Mehr als nur ein Lückenbüßer
Der kurzfristige Ausfall eines Transporters ist für Fuhrparkleiter häufig besonders schwer zu kompensieren. Insbesondere dann, wenn für einen Auftrag ein Nutzfahrzeug, möglicherweise sogar in einer besonderen Spezifikation, benötigt wird. Für den Fuhrparkleiter muss ein Ausfall jedoch nicht das Ende der Welt bedeuten, denn über eine Fahrzeugmiete kann Ersatz beschafft werden, um die Lücke im Fuhrpark zu füllen und schnell wieder mobil zu sein. Flottenmanagement hat sich das Angebot einiger Dienstleister genauer angesehen.

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Millionen Fahrzeuge bleiben laut ADAC jedes Jahr liegen. Der Pannenstatistik 2017 des Verkehrsclubs zufolge ist die Hauptursache das Versagen der Batterie (39 Prozent). Weitere Verursacher von Pannen sind Karosserie, Lenkung, Bremsen, Fahrwerk et cetera (13,5 Prozent) sowie Motormanagement (13,3 Prozent), Elektronik (10,8 Prozent) und Reifen (6,2 Prozent). Natürlich schleicht sich der Fehlerteufel nicht nur bei Pkw ein, auch Nutzfahrzeuge können von einem technischen Defekt betroffen sein. Der Ausfall eines Fahrzeugs kann insbesondere in der Flotte schwerwiegende Folgen für ein Unternehmen haben. Denn unter Umständen kann ein Auftrag dann nicht mehr ausgeführt werden. Standzeiten bedeuten für Unternehmen somit nicht selten hohe Kosten. Was also tun, wenn ein Fahrzeug nicht einsatzbereit ist? Diverse Anbieter haben sich genau auf diese Problematik spezialisiert und bieten Nutzfahrzeuge über ein Mietangebot zur kurzzeitigen Überbrückung eines Engpasses bis hin zu einem Langzeitbezug an (siehe Übersicht auf S. 116).
„Die schnelle und unkomplizierte Verfügbarkeit deckt klassische Spitzenbedarfe und Interimsmieten von einem Tag bis hin zu einem Jahr ab“, beschreibt Hubert M. Terstappen, Geschäftsführer der Buchbinder Autovermietung, das Vermietgeschäft bei Nutzfahrzeugen. Der Markt ist laut Frank Langbein, Director Commercial Sales Germany bei der Hertz Autovermietung GmbH, durchaus vorhanden: „Die Nachfrage nach Transportern zur Miete ist seit vielen Jahren unverändert hoch.“ Die Sixt Leasing SE hat gegenüber Flottenmanagement konkrete Zahlen genannt. Das Unternehmen spricht von über 10.000 angemieteten Nutzfahrzeugen in den letzten zwölf Monaten. Andere Anbieter wie beispielsweise die Avis Budget Autovermietung GmbH & Co. KG konnte sogar eine wachsende Beliebtheit im Nutzfahrzeugsegment registrieren. Auch flexible Fuhrparklösungen seien immer gefragter. Entsprechend führt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehrere Transporter und Nutzfahrzeuge unter und über 3,5 Tonnen. Eine ähnliche Entwicklung im Miettransporter-Geschäft konnte auch der DB-Konzern feststellen. „Miettransporter zur kurzfristigen Überbrückung oder auch zum Projekteinsatz erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Aufgrund der spezifischen Anforderungen – wie Einbauten – bevorzugen Kunden hier die Langzeitmiete“, gibt Björn Bender, Leiter Vertrieb, Deutsche Bahn Connect GmbH, gegenüber Flottenmanagement bekannt. Daher drängen immer mehr Anbieter auf den Markt. Im Juli gab die Mercedes-Benz Vans Mobility GmbH bekannt, wenige Monate nach der Gründung des Unternehmens mit der „Mercedes-Benz Van Rental“ eine neue Marke auf den Markt zu bringen. Aktuell befindet sich das Geschäft nach eigenen Angaben noch im Aufbau. Mercedes-Benz spricht davon, aufgrund der Kompetenzen im Transportersegment wettbewerbsfähige Preise und an Branchenbedürfnisse individuell angepasste Fahrzeuge (zum Beispiel Fahrzeuge mit Kühlkoffer, Ausstattungen für KEP-Dienste, Ausrüstung für Personenbeförderung) anbieten zu wollen. Durch die vielen Anbieter stehen also genügend Miettransporter zur Wahl. Es stellt sich nun jedoch die Frage, ob die Nutzfahrzeuge eher über ein Kurzzeit- oder Langzeitmietangebot bezogen werden sollen. Die optimale Mietdauer für einen Geschäftskunden kann jedoch nicht pauschal bestimmt werden. Für Matthias Kall, Geschäftsführer der Stadtmobil Rhein-Ruhr GmbH, hängt die Entscheidung stark von der jeweiligen Branche und den individuellen Bedürfnissen der Kunden ab.
Eine Frage der Zeit
Ab welcher Dauer gilt eine Miete eigentlich als Kurzzeit- oder Langzeitmiete? Bei der Europcar Autovermietung GmbH gilt das Angebot beispielsweise ab 25 Tagen als Langzeitmiete. In der Regel handelt es sich bei den meisten Anbietern in unserer Übersicht um einen Zeitraum zwischen einem und zwölf Monaten. In einigen Fällen können für Geschäftskunden, wie unter anderem bei der Hertz Autovermietung GmbH, längere Laufzeiten vereinbart werden. Die Langzeitmiete eignet sich besonders, um einem saisonalen oder auftragsbezogenen Mehrbedarf in der Flotte oder einem angesprochenen Fahrzeugausfall gerecht zu werden. In solchen Fällen macht es wenig Sinn, ein neues Fahrzeug zu leasen oder zu kaufen. Bei der Langzeitmiete besteht für Unternehmen wenig finanzielles Risiko, zumal Verschleißteile wie Reifen bei den meisten Dienstleistern bereits mit abgedeckt sind. Als permanenten Ersatz für einen langfristigen Leasingvertrag kann die Langzeitmiete allerdings nicht angesehen werden. Auf Dauer ist die Miete dann doch teurer und zudem ist man an die Kilometergrenze der Dienstleister gebunden.
Sofern ein Fahrzeug kürzer als einen Monat benötigt wird, spricht man von der Kurzzeitmiete, beispielsweise für wenige Tage oder Wochen. Bei der Ultra-Kurzzeitmiete (beispielsweise Carsharing) sind sogar Mieten von wenigen Stunden möglich. Immer mehr Dienstleister bieten Nutzfahrzeuge auch im Rahmen ihres Carsharing- Angebots an. Dabei ist die Fahrzeugwahl bei der Kurzzeitmiete meist auf Kastenwagen mit einer Standardausstattung begrenzt, wie Tanja Neuderth, Leiterin Flottenmarketing und Vertrieb bei der Ford-Werke GmbH, bestätigt: „Bei den von uns im Carsharing angebotenen Transportern – dabei handelt es sich schwerpunktmäßig um das Modell Ford Transit Custom und den Personentransporter Ford Tourneo Custom – ist der Anteil der Nutzung durch gewerbliche Kunden besonders hoch: Die Kundengruppe stellt zehn Prozent der Gesamtkundschaft, realisiert aber 50 Prozent der Transporterfahrstrecken.“ Auch bei der Kurzzeitmiete scheinen also die Nutzfahrzeuge bei Geschäftskunden gut anzukommen. Nicht zuletzt deshalb plant Alphabet sein Carsharing-Produkt „AlphaCity“ weiter auszubauen und künftig auch als Multimake-Lösung anzubieten. „In Hamburg haben wir beispielsweise ein Pilotprojekt mit Transportern mit Carsharing- Technologie gestartet. Vor allem in dieser Branche kommt es auf eine langfristig stabile Systemleistung an. Deshalb erproben wir mehr als gründlich, dass die Technologie einwandfrei funktioniert“, so Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing Alphabet Deutschland, weiter.
Die maßgeschneiderte Lösung
Wie bereits zuvor genannt, werden insbesondere beim Carsharing überwiegend einheitliche Standardfahrzeuge angeboten. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn der Einsatz der mitunter teuren Sonderfahrzeuge macht bei der Kurzzeitmiete für die meisten Unternehmen wenig Sinn. Zu lange würde die Amortisation des Anschaffungspreises dauern. Auch viele Anbieter von Langzeitmiete führen lediglich Standardfahrzeuge. Bei Buchbinder werden beispielsweise bevorzugt Kastenwagen oder Fahrzeuge mit Kofferaufbau angemietet. Doch was tun, wenn diese Fahrzeuge nicht ausreichen und ein Sonderfahrzeug benötigt wird? Schließlich rechnet sich die Anschaffung eines speziellen Fahrzeugs nicht immer, wenn es beispielsweise nur selten beziehungsweise temporär eingesetzt wird. In diesem Falle stehen Unternehmen nicht ganz auf verlorenem Posten, denn es gibt Anbieter, die Sonderfahrzeuge führen. „Zu unserem Portfolio gehören neben Pritschen und Kippern auch Winterdienstfahrzeuge, die häufig nachgefragt werden. Auf Sonderwunsch können wir auch Bagger vermitteln, grundsätzlich alles, was sich unter Spezialfahrzeugen subsumieren lässt“, erklärt Björn Bender. Wichtig seien vor allen Dingen auch (Spezial-)Einbauten, wenn die Fahrzeuge im gewerblichen Geschäft eingesetzt werden. Laut Andreas Allebrod, Gründer von Drive-CarSharing/ RUHRAUTOe, wird es jedoch noch etwas dauern, bis mehr Spezialfahrzeuge angemietet werden können. „Auch bei E-Autos fängt man nicht mit den Handelsvertretern an, die am Tag 600 Kilometer fahren, sondern mit denen, die am Tag unter 150 Kilometer fahren, denn die könnten alle ohne Emissionen fahren“, fasst Allebrod zusammen. In den nächsten Jahren wird sich auf diesem Gebiet wohl einiges bewegen.

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Fazit
Wenn vom Mietwagen die Rede ist, wird in der Regel an einen Pkw gedacht. Allerdings haben sich immer mehr Dienstleister auf die Miete von Nutzfahrzeugen spezialisiert. Diese Methode eignet sich besonders gut für den temporären Einsatz im Fuhrpark. So stellt die Miete je nach Einsatzzweck eine schnelle, kostengünstige und damit optimale Lösung dar. Fuhrparkleiter kommen bei Nutzfahrzeugen damit „voll auf ihre Kosten“ – oder eben nicht. Denn die Mietangebote rechnen sich insbesondere dann, wenn auf einen Kauf der mitunter teuren Fahrzeuge verzichtet werden kann.

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