Effizient(er) mit Anleitung
Die Mobilität ist im Wandel – und das mehr denn je. Gerade für Unternehmen wird das betriebliche Mobilitätsmanagement ein immer wichtigerer und bedeutenderer Faktor. Mit dem Leitfaden „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ hat die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz in Zusammenarbeit mit den Industrieund Handelskammern Ende 2016 eine Hilfestellung für die Optimierung von Betriebsmobilität unter ökonomischen Gesichtspunkten geschaffen. Flottenmanagement stellt den Leitfaden inklusive ausgewählter Praxisbeispiele ausschnittsweise vor.

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Zuallererst wird im Leitfaden die Bedeutung von Mobilität in der Arbeitswelt aufgegriffen. Für Unternehmen bedeutet Mobilität vor allem Zugang zu Kunden und Geschäftspartnern sowie eine gute Erreichbarkeit der Arbeitsstätten für Mitarbeiter. Hohe Verfügbarkeit und niedrige Kosten gelten somit als Katalysator für unternehmerischen Erfolg.
Doch um „erfolgreich“ mobil zu sein, bedarf es einer guten Planung und Durchführung, nicht nur von Unternehmensseite. Problematisch sind vor allem die weitere Zunahme des Verkehrs und die durch den Ausbau der Mobilität zunehmenden ökonomischen und ökologischen Kosten, die in der Hauptsache der Staat tragen muss. So steigt die Infrastrukturbelastung stetig an und Lärm- und Abgasemissionen verstärken Umweltproblematiken. Der Verkehrssektor ist mit aktuell rund 161 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr für circa 20 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. „Für die Einhaltung der nationalen und europäischen Klimaschutzziele ist es deshalb unerlässlich, die Mobilität effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten“, lautet eine der Kernaussagen im Leitfaden.
Gerade in mittelständischen Betrieben werden noch große Verbesserungspotenziale gesehen, deren Ausschöpfung oftmals auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Viele Unternehmer wird dies allerdings vor neue Herausforderungen stellen.
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Doch was versteht man überhaupt unter der Begrifflichkeit „Betriebliches Mobilitätsmanagement“? Unternehmen dient es in erster Linie als praxistaugliches Instrument zur systematischen Analyse und Optimierung der unternehmenseigenen Verkehrsbedarfe.
Ziel ist es, stets mit verhältnismäßig geringem Aufwand die verschiedenen Mobilitätsbedürfnisse des Unternehmens und der Mitarbeiter möglichst effizient erfüllen zu können. Betriebe können damit Ausgaben senken, die Verkehrsinfrastruktur entlasten sowie die Gesundheit der Mitarbeiter verbessern.

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Und Betriebliches Mobilitätsmanagement hilft dabei, den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens zu verbessern. Durch die Verlagerung von Verkehr auf emissionsärmere Medien, aber auch durch die Optimierung der Mobilität sinkt der CO2-Ausstoß und der Rohstoffverbrauch und die Infrastruktur wird von Unternehmen weniger beansprucht. Und es gibt weitere Vorteile: An Unternehmensstandorten verringert insbesondere die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs Standortkosten und zeitliche Verzögerungen im Lieferverkehr. Als kleiner Überblick über das Thema dient die Grafik links.
In seiner besten Anwendung vereint Betriebliches Mobilitätsmanagement somit ökonomisches und ökologisches Handeln.
Verschiedene Arten der Mobilität und deren Problemfelder
Im Wesentlichen wird im Leitfaden zwischen drei Arten von betrieblicher Mobilität unterschieden. Dazu zählt der tägliche Weg zur Arbeit, der einen großen Anteil des Verkehrsaufkommens in Deutschland darstellt. Dass viele Mitarbeiter mit ihrem eigenen Auto oder dem Dienstwagen zur Arbeit kommen, ist dabei eines der Hauptprobleme, dem zu wenig entgegengewirkt wird. Denn zum einen fehlt den Mitarbeitern eine Austauschplattform zur Verabredung von Fahrgemeinschaften. Zum anderen sind potenzielle Radfahrer häufig durch eine Kleiderordnung, fehlende Umkleidemöglichkeiten oder die schlechte Fahrradinfrastruktur abgeschreckt. Und für den Umstieg auf den ÖPNV fehlt es an finanziellen Anreizen in Form eines Job-Tickets. Gleichzeitig unterschätzen viele Unternehmen die positiven Auswirkungen von gesundheitsförderndem Radfahren und stau- und stressfreier ÖPNV-Nutzung im Arbeitsalltag.
Darüber hinaus zählen dienstliche Wege als zweiter Bereich der Unternehmensmobilität. Sie unterscheiden sich von Arbeitswegen überwiegend durch die direkte Finanzierung, Kontrolle und den Einfluss des Arbeitgebers auf die Auswahl und Nutzung der Verkehrsmittel. Primär geht es in der Regel darum, die Kosten möglichst gering zu halten. Da die Unternehmen Mobilitätslösungen für die Dienstwege bestimmen und ihren Anforderungen anpassen können, bieten sich eine Vielzahl von direkt umsetzbaren Maßnahmen wie beispielsweise effizientere Fahrzeuge, Carsharing oder Bus- und Bahnnutzung an.
Der Wirtschafts- und Lastverkehr ist der dritte Bereich in der Auflistung. Optimal sind möglichst niedrige Ausgaben und ein zeitgleich reibungslos funktionierender Transport von Waren. Die ökonomische und ökologische Optimierung des Wirtschaftsverkehrs kann hierbei viele Wege gehen. So sind beispielsweise die Verlagerung des motorisierten Verkehrs auf Lastenfahrräder oder der Einsatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen Ausweichmöglichkeiten.
Praxisbeispiele
Die Vorgehensweise zur Implementierung von neuen Ansätzen bei der Mobilität sollte sich über fünf Phasen erstrecken. Beginnend mit der Analyse und der Maßnahmenentwicklung über die Durchführung bis hin zur Evaluation und der dauerhaften Integration.
Insgesamt wurden sieben Unternehmen bei diesem Prozess begleitet, der zur Verbesserung der Unternehmensmobilität beitragen sollte. Wir zeigen anhand von zwei Praxisbeispielen (siehe grün unterlegtes Textfeld), was gemacht wurde und welche Erfolge erzielt werden konnten.
Fazit
Die Verfasser des Praxisleitfadens nehmen die Unternehmen in die Pflicht. Die Möglichkeiten zu einem ökonomischeren und ökologischeren Mobilitätsmanagement sind zweifellos vorhanden, jedoch fehlt häufig noch der Mut und/oder die Expertise, das Ganze umzusetzen. Gerade bei fehlendem Know-how wird eine fachliche Weiterbildung empfohlen. Unter anderem bietet die Mittelstandsinitiative „Energiewende und Klimaschutz“ in Zusammenarbeit mit teilnehmenden Industrie- und Handelskammern eine solche an. Dass die Unternehmen ihre Mobilitätsgewohnheiten und -strukturen überprüfen und gegebenenfalls anpassen müssen, steht außer Frage. Einige gute Beispiele gibt es bereits. Weitere Informationen zur Vorgehensweise im Betrieblichen Mobilitätsmanagement, zur Weiterbildung, zu den Praxisbeispielen, zu Förderprogrammen für nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz sowie den kompletten Leitfaden zum Download finden Sie unter: www.mittelstand-energiewende.de.
SYMPATEX TECHNOLOGIES GMBH
Sympatex Technologies entwickelt, produziert und vertreibt seit 1986 Hightech-Funktionsmaterialien für Bekleidung, Schuhe, Accessoires und technische Anwendungsbereiche.
Maßnahmen: Fuhrparkanalyse, Optimierung der Dienstreisen, Mitarbeiterbefragung, Fahrradförderung und Fahrradaktionen, Kooperation mit Eco-Taxiunternehmen, Fahrgemeinschaften
Erfolge: Gemäß den Verfassern konnten die Emissionen gesenkt (Einsparpotenzial CO2 pro Jahr: 95,3 Tonnen), Kosten reduziert werden und die Mitarbeiter fahren vermehrt mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Als besonders erfolgreich erwies sich eine Anpassung im Reisemanagement, so die Autoren. Da das Unternehmen weltweit agiert, tritt es bei einer Vielzahl von internationalen Messen auf. Hierfür müssen Mitarbeiter viele Langstreckenreisen absolvieren. Durch eine verbesserte Abstimmung in der Planung und Durchführung von Dienstreisen konnte die Anzahl von Transkontinentalflügen erfolgreich reduziert werden.
FORSCHUNGSZENTRUM JÜLICH
Das Forschungszentrum Jülich betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung in den Bereichen Energie und Umwelt sowie Information und Gehirn.
Maßnahmen: Online-Mitarbeiterbefragung, Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos und Pedelecs, Teil-Elektrifizierung des Fuhrparks, Einführung eines Portals für Fahrgemeinschaften, Fahrradaktionstag, Ausbau des Fußwegenetzes, verbesserte Sicherung des Radverkehrs, Intensivierung der Mitarbeiterkommunikation
Erfolge: Es werden durch die Umsetzung der Maßnahmen Einsparungen von 300 Tonnen CO2 und 18.000 Euro Kosten pro Jahr erwartet.

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