Das Interesse ist da

Wie beurteilen herstellerunabhängige und herstellerabhängige Leasinggesellschaften sowie ausgewählte Automobilhersteller das flottenseitige Interesse an Elektro- und Hybridfahrzeugen?

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Wenn mehr Elektrofahrzeuge auf die Straßen sollen, funktionieren Flotten gut als Multiplikator, schließlich überwiegen in Deutschland die gewerblichen Zulassungen die privaten bei Weitem. Wie schon die Auswertung des diesjährigen CVO Fuhrpark-Barometers ergab (siehe auch Seite 18), entschieden sich bereits zehn Prozent der Unternehmen für Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Vor allem bei großen Unternehmen hat das Elektrofahrzeug unter den alternativen Antrieben das größte Wachstumspotenzial. Stand 2017 haben auch vier Prozent der befragten Unternehmen Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid-Antrieb im Einsatz. Und weil Dienstwagen bevorzugt geleast werden, spielt das Angebot und Engagement der Hersteller und Leasinggesellschaften bei der Verbreitung der innovativen Antriebstechnologie eine wichtige Rolle.

Die Auswahl an Modellen, ob nun reine Elektrofahrzeuge oder Plug-in-Hybride, ist mittlerweile groß, nahezu jedes Segment kann bedient werden, für jeden Anspruch ist ein passendes Produkt erhältlich. Mittels Allianzen, Kooperationen und Technologietransfer treiben die Automobilentwickler die Alltags- und Flotteneignung stetig voran. So hat beispielsweise Ford bereits zu Anfang des Jahres eine Investition in Höhe von rund vier Milliarden Dollar zur Entwicklung von global 13 neuen elektrifizierten Fahrzeugen innerhalb der nächsten fünf Jahre angekündigt. Im Fokus der Entwicklung steht die Reichweite vieler Elektromodelle, die noch als Hemmschuh bei der tatsächlichen Verbreitung gilt, aber auch in dieser Beziehung vermelden die Hersteller deutliche Verbesserungen hin zu Reichweiten von mehreren Hundert Kilometern. Wenn man bedenkt, dass die meisten Flottenfahrzeuge weniger als 150 Kilometer pro Tag zurücklegen, sollte es also keinen Grund mehr für „Reichweitenangst“ geben.

Dass das Interesse für die Voll- oder Teilstromer da ist beziehungsweise kontinuierlich steigt, berichten sämtliche der befragten Leasinggesellschaften, wenngleich sich die tatsächliche Nachfrage auf eher geringem Niveau bewegt. Vor allem kommunale Fuhrparks, aber auch Handwerker mit regionalem Einsatzbereich ziehen Elektromobilität in Erwägung. „Speziell in den öffentlichen Fuhrparks nehmen die Anfragen nach Elektro- beziehungsweise Plug-in Hybrid-Fahrzeugen zu. Für Stadtwerke und Behörden scheint das Thema langsam auch interessanter zu werden, was wir bei den vermehrten Anfragen nach Ausschreibungen spüren“, gibt Dennis Lindroth, Leiter Flotte & Green Mobility bei Mitsubishi Motors Deutschland, zu Protokoll. Bei der Santander Consumer Leasing GmbH beobachtet man ein großes Interesse insbesondere für Fahrzeuge mit einem Hybridantrieb aus Elektro- und Benzin-/Dieselmotor. „Durch die aktuelle Dieselthematik ist tatsächlich ein gewisser Informationsbedarf vorhanden und viele Kunden sind bereit, sich dem Thema Hybrid zu öffnen beziehungsweise aktiv anzufragen“, analysiert Geschäftsführer Rainer Thies die Lage. Eine Präferenz für Hybridfahrzeuge bestätigt auch Norbert Kotroba, Vertriebsleiter/Prokurist bei der HHL Hamburg Leasing GmbH: „Das Interesse an Plug-in-Hybrid- Fahrzeugen ist bei uns derzeit größer als an reinen E-Fahrzeugen, das gilt allerdings weniger für reine Flottenfahrzeuge. Das Interesse kommt aus dem oberen Management oder der Geschäftsleitung. Gefragt sind hier hauptsächlich große und stark motorisierte SUV.“

Doch nicht nur ein vielfältiges Angebot an alltagstauglichen Fahrzeugen, auch deren preisliche Attraktivität – insbesondere gegenüber den Benchmarks bei den Total Cost of Ownership (TCO) im Flottenmarkt, den Dieselantrieben – spielt in die Entscheidung für oder gegen Elektrofahrzeuge hinein. „Die Kaufprämie für Elektroautos ist ein wichtiger Impuls für den Markt, da im Rahmen dessen auch explizit Leasingfahrzeuge eingeschlossen sind, die für den gewerblichen Bereich besonders relevant sind“, verweist Knut Krösche, Geschäftsführer der Volkswagen Leasing GmbH, auf den finanziellen Anreiz von staatlicher Seite zur Anschaffung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen.

Eine der Größen, die die Leasingrate eines Elektrofahrzeugs beeinflusst, ist der Restwert. Bei Athlon betrachtet Commercial Director Helma Karohl das Thema folgendermaßen: „Wir sehen bei Elektrofahrzeugen vor allem rasante Veränderungen in den Bereichen ‚Preis‘ und ‚Reichweite‘. Die Listenpreise verschiedener Fahrzeugmodelle werden von Bauzyklus zu Bauzyklus günstiger und die Reichweiten nehmen zu. Diese ständigen Innovationen und Weiterentwicklungen haben natürlich einen Einfluss auf die Restwerte unserer Elektrofahrzeugbestände. Bereits jetzt können wir die Restwerte der E-Fahrzeuge durch unsere erarbeitete Expertise, resultierend aus dem langjährigen Verleasen von Elektrofahrzeugen, schon sehr gut einschätzen.“ Auch bei Arval betrachtet man die Restwertentwicklung positiv. Christian Schüßler, Commercial Director bei der Arval Deutschland GmbH: „Wir bewerten die Restwerte von Elektrofahrzeugen mittlerweile ähnlich gut wie die von Verbrennern. Der technische Fortschritt führt uns auch dazu, die Elektrofahrzeuge deutlich attraktiver einzustufen.“ Bei der akf servicelease GmbH geht Thomas Löschmann, Leiter Vertrieb, davon aus, dass sie trotz der erwarteten Entwicklungssprünge bei der Batterietechnik mit realistischen Marktwerten kalkulieren. „Wir werden die weitere Entwicklung beobachten und Restwerteinschätzungen entsprechend anpassen. Marktveränderungen aufgrund der aktuellen Entwicklungen sind zu erwarten.“

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Direkt beim Hersteller haben die Informationen aus dem Remarketing noch einen anderen Stellenwert, wie Carsten Schopf, Direktor Flotten bei der Renault Deutschland AG, feststellt: „Die Restwertentwicklung unserer Elektrofahrzeuge ist äußerst positiv, da nun auch die Nachfrage nach Gebrauchtfahrzeugen in hohem Maße zunimmt. Die ersten Fahrzeuge im Alter von drei bis vier Jahren kommen aus den Leasingverträgen zurück und zeigen reißenden Absatz. Dazu trägt das von Renault entwickelte System der Batteriemiete einen wesentlichen Teil zur Sicherheit beim Kauf bei, da das Risiko der Batterie für den Gebrauchtwagenkäufer nahezu ausgeschlossen ist. Positive Restwerte wirken sich direkt auf die Leasingrate aus, wobei durch den höheren Kaufpreis diese nicht ganz das Niveau eines Kleinwagens erreichen kann.“ Auch Michael Martensen, General Manager Fleet & Remarketing bei der Kia Motors Deutschland GmbH, bestätigt, dass die Restwerte der Elektrofahrzeuge steigen und damit die Leasingraten sinken.

Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing bei Alphabet Deutschland, hingegen erkennt zwei konträre Entwicklungen: „Aus unserer Sicht kann der rasante technische Fortschritt in der Elektromobilität die Restwerte für die aktuellen Fahrzeuge einerseits belasten, da Fahrzeuge mit künftig höheren Reichweiten grundsätzlich bevorzugt werden. Andererseits steigt durch die höhere Akzeptanz von Elektrofahrzeugen und durch externe Treiber natürlich die Nachfrage – dies kann die Restwerte positiv beeinflussen.“

Wem die Nutzung eines reinen Elektroautos noch zu unsicher ist, sei es aufgrund der Reichweite oder auch des Restwerts, kann auf Plug-in-Hybride zurückgreifen, die mittels eines Verbrennungsmotors fehlende Stromlademöglichkeiten wettmachen. Pionierarbeit leistete in diesem Bereich Toyota: „Toyota- und Lexus-Hybridfahrzeuge erfreuen sich schon seit Jahren hoher und stabiler Restwerte und ermöglichen so auch attraktive Leasingraten. Alle Elektrokomponenten inklusive der Hybridbatterie sind auf Fahrzeuglebensdauer ausgelegt und bewähren sich bis ins hohe Alter und viele 100.000 Kilometer. Kunden stellen erfreut fest, dass übliche Verschleißteile wie eine Kupplung gar nicht vorhanden sind oder viel länger halten und somit auch die laufenden Kosten sehr erfreulich sind“, unterstreicht Bernhard Grünewald, Marketingleiter bei der Toyota Kreditbank GmbH, die Vorteile des bereits ausgereiften Hybridprinzips.

Trotz höherer Listenpreise und im Vergleich höherer Leasingraten, die mit Hybrid- und Elektrofahrzeugen einhergehen, werden in Flotten mit klaren Einsatzzielen vermehrt Autos mit alternativen Antrieben angefragt, weiß Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD. „Wir beraten unsere Kunden selbstverständlich dementsprechend umfassend. Vor allem auch, weil die modernen Autos heute nicht immer mit der ersten Generation vergleichbar sind. Das schließt speziell bei Elektroautos die technischen Themen wie Reichweite und Batterie ebenso ein wie die Möglichkeiten einer unternehmenseigenen Ladeinfrastruktur oder auch die Förderungen der Bundesregierung.“

Doch Plug-in-Hybrid- und Elektrofahrzeuge in Flotten zu integrieren, bedarf nicht nur attraktiver Leasingangebote, sondern auch einer umfassenden Unterstützung bei der Planung und Umsetzung. Bereits im Vorfeld helfen laut Knut Krösche, Volkswagen Leasing, beispielsweise Telematiklösungen, um konkrete Nutzungsszenarien zu identifizieren und zu analysieren. „Das heißt: Stellt sich beispielsweise heraus, dass einige Fahrzeuge nur in einem kleinen Umkreis unterwegs sind und maximal 100 bis 200 Kilometer pro Tag zurücklegen, ist das vermeintliche Reichweitenproblem gar keins. In diesen Fällen lässt sich ein Teil des Fuhrparks dann guten Gewissens in Richtung E-Mobilität umrüsten.“

Geht es von der Planungs- in die Umsetzungsphase, kommen Kooperationen der Hersteller mit Unternehmen aus der Energiebranche zum Tragen. Alphabet vermeldet die Zusammenarbeit mit Digital Energy Solutions in allen Fragen der Energieoptimierung im Fuhrpark. Sixt Leasing kooperiert mit ENBW und E.ON. Renault unterbreitet regelmäßig Angebote mit den Partnern The Mobility House und Innogy. Bei Volkswagen Financial Services verweist man auf die Charge&Fuel Card, die das Laden an 4.000 öffentlichen Ladepunkten ermöglicht.

Seitens der Hersteller können Testfahrzeuge für überschaubare Zeiträume zur Verfügung gestellt werden, damit die Flottennutzer erste Eindrücke vom Alltag mit Elektrofahrzeugen gewinnen können. Doch für einen längerfristigen Einsatz muss eine entsprechende Ladeinfrastruktur eingerichtet sein, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Als attraktive Möglichkeit, elektrisch betriebene Fahrzeuge im Alltagsbetrieb zu testen, empfehlen sich flexible Leasing- oder Mietlösungen. Axel Zurhausen, Leiter Vertrieb Großkunden & Behörden bei der Volvo Deutschland GmbH: „Ein Kurzzeitleasing beispielsweise bis zu zwölf Monaten bietet eine hohe Attraktivität und große Flexibilität für unsere Fleet-Kunden.“ Und auch Vinzenz Pflanz, CSO der Sixt Leasing SE, fügt hinzu: „In der Tat sind kurzfristige Mobilitätsangebote via Sixt Rent A Car eine echte Alternative zum Testen, insbesondere DriveNow, bei dem es einen hohen Anteil an BMW I3 gibt, bietet sich hier an.“ Wenn die nötigen Parameter Produktauswahl, finanziell passendes Angebot und technische Voraussetzungen stimmen, fehlen nur noch ein bisschen mehr Risikobereitschaft und Mut, den Schritt in eine Zukunft mit elektrisch fahrenden Fuhrparks zu gehen.

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