Sicherheit um jeden Preis?

Der Kurier-Express-Paketdienst-Bereich (KEP) wächst zusammen mit dem Internethandel seit Jahren immer weiter. Um etwa neun Prozent stiegen die Neuzulassungen im Transportermarkt 2016 gegenüber dem Vorjahr (Quelle: VDA). Somit steigt auch die Zahl von Transportern auf den Straßen weiter an. Die Vorteile der leichten Nutzfahrzeuge liegen auf der Hand: Unter 3,5 Tonnen können sie mit dem herkömmlichen Pkw-Führerschein gefahren werden und sie sind ideal, um damit sperrige Kartons und Pakete durch enge Straßen zu transportieren. Doch auch wenn der Führerschein der Klasse B meist ausreicht, um einen Transporter bewegen zu dürfen, stellt das Fahren mit diesen Lademeistern andere Herausforderungen an den Fahrer als das Steuern eines Pkw.

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Angesichts dessen erscheint es überraschend, dass die Unfallstatistiken der Transporter nicht schlechter sind als, die der Pkw. Im Gegenteil: Hier kommt das Transportersegment deutlich besser weg als sein Ruf. Denn das Unfallrisiko der Kleintransporter unterscheidet sich, zumindest statistisch, nicht von dem herkömmlicher Pkw. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsprojekt der Unfallforschung der Versicherer (UDV), des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), der Bundesanstalt für das Straßenwesen (BASt) und von DEKRA. Für die Studie wurden mehr als 1.650 Unfälle mit Kleintransportern untersucht. Transporter bis 3,5 t legen durchschnittlich rund 21.000 Kilometer im Jahr zurück, damit liegt die Jahresfahrleistung 80 Prozent höher als bei Pkw. Gemessen daran ist die Unfallhäufigkeit von Transportern bis 3,5 t niedriger als bei Pkw. Ähnliches gilt für Kleintransporter (bis 2,8 t), deren Fahrleistung um 40 Prozent höher ist als bei Pkw.

Doch es muss ja nicht immer ein gleich ein Unfall sein. Denn ungeachtet dieser Zahlen sind Beulen, Kratzer, Dellen und kleinere Schäden bei Transportern keine Seltenheit, denkt man beispielsweise an die Fahrzeuge diverser Paketzusteller. Dabei können die Fahrzeuge im unversehrten Zustand und durch eine gute Fahrzeugbeklebung für eine positive Außenwahrnehmung des Unternehmens sorgen. Völlig verbeult ist dies jedoch nur schlecht möglich. Sicherheit im Transporter ist daher aus vielen Gründen wichtig: für den Fahrer, für das Unternehmen und für die Außenwahrnehmung.

Fahrertraining
Um die Sicherheit einer Transporterflotte zu erhöhen, lassen sich verschiedene Dinge tun. Zunächst kann man beim Fahrer selbst ansetzen, schließlich ist der Mensch immer noch die häufigste Unfallursache. Es gibt von allen großen Anbietern (ADAC, ACE, DEKRA und so weiter) besondere Fahrsicherheitstrainings für Transporter. Hier lernen die Teilnehmer den eigenen Transporter in Extremsituationen kennen und können im Ernstfall auf der Straße besser reagieren. Bereits vor 15 Jahren hat Mercedes- Benz dieses Thema für sich erkannt und bietet seit 2003 die Eventreihe „Mercedes-Benz Transporter Training on Tour“ an. In diesem Jahr finden bundesweit rund 90 Veranstaltungen dieser Reihe mit 4.400 Teilnehmerplätzen an 20 Standorten statt. Insgesamt hat der Sprinter Hersteller nach eigenen Angaben bereits mehr als 50.000 Fahrer im Rahmen dieser Veranstaltung geschult. Der Geschäftsleiter Transporter und Vans des Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland, Jochen Dimter, erläutert den Ansatz der Eventreihe: „Die Sicherheit der Kunden steht für Mercedes-Benz Vans im Mittelpunkt. Modernste Fahrwerks- und Assistenzsysteme machen unsere Transporter zu den sichersten ihrer Klasse. Mit dem Mercedes-Benz Transporter Training on Tour geben wir unseren Kunden zusätzlich das Werkzeug an die Hand, ihre Fahrzeuge optimal einzusetzen.“

Auf diesen Veranstaltungen stehen vier inhaltliche Schwerpunkte im Fokus, die jeweils an vier Stationen unter Anleitung erfahrener Trainer den Teilnehmern nähergebracht werden. Darunter befindet sich auch die Station „Fahrassistenzsysteme“. Dort geht es um die richtige situationsgerechte und sinnvolle Verwendung der Sicherheitstechnik im eigenen Transporter. Die Station „Fahrtechnik“ kommt dem, was man unter einem klassischen Fahrertraining versteht, am nächsten. Hier wird die Reaktionsfähigkeit der Teilnehmer bei Bremsmanövern auf unterschiedlichen Fahrbahnzuständen und vor Hindernissen getestet. Anhand von praktischen Beispielen erlernen die Teilnehmer an der Station „Ladungssicherheit“ die Grundlagen der Ladungssicherung. Die Station „ECO“ vermittelt spezielle Fahrübungen und gibt Tipps, wie sich minimaler Spritverbrauch bei optimaler Beschleunigung erreichen lässt. Den Teilnehmern steht bei jeder Veranstaltung die komplette Bandbreite der aktuellen Mercedes-Benz Transporter und Vans in verschiedenen Ausführungen zur Verfügung.

Transporterausrüstung
Neben der Schulung des Fahrers ist auch das Fahrzeug an sich, also der Transporter, entscheidend für das Ziel die Sicherheit der Flotte zu erhöhen. Immer wieder thematisiert wird dabei die Ladungssicherung. Für fast alle Branchen und Gewerbe stellen die großen Einrichter Aluca, bott oder Sortimo Lösungen zur Verfügung, mit denen sich das Handwerkszeug richtig verstauen lässt. Die besten Einbaulösungen bringen jedoch nichts, wenn der Fahrer nicht weiß, wie er den Transporter richtig zu beladen hat. Nicht ohne Grund wird dieser Aspekt beim angesprochenen „Mercedes-Benz Transporter Training on Tour“ in einem der vier Schwerpunkte behandelt. Es ist darüber hinaus aber auch die Pflicht des Fuhrparkleiters, die Mitarbeiter in Sachen Ladungssicherung zu unterrichten. Für besondere Transporte wie Gefahrgut gelten die Bestimmungen aus Gefahrgutbeförderungsgesetz (GGBefG). Weiterhin sind bei allen Be- und Entladevorgängen auch die Bestimmungen aus Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) und Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) zu berücksichtigen. Aus dem berufsgenossenschaftlichen Regelwerk ist die BGI 649 Ladungssicherung auf Fahrzeugen besonders relevant.

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Auch die Fahrzeuge selbst können eine Menge zum Thema Sicherheit beitragen. Die Hersteller statten ihre Topmodelle verstärkt mit den neuesten Assistenzsystemen aus. Insgesamt 20 Fahrassistenzsysteme sollen im neu entwickelten Volkswagen Crafter stecken. Darunter Systeme wie eine automatische Distanzregelung (ACC), ein Spurhalteassistent oder ein Parkassistent. Auch andere Hersteller bauen Systeme, die aus dem Pkw-Bereich bekannt sind, in ihre Nutzfahrzeuge ein. Warum? Weil sie es können! Denn die Automobilindustrie fährt in diesem Punkt eine Gleichteilestrategie, sie verwendet also verschiedene Module modellübergreifend. Wer keinen top ausgestatteten Transporter auf dem Hof stehen hat, kann dennoch ganz nach Bedarf nachrüsten. Rückfahrkameras und Parksensoren helfen oftmals schon die häufigsten Schäden zu verhindern. Daneben lassen sich auch Kollisions-, Spurhalte- und Abstandswarner nachrüsten. Hier bietet beispielsweise der Automobilzulieferer Mobileye auch für den Endkunden Systeme zum Nachrüsten an. Die Fuhrparklösungen des israelischen Herstellers schulen dabei auch den Fahrer, indem sie ein Feedback zum Fahrverhalten des Fahrers geben.

Fazit
Natürlich ist nicht jedes Assistenzsystem für jede Flotte gleich sinnvoll. Wer braucht im Stadtverkehr schon einen Abstandstempomaten? Der Flottenmanager sollte also den Transporter dem eigenen Anforderungsprofil entsprechend ausstatten, allein schon des Geldes wegen. Denn die zusätzliche Technik ist schließlich nicht umsonst und in den Restwerten schlagen sich die Assistenzsysteme bei Transportern noch nicht signifikant nieder. Einzig indirekt durch ein weniger zerbeultes Fahrzeug lohnen sich die Fahrhilfen beim Wiederverkauf. Natürlich wird sich der Restwert in den nächsten Jahren noch verändern, wenn deutlich mehr Transporter mit Assistenzsystemen auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind. Bis dahin lohnt sich die bessere Ausstattung nur während der Laufzeit in der Flotte. Denn weniger Schäden bedeutet auch weniger Kosten. So kann die Investition in Schulungen, Assistenzsystemen und Nachrüstlösungen zu einer besseren Schadenquote führen und somit die Versicherungsprämie reduzieren.

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