Kosteneffizient

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Nach Angaben der EU-Kommission sind Reifen für 20 Prozent des Kraftstoffverbrauchs eines Autos verantwortlich. Eine beachtliche Zahl, die somit auch enorme finanzielle Auswirkungen hat. Aufschluss über die Auswirkungen eines Reifens auf den Spritverbrauch gibt die 2012 eingeführte Europäische Reifen-Kennzeichnungs-Verordnung (kurz: EU-Reifenlabel). Sie legt die Informationspflichten zu Rollwiderstand (Kraftstoffeffizienz), Nasshaftung und externem Rollgeräusch von Reifen fest. Ziel des Labels sind mehr Sicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit im Straßenverkehr durch die Förderung von kraftstoffsparenden, sicheren und leisen Reifen. Die Bewertung der einzelnen Rubriken wird anhand einer Skala mit den Noten A (Bestwert) bis G beurteilt.
Was diese Noten für Unterschiede hervorrufen, zeigt folgendes Beispiel: Ein Reifen mit der Benotung A kann den Kraftstoffverbrauch gegenüber einem Reifen mit der Benotung G um bis zu 7,5 Prozent senken. In konkreten Zahlen bedeutet das, dass mit Reifen der Kategorie A anstelle von G über sechs Liter Kraftstoff auf 1.000 Kilometern Fahrstrecke gespart werden kann.*
Grüne Reifen
Sogenannte grüne Reifen versprechen die Umwelt zu schonen und die Spritverbrauch zu verringern. Doch was genau verbirgt sich hinter ihnen? Schon bei der Produktion der Pneus wird vonseiten der Hersteller auf ein schonendes Verfahren und auf die Verwendung von umweltfreundlicheren Materialien geachtet. Folglich wird bei Herstellung und Verwendung der Reifen weniger CO2 ausgestoßen. Im Wesentlichen zeichnet sich ein grüner Reifen bei der Nutzung durch einen geringeren Rollwiderstand aus. Messungen ergaben, dass sich dieser in einem um drei Prozent niedrigeren Spritverbrauch niederschlägt.
Im Stadtverkehr konnten laut eines Reifen-Praxistests von LANXESS, Hersteller von synthetischen Hochleistungskautschuken für die Reifenindustrie, zusammen mit dem Energieversorger RheinEnergie im Jahr 2015 sogar bis zu sieben Prozent (im Durchschnitt 4,1 Prozent) Sprit eingespart werden. Bei dem Test wurde ein halbes Jahr lang unter realen Bedingungen der Kraftstoffverbrauch von sechs baugleichen Einsatzfahrzeugen der Rhein Energie sowohl mit „grünen Reifen“ (gemäß EU-Reifenlabel mit der Bewertung „B“ bei Rollwiderstand) als auch mit Standardreifen (gemäß EU-Reifenlabel mit der Bewertung „F“ bei Rollwiderstand) miteinander verglichen. Dabei hatten die rund zwei Tonnen schweren Fahrzeuge während der Testzeit ähnliche Einsatzgebiete im Kölner Stadtgebiet und Umland. Nach Unternehmensangaben waren Fahrer, Ladegewicht und Tankvorgänge bei den Fahrzeugen identisch. Die sechs Fahrzeuge legten über die gesamte Testdauer alle zusammen eine Distanz von rund 37.000 Kilometern zurück. Überraschend: Unter den gegebenen Testkonditionen wiesen die grünen Reifen sogar einen geringeren Reifenverschleiß als die Standardreifen auf. „Wir haben mit diesem Langzeittest nun auch in der Praxis nachgewiesen, dass Hochleistungsreifen große Einsparpotenziale für Flottenbetreiber [...] bieten“, fasst Rainier van Roessel, Vorstandsmitglied der LANXESS AG, zusammen.
Der TÜV Rheinland war in den Praxistest mit eingebunden. „Der Langzeittest bestätigt, dass es wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist, auch im Stadtverkehr eingesetzte kleine Nutzfahrzeuge mit grünen Reifen zu betreiben“, erläutert Jürgen Brauckmann, Bereichsvorstand Mobilität des TÜV Rheinland, die Testergebnisse. Allerdings seien die Reifen auch kein Allheilmittel. „Es hilft alles nichts, wenn der Fahrer nicht vernünftig fährt“, sagt Axel Vaßen, Reifenspezialist bei LANXESS.

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Ein weiteres Beispiel zeigt: Der Wechsel auf die Hochleistungsgummis lohnt sich. Ergebnisse des „LANXESS Fahrzeugflotten-Rechners“ zufolge können bei einer Flotte, die mit insgesamt 650 Autos oder Kleintransportern von bis zu 3,5 Tonnen bislang auf Reifen fährt, die auf dem EU-Label beim Rollwiderstand mit F bewertet werden, allein durch den Wechsel auf B-Fabrikate jährlich knapp 44.500 Euro an Treibstoffkosten gespart werden – bei einer angenommenen Fahrstrecke von gut 14.000 Kilometern pro Fahrzeug und einem Dieselpreis von 1,35 Euro pro Liter (Berechnung von 2015; derzeit liegt der Dieselpreis bei circa 1,10 Euro pro Liter, daher wären die Einsparungen entsprechend geringer). Die CO2-Einsparungen würden sich auf fast 87 Tonnen pro Jahr belaufen. Hinzu kommt: Die mittlerweile nur noch geringen Mehrkosten für grüne Reifen im Vergleich zu Standardreifen hätten sich entsprechend schnell amortisiert.
Geldvorteil Ganzjahresreifen
Auch eine Option für mehr Kosteneffizienz im Fuhrpark stellen Ganzjahresreifen dar. Zwar bieten sie noch nicht den Grad an Sicherheit und Performance (mehr dazu siehe Artikel S. 92 f.) wie saisonale Qualitätspneus, allerdings sind Allwetterreifen für viele Regionen und Arten der Nutzung vollkommen ausreichend. Die Vorteile: Es muss kein zweiter Satz Reifen angeschafft beziehungsweise zwischengelagert werden, darüber hinaus werden die Kosten für den Reifenwechsel eingespart. Seit der Einführung der Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) müssen bei direkt messenden Systemen zudem die Sensoren bei jedem Reifenwechsel neu kalibriert werden. Somit steigt die Verweildauer eines Fahrzeugs in der Werkstatt. Hinzu kommen die Anschaffungskosten für den zweiten Satz Sensoren, die gemäß TÜV Süd bei rund 200 Euro liegen.
Fazit
Für viele ist er nur schwarz und rund, doch hinter einem Reifen steckt deutlich mehr. Wer bei der Reifenwahl auf besonders rollwiderstandseffiziente Pneus achtet, kann viel Geld sparen, vorausgesetzt die eigene Fahrweise ist nicht übermäßig offensiv. Grüne Reifen haben nachgewiesen zu einem niedrigeren Spritverbrauch geführt, Hersteller versprechen zudem keine Beeinträchtigung der Sicherheitseigenschaften. Eine andere Option sind Ganzjahresreifen. Wenn sie in das Konzept passen, beziehungsweise den Anforderungen eines Fuhrparks entsprechen, können sie ebenfalls Kosten senken. Zwar nicht durch einen geringeren Spritverbrauch, allerdings bei der Anschaffung sowie im Laufe der Nutzungsdauer.
* Berechnungsgrundlage sind ein Verbrauch von 8 l/100 km, ein Benzinpreis von EUR 1,50 €/Liter und eine durchschnittliche Fahrleistung von 35.000 km/Jahr. Die tatsächliche Kraftstoff- und Kostenreduzierung kann zum Beispiel aufgrund des Reifendrucks, des Fahrzeuggewichts und Ihres Fahrstils davon abweichen. (Quelle: Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH)

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