Prävention
Fahrzeug- oder auch nur Teilediebstahl geht mit einer Menge Ärger einher. Wie sich bei Dieben „beliebte“ Fahrzeuge am besten schützen lassen, haben wir in diesem Artikel zusammengestellt.

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Im Jahr 2016 wurden den deutschen Versicherern 18.227 Autodiebstähle gemeldet. Tendenz steigend, vor allem in den Großstädten und dabei angeführt von Berlin mit einem Plus von acht Prozent. Im Bundesdurchschnitt fällt ein Fahrzeug von 2.000 kaskoversicherten einem Diebstahl zum Opfer. Das mag nicht viel klingen, dennoch bedeutet es für die betroffene Person mehr als nur ein Ärgernis. Ebenso ärgerlich fällt ein Einbruch und Teilediebstahl aus, und hierfür liegt die Häufigkeit wesentlich höher. In rund 106.000 Fällen schlugen die Täter 2016 zu. Zusammengefasst liegt der wirtschaftliche Schaden durch Fahrzeugdiebstahl bei rund 520 Millionen Euro. Ein gestohlener Pkw kostet die Versicherer im Durchschnitt 16.400 Euro, der Ersatz bei Diebstahl elektronischer Bauteile liegt mit 4.100 Euro rund 500 Euro höher als im Vorjahr. Wer teilkaskoversichert ist, bekommt eine Entschädigung. Gelten andere Flottenversicherungsmodelle, so kann dies durchaus empfindlich die Kostenstelle belasten. Wohl dem, der präventiv handelt und beispielsweise Alarmsysteme von Anfang an mitbestellt oder nachrüstet.
Diebstahlwarnanlagen
Da insbesondere Premiumfahrzeuge sowie SUV und Geländewagen die Liste der bei Dieben beliebtesten Fahrzeuge anführen, sollte hier ein besonderes Augenmerk liegen. Wenn nicht Diebstahlwarnanlagen verbaut sind, die optisch und akustisch anzeigen, dass etwas Illegales vor sich gehen könnte, kann die moderne Technik helfen, Fahrzeuge wieder aufzufinden. So sind bei allen Fahrzeugen von Mercedes-Benz Kommunikationsmodule serienmäßig verbaut, sodass sie über die Mercedes-me-connect-Dienste via Internet verfolgbar sind. „Einzelne Komponenten wie beispielsweise das Infotainmentsystem sind tief in das E/E-Gesamtsystem integriert und so codiert, dass sie in anderen Fahrzeugen nicht funktionieren“, so Benjamin Oberkersch, Pressesprecher Connected Car, Infotainment & IT Mercedes-Benz Cars.
Knut Krösche, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH, weist auf die Technologie des Konzerns hin: „Eine ganz neue Bedeutung bei der Diebstahlprävention nimmt die Telematik ein. Denn bei vielen dieser Lösungen sind direkt Diebstahlwarner eingebaut, die den Fuhrparkmanager oder den Fahrer darüber informieren, wenn das Auto ohne eingesteckten Zündschlüssel bewegt wird. Durch sogenannte Gebietsmarkierer (Geofencing) lässt sich zudem ein erlaubter Aktionsradius für das Fahrzeug definieren. Sofern sich das Auto aus diesem herausbewegt, bekommt der Fuhrparkmanager ebenfalls eine Nachricht. Besonders geeignet sind bei Telematiklösungen unserer Meinung nach CAN-Bus-Lösungen, da sie zum einen mehr Informationen abrufen können und zum anderen fest verbaut sind. Sprich: Ein Fahrzeugdieb kann nicht mit einfachen Mitteln die Telematikbox entfernen.“
Ralf Weichselbaum, Leiter Verkauf an Großkunden bei der Audi AG, empfiehlt eine Diebstahlwarnanlage, die für fast alle Audi-Modelle optional erhältlich ist: „Sie dient zur Überwachung von Türen, Motorhaube und Gepäckraumklappe. Safelock verhindert ein Öffnen der Türen von innen, sobald das Fahrzeug über den Fahrzeugschlüssel verschlossen worden ist. Ob Fahrzeugdiebstahl, -aufbruch und Räderklau – sobald etwas Illegales mit dem Audi passiert, bekommt der Kunde zusätzlich über Audi connect eine Benachrichtigung auf das Smartphone, wenn die Warnanlage anschlägt. Dafür muss er neben der entsprechenden App und einem Account bei myAudi die Option Notruf & Service inklusive Fahrzeugsteuerung gewählt haben. Mit dem optionalen Audi connect Diebstahl-Ortungssystem gehen wir sogar einen Schritt weiter. Im Falle eines Diebstahls wird das System entweder manuell oder automatisch, zum Beispiel durch Aktivierung der Diebstahlwarnanlage, ausgelöst. Nun kann das Fahrzeug per Fernzugriff über das Audi-Callcenter lokalisiert werden. Außerdem können bestimmte Funktionen wie Hupen und Blinken ausgelöst werden, um auf das Fahrzeug aufmerksam zu machen. Das System ist ein von unabhängigen Forschungsinstituten für Fahrzeugsicherheit zertifiziertes und ab Werk verfügbares System, für das keine aufwendige nachträgliche Installation nötig ist und das die Versicherungsanforderung an Trackingsysteme für Rabattierungen erfüllt.“
Auch bei Jaguar und Land Rover verweist man auf Telematiklösungen: „Grundsätzlich empfehlen wir, Fahrzeuge mit InControl Secure auszustatten. Bei InControl Secure handelt es sich um ein integriertes Ortungssystem, das im Falle eines Diebstahls scharf geschaltet werden kann. Alle Modelle von Jaguar Land Rover verfügen serienmäßig über Diebstahlwarnanlagen und passive Wegfahrsperrensysteme, die von Versicherungsgesellschaften anerkannt werden. Der Diebstahl von Ersatzteilen spielt bei Jaguar Land Rover keine Rolle. Sollten jedoch Ersatzteile aus gestohlenen Fahrzeugen auftauchen, so lassen sich diese meist über Seriennummern identifizieren“, erklärt Pressesprecher Gerrit Hohmann.

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Auch im Nutzfahrzeugbereich geht es darum, Fahrzeug und wertvolle Teile und Ladung zu schützen. Der Prozentsatz der mitgeorderten Diebstahlwarnanlagen liegt bei VW Nutzfahrzeuge beim Amarok bei 61 Prozent, beim T6 bei 26 Prozent, beim Caddy bei 13 Prozent und beim Crafter bei 10 Prozent. Die Modularen Informationsbaukästen, kurz MIB, verfügen derzeit nur beim Crafter über einen Komponentenschutz, der eine nicht-autorisierte Verwendung von Teilen verhindern soll. Bei allen weiteren Nutzfahrzeugmodellen von VW ist das Infotainmentsystem beziehungsweise das Navigationsgerät mit dem Bordnetz des Fahrzeugs „verheiratet“ und lässt sich nicht ohne einen individuellen Code anderweitig verwenden. Darüber hinaus lassen sich alle Modelle mit dem Telematiksystem Car-Net-Security ausstatten, das eine Gebietsüberwachung beinhaltet sowie über die Online-Diebstahlwarnfunktion auch die Parkposition im Auge behält.
Dass eine Diebstahlwarnanlage bereits serienmäßig integriert ist, gilt eher für hochpreisige Modelle. So können Kunden eines Jaguar F-Pace, XF oder XJ, Nutzer eines Audi A8 oder eines BMW 7ers bereits ab Werk auf dieses Zubehör vertrauen. Bei einigen Fahrzeugmodellen beinhalten unterschiedliche Pakete wie zum Beispiel ein Businesspaket oder Navigationspaket eine Alarmanlage mit Diebstahlsicherung, Innenraumschutz, Neigungsalarm und Notstromsirene. Als einzelne Sonderausstattung liegen die Kosten dieses Extras bei etwa 400 Euro netto, beispielsweise für einen BMW 3er Touring, einen Audi Q5 oder einen Mercedes-Benz GLC.
Schwachstelle Schließsysteme
Für Audi-Kunden besteht die Möglichkeit, den Komfortschlüssel im Fahrzeug zu deaktivieren. Bei einigen Modellen muss das der Audi-Partner machen, bei anderen kann das der Kunde selbst im MMI-Menü in seinem Fahrzeug durchführen. Nach der Deaktivierung des Komfortschlüssels kann der Kunde den Schlüssel wie gewohnt als aktive Fernbedienung nutzen und das Fahrzeug damit auf- und zuschließen. Eine veränderte Technologie wird, beginnend mit dem neuen Audi A8, ab sofort in allen neuen Modellgenerationen eingesetzt. Um heute einen unberechtigten Zugriff auf das Funksignal des Komfortschlüssels komplett auszuschließen, braucht der Kunde den Schlüssel nur in einem Etui mit entsprechender EMV-Schutzfunktion zu deponieren, das eine Signalübertragung per Funkwellen verhindert. Eine kleine Metallbox hat dieselbe Funktion.
Bei Jaguar Land Rover können Keyless-Entry-Systeme bei Bedarf über den Smartkey durch Tastenkombinationen aktiviert beziehungsweise deaktiviert werden. Schließsysteme der neueren Generation im Modelljahr 2018 verfügen über einen effektiven Schutz gegen die Anwendung von sogenannten Funkstreckenverlängerern und bieten somit einen erhöhten Diebstahlschutz. Die Möglichkeiten, potenziell gefährdete Flottenfahrzeuge präventiv, also bereits bei Bestellung, zu schützen, sollte jeder Fuhrparkleiter in Erwägung ziehen und bestimmte Referenzmodelle mit der Pflichtausstattung „Diebstahlwarnanlage“ versehen. Ebenfalls kann es helfen, die Fahrzeugnutzer dafür zu sensibilisieren, ihr Fahrzeug so sicher wie möglich abzustellen. Schließlich betrifft es auch sie, wenn das Fahrzeug weg ist beziehungsweise es in die Werkstatt muss, um Einbruchsfolgen beseitigen zu lassen. Dennoch, vor organisierten Banden, die es auf Fahrzeuge und Teile abgesehen haben und die auch modernste Technik überlisten können, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. Da muss erfolgreiche Polizeiarbeit für entscheidende Abschreckung sorgen.
Empfehlungen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) zur Diebstahlprävention:
• Das Auto möglichst sicher parken: am besten in einer abschließbaren Garage oder auf einem nicht öffentlichen Parkplatz. Ist das nicht möglich, das Auto in gut beleuchteten und belebten Straßen abstellen.
• Auch bei kurzer Abwesenheit den Schlüssel abziehen und Scheiben, Türen, Schiebe- oder Cabrio-Dach schließen.
• Beim Abschließen mit der Fernbedienung auf das optische beziehungsweise akustische Signal des Autos achten. Diebe können das Signal mithilfe von Funkblockern stören.
• Originalpapiere und Zweitschlüssel nicht im Auto aufbewahren.
• Ist ein Schlüssel weg, muss umgehend gehandelt werden. Steht das Auto in der Nähe, sollte es bewacht und wenn möglich an einen sicheren Ort gebracht werden. Danach sollte der Versicherer informiert und ein Schlüssel- Diebstahl bei der Polizei angezeigt werden.

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