Die Menge macht’s

Circa 14.500 Tankstellen für Benzin und Diesel gibt es in Deutschland – eine beachtliche Zahl. Aber wie sieht es mit den Tankmöglichkeiten für Gas und Wasserstoff aus und wo kann mittlerweile überall öffentlich Strom geladen werden? Flottenmanagement hat sich mit dem Tankstellennetz in Deutschland beschäftigt und die Entwicklung näher betrachtet.

Die Menge macht’s

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Die Menge macht’s

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Wie eingangs erwähnt: Die Tankstellendichte für Benzin und Diesel ist in Deutschland hoch. Allerdings: Die Zahl der Tankstellen war lange Zeit rückläufig. Ein Blick zurück verdeutlicht die Entwicklung. 1969 gab es in der Bundesrepublik mit knapp 47.000 Tankstellen (ohne die DDR) die meisten registrierten Tankstellen seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang der 1950er-Jahre und auch mit Abstand bis heute. Insbesondere zwischen den 1970er- und 1980er-Jahren ging der Tankstellenbestand deutlich zurück. Einer der Hauptgründe: Mit dem Kraftstoff an sich verdien(t)en die Pächter kaum etwas. Vielmehr ist es der Shop, der mittlerweile die Haupteinnahmequelle darstellt. Im Schnitt generieren Pächter mit den Einnahmen aus dem Shop-Verkauf rund 30.000 Euro im Jahr, so der Tankstellen-Interessenverband e. V. (TIV). Und für einen Shop braucht man Platz, gerade ältere Stationen hatten beziehungsweise haben hier kaum Ausbaumöglichkeiten. Neubauten wären mit immensen Kosten verbunden und lohn(t)en daher meist nicht für freie Tankstellen. Viele Pächter haben daher im Laufe der Jahre ihren Betrieb aufgegeben.

Mittlerweile hat sich die Zahl der Tankstellen in Deutschland auf einem mittleren Niveau eingependelt. Der Energie Informationsdienst (EID) zählte Ende des vergangenen Jahres 14.478 Tankstellen hierzulande, das sind gerade einmal vier weniger als im Jahr zuvor. So schreibt die „Welt“: „Ob es der Lebensmittelhändler Rewe bei Aral oder die Kaffeekette Starbucks beim Konkurrenten Shell sind: Die Ölkonzerne investieren wieder in ihre Außenstellen, weil sich das Geschäft in Deutschland mehr denn je lohnt.“

Doch gerade einige Tankstellenpächter fühlen sich im Regen stehen gelassen. Erst vor wenigen Wochen forderte der Vorsitzende des TIV einen „Mindestlohn“ für sie. Zwei Cent pro Liter sollen die Konzerne an die Tankstellenbetreiber bezahlen. Oftmals bekommen sie nicht einmal die Hälfte des Betrags pro Liter. Daraus lässt sich ableiten: Ein großes Geschäft ist der Spritverkauf für die Tankstellenpächter so oder so nicht. Das meiste Geld an den Kraftstoffen verdienen aber nicht die Mineralölkonzerne, sondern es erhält der Staat. Für die Zusammensetzung des Benzinpreises (Super E10) in Deutschland bei einem Preis von 1,349 Euro pro Liter (Stand: 15. Februar 2018) entfallen gemäß Statista rund 87,3 Cent pro Liter beziehungsweise rund 65 Prozent des Gesamtpreises auf die Steuern und Abgaben, wie zum Beispiel die Mehrwert- oder die Ökosteuer. Deutschland rangiert im Vergleich der weltweiten Benzinpreise im oberen Drittel, so das Statistik-Portal weiter.

Und was ist mit dem Dieselkraftstoff? Die Mineralölsteuer ist hier niedriger, der Preis in der Regel rund 20 Cent pro Liter geringer als bei Benzin. Der Staat bekommt dementsprechend etwas weniger Geld pro Liter Diesel. Doch wie geht es mit dem Diesel weiter? Es drohen Fahrverbote und nicht nur das: In einzelnen Städten stehen sie kurz vor der Umsetzung. Spätestens dieser Einschnitt dürfte drastische Folgen mit sich bringen. Flotten, aber auch Privatpersonen werden vermehrt auf alternative Antriebe umsteigen. Wie sieht hier die Tankstellen- beziehungsweise Ladeinfrastruktur aus

Autogas (LPG)/Erdgas (CNG)
Über 7.100 Autogastankstellen gibt es laut des Deutschen Verbandes Flüssiggas e. V. (DVFG) in Deutschland. Damit liegt diese Alternative zu Benzin und Diesel in Sachen Tankstellendichte klar auf Platz eins. In Europa sind es gar über 30.000 Autogas-Tankmöglichkeiten. Zu beachten: 2018 ist das letzte steuerbegünstigte Jahr für Autogas. „Die Steuerbegünstigung für Flüssiggas (Autogas, LPG) läuft aus“, ist der Wortlaut in einer Erklärung des Bundesfinanzministeriums vom 15. Februar 2018.

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Den über 7.100 Autogastankstellen standen Ende 2017 in der Bundesrepublik 866 Erdgastankstellen gegenüber (Quelle: Statista). Der Großteil davon ist in öffentliche Markentankstellen integriert. Dabei wird an vielen Tankstellen das regenerative BIO-ERDGAS beigemischt. Europaweit gibt es rund 3.400 Erdgastankstellen.

Wird das Netz in Deutschland weiter ausgebaut? „Gemeinsam mit führenden Mineralölkonzernen wie Aral, Shell, Exxon Mobil, Total und freien Tankstellen koordiniert Zukunft ERDGAS den Ausbau des deutschen Tankstellennetzes. In Städten soll etwa alle fünf Kilometer eine Erdgastankstelle erreichbar sein, in Mischgebieten alle 10 bis 15 Kilometer und auf dem Land alle 20 bis 25 Kilometer. Der Fokus liegt hierbei auf wichtigen Verkehrsknotenpunkten, Autobahnnähe und bisher nicht erschlossenen Randgebieten“, heißt es auf Erdgas.info. 1.300 Erdgastankstellen sind das erklärte nächste Etappenziel, das allerdings schon länger im Raum steht. So machte im vergangenen Jahr Miklós Graf Dezasse, Präsident des CNG-Clubs, deutlich: „Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit sind das A und O beim Markterfolg des Treibstoffs CNG. Nur wenn diese flächendeckend gewährleistet sind, lässt sich die Masse der Autofahrer überzeugen!“ Den Versprechen für den Ausbau des Netzes müssten jetzt Taten folgen, so Graf Dezasse weiter.

Unter Vorbehalt (der Bundestag muss noch zustimmen), aber so gut wie sicher gilt: Die Steuerbegünstigung für Erdgas wird bis Ende 2026 verlängert, ab 2024 jedoch schrittweise verringert.

Strom
Elektroautos sollen die Mobilität revolutionieren und die Abgasprobleme in den Ballungszentren lösen. Allerdings ist die Akzeptanz für den E-Antrieb in Deutschland und in vielen weiteren europäischen Staaten noch recht gering. Woran liegt das? Eine Analyse der Platform for Electro-Mobility kommt zu dem Fazit, dass der Durchbruch von E-Autos auf dem europäischen Markt nicht durch einen Mangel an öffentlichen Ladestationen erschwert wird, sondern durch einen Mangel an verfügbaren Fahrzeugmodellen.

„Die Einschätzung, dass es zu wenige Ladestationen für E-Autos in Europa gibt, ist ein Mythos, der von der Autoindustrie bewusst verbreitet wird, um eine Nebelwand aufzubauen. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, dass man zwar das Interesse hat, mehr solcher Fahrzeuge zu verkaufen, dass es aber noch an Infrastruktur dafür fehlt“, zitiert der „Guardian“ Greg Archer, einen der Autoren des Berichts. So zeigt der Bericht auf, dass im Jahr 2017 im Schnitt in der EU fünf EAutos auf eine Ladestation gekommen sein sollen. Das sei mehr, als die EU-Kommission vorgebe, so Archer.

Wie sieht es konkret in Deutschland aus? „Wir sind zuversichtlich, dass der Ausbau der öffentlichen Ladestruktur zügig voranschreiten wird“, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, der Deutschen Presse-Agentur vor gut einem Jahr. Er sollte recht behalten – hierzulande gibt es aktuell 11.092 Stromtankstellen beziehungsweise 31.930 öffentliche Ladepunkte. Rund zehn Prozent der Ladestecker sind dabei für die Schnellladung geeignet (Quelle: GoingElectric, Stand 1. März 2018). Rückblick: Im April 2017 gab es in der Bundesrepublik circa 8.000 Stromtankstellen. „Wenn der Trend so weitergeht, dürften fehlende Lademöglichkeiten künftig kein Hindernis mehr sein, um sich ein E-Auto anzuschaffen“, sagte Stefan Kapferer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland Ende des vergangenen Jahres. Jetzt sei die Automobilindustrie am Zuge, so Kapferer weiter.

Seit Frühjahr 2016 müssen Betreiber öffentliche Ladesäulen anmelden. In diesem Rahmen werden die Ladesäulen dann technisch überprüft. Es geht vor allem darum, ob die vorgeschriebenen Steckertypen angeboten werden. Eine Ladesäule mit zwei Anschlüssen gilt dabei entsprechend als zwei Ladepunkte. Prognosen gehen indes davon aus, dass die Mehrzahl der Elektroautos in Zukunft im heimischen Carport oder an der Arbeitsstätte und nicht an öffentlich zugänglichen Ladesäulen geladen wird.

Auch wenn die Aussichten in Sachen Ladestationen durchaus gut sind, hinkt Deutschland im internationalen Vergleich noch etwas hinterher. Der Nachbar Frankreich beispielsweise fördert seit Jahren den Ausbau von Ladestationen auch im ländlichen Raum und an Autobahnen – in Deutschland oftmals noch die Achillesferse in Sachen Ladeinfrastruktur. Es gibt hierzulande also durchaus noch Verbesserungspotenzial.

Wasserstoff
So manche Experten halten Wasserstoff für den Antrieb der Zukunft. Problematisch stellt sich jedoch die (hiesige) Tankstelleninfrastruktur dar. Zwar hat sich das deutsche Netz öffentlicher Wasserstofftankstellen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt (von 21 auf 45), wie aus der zehnten Jahresauswertung des TÜV SÜD und der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH (LBST) hervorgeht. Aber mit 45 H2-Tankstellen in der Bundesrepublik kann man noch lange nicht von einer Flächendeckung sprechen. Immerhin: Nach Japan (91) hat Deutschland weltweit das größte Netz an Wasserstofftankstellen.

Die meisten öffentlichen Tankstellen befinden sich gemäß der Auswertung in Baden-Württemberg (13), gefolgt von Bayern (8) und Nordrhein-Westfalen (7). Für 31 weitere H2-Tankstellen laufen derzeit bereits die Planungen an konkreten Standorten. Geplant ist die Erweiterung des Netzes auf 100 Tankstellen bis 2019, im Jahr 2030 soll die Zahl dann auf 1.000 anwachsen. „Während andere Länder sich beim Aufbau der Tankstellennetzwerke auf Bevölkerungszentren konzentrieren, sind Deutschland und Dänemark gegenwärtig die führenden Länder auf dem Weg zu einer flächendeckenden Struktur“, sagt Reinhold Wurster, Wasserstoffexperte bei der LBST. In Deutschland soll sich diese flächendeckende Struktur über sieben Regionen (Berlin, Hamburg, Rhein-Ruhr, Frankfurt, Stuttgart, München und Nürnberg) und entlang von neun Autobahnen erstrecken.

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