Die Win-win-Situation

Seit es in Deutschland möglich ist, ein Fahrrad zu leasen und wie ein Firmenfahrzeug mit der Ein-Prozent-Regel zu versteuern, boomt die Branche. Scheinbar alle Beteiligten profitieren von diesem Konzept, warum ist das so?

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Die Zahl der Dienstfahrräder in Deutschland dürfte derzeit im sechsstelligen Bereich liegen. Tendenz steigend. So erläutert Lutz Dahlhues, Geschäftsführer der PUROBIKE GmbH (www.radelnde-mitarbeiter.de): „In Zukunft gehen wir von mehreren Hunderttausend neuen Diensträdern im Jahr aus.“ Damit ist man zwar immer noch nicht auf Dienstwagen-Niveau, aber das Wachstum ist dennoch beachtlich. Überdies soll das Fahrrad ja auch nicht den Dienstwagen in allen Bereichen ersetzen. Im Gegenteil: Ein Dienstwagen schließt ein Dienstfahrrad ja nicht aus.

Der Weg zur Arbeit jedoch ließe sich in vielen Fällen deutlich angenehmer auf dem Sattel eines Fahrrads zurücklegen. Wenn das Rad dann auch noch mit einem Elektromotor versehen ist, umso besser. Etwa die Hälfte aller Berufspendler wohnt weniger als zehn Kilometer von der Arbeitsstelle entfernt – eine Distanz, die einfach mit dem Fahrrad zurückgelegt werden kann. Der positive Effekt dieser körperlichen Betätigung ist für die Stadt, den Arbeitgeber und nicht zuletzt natürlich auch für den Radler enorm. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, tut was für die Gesundheit und ist deutlich weniger gestresst, wenn er im Büro ankommt. Dies macht sich für den Arbeitgeber auch in der Krankenstatistik bemerkbar. Laut einer Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club e. V. (ADFC) aus dem Jahr 2014 sind Arbeitnehmer, die regelmäßig Fahrrad fahren, durchschnittlich 3,41 Tage krank. Kollegen, die beispielsweise auf den ÖPNV setzen, haben mit 5,32 fast zwei Krankheitstage pro Jahr mehr. Wenn viele auf das Rad umsatteln, dann sinkt zudem in den feinstaubbelasteten Städten auch das Stauaufkommen und die Parkplatznot hat ebenfalls ein Ende. „Wenn der Firmenfuhrpark um Fahrräder erweitert wird, fallen auch geringere Parkraumkosten an, weil ein Fahrrad weniger Platz als ein Auto braucht. In der Regel passen acht Fahrräder auf einen Autoparkplatz“, so Ronald Bankowsky, Geschäftsführer von mein-dienstrad.de. Die Liste an Argumenten für das Dienstrad ließe sich noch fortführen. Die Vorteile hat die Branche längst erkannt. „Mittlerweile nutzen mehr als 5.000 Unternehmen unser ‚Businessbike leasing‘-Konzept und mehr als 2.800 Fahrradfachhändler sind Partner. Die Aussichten sind phänomenal!“, beschreibt der Geschäftsführer der REGONOVA BUSINESSBIKE leasing (www.businessbike.de), Werner Weinmann, die Goldgräberstimmung im Fahrradleasing. Auch die Fahrradhändler profitieren von dem aktuellen Trend zum Fahrradleasing. So schildert Lutz Dahlhues: „Für Fahrradhändler ist das Leasinggeschäft zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden, sie generieren dadurch zum Teil bis zu 30 Prozent mehr Umsatz.“

Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Arbeitnehmer im Vergleich zu einem Privatkauf durch das Dienstrad-Konzept sehr viel Geld sparen und somit bereit sind, ein Modell zu wählen, das sie sich sonst nicht geleistet hätten. Auch für Zubehör, wie Taschen, Schlösser, Beleuchtung und Reparaturzeug, gibt der Leasingnehmer im Fahrradladen gerne etwas mehr aus im Vergleich zum Privatkauf, da er vieles auch im Leasingvertrag unterbringen kann. Gerade bei teuren Sporträdern oder E-Bikes sind die Einsparungen enorm (siehe Kasten). Dies weiß auch Franz Tepe, Leiter Marketing und Werbung der ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG (www.eurorad.de): „Durch das Leasing eines Dienstrades lassen sich insgesamt bis zu 40 Prozent gegenüber einem Direktkauf sparen. Dies schwankt mit der individuellen Konstellation von Einkommen und Lohnnebenkosten. Vereinfacht ließe sich sagen: Wer mehr Steuern zahlt, kann mehr sparen.“

Doch der Mitarbeiter profitiert nicht nur von den günstigen Konditionen. Wie auch beim Auto bieten die Leasinggeber Full-Service-Verträge an. Das heißt, das Rad ist während der zumeist 36-monatigen Laufzeit gegen Diebstahl, Schäden und Materialfehler versichert, es besteht eine Mobilitätsgarantie mit dem Servicebaustein Wartung und Verschleiß. Sogar einen Pickup- Service und eine UVV-Prüfung bietet beispielsweise Eurorad an. Allerdings ist die monatliche Versicherungsprämie nicht immer in der Leasingrate enthalten, bei manchen Leasinggesellschaften muss das Versicherungspaket dazu gebucht werden. Außerdem ist die Selbstbeteiligung unterschiedlich hoch, in den meisten Fällen entfällt sie jedoch komplett.

Auch bei der Leasingrückgabe unterscheiden sich die Anbieter des Fahrradleasings etwas voneinander. Bei den meisten Leasingverträgen bietet sich dem Arbeitgeber die Möglichkeit, das Bike zu einem festgelegten Restwert am Ende der Leasingzeit zu erwerben und an den Angestellten weiterzugeben. Der Restwert beläuft sich in vielen Fällen auf zehn Prozent des Brutto-Verkaufspreises. Hier könnte es bei den meisten Anbietern demnächst allerdings eine Änderung geben. Denn die Oberfinanzdirektion von Nordrhein- Westfalen sieht den pauschalen Restwert von zehn Prozent kritisch. Gerade bei teuren E-Bikes sei dieser zu niedrig angesetzt. Wer sein Fahr-rad nach den drei Jahren nicht weiter nutzen möchte und vielleicht gegen ein neues Dienstfahrrad eintauschen will, kann es auch wieder zurück an die Leasinggesellschaft beziehungsweise an den Fahrradhändler geben.

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Der Nutzen für den Arbeitnehmer ist in diesem Modell enorm, der Arbeitgeber wiederum wird kaum belastet, er muss sich letztlich nur dazu bereit erklären, den Leasingvertrag einzugehen. Dabei kann das Unternehmen nicht nur von zufriedenen Mitarbeitern profitieren. „Das Dienstrad ist vor allem nicht nur moderne Kurzstreckenmobilität, sondern auch eine extrem wirkungsvolle Maßnahme zur Förderung der innerbetrieblichen Gesundheit. Darüber hinaus ist ein Dienstrad auch noch wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch wertvoll. Für viele Firmen ist das Angebot eines Dienstrades deshalb auch ein Imagegewinn“, stellt Franz Tepe fest.

Fazit
Der Erfolg des Fahrradleasingkonzepts hat sicher diverse Ursachen. Zum einen feiert das Fahrrad 200 Jahre nach seiner Erfindung eine kleine Renaissance. E-Bikes und Pedelecs haben das Fahrrad für eine breitere Masse an Menschen interessant gemacht. Zum anderen herrscht ein zunehmend grünes Denken in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Konditionen des Fahrradleasings machen es Arbeitgebern und Arbeitnehmern leicht, Zweiräder in die Unternehmensmobilität zu integrieren, und die Industrie sowie der Fahrradhandel profitieren gerade bei den hochpreisigen Modellen von höheren Absatzzahlen. Daher kann man mit Recht von einer klassischen Win-win-Situation für alle Beteiligten sprechen.

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