Das Ziel steht

Im November 2017 gab die Europäische Kommission die neuen Zielvorgaben hinsichtlich der durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw und Lkw in der Europäischen Union (EU) bekannt. Demnach sollen im Jahr 2030 die durchschnittlichen CO2-Emissionen sowohl bei neuen Pkw als auch bei neuen Lieferwagen 30 Prozent niedriger sein als 2021. Flottenmanagement zeigt die Hintergründe auf.

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Ab dem Jahr 2020 ist es in der EU so weit: Dann ist ein CO2-Ausstoß von maximal 95 g/km für alle neu zugelassenen Pkw erlaubt, für leichte Nutzfahrzeuge liegt die Grenze bei 147 g/ km. (Die beiden Grenzwerte basieren noch auf einem alten Messverfahren, das mittlerweile durch den WLTP-Fahrzyklus ersetzt worden ist. Mehr dazu finden Sie auf Seite 60.) Das Ganze klingt ambitioniert und dürfte es auch sein. Und auch die Strafen haben es in sich: Für jedes zu viel emittierte Gramm CO2 muss von den Herstellern 95 Euro bezahlt werden – pro Auto. Interessant: Hersteller werden dabei als Autogruppen betrachtet, der VW-Konzern (mit allen seinen zugehörigen Marken) wäre beispielsweise eine solche Gruppe.

Die EU-Kommission ging in diesem Winter mit ihren Zielen sogar noch einen Schritt weiter. Diese lauten: Der CO2-Ausstoß von Neuwagen soll bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent verringert werden (im Vergleich zu 2021). Der Grund dafür: Der Übergang zu emissionsarmen und emissionsfreien Fahrzeugen soll beschleunigt werden. Und auch das hat wiederum einen Grund: Denn die EU hat sich im Rahmen des Pariser Übereinkommens dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren – Pkw spielen dabei eine entscheidende Rolle. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte es bereits im September des vergangenen Jahres in seiner Rede zur Lage der Union angekündigt: „Ich möchte, dass Europa führend ist, wenn es darum geht, den Klimawandel zu bekämpfen. Im vergangenen Jahr haben wir mit dem Pariser Klimaschutzabkommen, das hier in diesem Hause ratifiziert wurde, die globalen Spielregeln gesetzt.“ Des Weiteren kritisiert er die USA deutlich: „Da die Vereinigten Staaten ihren Ehrgeiz offenbar heruntergeschraubt haben, muss Europa dafür Sorge tragen, unsere Erde – die unteilbar Heimat aller Menschen ist – wieder großartig zu machen.“

Große Worte, denen die EU jetzt Taten folgen lassen möchte. Maroš Šefocvic, seines Zeichens für die Energieunion zuständiger Vizepräsident der Kommission, führte das Ganze Ende 2017 näher aus: „Es ist ein Zeitalter des klimafreundlichen wirtschaftlichen Wandels angebrochen. Das Vorschlagspaket schafft die Voraussetzungen dafür, dass europäische Hersteller den globalen Energiewandel anführen können, statt anderen hinterherlaufen zu müssen. Es wird sie dazu motivieren, die besten, saubersten und wettbewerbsfähigsten Fahrzeuge herzustellen und damit das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher wiederzugewinnen. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung: eine moderne, nachhaltige europäische Wirtschaft mit saubererer Luft in unseren Städten und besserer Einbeziehung erneuerbarer Energien in unsere jetzigen und künftigen Energiesysteme.“

Die EU beruft sich bei ihren Vorschlägen für die Verringerung der CO2-Emissionen nach eigenen Angaben auf fundierte Analysen und eine breite Einbeziehung der Interessenträger – von nichtstaatlichen Organisationen bis zur Industrie.

Miguel Arias Cañete, EU-Kommissar für Klimapolitik und Energie, erklärt die Tragweite der von der EU ausgerufenen Ziele: „Der globale Wettlauf um die Entwicklung sauberer Autos ist eröffnet. Es gibt keinen Weg zurück. Doch Europa muss seine Angelegenheiten in Ordnung bringen, wenn es eine leitende und führende Rolle in diesem globalen Wandel einnehmen will. Wir brauchen die richtigen Ziele und die richtigen Anreize. Genau das erreichen wir mit diesen CO2-Maßnahmen für Pkw und Lieferwagen. Unsere Ziele sind ambitioniert, kostenwirksam und durchsetzbar. Mit den Zwischenzielen für 2025 werden wir bereits jetzt Investitionen anstoßen. Mit den Zielen für 2030 geben wir Stabilität und die Richtung vor, um diese Investitionen aufrechtzuerhalten. Wir investieren heute in Europa und gehen hart gegen Umweltverschmutzung vor, damit wir unsere Zusage im Übereinkommen von Paris zur Reduzierung unserer Emissionen erfüllen können.“

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Kontroverse Meinungen
Das neu geschnürte Paket der EU scheint nicht bei allen gut anzukommen. „Der Vorschlag der EU-Kommission ist eine Mogelpackung“, kritisiert Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag. „Ganz offensichtlich haben die Lobbyverbände der Automobilwirtschaft bei der Kommission mal wieder ganze Arbeit geleistet.“ Damit spielt er darauf an, dass die künftigen Ziele nur noch in prozentualen Minderungsvorgaben ausgedrückt wurden. Hinzu kommt der Wechsel auf das neue Messverfahren WLTP, das die Werte deutlich genauer erfassen soll. Die für 2020 anvisierten Werte werden noch mit dem alten, deutlich weniger präzisen Verfahren gemessen – somit ein Vorteil für die Hersteller. Der Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) sieht die neuen Ziele allerdings als extreme Herausforderung an. „Ob diese vorgeschlagenen CO2-Zielwerte zu erreichen sind, ist aus heutiger Sicht mehr als fraglich“, so der Verband in einer Stellungnahme. Miguel Arias Cañete formuliert es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur aus Sicht der EU: „Die Minderungsziele, die wir vorschlagen, lassen sich kosteneffizient erreichen.“ Er geht auch auf die unter anderem von Oliver Krischer geäußerte Kritik ein: „Ich bin nicht unter Druck gesetzt worden, wir haben unsere Arbeit frei erledigt“, so der EU-Kommissar. „Aber ich habe der Industrie zugehört, ich habe auf ihre Argumente gehört. (...) Ich folge nicht all ihren Vorschlägen. Aber manchmal haben sie bei einer Sache recht und ich kann ihre Bedenken nachvollziehen.“

Dass es auch noch deutlich drastischer geht, zeigt das Beispiel China. Denn dort, so berichten zwei Nachrichtenagenturen, wurde die Produktion von über 500 Pkw-Modellen, die die staatlichen Richtlinien in Bezug auf den Spritverbrauch nicht einhalten, verboten. Letztlich soll es noch mehr dazu führen, den Fokus der Hersteller als auch der Kunden auf E-Autos zu lenken. Ein Plan, den auch die EU verfolgt, wenn auch mit deutlicher sanfteren Methoden. Ob das E-Auto allerdings das Allheilmittel ist, sei einmal dahingestellt.

 

 

EU-PAKET FÜR SAUBERE MOBILITÄT

- Neue CO2-Normen, um die Innovationsbereitschaft der Hersteller zu fördern und ihnen zu helfen, emissionsarme Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Mit den Zwischenzielen für 2025 wird sichergestellt, dass bereits jetzt Investitionen angestoßen werden. Die Ziele für 2030 geben Stabilität und die langfristige Richtung vor, um diese Investitionen aufrechtzuerhalten. Diese Ziele tragen dazu bei, den Übergang von Fahrzeugen mit konventionellem Verbrennungsmotor zu sauberen Fahrzeugen voranzutreiben.

- Die Richtlinie über die Förderung sauberer Fahrzeuge zur Förderung sauberer Mobilitätslösungen in öffentlichen Ausschreibungsverfahren. Damit werden der Nachfrage und der weiteren Verwirklichung sauberer Mobilitätslösungen starke Impulse gegeben.

- Einen Aktionsplan und Investitionslösungen für die europaweite Einführung einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Ziel ist eine Anhebung des Ambitionsgrads der nationalen Pläne, die Erhöhung der Investitionen und die Verbesserung der Akzeptanz bei Verbraucherinnen und Verbrauchern.

- Die Überarbeitung der Richtlinie über den kombinierten Verkehr, die den kombinierten Einsatz verschiedener Güterverkehrsträger (zum Beispiel Lastkraftwagen und Züge) fördert, wird es für die Unternehmen leichter machen, Anreize zu nutzen, und wird somit zum kombinierten Einsatz von Lastwagen und Zügen, Binnen- und Seeschiffen bei der Güterbeförderung motivieren.

- Die Verordnung über den Personenkraftverkehr zur Förderung der Entwicklung von Fernbusverbindungen in ganz Europa und zur Eröffnung von Alternativen zur Nutzung privater Pkw wird dazu beitragen, die Emissionen aus dem Verkehr und die Überlastung der Straßen weiter zu verringern. Damit werden insbesondere einkommensschwachen Menschen zusätzliche, bessere und erschwinglichere Mobilitätsmöglichkeiten geboten.

- Die Batterieinitiative ist von strategischer Bedeutung für die integrierte Industriepolitik der EU und dafür, dass die Fahrzeuge und andere Mobilitätslösungen der Zukunft und ihre Komponenten in der EU entwickelt und hergestellt werden können.

Quelle: europa.eu

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