Mehr als nur sparen

Der Einsatz eines Telematiksystems im Fuhrpark bringt für Unternehmen viele Vorteile. Denn neben der lückenlosen Dokumentation von Fahrten über ein elektronisches Fahrtenbuch können die Lösungen dabei helfen, den Kraftstoffverbrauch der Flotte zu senken und gleichzeitig die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen. Manche Hersteller sprechen von einem Einsparpotenzial von bis zu 15 Prozent.

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Um den Kraftstoffverbrauch der eigenen Fahrzeuge zu reduzieren, weist der amerikanische Logistikdienstleister UPS seine Fahrer seit Jahren an, links abbiegen zu vermeiden. Aufgrund des entgegenkommenden Verkehrs führe links abbiegen zu erhöhten Wartezeiten und damit zu einem Zeitverlust sowie erhöhtem Kraftstoffverbrauch. Zudem steige das Risiko einer Beteiligung an einem Verkehrsunfall überproportional an. Laut des Unternehmens sei dreimal rechts abbiegen deutlich effizienter und sicherer. UPS beziffert die Einsparung durch diese Regelung auf mehrere Millionen Euro pro Jahr. Um die Kosten im Fuhrpark zu senken, bedarf es jedoch keiner „Abbiege-Regelung“, denn auch eine intelligente Telematik erzielt die oben beschriebenen Effekte. Für Fuhrparkleiter kann es laut Wolfgang Schmid, Sales Director D-A-CH bei TomTom Telematics, durchaus ratsam sein, sich mit der Thematik genauer auseinanderzusetzen: „Kraftstoff- und Wartungskosten machen bis zu 30 Prozent der Gesamtbetriebskosten eines Fahrzeugs aus. Durch eine technologiegestützte, nachhaltige Fahrstiländerung lassen sich diese Kosten reduzieren.“ Damit überhaupt Ansatzpunkte für eine Kostenreduzierung im Fuhrpark entdeckt werden können, bedarf es der Sammlung von Fahrdaten. Bei der Lösung von Wollnikom wird das Fahrverhalten beispielsweise anhand von Geschwindigkeit, starker Beschleunigung, Abbremsen und Kurvenverhalten gemessen. „Für eine vergleichbare und gerechte Auswertung müssen diese Werte jedoch ins Verhältnis zur Schwierigkeit der Tour gesetzt werden. Die YellowFox-Lösung berücksichtigt neben dem Einsatzprofil des Fahrzeugs auch Straßenklassen und befahrene Topografie“, so Thomas Gräbner, Vertriebsleiter bei der YellowFox GmbH. Entsprechend können sich so Maßnahmen ableiten lassen, die den Gesamtverbrauch der Flotte reduzieren. „Unser Green Fleet Monitor bietet verschiedene Möglichkeiten an, welche zu einer Reduzierung der Kraftstoffverbräuche führen. Hervorzuheben ist hierbei sicherlich das Fahrer-Feedbacksystem, welches dem Fahrer in Echtzeit Informationen über sein Fahrverhalten visuell und/ oder akustisch anzeigt“, beschreibt Benjamin Tschache, Business Development (D-A-CH) bei der Sycada Deutschland GmbH, eine Möglichkeit der Schulung. Das Unternehmen spricht davon, dass der Fahrstil durch diese Maßnahme nachhaltig optimiert werden kann. Bei Ctrack können sich die Nutzer auch nachträglich über die Funktion „Wiedergabe“ gefahrene Routen auf einer Karte anzeigen lassen und so Streckenverläufe analysieren. So lässt sich einfach nachvollziehen, wo Optimierungsbedarf besteht.

Das Prinzip Spritsparen lässt sich im Übrigen auch auf Elektrofahrzeuge übertragen. Immer mehr Anbieter arbeiten an einer Lösung speziell für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. „Die Elektromobilität ist noch relativ neu. In diversen Forschungsprojekten zur Entscheidungsfindung für die Flottenzusammensetzung konnten verschiedene Erkenntnisse gewonnen werden. Kurz gesagt, vorausschauendes und ‚defensives‘ Fahren führt immer zur höchsten Reichweite“, sagt Ulric Rechtsteiner, Geschäftsführer der AREALCONTROL GmbH.

Unabhängig von Verbrennungs- oder Elektromotoren lässt sich der Dienstwagenfahrer jedoch nicht ohne Weiteres zu einer effektiven Fahrweise bewegen. In der Regel setzen alle Anbieter auf eine Fahrerübersicht, um die Motivation des Dienstwagenfahrers zu erhöhen, durch spritsparende und effiziente Fahrweise im Ranking aufzusteigen. Denn niemand will letzter in einer Übersicht sein. Bei der Lösung von TomTom übermittelt das Unternehmen die Fahrdaten anschließend auch an den Kooperationspartner DEKRA, um ermittelte Schwächen durch ein gezieltes Training auszumerzen. So lässt sich die Fahrweise nachhaltig verbessern.

Auf den Fahrer kommt es an
Ein solches Fahrertraining ist laut Bernd Hänel, Inhaber von save4drive, wichtig, damit die Fahrer überhaupt den Sinn sowie die Funktion der neuesten Technik der Autos sowie der Telematiklösung verstehen. Durch ein intensives Training werden die Teilnehmer über diese Punkte theoretisch und praktisch aufgeklärt und erfahren dann, wie die andere Fahrweise funktioniert. Die technischen Hilfsmittel wie die Schaltempfehlung und so weiter werden von den meisten ignoriert, weil sie mit den Gedanken ganz woanders sind“, so Bernd Hänel weiter. Es hängt also auch viel davon ab, ob die Fahrer bereit sind, sich auf eine spritsparende Fahrweise einzulassen. Wie hoch das Einsparpotenzial in der Praxis durch Incentives und Schulungen sein kann, erläutert Kay Schulte, Referatsleiter Wege und Dienstwege im Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR): „Bei den über 200 Trainingsfahrten, die bei der Rewe Group 2014 durchgeführt und evaluiert wurden, konnten während des Eco Safety Trainings des Deutschen Verkehrssicherheitsrates im Durchschnitt 15 Prozent Kraftstoff (circa 1 l/100 km) eingespart werden.“

„Da eine energieeffiziente Fahrweise eine sichere ist, bietet eine systematische Verkehrssicherheitsarbeit im Betrieb vielfältige Chancen, den Kraftstoffverbrauch langfristig zu senken“, erläutert Kay Schulte die Vorteile einer angepassten Fahrweise. Eine kraftstoffeffiziente Fahrweise zieht laut DVR auch eine verbesserte und sichere Fahrweise mit weniger Fahrfehlern und Verkehrsverstößen nach sich. Entsprechend kann durch das Training auch die Sicherheit der Fahrer erhöht werden und der Fuhrparkleiter profitiert im Optimalfall von geringeren Kosten für Unfallschäden. Zudem führt die Fahrweise laut Bernd Hänel durch einen geringeren Verschleiß, beispielsweise von Reifen und Bremsen, zu einer zusätzlichen Kostensenkung im Fuhrpark.

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Fazit
Um die Kosten des Fuhrparks zu senken, gehen Unternehmen wie UPS einen eher kuriosen Weg, indem sie den Fahrern eben jenen vorgeben. Dabei lässt sich über eine Telematiklösung ebenfalls ein positiver Effekt beim Kraftstoff sowie der Sicherheit der Fahrer erkennen. Damit die Optimierung allerdings ein nachhaltiger Erfolg wird, muss der Fahrer neben einer in Aussicht gestellten Belohnung immer wieder sensibilisiert und professionell geschult werden. Denn ansonsten verfällt der Dienstwagenfahrer viel zu schnell wieder in alte Muster.

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