Das Leiden eines Fuhrparkleiters
Aus dem Tagebuch eines Fuhrparkleiters (Fortsetzung)

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Es kommt mal wieder alles zusammen. Ein Marder treibt seit einiger Zeit auf unserem Firmengelände sein Unwesen; zwei Autos sind ihm schon zum Opfer gefallen (komischerweise nur Firmenwagen). Beim Nachbarn hat er auch schon an einem Auto geknuspert. Die Sache ist natürlich Thema Nummer eins. Offenbar hat die Belegschaft mich schon ohne Rücksprache zum Marderbeauftragten bestellt. Es haben sich sofort zwei Lager gebildet. Zum einen die, die das putzige Tierchen am liebsten adoptieren wollen (die kommen auch per Bus und Bahn), zum anderen die, die von mir entschlossenes Handeln fordern, da ich ja auch für Grund und Gebäude zuständig bin.
Von beiden Lagern werde ich mit guten Tipps überschüttet: Hundehaare im Motorraum, Glöckchen, Ultraschallgeräte, Elektroschocker bis hin zu eiskaltem Mord. Den Vertretern der beiden letzten Fraktionen erkläre ich, dass Marder in Deutschland unter Naturschutz stehen und ich denen kein Haar krümmen darf, es kommen also nur Lebendfallen infrage mit anschließender Auswilderung, verbunden mit einem 50-Kilometer-Ausflugstrip dahin, wo’s schön ist, zumindest für Marder. Aber so weit ist es ja noch gar nicht. Erst mal haben! Das Vieh widersetzt sich allen Versuchen, in die Falle zu gehen. Seit drei Tagen schon. Dabei kriegt der Marder Ei, Fleisch und so weiter in die Falle gelegt, wie in einem Gourmettempel. Der fühlt sich bei uns auch noch wohl! Langsam nehme ich dieses inakzeptable Verhalten des Marders persönlich! Einige wollen ihn immer wieder gesehen haben (die behaupten sogar, der grinst schon).
Nicht mit mir, Bursche, mit mir nicht!
Ich fahre jetzt schweres Geschütz auf und werde koordiniert vorgehen:
a) Der Azubi, der gerade bei mir ist, wird sich via Internet Komplettwissen über Marder aneignen.
b) Die Anzahl der Fallen wird auf drei erhöht.
c) Alle Mitarbeiter werden angehalten, beim Abfahren vom Hof einen Bremsversuch vorzunehmen.
d) Morgen habe ich einen Termin mit dem ortsansässigen Revierförster.

Aktuelles Magazin
Ausgabe 3/2017

Sonderausgabe Elektro
Das neue Jahresspecial Elektromobilität.
Mal sehen, wer in den nächsten Tagen gewinnt; ich kann ihm nur raten, das Revier zu wechseln.
Aber es gibt auch noch die Momente, die einem richtig Spaß bereiten und die Stimmung richtig anheben. So letzte Woche geschehen. Zufällig beobachte ich aus meinem Fenster, wie ein Kollege zu seinem Dienstwagen stiefelt, der am Straßenrand geparkt war. Kurz vor Erreichen seines Autos sieht man, wie er die Fernbedienung betätigt; nichts passiert, nichts blinkt. Mit meinem geschulten Auge sehe ich, dass er leider auf ein baugleiches Fahrzeug zusteuert, wie er es fährt, aber mit ganz anderem Kennzeichen. Seinen Wagen entdecke ich fünf Fahrzeuge weiter hinten. Er greift also an die Türklinke, der Wagen lässt sich nicht öffnen. Wieder drückt er die Fernbedienung, das Auto schweigt. Mein Grinsen wird breiter. Er hält die Fernbedienung an die Seitenscheibe und drückt. Das Auto schweigt. Der Schlüssel wird energisch geklopft und erneut wird die Fernbedienung betätigt. Das Auto schweigt. Mein Telefon klingelt … jetzt nicht! Der Schlüssel wird ausgeklappt und ins Schloss eingeführt; nichts geht! Mir laufen die ersten Tränen übers Gesicht. Er geht zur Beifahrertür. Ätsch, kein Schloss! Also, wieder Schlüsselklopfen! Geht aber immer noch nicht. Vor lauter Tränen sehe ich alles nur noch verschwommen, ist das eine Gaudi. Ratlos blickt er die Straße rauf und runter; genau wie er kann ich dort aber auch keinen Lösungsansatz entdecken. Auch die Straße schweigt. Jetzt zieht er sein Handy und wählt offenbar eine Nummer; mein Telefon klingelt! Ein inneres Teufelchen rät mir, nicht dranzugehen. Aber ich bin ja nicht so; einige Sekunden sammeln, die Tränen abwischen und dann melde ich mich ganz seriös. Als er sich meldet, muss ich einen gigantischen Hustenanfall vortäuschen; aus dem Fenster sehe ich seinem Gesicht an, dass er völlig verwirrt ist. Ich hab den ganzen Tag noch Spaß gehabt!
AUTOR
BERND WICKEL ist unter anderem für den Einkauf, das Flottenmanagement und den Brandschutz bei der ARZ Haan AG zuständig.
Außerdem ist Bernd Wickel langjähriges Mitglied im Redaktionsbeirat Flottenmanagement.

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