Zeit zum Umdenken?
Mögliche Fahrverbote, steigende Kosten für den Diesel-Kraftstoff und ein geändertes Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt lassen alternative Antriebskonzepte in den Fokus vieler Privatpersonen beim Neufahrzeugkauf rücken. Doch rechnen sich diese Alternativen auch für den Unternehmensfuhrpark? In Kooperation mit Schwacke hat Flottenmanagement fünf Antriebsvarianten in der Vollkostenanalyse gegenübergestellt.

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Autogas, Benzin, Diesel, Elektro, Erdgas oder Hybrid? Das ist heute eine Frage, vor der viele Fuhrparkleiter stehen. Konnte man die Entscheidung bezüglich einer Antriebsvariante in der Vergangenheit noch aufgrund fehlender Vielfalt bei den elektrisch angetriebenen Modellen zugunsten von Benzin- beziehungsweise Dieselfahrzeugen treffen, bietet heute fast jeder Hersteller mindestens ein Fahrzeug, das sich allein durch Strom bewegen lässt. Doch wie verhält es sich mit den Kosten? Der Einstiegspreis in die Welt der Elektromobilität ist höher als bei herkömmlich angetriebenen Dienstfahrzeugen, was auch daran liegt, dass Modelle, die sich rein elektrisch bewegen lassen, meist über mehr Leistung verfügen und zudem selten in verschiedenen Leistungsstufen zu haben sind. Doch wie stellt sich die Situation nun dar, wenn man ein Modell hinsichtlich der Motorenleistung angleicht und die unterschiedlichen Antriebsvarianten somit vergleichbar macht? Die Antwort auf diese Frage haben wir in Kooperation mit Schwacke im Vollkostenvergleich gefunden.
Doch zunächst ein paar Sätze zur Methodik unseres Vergleichs der Total Cost of Ownership (TCO): Die Wahl eines geeigneten Fahrzeugs war trotz der zunehmenden Modellvielfalt keineswegs leicht, da das Gros der Modelle meist nur eine alternative Antriebsvariante zu bieten hatte. Zugleich sollte es sich dabei um ein Fahrzeug handeln, das auch die Ansprüche an einen Dienstwagen bestens erfüllt. Die Wahl fiel auf den VW Golf, der als Fließheckversion nicht nur in fünf unterschiedlichen Antriebsvarianten zu haben ist, sondern auch der beliebteste Dienstwagen in Deutschland ist, wenn man die gewerblichen Neuzulassungen 2017 zugrunde legt (S. 56 ff.).
Die Grundlage unseres Vollkostenvergleichs bilden die Daten des Schwacke-Online-Tools Fleet Cost Expert, welches Fuhrparkmanagern einerseits die Berechnung der TCO der existierenden Flotte ermöglicht, andererseits ihnen auch als Grundlage für Neuanschaffungen dient; mit Datenstand Januar 2018. Hierbei wurde ein Szenario mit einer Haltedauer der Fahrzeuge von 36 Monaten und einer jährlichen Laufleistung von 20.000 Kilometern gewählt. Zudem wurden bei der Kalkulation keine Hersteller- beziehungsweise Händlerrabatte berücksichtigt, da es hierfür keine verlässlichen Datenquellen gibt, lediglich die staatlichen Kaufprämien für rein elektrische Fahrzeuge mit 4.000 Euro respektive 3.000 Euro für Plug-in-Hybride wurden mit eingerechnet. Der hinterlegte Zinssatz inklusive Marge für die Leasinggesellschaft beträgt in der TCO-Kalkulation sieben Prozent, Opportunitätskosten wurden dabei nicht berücksichtigt. Nicht zuletzt wurde der Vollkostenvergleich nicht ausstattungsbereinigt durchgeführt, allerdings haben wir uns bei der Benzin-, Diesel- und Erdgasvariante des VW Golfs für die höhere Ausstattungslinie „Comfortline“ sowie ein Doppelkupplungsgetriebe entschieden, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
Berücksichtigt man all diese Faktoren, ergibt sich im Vollkostenvergleich für eine dreijährige Haltedauer und eine jährliche Fahrleistung von 20.000 Kilometern das folgende Ranking: Mit 26.371,79 Euro ist der VW e-Golf fast 700 Euro günstiger als die Benzinvariante. Auf Platz drei folgt der erdgasbetriebene VW Golf 1.4 TGI BlueMotion mit rund 27.649 Euro; dicht dahinter der VW Golf 2.0 TDI BlueMotion Technology mit Gesamtkosten von fast 27.889 Euro. Mehrkosten von fast 2.500 Euro im Vergleich zum e-Golf bedeuten den letzten Platz für den Plug-in-Hybrid, welcher aber mit einer Systemleistung von 204 PS gleich eine Mehrleistung von 36 Prozent verspricht.
Doch welche Schlussfolgerungen lassen sich aus diesem Ranking ziehen? Die staatliche Kaufprämie macht elektrisch betriebene Fahrzeuge zu einer echten Alternative, wobei der rein elektrische VW e-Golf hier besonders profitiert. Doch auch in den Punkten „Ersatzteilkosten“ und „steuerliche Belastung“ ist der Stromer aus Wolfsburg einsame Spitze: So belaufen sich die reinen Kosten für Ersatzteile auf lediglich 44,90 Euro, zusammengerechnet mit dem Arbeitslohn auf 281,50 Euro („Ersatzteilkosten, gesamt“), und sind damit fast 200 Euro niedriger als bei der Dieselvariante. Zudem entfällt beim e-Golf die Kfz-Steuer, aber auch die steuerliche Gesamtbelastung, die sich aus der Erwerbssteuer und der steuerlichen Belastung während der Haltedauer zusammensetzt, ist knapp 336 Euro günstiger als die eines VW Golf 1.5 TSI ACT BlueMotion Technology. Rückt man den Punkt „Treibstoffkosten“ wiederum in den Fokus, ist die Erdgasvariante der Wolfsburger Kompaktklasse mit großem Abstand die günstigste – fast 1.000 Euro lassen sich hier allein gegenüber dem VW Golf 2.0 TDI sparen; mehr als das Doppelte bei den Treibstoffkosten muss man bei der Kombination von Benzin und Strom einkalkulieren. Demgegenüber steht ein hoher Wertverlust bei der Wolfsburger Kompaktklasse mit Erdgasantrieb: So verliert der VW Golf 1.4 TGI BlueMotion nach drei Jahren Haltedauer und einer Gesamtlaufleistung von 60.000 Kilometern rund 14.500 Euro an Wert. Den höchsten Restwert erzielt in diesem Szenario der Plug-in-Hybrid mit 48,92 Prozent, dicht gefolgt vom VW Golf TDI mit 48,23 Prozent. Beträgt die Gesamtlaufleistung beispielsweise nur noch 30.000 Kilometer, ist der e-Golf Spitzenreiter bei den Restwerten, verriet man uns bei Schwacke. Höhere Laufleistungen sollen hingegen eher die Dieselvariante begünstigen.

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Fazit
Schon dieser kleine Vollkostenvergleich zeigt, wie hochkomplex das Thema Total Cost of Ownership ist. Die Vielzahl von Variablen erschwert eine generelle Aussage: So haben wir aufgrund der unterschiedlichen Förderungen seitens der Hersteller und Handelsorganisationen bewusst darauf verzichtet, Flottenrabatte mit in die Vollkostenanalyse einzubeziehen. Auch wurde der Vergleich nicht ausstattungsbereinigt durchgeführt, da sowohl der e-Golf als auch der GTE über eine umfangreichere Serienausstattung verfügen, wodurch für die Benzin-, Diesel- und Erdgasvariante circa 8.000 Euro für die Mehrausstattung fällig wären. Ausstattungsbereinigt läge der TCO-Vorteil des e-Golfs bei über 6.000 Euro. Kleinere Benzin- und Dieselmotoren, die beispielsweise oft in Servicefuhrparks Anwendung finden, würden hingegen den Gesamtkostenvergleich zugunsten der Verbrenner ausfallen lassen. Weitere Infos über Fleet Cost Expert gibt es bei FleetCostExpert@schwacke.de.

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