten vergleichbar. Ein Pendler beispielsweise, der jeden Tag den gleichen Weg zum Büro zurücklegt, hat andere Mobilitätsanforderungen als der Außendienstmitarbeiter oder Servicetechniker. Hinzu kommt, dass regionale Unterschiede in der Dichte und Qualität des Verkehrsnetzes bestehen. Vermutlich kommt das Automobil dieser vermeintlichen Universallösung noch am nächsten. Was viele Autoenthusiasten wohl auch dazu veranlasst, ihr Fahrzeug mit dem Gefühl der Freiheit zu verbinden. Doch diese hat spätestens im Stadtverkehr ein Ende. Bis die perfekte Form der Fortbewegung gefunden ist, muss die Wegstrecke von Tür zu Tür mit einer Mobilitätskette überbrückt werden. Hierbei zählt vor allem der flexible Übergang von einem Verkehrsmittel auf das Nächste. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel zum Thema Mobilitäts-Apps auf Seite 108. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern daher ein Mobilitätsbudget an, so kann der Mitarbeiter entscheiden, welcher Mobilitätsmix für ihn am passendsten ist. Das Budget kann natürlich auch für einen Dienstwagen verwendet werden. Wer sich jedoch nach einer Alternative oder Ergänzung zum Firmenwagen umschaut, dem drängen sich vor allem Bahn- und Sharing-Lösungen auf.

Alternative: Bahncard
In Sachen Reichweite und Einsatzmöglichkeiten kommt die Bahncard 100 der Deutschen Bahn dem Dienstwagen am nächsten. Für mindestens 4.270 Euro im Jahr darf der Besitzer alle Züge und Verbindungen der Deutschen Bahn in der zweiten Klasse nutzen. Zudem erhält er kostenlosen Zugang zum ÖPNV in mehr als 120 Städten in Deutschland. Interessant ist dieses Angebot vor allem für Vielfahrer auf längeren Strecken. Wer häufig Termine in Bahnhofsnähe und größeren Städten hat, kommt mit diesem Pauschalticket kostengünstig und bequem an seinem Ziel an. Zwar erscheint der Jahrespreis für die zweite Klasse auf den ersten Blick als überteuert, hält man jedoch die Gesamtkosten für einen Dienstwagen dagegen, ist die Bahncard 100 im Vorteil. Dennoch dürften die Kosten für die meisten Arbeitnehmer eine Entweder-oder-Entscheidung zur Folge haben. Entweder eine Bahncard 100 oder ein Dienstwagen, beides dürfte das Budget in der Regel übersteigen. Wer weniger oft unterwegs ist, kann auch eine Bahncard 50 oder 25 in Erwägung ziehen. Pro Fahrt erhält man 50 beziehungsweise 25 Prozent Rabatt auf den Fahrpreis. Bei einem Jahrespreis von mindestens 320 Euro (Business Bahncard 50) beziehungsweise 72 Euro (Business Bahncard 25) sind die Bahncards auch relativ problemlos mit einem Dienstwagen zu kombinieren.

Egal für welche Bahncard man sich entscheidet, die Vorzüge der Dienstreise mit dem Zug bleiben in jedem Fall erhalten. Die schnellen Fernverkehrszüge sind mittlerweile fast immer mit W-LAN ausgestattet, sodass man bequem während der Fahrt den Geschäftstermin vorbereiten kann. Eine Anschlussmobilität mit Mietwagen, Carsharing, Bikesharing oder dem ÖPNV ist gegeben, sodass die Fahrtzeit von Tür zu Tür gerechnet auf Strecken wie Berlin-München, Köln-Frankfurt oder Hamburg-Berlin mit der Fahrtdauer mit einem Pkw vergleichbar ist.

Alternative: Jobticket
Was die Bahncard 100 für den Fernverkehr ist, ist das Jobticket für den Nahverkehr. Fast jeder Verkehrsverbund in Deutschland bietet ein solches Ticket für Arbeitnehmer an. Im Tarifgebiet des jeweiligen Anbieters können die Besitzer eines solchen Tickets alle Nahverkehrszüge und den ÖPNV nutzen. Das Angebot richtet sich also vor allem an Pendler, die dem Berufsverkehr mithilfe der öffentlichen Verkehrsmittel entkommen möchten. Die Kosten richten sich nach der Mitarbeiterzahl des Unternehmens.

Alternative: Carsharing
Die Zahl der Carsharing-Nutzer ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Es gibt regionale und bundesweite Anbieter, mit stationären oder Free- Floating-Konzepten. Der Vorteil ist, dass man die Auswahl des Fahrzeugs dem Fahrtzweck einfach anpassen kann und nur die Kosten der Nutzung trägt. Vom Kleinstwagen bis hin zum Transporter stehen dem Nutzer eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle zur Verfügung. Das Haupteinsatzfeld von Carsharing-Fahrzeugen sind der Stadtverkehr und kurze Strecken bis etwa 100 Kilometer. Wer also wenige Kilometer mit dem Dienstwagen im Jahr fährt, sollte einen Umstieg auf ein Carsharing-Modell erwägen. Der Bundesverband CarSharing e. V. hat errechnet, dass selbst bei 8.000 Fahrkilometern im Jahr noch deutliche Einsparungen gegenüber dem Besitz eines vergleichbaren Pkw bestehen. Bei der Nutzung eines Kleinstwagens beispielsweise spart der Carsharer dieser Beispielsrechnung zufolge 527 Euro pro Jahr. Je weniger man unterwegs ist, desto mehr kann gespart werden. So sind laut dem Bundesverband bei 4.000 Kilometern im Jahr sogar Kosteneinsparungen von etwa 1.500 Euro möglich. Allerdings sind nicht alle Carsharing-Varianten gleich preiswert. Ins Geld geht besonders die intensive Nutzung von reinen Free-Floating-Angeboten, preisgünstiger sind stationsbasierte Anbieter. Derzeit nutzen etwa 45 Prozent der Geschäftsreisenden häufig bis manchmal am Zielort ein Carsharing-Fahrzeug, wie der Deutsche ReiseVerband e. V. (DRV) in der Studie „Chefsache Business Travel 2016“ unter anderem herausgefunden hat. Etwa drei Viertel aller Geschäftsreisenden würden Carsharing nutzen, wenn sie sich am Zielort gut auskennen.

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Alternative: Fahrrad
Dank der pauschalen Ein-Prozent-Besteuerung, die bereits aus dem Dienstwagenbereich bekannt ist, hat das Dienstrad in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Besonders in der Kombination mit einem Jobticket kann das Dienstrad den täglichen Weg zur Arbeit gegenüber der Fahrt mit dem Auto erleichtern und angenehmer gestalten.

Auch das Bikesharing erfreut sich steigender Nutzerzahlen. Zuletzt machte das Fahrradteilen jedoch negative Schlagzeilen, weil ausländische Bikesharing- Anbieter den Markt überschwemmten.

Fazit
Einen Vorteil haben alle Alternativen gemeinsam: Sie sind umweltfreundlich. Auch ein Nachteil ist angebotsübergreifend festzustellen: Sie sind auf ein urbanes Umfeld ausgerichtet. Wer viel im ländlichen Raum unterwegs ist, wird am Dienstwagen nicht vorbeikommen.

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