Das Leiden eines Fuhrparkleiters
Aus dem Tagebuch eines Fuhrparkleiters (Fortsetzung)

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Dieses Jahr passt es ja super mit den Feiertagen, denke ich so bei mir, als ich am Donnerstag wieder ins Büro komme. Montag war Brückentag und Dienstag der einmalige Feiertag „500 Jahre Luther“ und Mittwoch dann sowieso Allerheiligen. Eine ganz kurze Woche also, da kann ja nicht allzu viel passieren. Oder
Denkste. Aufgrund des Brückentages wurde im Gebäude ein Trafo gewechselt und der Strom abgestellt. Eigentlich keine große Sache, bis auf die Tatsache, dass manche Mitarbeiter nicht daran gedacht hatten und dann vor dem Poolverwaltungstresor standen, und der kann ja ohne Strom keinen Pool-Kfz-Schlüssel herausgeben.
Kein Strom, kein Auto. Zudem hat ein Mitarbeiter davor, als es noch funktionierte, wieder mal nicht das Schlüsselfach geschlossen, was dazu führte, dass, als der Strom wieder da war, kein Menü im Bildschirm erschien. Hat sich wohl beim Wiederhochfahren der Software aufgehängt. Störung! Also erst mal die IT-Abteilung aufsuchen und das System wieder zum Laufen bringen. Bringt meine Tagesplanung schon mal gehörig durcheinander.
Full-Service-Leasing? Alles ganz einfach, meint auf jeden Fall mein Chef, läuft doch alles ganz von alleine. Der Gedanke schießt mir durch den Kopf, als ich am Telefon das freundliche Autohaus von Ford in der Leitung habe. „Ein Mitarbeiter von Ihnen hat bei uns die Winterausrüstung mitgenommen. Sollen wir die Rechnung an die Leasing oder an Sie stellen?“ Eigentlich sollte der Fahrer wissen, dass er die Winterausrüstung (Eiskratzer, Scheibenenteiser und Scheibenwischwasser mit Frostschutz) an der Tankstelle über die Tankkarte bezieht. Na ja. „Rechnung bitte an uns und denken Sie bitte an die korrekte Firmierung, auf die der Wagen zugelassen ist“, beende ich das Gespräch, da wir ja in der badenovaGRUPPE mehrere Töchter haben und ich sonst die Rechnung in SAP wieder mal nicht ausbuchen kann. Muss ich also doch noch mal alle Full-Service-Leasing-Fahrer ansprechen und mir dann anhören: „Weiß ich doch, haben Sie mir doch bei der Übergabe der Tankkarten erläutert.“ Tja, dann dürfte das ja eigentlich nicht passieren.
Ganz schön zeitaufwendig, dieses Full-Service- Leasing, mit dem man ja keine Arbeit hat. Denn gleich darauf schrillt schon wieder das Telefon. „VW-Autohaus, ein Mitarbeiter hat einen dritten Kfz-Schlüssel bestellt. Rechnung an die Leasing oder an Sie?“ Hab ich heute doch schon mal gehört, schmunzle ich, und bitte wiederum die Rechnung an uns zu stellen. Mh, wozu braucht der Mitarbeiter einen dritten Schlüssel? Und soll ich wegen der Kosten jetzt ein Fass aufmachen oder lasse ich das lieber? Habe ja eigentlich auch gar keine Zeit für so was.

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Ausgabe 6/2017

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Und dann steht da noch das Full-Service-Leasing- Auto vor meiner eigenen kleinen Kfz-Werkstatt auf dem Werksgelände, welches die Vertriebsmitarbeiterin an uns zurückgegeben hat, weil sie das Unternehmen verlassen hat.
Der Kollege aus der Werkstatt spricht mich an: „Da sind auch noch keine Winterreifen drauf.“ Stimmt, denke ich, und da es ein Full-Service- Leasing-Fahrzeug ist, macht das auch nicht meine kleine feine Werkstatt. Also, gute Gelegenheit das mal am eigenen Leib zu testen, da ich selbst als Leiter Fuhrparkmanagement von unserem Geschäftsführer noch keine Genehmigung für einen Dienstwagen bekommen habe. Erst mal … Winterausrüstung besorgen, denn das Fahrzeug hat auch keinen Eiskratzer. Also mit der im Fahrzeug befindlichen Tankkarte an die Tankstelle und siehe da, es klappt. Eiskratzer mit Tankkarte bezahlt und weiter geht’s, zum Reifenhändler.
Ja, die meisten unserer Full-Service-Leasing- Nutzer haben die Reifen bei der Firma X hier um die Ecke. Da ich den ganzen Vormittag dort telefonisch niemanden erreichen konnte, besetzt oder keiner ging ran, dachte ich mir, nach der Mittagspause vorbeifahren, den Laden mal anschauen und einen Termin ausmachen. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, empfängt man mich herzlich am Beratungsschalter. „Einmal Räderwechsel bitte“, bestelle ich höflich und lege die Servicekarte hin. „Oh, für das Kennzeichen haben wir keine Reifen. Haben Sie eventuell einen Einlagerungsschein?“ Oh oh, denke ich, denn bisher waren die Reifen bei einer anderen Firma, welche jedoch geschlossen hat, und die Reifen dann alle umgezogen wurden. „Danke, ich schaue mal im Handschuhfach nach“, verabschiede ich mich und laufe in Richtung des Fahrzeugs.
Bumm, im Handschuhfach liegt tatsächlich ein Einlagerungsschein, jedoch nicht vom Reifenhändler um die Ecke, sondern vom Reifenhändler am anderen Ende der Stadt. Lag wohl bei der damaligen Vertriebsmitarbeiterin auf dem Heimweg, denke ich mir noch, und mache mich auf zur Fahrt quer durch die Stadt.
Dort angekommen läuft alles zack, zack. Servicekarte vorgelegt, ja, die Reifen sind tatsächlich da. Frühestmöglicher Termin 28.11. Äh, heute ist der 2.11. Und wenn es jetzt schneit? Nun, da hätte ich früher kommen sollen, teilt der freundliche Mitarbeiter hinterm Tresen mit und zuckt mit den Achseln.
Na gut, dann bis zum 28.11. Den Tag heute habe ich ja gut verbracht, obwohl meine Planung ursprünglich anders aussah.
AUTOR
THOMAS HERBSTRITT ist für das Flottenmanagement des Energieversorgers bnNETZE, eine Tochter der badenovaGRUPPE, sowie deren Töchter badenIT, EMAKS und wärmePLUS mit Sitz in Freiburg zuständig. Bei 1.300 Mitarbeitern managt er rund 500 Fahrzeuge an 9 Standorten. Die Unternehmensgruppe versorgt viele Gemeinden mit den Sparten: Strom, Gas, Wasser, Abwasser, Wind, Wärme und öffentliche Beleuchtung.
Liebe Grüße, Euer Thomas Herbstritt

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