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Die Organisation International Transport Forum (ITF), der insgesamt 59 Nationen angehören, veröffentlichte unlängst eine Studie, die sich mit alternativen Lösungen zum aktuellen Verkehrssystem in der finnischen Hauptstadt Helsinki beschäftigt. Grundlage ist der verstärkte Einsatz von geteilten Verkehrsmitteln (Carsharing, Bikesharing). Das ITF hatte bereits zuvor eine ähnliche Studie auf Grundlage des Verkehrssystems in Lissabon veröffentlicht.

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Die „New Shared Mobility Study on Helsinki“ hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen eines optimierten On-Demand-Transportsystems in der Metropolregion in Finnland zu analysieren. Dazu wurde in verschiedenen Szenarien der Einfluss von Sharing-Transportmitteln auf das Verkehrssystem beobachtet. Die Szenarien beinhalteten sowohl einen vollständigen Wechsel auf Sharingmodelle als auch einen Teilumstieg auf die neue Art der Mobilität. Der innerstädtische Schienenverkehr wurde jedoch in allen Versuchsmodellen beibehalten.

Durch den Umstieg vom privaten Autoverkehr auf neue gemeinsam genutzte Mobilitätsdienste in städtischen Gebieten ergeben sich viele Vorteile, die im Zusammmenhang mit Carsharing auch immer wieder genannt werden. So würde die Anzahl der benötigten Autos zurückgehen, die CO2-Emissionen könnten reduziert werden und große Teile öffentlicher Flächen, die bislang zum Parken verwendet wurden, könnten für andere Zwecke freigegeben werden. Dabei sollte es für die Nutzer nicht schwieriger sein von Tür zu Tür zu kommen, als dies mit einem privaten Pkw der Fall wäre. Diese Erkenntnisse bestätigen im Grunde die Ergebnisse der Studie aus Lissabon.

In den Simulationen wurden Autofahrten (private Auto-, Bus- und Taxifahrten) durch verschiedene Konfigurationen von sechssitzigen Shared-Taxis ersetzt, die einen On-Demand-Service von Tür zu Tür anbieten. Diese mussten 30 Minuten im Voraus gebucht werden. Damit könnten alle heutigen Autofahrten in der Metropolregion Helsinki mit nur vier Prozent der derzeitigen Anzahl von Privatfahrzeugen absolviert werden. Die effizientesten Ergebnisse in Bezug auf die Reduzierung von Emissionen und Staus werden demnach erzielt, wenn alle privaten Autofahrten durch geteilte Fahrten ersetzt werden: Die CO2-Emissionen von Autos würden um 34 Prozent zurückgehen und Staus würden um 37 Prozent reduziert.

Geteilte Mobilität bedeutet auch weniger Transfers, weniger Wartezeiten und kürzere Reisezeiten im Vergleich zu herkömmlichen öffentlichen Verkehrsmitteln. Die verbesserte Qualität des Dienstes könnte Autonutzer anziehen, die derzeit keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und eine Verlagerung weg von individuellen Autofahrten fördern. 

Die Helsinki-Studie bestätigt auch den Befund der Lissabon-Studie in Bezug auf den verbesserten Zugang zu Arbeitsplätzen durch die gemeinsame Mobilität, insbesondere für Bürger in strukturschwachen Regionen. Gemeinsame Mobilitätsdienste können somit eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines gerechteren Zugangs zum Arbeitsmarkt spielen.

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Schließlich bestätigt die Helsinki-Studie, dass gemeinsame Mobilitätsdienste Zubringerdienste für öffentliche Verkehrsdienste mit hoher Kapazität sein können. Wie im Falle von Lissabon haben Szenarien, bei denen die erste und letzte „Meile“ in einem geteilten Fahrzeug gemeinsam zurückgelegt wird, gezeigt, dass dies die Zug- und U-Bahn-Auslastung zwischen 15 Prozent und 23 Prozent erhöhen kann.

Auch wenn die Vorteile einer geteilten Mobilität für die Metropolregion Helsinki eindeutig sind, fällt der Unterschied zur Ist-Situation im Vergleich zur Studie in Lissabon weniger drastisch aus. Durch den Austausch aller privaten Autofahrten durch gemeinsam genutzte Dienste wurden im Fall Lissabon die CO2-Emissionen um 62 Prozent gesenkt, während die Reduzierung für die Metropolregion Helsinki nur 28 Prozent betrug. Dieser Unterschied erklärt sich einfach mit der besseren Ausgangslage der finnischen Hauptstadt, die im internationalen Vergleich bereits ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln bietet. Der derzeitige Anteil an motorisiertem Straßenverkehr am gesamten Mobilitätsaufkommen in der Metropolregion Helsinki beträgt nur 56 Prozent gegenüber 70 Prozent in Lissabon. Dadurch ist weniger Spielraum für Verbesserungen vorhanden.

Erstmals ergänzten eine Fokusgruppe und eine Nutzerumfrage die Mobilitätsstudie. Die Rückmeldungen von potenziellen Nutzern in der Region Helsinki zeigten, dass die Bürger sehr positiv über gemeinsame Dienste denken, da sie ein zusätzliches Instrument zur Verbesserung der Mobilität in der Region darstellen. Potenzielle Nutzer legen jedoch sehr viel Wert auf Preis- und Servicequalität. Die Befragten äußerten den Wunsch, dass Shared Services in der gesamten Metropolregion verfügbar sind, nicht nur im Stadtzentrum. Shared Services als Zubringer für Bahn- und U-Bahn-Linien werden als sehr relevant angesehen. Dies stimmt mit den Simulationsergebnissen überein, die zeigen, dass Carsharing nur in einem ausreichend großen Umfang Sinn macht, da nur so die Kosten überschaubar bleiben und der positive Nutzen für die Stadt groß genug im Verhältnis zum Aufwand ist.

Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie empfiehlt das ITF folgende Handlungsweisen für die Verkehrspolitik in Helsinki:

• Implementierung von Sharingsystemen in das vorhandene Verkehrssystem
• Implementierung von Sharingsystemen in einem ausreichend großen Umfang, um die Attraktivität zu steigern und die Kosten zu senken
• Anknüpfung an den städtischen Schienenverkehr
• Auch Nutzer in ländlicheren Regionen mit Sharingangeboten ansprechen, um den Pendelverkehr besser in den Griff zu bekommen
• Verbesserte Anbindung von öffentlichem Nahverkehr und Sharingangeboten

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