Tanken ohne Karte?

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen mit Fuhrpark stellen ihren Fahrern eine oder gleich mehrere Tankkarten zur Verfügung (Dataforce). Das Kartenangebot der Mineralölgesellschaften am Markt ist entsprechend groß. Flottenmanagement sorgt für den Durchblick im Kartenwirrwarr.

Tanken ohne Karte?

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Tanken ohne Karte?

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13 Tankkarten zählt unsere Tankkartenauswahl (Tabelle) und da sind nicht einmal die Karten der Leasinggesellschaften dabei. Das wohl wichtigste Entscheidungskriterium für oder gegen eine bestimmte Karte ist nach wie vor das Akzeptanznetz, doch es ist längst nicht mehr das Einzige. Der Preis, Service- und Zusatzangebote sowie alternative Kraftstoffe werden für die Flottenkunden immer wichtiger. Dieser Wandel verändert auch die Anforderungen an eine Tankkarte. Als Bezahlmedium muss sie fortan verschiedene Produkte und Bezahlsysteme miteinander verknüpfen. Dabei sind es vor allem zwei grundlegende Entwicklungen, die das Tankkartengeschäft derzeit beeinflussen: der Trend zu alternativen Antrieben und die Digitalisierung.

Energiemix
Es liegt auf der Hand, dass sich mit dem Anstieg von alternativen Antrieben auch die Kraftstoffversorgung verändert. War die Einführung von Auto- und Erdgas vor einigen Jahren noch verhältnismäßig einfach, ist die Betankung von Wasserstoff- oder Elektrofahrzeugen schon etwas komplizierter. Vor allem das „Betanken“ der Stromer lässt sich nicht mit dem Tankvorgang von Verbrennern vergleichen. Denn in Zukunft einfach Zapfsäulen mit Ladesäulen ersetzen wird aufgrund der Ladezeiten nicht funktionieren. Wie die Tankstelle der Zukunft aussehen könnte, hat Total mit den Multi-Energietankstellen bereits vorgemacht. Damit einher geht, dass „die Abrechnung der alternativen Kraftstoffe über die Tankkarte zunehmend an Bedeutung“ gewinnt, wie Steffen Eckert, Leiter Vertrieb Tankkarten bei der Total Deutschland GmbH, schildert.

Dies ist vor allem eine perspektivische Feststellung. Zwar nehmen Fahrzeuge mit alternativen Antrieb im Straßenverkehr zu, jedoch ist die Entwicklung, gerade in der Flotte, noch am Anfang. Mit der Einführung von Fahrverboten in den Innenstädten und der technischen Weiterentwicklung seitens der Automobilindustrie könnte sich der Bedarf an solchen Multi-Energietankstellen jedoch schnell steigern. So sieht es auch Joachim Burbank, Leiter Service Center im Bereich Tankstellen der Westfalen Gruppe: „Eine moderne Großtankstelle wird künftig einen bunten Mix aus vielen verschiedenen Energiesorten anbieten müssen.“

Schon heute bereiten sich die Anbieter auf diesen Energiemix vor. Alle Tankkarten in unserer Übersicht erlauben das Tanken von alternativen Kraftstoffen wie Erdgas oder Autogas und einige bieten bereits Strom und Wasserstoff an. Um diese Funktion nutzen zu können, bedarf es natürlich auch der entsprechenden Möglichkeit. Bislang ist man von einer bundesweiten Tankstellenabdeckung der entsprechenden alternativen Kraftstoffe noch weit entfernt. Doch die Entwicklungen gehen in die richtige Richtung. Ein Beispiel für die Dynamik in diesem Bereich kann der Geschäftsführer der Novofleet GmbH & Co. KG, Michael Stocker, liefern: „Das bundesweite Ladepunkt-Netz unserer Novofleet Card +CHARGE ist binnen eines Jahres um 1.000 auf über 4.000 Ladepunkte angewachsen.“

Auch die Gesamtzahl der Ladesäulen in Deutschland steigt stetig und fordert die Tankstellenbetreiber zum Umdenken auf. Energie dorthin zu liefern, wo sie benötigt wird, ist die Herausforderung der Zukunft. Dies glaubt auch Stefan Horst, Head of Marketing der Union Tank Eckstein GmbH & Co. KG: „Die klassische Tankstelle, so wie wir sie heute kennen, wird nicht der einzige Anbieter sein. Es wird nicht nur alternative Kraftstoffe, sondern auch alternative ‚Energiestationen‘ geben. So wie es schon heute Ladestationen in Parkhäusern und auf Parkplätzen gibt.“ Ob damit die Tankstelle, wie sie in Deutschland seit über 100 Jahren existiert, Geschichte ist, kann derzeit nicht beantwortet werden, da viele Fragen unter anderem bezüglich der Batterietechnik noch unbeantwortet sind.

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Digitalisierung
Neben der Tankstelle verändert sich auch die Tankkarte an sich. Wenn man den Branchenexperten glauben schenken mag, könnte es sie schon bald nicht mehr in der bislang bekannten (physischen) Form geben. Martin Suchanek, Geschäftsführer Roadrunner, zufolge könnte dies bereits in zwei Jahren der Fall sein: „Dass die physische Tankkarte durch einen alternativen Informationsträger ergänzt oder völlig ersetzt wird, steht außer Frage. Im Roadrunner-System werden wir unseren Kunden voraussichtlich im kommenden Jahr eine virtuelle Roadrunner-Karte für Smartphones anbieten. Der erste Schritt wird dazu die Einführung der Roadrunner-App im Verlauf dieses Jahres sein – im zweiten Schritt folgt dann die virtuelle Roadrunner-Card. Denkbar wird in Zukunft auch eine virtuelle Karte im Fahrzeug, die direkt mit der Auslieferung aktiviert wird.“

Ähnlich der Einführung der alternativen Antriebe wird auch dieser Prozess nicht von heute auf morgen flächendeckend umgesetzt werden können. Denkbar ist auch hierbei ein Nebeneinander von unterschiedlichen Systemen. Josef Grünberger, Leiter Marketing und Tankstellen der Deutschen Avia Mineralöl-GmbH, beschreibt die Situation wie folgt: „Wir denken, dass die Plastikkarte voraussichtlich noch lange (parallel) eingesetzt wird. Entscheidend hierfür wird sein, in welchem Maße neue Verfahren hinsichtlich Praktikabilität, Anwenderfreundlichkeit und Abdeckung aufholen.“

Überhaupt stellt sich die Frage, inwieweit neue Systeme vom Kunden angenommen werden. Die Erfahrung zeigt, dass es immer eine gewisse Eingewöhnungszeit dauert bis sich etwas Neues etabliert hat, vor allem wenn es sich wie bei den Tankkarten um einen kleinen Bereich des Flottenmanagements handelt. Ähnliches kann man derzeit auch beim kontaktlosen Bezahlen feststellen. Immer mehr Unternehmen, auch im Tankkartenbereich, bieten diesen Service an. So wird es bei euroShell „in naher Zukunft“ keinen Magnetstreifen auf der Karte mehr geben, sondern eine Chip & PIN-Technologie, wie uns Rainer Klöpfer, Geschäftsführer der euroShell Deutschland GmbH & Co. KG, mitteilte.

„Diese Umstellung bietet einen umfangreichen Zugang zu modernen Zahlungs- wegen wie Touchless- und Online-Payment. Schon heute können Kunden mit dem Mastercard PayPass an der Shell Station kontaktlos bezahlen“, führt er weiter aus. Bis alle Flotten mit der neuen Karte ausgestattet sind, wird es wohl noch eine Weile dauern.

Was sich bereits etabliert hat, sind Onlinedienste und Reportings. Die meisten Tankkartenanbieter in unserer Übersicht bieten eine App, ein Onlineportal oder andere Onlineservices an. Wieslaw Milkiewicz, CEO der Orlen Deutschland GmbH, berichtet, dass solche Online-Tools mittlerweile große Akzeptanz gefunden haben: „Wir stellen fest, dass die Nutzer der star Flottenkarte vor allem unsere neuen Onlinefunktionen nutzen. Dazu gehören das Online-Accounting ebenso wie der Tankstellen-Finder und der ‚Preisalarm‘. Auch der elektronische Rechnungsversand per E-Mail wird immer öfter in Anspruch genommen.“ Ob dies auch für das Bezahlen alternativer Kraftstoffe mittels Smartphone-App gilt, wird die Zukunft zeigen.

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