Zur Prüfung, bitte!
Das Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gilt für viele administrative Tätigkeiten eines Fuhrparkleiters. Die Kontrolle verschafft rechtliche Sicherheit, unter anderem auch bei der Führerscheinprüfung bei Dienstwagenfahrern. Flottenmanagement hat sich die einzelnen Kontrolllösungen genauer angeschaut.

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Bei der Verwaltung einer Flotte gehören Kontrollen und Dokumentationen zum Alltag. Die Führerscheinkontrolle gehört zu den zentralen Pflichten eines Fahrzeughalters. In der Regel wird der Fuhrparkleiter als Bevollmächtigter im Namen des Halters eingesetzt. Daher muss der Fuhrparkleiter sicherstellen, dass alle Fahrer im Besitz eines gültigen Führerscheins sind. Eine gesetzliche Regelung zu einer Mindestanzahl an Kontrollen gibt es allerdings nicht. Geregelt ist lediglich, was passiert, wenn ein Fahrer ohne gültigen Führerschein unterwegs ist. Laut Paragraf 21 Absatz 1 StVG ist ein Fahrzeughalter in diesem Fall genauso haftbar wie der Fahrer selbst. Eine regelmäßige Kontrolle des Führerscheinstatus verschafft dem Fuhrparkleiter also die rechtliche Sicherheit, im Falle eines Vergehens oder eines Unfalls nicht in die Verantwortung gezogen werden zu können. Empfohlen wird eine stichprobenartige Kontrolle im halbjährigen Turnus.
Unterschiede der Systeme
Dem Fuhrparkleiter stehen bei der Führerscheinkontrolle mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Grob können die Kontrolllösungen in „öffentlich“ und „intern“ unterteilt werden (siehe Tabelle). Doch welches ist das richtige System für den eigenen Fuhrpark? Patrick Averweg, Leiter Account Management bei Fleet Logistics, nennt ein Beispiel: „Bei großen und dezentralen Fuhrparks sollten beispielsweise Anbieter mit einem bundesweiten Netz verfügbarer Prüfgeräte präferiert werden. Alternativ gibt es zudem auch reine App-Lösungen, welche die Führerscheinprüfungen mit oder ohne Siegel ermöglichen.“ Öffentliche Prüfungen erfolgen meist an einem bestimmten Ort wie beispielsweise Tankstellen, Werkstätten oder bei anderen Servicepartnern. Dort kann die Prüfung an einem Leseterminal vorgenommen werden. Sind diese wie im genannten Beispiel über ganz Deutschland verteilt, kann der Fahrer sich die nächstgelegene Prüfstelle heraussuchen. Die TCS Technology Content Services GmbH kooperiert bei der Kontrolle beispielsweise mit Euromaster. Die Gültigkeit der Fahrerlaubnis kann in jeder Euromaster-Filiale vorgenommen werden. Es empfiehlt sich in diesem Fall, die Kontrolle mit dem Reifenwechsel zu verbinden. Da dieser in den meisten Fällen zweimal pro Jahr erfolgt, wird auch der empfohlene halbjährige Turnus eingehalten. Die Unternehmen fleet innovation und VISPIRON CARSYNC arbeiten dagegen mit Tankstellenketten zusammen. Neben einem großen Tankstellenbetreiber zählen auch LapID und VW sowie die DEKRA zu den Prüfstationenpartnern.
\Alle Anbieter aus unserer Abfrage bieten eine interne Lösung an. Damit lässt sich die Prüfung standortunabhängig durchführen. „Die Möglichkeiten moderner Smartphones gepaart mit innovativen Verfahren verhelfen Apps zu einer Schlüsselrolle. Die räumliche und zeitliche Flexibilität von Smartphone-Lösungen begünstigt den Kontrollprozess deutlich: War früher noch der Besuch von stationären Prüfstationen über Umwege notwendig, genügt heute der Griff zum eigenen Smartphone“, so Richard Gandlau, Geschäftsführer bei der Wollnik & Gandlau Systems GmbH. Langfristig sieht auch Hans-Joachim Guth, Leiter Sales & Service bei der Carano Software Solutions GmbH, kein Vorbeikommen an der mobilen Lösung: „Infolge der Digitalisierung steigt die Nachfrage nach bequemen Lösungen, die das Fuhrparkmanagement erleichtern. Dabei sind beispielsweise mobile Lösungen nicht nur eine Ergänzung, sondern eine wesentliche Komponente der Optimierung der Fuhrparkprozesse.“
Die internen Lösungen der einzelnen Anbieter können sich in der Art und Weise der Durchführung jedoch stark unterscheiden. Jörg Schnermann erklärt die Prüfmöglichkeiten bei LapID: „Abhängig von der Zentralität der Fahrer, der Verfügbarkeit von Smartphones und den Vorlieben des jeweiligen Fahrers bietet sich entweder die Nutzung des RFID-Siegels, der Driver App oder der Manager App an.“ Eine App wird unter anderem bei der Prüfung von e-fcon verwendet. Ein auf dem Führerschein aufgebrachter Hologramm-QR-Code wird über die App gescannt und geprüft. Viele Anbieter nutzen allerdings ein RFID-Siegel. Dieses wird ebenfalls auf dem Führerschein angebracht und kann über ein Lesegerät gescannt werden. Bei der Bornemann AG kann das Lesegerät sowohl mit einem PC verknüpft als auch fest ins Fahrzeug verbaut werden. So eignet sich das Siegel insbesondere für Poolfahrzeuge. Der Fahrer meldet sich vor Fahrtantritt mit dem Siegel auf dem Führerschein über das Lesegerät im Fahrzeug an. Bei Ctrack wird die Führerscheinkontrolle als Teil der Telematiklösung eingebaut. Optional kann eine Kopplung mit dem Anlasser sicherstellen, dass der Motor erst nach einer erfolgreichen Führerscheinprüfung startet. Die Anlasserunterbrechung bei einer verbindlichen Kontrolle ist auch beim System von VISPIRON verbaut.
Möglich ist auch eine Echtzeitprüfung über ein mobiles Endgerät. Bei CheckTech kann der Fahrer so während eines Videochats den Führerschein vorzeigen. Ein Mitarbeiter validiert die Echtheit des Dokuments dann über optische Sicherheitsmerkmale und überprüft die Richtigkeit der Daten, die zuvor aus der Datenbank des Fuhrparkmanagements über eine Schnittstelle übermittelt wurden.

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Problemfall Datenschutz?
Die Online- beziehungsweise mobile Kontrolle wirft bei vielen wohl die Frage nach dem Datenschutz auf. Was passiert mit den sensiblen Daten? Die hohen Datenschutzstandards der Anbieter sollen einen Fremdzugriff verhindern. Zudem muss sichergestellt werden, dass eine Manipulation der Führerscheinkontrolle seitens der Fahrer so gut wie ausgeschlossen wird. Wer dennoch versucht zu manipulieren, beispielsweise durch das Entfernen oder Kopieren des Siegels, verhält sich laut Peter Vogel, Senior Sales Manager Fuhrpark und Mobilität bei der KEMAS GmbH, rechtswidrig im Sinne des Arbeits- und Zivilrechts. Die Anbieter sorgen mit ihren Lösungen aber auch dafür, dass das Manipulieren mehr und mehr erschwert wird – verfolgen dabei allerdings unterschiedliche Ansätze. „Generell hat der Fuhrparkmanager eine Sorgfaltspflicht, danach wählt er eine geeignete Lösung für das Unternehmen aus“, so Peter Vogel.
Die richtige Wahl
Welche Lösung letztendlich für den eigenen Fuhrpark infrage kommt, hängt auch von den eigenen Bedürfnissen ab. Ausschlaggebend bei dieser Wahl können auch zusätzlich angebotene Leistungen sein. „Unsere e-Führerscheinkontrolle ist derzeit die einzige auf dem Markt und in einzigartiger Weise kombinierbar mit der elektronischen UVV-Kontrolle auf nur einer Plattform. Wir bieten die UVV-Fahrerunterweisung in Kooperation mit dem TÜV Nord sowie ein ganzheitlich gedachtes UVV-Prozessmanagement an. Das System steuert jedes Fahrzeug flexibel durch verschiedene Prüfprozesse, richtet sich dabei nach den Prozessvorgaben des Kunden und ist damit das wohl kundenfreundlichste am Markt“, betont René Roeder die Zusatzleistungen bei fleet innovation. Die meisten Anbieter stellen ihren Kunden auch Reportings zur Verfügung. Bei der identity Trust Management AG werden diese nach vorab definierten Intervallen erstellt und beinhalten unter anderem Informationen zum Prüfergebnis, Eskalationen sowie Sperrvermerke.
Fazit
Vor der Führerscheinkontrolle muss niemand zurückschrecken. Das vermeintliche Bürokratiemonster lässt sich im Zuge der Digitalisierung und Verknüpfung mit Smartphones immer leichter managen. Zudem werden auch die Angebote immer vielfältiger und flexibler. Durch die regelmäßige Kontrolle hat der Fuhrparkleiter die Gewissheit, dass alle Fahrer einen gültigen Führerschein besitzen, und zudem die rechtliche Absicherung, sollte doch einmal etwas schiefgehen.

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