Läuft und läuft und läuft
Ein Reifenschaden ist immer eine ärgerliche Sache. Zum einen können für den Fahrer durch Reifenschäden gefährliche Situationen entstehen. Zum anderen geht für einen Dienstwagenfahrer bei einem Reifenwechsel oder durch das Liegenbleiben an sich wertvolle Zeit verloren. Sogenannte Runflat-Pneus sollen Reifenschäden verhindern und somit die Fahrer schützen. Flottenmanagement hat sich genauer mit den „Dauerläufern“ befasst.

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Laut dem Reifenhersteller Kumho haben Autofahrer statistisch gesehen alle acht Jahre eine Reifenpanne. Die Gefahr ist dennoch immer gegeben: ein Nagel oder andere spitze Gegenstände können ausreichen, um die Gummischicht eines Pneus zu beschädigen. Noch gibt es zwar keinen Reifen, der Reifenschäden komplett verhindert, allerdings können Runflats zumindest kleine Beschädigungen wegstecken. Auf jeden Fall sind sie stabil genug, um eine Weiterfahrt zu ermöglichen, und können so den Zeitpunkt des Liegenbleibens hinauszögern. Somit kann die nächste Raststätte oder sogar eine Werkstatt erreicht werden, um dort den Reifen entspannt und ohne Gefahr zu wechseln beziehungsweise wechseln zu lassen. In Anbetracht des dichten Verkehrs ist dies eine deutlich bessere Option, als den Pneu direkt am Pannenort wie beispielsweise auf dem Seitenstreifen zu wechseln.
Viele Ansätze, ein Ziel
Grundsätzlich können zwei Varianten von Runflat-Reifen unterschieden werden: Pneus mit verstärkten Seitenwänden sowie selbstheilende Pneus. Werfen wir einen genaueren Blick auf die beiden Runflat-Typen. Bei Reifen mit einer sogenannten Notlaufeigenschaft ist die Seitenwand verstärkt. Damit bleibt der Pneu auch bei entweichender Luft noch stabil und in Form (siehe Grafiken). Dies garantiert, dass trotz Reifenpanne noch rund 80 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h zurückgelegt werden können. Der Fahrer registriert einen Schaden und den damit verbundenen Luftverlust durch ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS). Nachteilig ist bei diesem Reifentyp allerdings die Reifenstruktur. Sie verlangt eine fachmännische Montage, da der Gummi durch die verstärkte Seitenwand steifer ist und der Reifen sich entsprechend schlechter auf die Felge aufziehen lässt. Bei einer falschen Arbeitsweise kann zudem die Seitenwand oder sogar das Reifeninnere Schaden nehmen. Eine fachmännische Werkstatt erkennt der Verbraucher anhand ihres „wdk-Zertifikats“. Ausgestellt wird dieses durch den Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e. V. Laut des Verbands verfügt ein wdk-zertifizierter Betrieb über die notwendigen Montagemaschinen und entsprechend qualifizierte und geschulte Mitarbeiter.
Eine etwas andere Lösung sind sogenannte selbstheilende Reifen. Im Inneren der Lauffläche befindet sich meist ein Gel oder eine Flüssigkeit, welche Beschädigungen des Gummis abdichtet. Die SealTech-Technologie von Goodyear dichtet nach Angaben des Unternehmens beispielsweise Einstiche von bis zu fünf Millimeter Durchmesser selbstständig ab und garantiert dem Fahrer so die Weiterfahrt. Laut Pirelli spielt es dabei keine Rolle, ob noch ein Gegenstand wie beispielsweise ein Nagel im Reifen steckt. Da aufgrund dieser Technik so gut wie keine Luft verloren geht, soll nach Angaben des Unternehmens im Gegensatz zu den verstärkten Pneus auch eine schnelle Weiterfahrt möglich sein. Allerdings sollte auch hier der beschädigte Reifen zur Sicherheit ausgetauscht werden, denn nach einiger Zeit kann auch die Dichtflüssigkeit ihre Wirkung verlieren und Luft kann erneut entweichen. Vorausgesetzt ist jedoch, dass der Schaden überhaupt bemerkt wird. Durch den minimalen Luftverlust wird der Schaden womöglich nicht einmal durch ein RDKS festgestellt.
Eine sinnvolle Investition?
Eine stabile Seitenwand oder eine den Reifen „heilende“ Flüssigkeit respektive Gel erhöhen zwar die Haltbarkeit, allerdings sind Reifen mit entsprechender Technologie mitunter deutlich teurer als die Standardversion. Gleichzeitig erhöht sich auch das Gewicht der Pneus. Der ADAC spricht von einem Mehrgewicht von circa 0,3 Kilogramm. Selbstheilende Reifen sind laut Nexen rund zehn Prozent schwerer als Standardpneus. Führen Runflats also zu einem schlechteren Fahrverhalten und einem höheren Kraftstoffverbrauch? Bei einem Blick auf die Daten bestätigt sich diese These zumindest auf dem Papier: Falken hat die EU-Reifenlabels des Modells „Ziex“ in der Standardversion sowie als Runflat veröffentlicht. Während die Standardversion in Sachen Kraftstoffverbrauch mit dem Buchstaben C versehen ist, kommt die schwere Runflat-Version nur auf den Labelwert E. Auch bei der Nasshaftung sinkt der Wert von A auf B. Zudem ist das Rollgeräusch des Runflats ein Dezibel lauter. Die Klassifizierung nach dem EU-Reifenlabel ist für Runflat- Reifen also durchaus negativ. Die Hersteller führen jedoch Argumente gegen diese Vorbehalte an. Laut Goodyear sind Runflat-Reifen genauso leistungsstark im Fahrverhalten wie die Standardvariante. Falken spricht sogar davon, dass sie durchaus auch sportliche und wirtschaftliche Eigenschaften haben können. Denn insbesondere bei den Kraftstoffwerten spiegelt das EUReifenlabel nicht die Realität wider. Continental gibt beispielsweise zu bedenken, dass die Runflat-Reifen das Mitführen eines Reserverades überflüssig machen und so den Gewichtsnachteil ausgleichen. So seien vier Runflats leichter als vier Standardpneus und ein Reserverad. Zudem könne das Kofferraumvolumen ohne das Reserverad um bis zu 80 Liter gesteigert werden.
Fazit
Die Entwicklung der Runflat-Reifen macht immer weiter Fortschritte. Trotz des höheren Gewichts im Vergleich zu Standardpneus wird der Unterschied in der Leistungsfähigkeit immer geringer. Sofern Flottenfahrzeuge nicht ab Werk mit den „Dauerläufern“ ausgerüstet sind, muss sich der Fuhrparkleiter überlegen, ob eine Nachrüstung der teureren Runflats Sinn macht. Immerhin kann so die Sicherheit der Fahrer erhöht werden. Denn wer möchte schon auf der Autobahn Reifen wechseln oder irgendwo im Nirgendwo liegen bleiben

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