Umbau nach Maß
Individuelle Sonderlösungen sind im Nutzfahrzeugbereich immer öfters gefragt. Daher haben wir uns näher mit dem Thema befasst und stellen in einer Übersicht eine Auswahl von Unternehmen vor, die solche Umbauten anbieten. Zudem beleuchten wir unter anderem, welche Auswirkungen die Digitalisierung und die anhaltende Dieseldiskussion auf dieses Thema haben.

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Es gibt eine ganze Reihe von Sonderumbauten, die im Fuhrpark gefragt sind. Wenn hier die Lösungen der Autohersteller (die mit Umbauern kooperieren) nicht mehr ausreichen, sondern bestimmte andere Individualisierungen gefragt sind oder die entsprechend vorgegebene Lösung einfach nicht den Vorstellungen entspricht, kann der Flottenmanager auf eine Reihe von darauf spezialisierten Unternehmen zurückgreifen. Dazu zählt beispielsweise die bott GmbH & Co. KG. „Wir bieten individuelle Lösungen für nahezu jedes Gewerk mit mobilem Service, Kundendienst und Werkstatteinsatz“, erklärt Frank Pohlmann, Key Account Europa und Produktmarketing beim Einrichtungsspezialisten. Daneben gibt es Firmen, die sich auf einen Teilbereich bei den Sondereinrichtungen konzentrieren, wie beispielsweise die Winter Fahrzeugtechnik GmbH. „Grundsätzlich bedienen wir alle Anfragen rund um den temperaturgeführten Transport“, berichtet Vertriebsleiter und Prokurist Christian Wenig. Dies reiche vom Metzger, Fisch- oder Käsehändler (Einzel- und Flottenkunden) über den Caterer bis hin zum Transport von pharmazeutischen Produkten.
Material und Rückbaubarkeit
Die verwendeten Materialien spielen bei den Sonderumbauten eine entscheidende Rolle. Die ALUCA GmbH verspricht durch die ausschließliche Verwendung von Aluminium, Nutzlastreserven zu schaffen. Denn Aluminium sei besonders leicht, gleichzeitig robust sowie widerstandsfähig und langlebig, so Marketingleiter Claudius Boos. Bott hingegen vertraut auf einen Materialmix aus Stahl, durchgängig eloxiertem Aluminium und Kunststoff. „Daraus resultiert das beste Verhältnis aus Stabilität, Traglast und Gewicht“, erläutert Frank Pohlmann.
Doch unabhängig vom Material ist die rückstandslose Entfernung bei Ein- oder Umbauten ein wichtiges Thema. Reinhold Braun, Geschäftsführer der Sortimo International GmbH, sagt: „Wir achten schon beim Einbau und Aufbau von Sonderlösungen auf den Werterhalt der Fahrzeuge durch Vermeidung von Bohrungen beziehungsweise spangebender Bearbeitung der Fahrzeugstruktur. Damit lassen sich die Lösungen einfach und rückstandslos um- und ausbauen.“ Bernd-Dieter Haskamp, Prokurist bei Würth Fahrzeugeinrichtungen, berichtet ebenfalls von einer Verwendung in mehreren Zyklen. So ist auch unserer Übersicht zu entnehmen, dass die Lösungen von fast allen Anbietern rückbaubar sind. Jürgen Wenzel, geschäftsführender Gesellschafter der Wenzel GmbH, schränkt hierbei allerdings etwas ein. Denn die Frage nach der Rückbaubarkeit könne nicht pauschal beantwortet werden, da es sich ja in der Regel um individuelle Sonderlösungen handele. Wenzel weiter: „Im Normalfall lässt sich alles nahezu rückstandsfrei wieder entfernen, aber was ist bei einer Sonderlösung ‚normal‘?“
Digitalisierung
Das digitale Zeitalter führt fast in jeder Branche zu einem Wandel. Mal früher, mal später. Frank Pohlmann von bott spürt für die (Sonder-)Einrichter noch wenige Auswirkungen. „Aber einige unserer Kunden denken schon viel über die Zukunft nach. Diesen Anforderungen hinsichtlich der Anbindung von zusätzlichen Komponenten an das Bordnetz im Nutzfahrzeug stellen wir uns bereits heute, indem wir dafür spezielles Personal ausbilden, schulen und beschäftigen.“ Neue Anforderungen sind ein Aspekt, neue Kunden sind ein anderer entscheidender Pfeiler. Gerade über das Internet könnten gezielt neue Kundengruppen angesprochen werden, weiß Vertriebsmitarbeiter Dirk Schmidt von der Greuel & Kermer GmbH & Co. KG zu berichten. „Da unser Produktportfolio auch außergewöhnliche Anfragen abdeckt, ist das Internet äußerst hilfreich bei der Kundenakquise“, so Schmidt weiter.
Auswirkungen durch Dieseldiskussion?
Die Transporterbranche boomt. Dataforce ermittelte für September 2017 37.258 Neuzulassungen und somit 4,7 Prozent mehr neu angemeldete Transporter als im vergangenen September. Auf der einen Seite die steigenden Absatzzahlen, auf der anderen Seite das große Fragezeichen um die Zukunft des Dieselantriebs. Inwieweit hat diese Unsicherheit Folgen für das Geschäft der Ein- und Umbauer? Schließlich ist der Großteil der Nutzfahrzeuge (bis 7,5 Tonnen) dieselgetrieben.

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Allerdings sind nicht nur die Kunden bezüglich der zunehmend unklaren Restwerte und Dieseldiskussionen verunsichert. „Auch fragen wir uns selbst, wo die Entwicklung der Antriebe der Zukunft hingehen wird“, so Jürgen Wenzel von der Wenzel GmbH. Claudius Boos von ALUCA beobachtet einen Wandel: „Fahrzeuge mit Erdgas- oder Elektroantrieb werden aktuell stärker nachgefragt. Denn unsere leichten Aluminiummodule bieten erhebliche Gewichtsvorteile – sie machen sich bei alternativen Antrieben besonders bezahlt und wirken sich positiv auf die Restreichweite aus.“ Frank Pohlmann von bott sieht die Auswirkungen auf das eigene Geschäft jedoch als gering an, da die Abmessungen eines Laderaums nicht von der Motorisierung abhängen würden, sondern nur vom Antriebsstrang, bei Front- oder Heckantrieb. Er erkennt aber ebenfalls die Entwicklung hin zu alternativen Antrieben: „Zunehmend baut bott aber auch schon rein elektrisch betriebene Transporter aus“, sagt er.
Eine besondere Alternative bietet Sortimo. Geschäftsführer Reinhold Braun nennt sie „Ergänzung zum herkömmlichen Kleintransporter“. Gemeint ist das mit einem Elektromotorrad ausgestattete Lastenfahrrad ProCargo CT1. Handwerks- und Logistikunternehmen sowie Flotten im innerstädtischen Einsatz oder Werkverkehr könnten von der Wendigkeit und schmalen Abmessung des Lastenfahrrads profitieren. „Wegzeiten werden präzise kalkulierbar, da Unsicherheitsfaktoren wie Parkplatzsuche oder Staus entfallen. Die Kombination aus Lastenfahrrad mit integrierter Ladungssicherung ist einzigartig am Markt“, sagt Braun stolz.
Fazit
Die bequeme Konfiguration und Angebotskalkulation im Verkaufsprozess, der Vorteil eines einzigen Vertragspartners, einheitlicher Garantien und Aftersalesprozesse während der Nutzung sprechen sicherlich für ein Einrechnungsgeschäft über den Fahrzeughersteller. Allerdings reichen diese Lösungen nicht immer für den eigenen Bedarf aus. Für genau solche Fälle gibt es Unternehmen, die die eigenen Vorstellungen passgenau umsetzen. Den Individualisierungsmöglichkeiten sind hier mittlerweile kaum noch Grenzen gesetzt. Inwieweit sich die Transporterbranche durch die anhaltende Dieseldiskussion wandelt, bleibt abzuwarten. Die Ein- und Umbauspezialisten werden hiervon jedoch wohl wenig beeinflusst werden, da der Antrieb keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf den Lade- und Fahrzeuginnenraum hat. Weitaus weitreichender werden die Folgen durch die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge. Gerade die Verbindung mit dem Bordnetz stellt bei individuellen Einrichtungen eine komplexe Aufgabe dar.

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