Sauber entsorgen

Ein verlassenes Industriegelände, ein modriger Gummigeruch in der Nase und in der Ferne meterhohe Berge Reifen. Die Firmeninhaber des Altreifen-Entsorgungsunternehmens sind dank gewollter Insolvenz vor der Verantwortung geflohen. Die Altreifen bleiben zurück. Das ist wohl die Horrorvorstellung für jede Stadt, Kommune und diejenigen, die sich für eine saubere Entsorgung von Altreifen einsetzen. Flottenmanagement hat sich damit beschäftigt, welche Möglichkeiten Fuhrparkleiter in der Altreifenentsorgung haben und welchen Weg alte Pneus bis zur korrekten Entsorgung gehen.

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Ein durchschnittlicher Reifen besteht aus Kautschuk, Stahl, Nylon, Ruß, Kieselsäure, Kohlenstoff, Weichmachern sowie diversen anderen Chemikalien und hält es sechs bis zehn Jahre auf der Straße aus. Bereits seine Lagerung beeinflusst den Ist-Zustand. Einflüsse durch Licht, Wärme, Kälte, Öl, Benzin, Fett und Lösungsmittel können dem Reifen zusätzlich zusetzen. Freilich können auch während der Fahrt der Reifendruck, das Radlager, die Achsen, das Bremssystem oder kaputte Stoßdämpfer dazu führen, dass die Reifen stark verschleißen. Und beträgt das Hauptprofil der Pneus weniger als 1,6 Millimeter, was allein durch die Abnutzung des schwarzen Gummis passiert, sollten Sie einen Reifenwechsel in Betracht ziehen, da nach § 36 Abs. 2 Satz 4 StVZO bei einem Verstoß mit einem Bußgeld zu rechnen ist oder sogar die Weiterfahrt verboten werden kann. Sind die Reifen aus Ihrer Sicht zu abgenutzt, aber noch fahrtauglich, gibt es die Möglichkeit, diese auf einer Internetplattform, wie zum Beispiel ORBIX, im In- und Ausland weiter zu verkaufen. Das Besondere: Die Plattform richtet sich auch an Gewerbekunden: „Speziell für Autohäuser, Reifenhändler, Autovermieter, Leasingfirmen et cetera bietet ORBIX eine Bestandsverwaltung mit Analysetool, um deren Gebrauchtreifenlager profitabel steuern zu können. Der Gebrauchtreifenbestand wird über eine qualitative und detailreiche Eingabemaske digital (Anmerkung der Redaktion: in Zukunft via speziell entwickelter App) erfasst und ins System eingespeist. Durch das Bestandsmanagement werden die Reifen vor dem Verfallsdatum noch in zusätzlichen Umsatz umgewandelt“, erklärt Jürgen Benzinger, CEO und CFO der Orbix GmbH. Weitere Vorteile seien ihm zufolge eine Lagerkostenminimierung, eine erhöhte Liquidität für den Händler, eine Lagerplatzersparnis sowie eine Umschlags- und Rohertragserhöhung. Doch bitte Obacht, wenn es um das Thema Reifen- und Altreifenexport geht, warnt das dänische Altreifenrecycling- Unternehmen Genan A/S: „So profitabel diese Praxis auch sein mag, aus unserer Sicht ist sie dennoch äußerst unethisch. Für einen geringen funktionellen Gegenwert werden Dritte-Welt-Länder mit einem enormen Abfallproblem allein gelassen, ohne die Technologie zu haben, dieses Problem zu lösen.“ Auch Yorick M. Lowin, Geschäftsführer Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V. (BRV), macht darauf aufmerksam, dass der Altreifenexport zwar ein attraktives Geschäftsfeld sei, welches leider aber auch viele unprofessionelle Händler anziehe. Doch was tun mit 570.000 Tonnen Altreifen, die jährlich in Deutschland anfallen

„Für die überwiegende Menge der ausgedienten Reifen gibt das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) die Regeln vor“, so der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e. V. (wdk) und eine illegale Behandlung von Altreifen kann laut Bußgeldkatalog je nach Menge bis zu 50.000 Euro Strafe in Deutschland kosten. Autohersteller wie Volvo, Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen bieten ihren Kunden eine kostenlose Entsorgung in ihren Werkstätten an, beziehungsweise haben diese Dienstleistung in den Servicepaketen oft inbegriffen. Dabei legen sie besonderen Wert auf eine umweltfreundliche Entsorgung: „In diesem Werkstatt-Entsorgungsprogramm sind die gesamte gesetzeskonforme und umweltgerechte Entsorgung sowie das Recycling von Abfällen erfasst“, so Frank Denzin, Direktor des Customer Services der Volvo Car Germany GmbH. „Dazu arbeitet man in Deutschland mit Verwertern zusammen, die nach der Entsorgungsfachbetriebeverordnung (EfbV) zertifiziert sind und regelmäßig geprüft werden“, fügt Markus Schröder, Leiter für die Geschäftsentwicklung Zubehör und Lifestyle der BMW Group Deutschland, hinzu. Karsten Rösel, Geschäftsführer von ALD Automotive gibt an, dass die Reifenentsorgung bei ihnen, ähnlich wie bei den Automobilherstellern, zum Servicepaket dazu gehöre. Von Kosten für den Kunden wollen die Hersteller jedoch weiterhin Abstand halten: „Wir bemühen uns, den Kostenaufwand für unsere Kunden gering zu halten, um die Entsorgung so komfortabel wie möglich zu machen“, so Stefan Engels, Leiter des Qualitäts- und Umweltmanagements bei Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland (MBVD). Anders sieht es beim Leasingunternehmen Arval Deutschland GmbH aus: „Unsere Reifenpartner verlangen von uns eine Gebühr für die Altreifenentsorgung und begründen dies mit den Kosten für eine fach- und umweltgerechte Entsorgung, die das Entsorgungsunternehmen verlangt“, heißt es dort. Ähnlich agieren Vergölst und FleetPartner sowie die Auto-Teile-Unger GmbH & Co. KG (A.T.U). Das sei auch richtig so, mahnt Lowin, denn wenn die Altreifen fachgerecht entsorgt werden, entstehe Aufwand, der bezahlt werden müsse.

Initiativen, wie ZARE (Zertifizierte Altreifen Entsorger), die zum Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V. gehören, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen, Städten und Kommunen zu einer sauberen Altreifenentsorgung zu verhelfen. Dafür bieten sie ein Zertifikat an, das die einzelnen Partner unter bestimmten Kriterien erhalten können, um dem Kunden nachzuweisen, dass sie Altreifen umweltgerecht entsorgen, beteuert Lowin.

Doch welche Möglichkeit, einen Reifen zu entsorgen, ist die beste oder umweltfreundlichste? Die thermische Verwertung beispielsweise in den Zementfabriken sei laut Genan A/S nach wie vor weit verbreitet, aber habe enorme negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die Wiederaufbereitung, die in einem Autoreifenleben genau ein Mal durchgeführt werden darf, spart laut Lowin zwar 70 Prozent Energie ein, doch bei Genan A/S sieht man darin keine kosteneffiziente und nur eine befristete Lösung. Besser sei das Recycling, was bestmöglich wie folgt geschieht: „Nach einer visuellen, händischen Qualitätsprüfung jedes einzelnen Pneus werden die Schrottreifen der stofflichen, mechanischen Verwertung zugeführt. In den Granulieranlagen werden die einzelnen Bestandteile eines Reifens (Gummigranulat, Textilcord und Stahldraht) als sortenreine Rohstoffe aufbereitet und finden in diversen Alltagsprodukten ein neues Leben“, erklärt Dirk Depenbrock, Leiter des Vertriebs für Geschäftskunden bei A.T.U, die sogar zwei ausgewählte Recyclingstandorte in Weiden und Werl hat.

Fazit: Der Zeitgeist zum Thema Altreifenentsorgung entstand und entwickelt sich weiterhin zugunsten der Umwelt. Falls Sie keine großen Kosten bei der Altreifenentsorgung haben möchten, achten Sie zumindest auf ein Zertifikat oder auf ein Aushängeschild für eine umweltfreundliche Entsorgung. Wenn Sie auf neue Plattformen, wie ORBIX, zum Verkauf zurückgreifen, seien Sie besonders vorsichtig bei Verkäufen in das Ausland – dem Menschen und der Umwelt zuliebe.

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