Reifenservice vom Profi
Das Reifenmanagement im Fuhrpark kann über diverse Wege abgewickelt werden. Sei es die Möglichkeit, die Flotte über eine eigene Werkstatt zu betreuen, die Dienstleistung über eine Leasinggesellschaft abzuwickeln oder eben den Reifenservice an ein entsprechendes Unternehmen zu übertragen. Letztgenannte Variante hat Flottenmanagement näher betrachtet und dabei eine Auswahl von Anbietern miteinander verglichen.

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Die Sicherheit eines Fahrzeugs beziehungsweise des Fahrers sollte immer an erster Stelle stehen. Mit der verpflichtenden Einführung der Reifendruckkontrollsysteme (kurz: RDKS) für alle Neuwagen vor knapp drei Jahren ist man einen weiteren Schritt in Richtung mehr Sicherheit gegangen. Waren doch gerade in der Vergangenheit oftmals viele Fahrzeuge mit falsch eingestelltem Reifendruck unterwegs, sollte dies künftig immer seltener vorkommen. Denn das RDKS warnt den Fahrer, sobald der vorgeschriebene Druck unterschritten ist. Wer mit einem älteren Fahrzeug und daher ohne RDKS unterwegs ist (wenn nicht nachgerüstet), muss den Reifendruck noch selbst prüfen. „Der vom Fahrzeughersteller vorgegebene korrekte Reifenfülldruck steht in der Bedienungsanleitung, am Rahmen der Fahrertür oder im Tankdeckel“, erklärt der ADAC.
FOLGEN VON ZU NIEDRIGEM REIFENDRUCK:
Bei einem zu niedrigen Fülldruck wird der Reifen übermäßig durchgewalkt. Langfristig kann dies die Ablösung der Lauffläche oder einen Reifenplatzer – oft bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn – zur Folge haben. Führt man sich das vor Augen, wird deutlich, wie wichtig der regelmäßige Reifencheck am handwarmen Reifen ist. Dieser sollte optimalerweise bei jedem zweiten Tankstopp erfolgen. Neben dem Reifendruck gehören auch Profiltiefe, Reifenalter und die Sichtprüfung auf Beulen, Risse und Einfahrschäden zum Reifencheck.
Quelle: Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)
Wolfgang Weigand, Bereichsleiter Vertrieb bei der Servicequadrat GmbH & Co. KG, erkennt seit der verpflichtenden Einführung der RDKS im Großen und Ganzen eine leichte Tendenz zu weniger Reifenschäden. Andreas Berents, Geschäftsführer Euromaster Deutschland und Österreich, pflichtet ihm bei: „Der Kunde merkt frühzeitig, dass der Reifen Luft verliert und kommt daher zur Reifenreparatur. Ohne RDKS war es zuvor meistens schon zu spät, eine Reparatur durchzuführen, da der Reifen bereits plattgerollt war.“ Doch gibt es seit der Einführung der RDKS auch einigen Mehraufwand. Dirk Depenbrock, Leitung Vertrieb Geschäftskunden der A.T.U Auto-Teile- Unger GmbH & Co. KG, berichtet: „Der Reifenwechsel wird komplexer, dauert länger und ist mit RDKS – im Vergleich zu Reifen ohne dieses System – mit Mehrkosten verbunden.“ Darüber hinaus führe die vermehrte Verbauung von Sensoren auch häufiger dazu, dass diese defekt seien und ausgetauscht werden müssten. Hinzu komme die Wartung der Sensoren. „Dies bedeutet, dass je nach Herstellervorgaben die Ventilkits der Sensoren ausgetauscht werden müssen“, so Andreas Kuhl, Key-Account- Manager für Leasing- und Flottenkunden in Deutschland und Österreich bei der EFR Einkaufsgesellschaft Freier Reifenfachhändler mbH & Co. KG.
Ganzjahresreifen
Der Bestandsanteil der ganzjahresbereiften Fahrzeuge in Deutschland ist mittlerweile prozentual zweistellig; in den Großstädten der nördlichen Hälfte der Bundesrepublik sind Werte jenseits der 20 Prozent zu messen. Dies ermittelte die BBE Automotive GmbH in einer Studie im vergangenen Jahr.
Keinen lästigen Reifenwechsel und kein Einlagern mehr, kein neues Anlernen der RDKS-Sensoren, Geld- und Zeitersparnis sind hier förmlich greifbar. In den letzten Jahren war insbesondere auf dem Privatmarkt durchaus ein Trend hin zum Ganzjahresreifen zu verzeichnen. Im gewerblichen Bereich sieht das häufig noch anders aus. So sagt Thorsten Schuckenböhmer, Leiter Großverbrauchergeschäft bei Vergölst und FleetPartner: „Einen wirklichen Trend konnten wir hier bislang nicht ausmachen.“ Dies bestätigt Jochen Clahsen, Leiter 4Fleet Group: „Ganzjahresreifen sind nur in bestimmten Regionen und für bestimmte Nutzer eine ideale Lösung, wie zum Beispiel im Bereich Autovermietungen im Flottensegment. Aufgrund des Sicherheitsaspektes ist der regelmäßige Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen die bevorzugte Alternative.“ Zusammenfassend erklärt Andreas Kuhl von EFR: „Ganzjahresreifen stellen einen physikalisch bedingten technischen Kompromiss dar und diesen einzugehen, ist gegenüber saisonspezifischen Reifen nachteilig (...) und daher gerade für Flottenfahrzeuge nicht zu empfehlen.“

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Digitalisierung
So manch einer will oder kann diesen Begriff wahrscheinlich nicht mehr hören, so inflationär, wie er mittlerweile verwendet wird. Doch auch die Reifenbranche kommt bei bestimmen Aspekten nicht umhin, digitale Services anzubieten. So berichtet Thorsten Schuckenböhmer, dass mittlerweile alle Dienstleistungen im Werkstattalltag von der Digitalisierung betroffen seien. „Das fängt schon beim Kauf/bei der Buchung von neuen Reifen und den dazugehörigen Montageterminen an. Dies erfolgt mittlerweile immer öfter über unseren Onlineshop. Auch die Abläufe in der Werkstatt selbst werden immer digitaler, etwa durch den Einsatz von Tablets (…).“ Andreas Berents von Euromaster berichtet von einer schrittweisen Umstellung: „Bei jedem Reifenservice führen wir auch einen 15-Punkte Mastercheck durch, bei dem wir die wichtigsten und sicherheitsrelevantesten Komponenten eines Fahrzeugs überprüfen. Noch machen wir das mit Arbeitsblättern, aber es werden schon erste Tests auf dem Tablet durchgeführt. So kann auch der Fuhrparkleiter zukünftig sofort online die Daten aller Fahrzeuge einsehen.“
Wahrscheinlich, weil der Reifenmarkt gerade von Kontinuität geprägt ist, wird es noch eine Weile dauern, bis die Digitalisierung hier noch mehr um sich greifen wird. Benjamin Raab, Vertriebsleiter Firmenkunden, Pneumobil Reifen und KFZ-Technik GmbH, sagt: „Unserer Meinung nach müssen sämtliche internen und externen Prozesse auf die Chancen der Digitalisierung geprüft und entsprechend überarbeitet werden.“ Dirk Depenbrock von A.T.U nennt mit der Erfassung von Profiltiefen, Einlagerungslisten und Umlagerungen von Reifensätzen konkrete Anwendungsbereiche für die Digitalisierung. Digitale Prozesse fänden sich in allen Teilbereichen und würden zukünftig noch stärker untereinander vernetzt werden, so Depenbrock weiter.
Hin zum Komplettdienstleister
Für den Kunden wird der Service aus einer Hand immer wichtiger. Und der Kunde ist in einem Dienstleistungsgewerbe schließlich der König. Daher bieten die Reifenservicedienstleister neben ihrem Kerngeschäft „Reifen“ zahlreiche weitere Angebote an. Arnd Metzler, Teamleiter Flotten & Leasing bei First Stop Reifen Auto Service GmbH, sagt: „Der Flottenkunde nimmt bei uns besonders gerne Services wie die UVV-Prüfung, Online- Terminvereinbarungen, ‚Mobile Fitting‘ oder Wechselbenachrichtigungen wahr.“ Thorsten Schuckenböhmer von Vergölst und FleetPartner ergänzt: „Die gesamte Palette an Autoserviceleistungen sind unseren Flottenkunden sehr wichtig. Darüber hinaus sind auch die zentrale Fakturierung, Datenträgerrechnungen sowie die Möglichkeiten zur Auswertungen entscheidende Faktoren.“
Der schleichende Wandel der Unternehmensangebote zur Rundum- Shopping-Lösung ist also bereits in vollem Gange. Gerade für gewerbliche Kunden liege der Mehrwert im individuellen Zuschnitt dieser Leistungen und den damit verbundenen Abwicklungsprozessen, merkt Benjamin Raab von der Pneumobil Reifen und KFZ-Technik GmbH abschließend an.
Ausblick
Kunden werden vor allem zwei Dinge immer wichtiger: Full-Service- Leistungen und (Kosten-)Transparenz. Hier befinden sich die Reifenservice- Anbieter auf einem guten Weg, aber sie haben die Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Besonders digitale Anwendungen sind von einigen Unternehmen bisher stiefmütterlich behandelt worden – sowohl beim Kundenkontakt als auch bei der eigenen Arbeit (beispielsweise Einbindung von Tablets). Wer dieses noch vorhandene Potenzial zu nutzen weiß und seine Angebotspalette der Nachfrage entsprechend flexibel anpassen kann, wird sich letztlich auch am Markt behaupten beziehungsweise durchsetzen können.

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