Viele Möglichkeiten

Wie sämtliche Prozesse im Fuhrpark ist auch die Gestaltung des Versicherungsschutzes einer Flotte dem Kosten-aspekt unterworfen. Die optimale Ausführung beinhaltet genau so viel Absicherung der Fahrzeuge und Fahrer wie die Risikolage und -bereitschaft es vorgibt – bei so geringen Kosten wie möglich. Dies zu erreichen, erfordert eindeutig Fachkompetenz. Wir haben bei Versicherungen, Versicherungsmaklern und Leasinggesellschaften nachgefragt, welche Versicherungsmodelle sie anbieten und welchen Fuhrparks sie welche Modelle empfehlen.

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Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dieter Farny definiert das Versicherungsprinzip als die Deckung eines im Einzelnen ungewissen, insgesamt schätzbaren Geldbedarfs auf der Grundlage eines Risikoausgleichs im Kollektiv und in der Zeit. Sehr abstrakt und sehr allgemein formuliert lassen sich hier aber die Analogien zur Flottenversicherung finden: Deckung gleich Schadenkostenübernahme, Geldbedarf gleich Schäden, Risikoausgleich gleich Gemeinschaft der Versicherten oder die Summe der Flottenfahrzeuge im Versicherungsjahr. Doch wie lassen sich solche Schäden am besten decken und wie lässt sich das Risiko einer ganzen Flotte möglichst verlustfrei tragen

Kleine Fuhrparks
Wenn es darum geht, ein Fahrzeug zu versichern, fällt der erste Blick auf die klassischen Kfz-Versicherungen. Diese bieten gestaffelt nach der Anzahl der Fahrzeuge, die Versicherungsschutz benötigen, unterschiedliche Modelle an. Für wenige Fahrzeuge lohnen sich Gewerbetarife, bei denen sich aus Typ- und Regionalklassen, Schadenfreiheitsrabatten und individuellen Tarifierungsmerkmalen die Prämien ergeben, ähnlich wie beim Privatkunden. Eine andere Variante ist die Aufteilung in Fahrzeuggruppen nach Leistung, Hubraum oder Preis, die jeweils mit demselben Beitragssatz berechnet werden. Über Rahmenverträge lassen sich individuelle Vereinbarungen einschließen, beispielsweise Deckungserweiterungen beziehungsweise Nachlässe je nach Schadenhistorie oder dem zu erwartenden Schadenaufkommen. Die befragten Anbieter dieser Versicherungslösungen stellen unterschiedliche Anforderungen an die Anzahl der zu versichernden Fahrzeuge für die tarifbasierten Modelle sowie Angebote mit einheitlichem Beitragssatz (siehe auch Tabelle Seite 88). Die HDI spricht beispielsweise bei „Flotte-Kompakt“ ab 16 Fahrzeugen von optimalem Versicherungsschutz mit geringem Verwaltungsaufwand: „Bei diesem Konzept tragen gute Schadenverläufe im Folgejahr zu einer Prämiensenkung bei. Ein ‚Rabattretter‘ wirkt sich prämienschonend bei einmalig negativem Schadenverlauf aus, ebenso die niedrige Kappungsgrenze im Fall eines Großschadens“, wie Matthias Küchemann, Leiter Kraftfahrtversicherung Vertrag, Industriefeld Flotte bei der HDI Global SE, ergänzt.

Kleine und mittlere Fuhrparks
Für Fuhrparks ab 15 Fahrzeugen kommen andere Versicherungsmodelle infrage, denn je nach Risiko und Schadenhistorie greift hier das oben erwähnte „Kollektiv-Prinzip“. Je mehr Fahrzeuge, umso wichtiger werden für das Fuhrparkmanagement ein minimaler Verwaltungsaufwand und maximale Transparenz.

Beim Stückpreismodell wird der Fuhrpark unseres Kunden in Fahrzeugklassen nach Fahrzeugart und -verwendung aufgeteilt. Für jede Klasse wird ein Stückpreis pro Fahrzeug festgelegt, die Summe der Stückpreise ergibt den Gesamtbeitrag. Alle im Laufe des Versicherungsjahres hinzukommenden Fahrzeuge und Risiken werden ebenfalls in die entsprechende Klasse mit dem hierfür vereinbarten Stückpreis eingestuft“, beschreibt Susanne Seemann, Pressesprecherin Sachversicherungen bei der Allianz Deutschland AG, das Modell. Bei anderen Anbietern heißt dies auch Stückprämienmodell. Das heißt, die Stückprämien werden auf Grundlage der Schadenhäufigkeit sowie des Schadenaufkommens der entsprechenden Fahrzeugklasse innerhalb der letzten Jahre unter Berücksichtigung der Fahrzeugleistung, des Fahrzeugpreises und der Wagniskennziffer berechnet.

Bei Festprämienmodellen wird eine feste Prämie unter Berücksichtigung der Fuhrparkentwicklung für einen gewissen Fuhrpark für ein Jahr vereinbart, die je nach Schadenverlauf im nächsten Jahr neu verhandelt wird. „Die Deckungsvarianten können individuell vereinbart werden, zum Beispiel als Eigentragungsmodelle. Der Kunde hat in dem Jahr die absolute Kostensicherheit und es kommen unterjährig keine Beitragsanpassungen auf den Kunden zu. Die Verhandlungen im Folgejahr erfolgen auf Basis des Schadenverlaufs“, stellt Danijel Skoko, Kfz-Flottenversicherungsexperte beim Versicherungsmakler Aon Risk Solutions, die Vorteile dieses Konzepts heraus. Die oben genannten Modelle können bis zu einer gewissen Fuhrparkgröße mit sogenannten Cover-Lösungen oder abgestimmten Wordings ausgestaltet werden. Das heißt, Kunden erhalten ein auf sie zugeschnittenes Vertragskonstrukt.

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Großflotten
Eigentragungsmodelle sollten in der Regel ab einer Flottengröße von 500 Fahrzeugen und fünf- oder mehrjähriger Schadenhistorie geprüft werden: Der Kunde trägt dabei zum Beispiel die Kaskoschäden selbst und hält keine Versicherungsdeckung vor. Möglich sind aber auch Kaskoversicherungsmodelle, bei denen der Versicherer erst ab einem vorher vereinbarten Gesamtschadenaufkommen eine Entschädigung leistet. So lassen sich Worst-Case-Szenarien, wie große Hagelereignisse absichern. Zur Kalkulation eines solchen Modells benötigen Makler und Versicherer detaillierte Schadenreports über einen Zeitraum von mehreren Jahren. „Der Vorteil des Kunden liegt in deutlich geringeren Abwicklungskosten sowie der Chance eines Gewinns, wenn die Kaskoschadenaufwendungen unterhalb des angenommenen Volumens liegen sollten“, weiß Oliver Rehbeil, Managing Director bei der MRH Consulting GmbH und ergänzt: „Der Weg zu einem Eigentragungsmodell kann auch in mehreren Schritten erfolgen. Mit der Beauftragung eines professionellen Schadenmanagers lässt sich dieser Prozess ideal begleiten.“

Generell gesagt: Je größer die Flotte, desto einfacher und gleichzeitig individueller sollte das Versicherungsprogramm gestaltet sein, so formuliert von Uwe Jäschke, stellvertretender Leiter Abteilung Kraftfahrt bei der Funk Gruppe GmbH. Wer über einen Versichererwechsel oder eine Versicherungsoptimierung nachdenkt, sollte nicht nur dies beherzigen, sondern auch im Vorfeld bestimmte Punkte im Auge behalten, wie Jan Buchner, Geschäftsführer der New Projects Insurance & Finance Broker GmbH & Co. KG, rät: „Fuhrparkentscheider sollten stets auf ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis achten und sich nicht durch eine vermeintlich günstige Versicherungsprämie blenden lassen. Hier hilft generell nur eine ganzheitliche Betrachtung, wie sie durch einen unabhängigen Versicherungsmakler gewährleistet werden kann.“

Nicht nur über die Versicherungen lassen sich Leistungen abschließen, die im Fall von Schäden schützen. Manager eines reinen Leasingfuhrparks sollten ebenfalls das Angebot der Leasinggesellschaften in Augenschein nehmen, das über die Kooperationen mit den gängigen Flottenversicherern hinausgeht. Als Eigentümer der Fahrzeuge können sie attraktive Lösungen generieren, die unter bestimmten Voraussetzungen eine günstige Alternative darstellen. In jedem Fall sparen die Nutzer dabei die 19 Prozent Versicherungssteuer, die auf alle Versicherungsprodukte auch für Gewerbekunden anfällt, denn die auf die Dienstleistungen der Leasinggesellschaften anfallende Mehrwertsteuer von 19 Prozent ist wiederum abzugsfähig.

Je nach Anbieter heißen die Produkte unterschiedlich (siehe Kasten), das Prinzip funktioniert aber ähnlich: Gegen eine individuelle Gebühr befreit der Leasinggeber seine Kunden von der Haftung für Teil- und Vollkaskoschäden. Flankierend helfen eine gezielte Werkstattsteuerung und ein regelmäßiges Riskmanagement bei der Absenkung der Schadenkosten. „Sicherheit bieten neben einem überdurchschnittlichen Deckungsumfang und einer erweiterten GAP-Deckung die festen Bonus-/Malus-Vereinbarungen“, ergänzt Thomas Schweiger, Leiter Versicherungen, Schadenmanagement bei der Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH, die Leistungen seines Unternehmens.

Die LeasePlan beschäftigt sich schon länger mit dem Thema und hat 1998 das Produkt „Haftungstransfer“ aufgelegt. Die Variante „Haftungstransfer Plus“ enthält zusätzlich zu den Basisleistungen Schadenabwicklung, Unfallmanagement, GAP-Deckung und Riskmanagement die Abdeckung von Rückgabeschäden. Bei „Kaskofonds“ und „Kaskofonds Plus“ werden die Beiträge in einen Fonds eingezahlt und daraus im Schadenfall die Reparaturkosten bestritten. Bei einer positiven Differenz zum vorkalkulierten Schadenvolumen erhält der Kunde eine vollständige Erstattung. Die Dienstleistungen Schadenservice und Unfallmanagement sowie ein Riskmanagement-Reporting sind inkludiert. Mit dem „Kaskofonds Plus“ lässt sich zusätzlich das Gesamtschadenrisiko begrenzen und zwei Deckungsarten stehen zur Wahl: Entweder können Schäden durch Naturereignisse abgesichert werden oder die alternative Deckung greift bei Überschreitung der jährlichen Gesamtschadensumme.

Die alternativen Versicherungsprodukte bei Daimler Fleet Management beinhalten ein „Stopp-Loss-Versicherungsmodell“ sowie „Kasko-Jahresaggregate“. „Bei Ersterem übernehmen wir die komplette Schadenabwicklung, der Kunde trägt die kalkulierten Schadenaufwendungen selbst. Dadurch werden hohe Einsparungen aus Versicherungssteuer und Bearbeitungskosten erreicht. Der Kunde ist wirtschaftlich abgesichert, indem bei Erreichen der kalkulierten Schadenaufwendungen der Stopp-Loss-Versicherungsschutz greift und die Aufwendungen für den Kunden deckelt. Beim zweiten Produkt trägt der Kunde einen definierten Betrag der kalkulierten Schadenaufwendungen selbst und erzielt dadurch Steuereinsparungen“, beschreibt Philipp Berg, Leiter Sales & Marketing bei Daimler Fleet Management, die Alternativen.

Die Anbieter nennen einige weitere Vorteile gegenüber den klassischen Kaskoversicherungen: „KaskoSchutz bietet den Mehrwert der einfachen und klaren Kalkulation. Denn die Berechnung des KaskoSchutz-Beitrags ist nur vom Fahrzeugtyp und von der Laufleistung abhängig. Flotten können zusätzlich mithilfe versicherungsrelevanter Informationen einen individuellen Preis erhalten,“ geht Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH, ins Detail.

Eine bestimmte Zielgruppe spricht Helma Karohl, Commercial Director bei der Athlon Germany GmbH, an: „Das Haftungsprivileg lohnt sich auch für Flotten mit weniger als 20 Fahrzeugen, da wir auf eine Anpassung des Betrags auf Basis der Schadenquote verzichten und somit für Kleinstfuhrparks eine stabile Kostensituation schaffen.“ Auch bei der ALD Automotive betrachtet Geschäftsführer Karsten Rösel Fuhrparks schon ab zehn Fahrzeugen als passende Kundschaft für die Versicherungs- und Schadenmanagementleistungen seines Unternehmens: „Ab dieser Zahl stehen Kosten und Nutzen in einem für den Kunden vorteilhaften Verhältnis.“ Dass die Kosten generell sinken, weil mit der eigenen Schadensteuerung kurze Reparaturzeiten zu verzeichnen sind und bei der Abrechnung im Schadenfall kein zusätzlicher Makler/Versicherer beteiligt ist, sieht Christian Schüßler, Commercial Director bei Arval Deutschland, als weiteren Mehrwert.

Fazit
Das Thema Versicherungen ist komplex und für manch einen auch kompliziert und verwirrend. Die Namen für Produkte und Modelle variieren, obwohl diese inhaltlich ähnlich sind. Wie wir aufgezeigt haben, gibt es viele Möglichkeiten, den Fuhrpark zu versichern, und viele Stellschrauben, die Prämie zu beeinflussen. So individuell ein Fuhrpark ist, so individuell sind auch die Angebote, egal ob sie vom Versicherungsvertreter, vom Makler oder von der Leasinggesellschaft kommen. Die optimale Lösung zu finden, erfordert einen vertrauenswürdigen und kundigen Partner, der nicht nur den Fuhrpark richtig analysiert, sondern auch aus der Vielzahl der Angebote das passende herausfiltern kann. Wichtig ist, in die Beratung viele Fuhrparkkennzahlen, vor allem in Bezug auf Schäden, einzubringen, das hilft bei der Prämienberechnung und erleichtert die Angebotsstellung.


ALTERNATIVE SCHADENDECKUNGSPRODUKTE DER LEASING-ANBIETER:
ALD Automotive Deutschland: Haftungsbefreiung
Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH: Schadendeckung
Arval Deutschland: CART, Haftungstransfer
Athlon Germany GmbH: Haftungsprivileg
Daimler Fleet Management: Stopp-Loss-Modell, Kasko-Jahresaggregate
LeasePlan: Haftungstransfer, Haftungstransfer Plus, Kaskofonds, Kaskofonds Plus
Volkswagen Leasing GmbH: KaskoSchutz

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