Ein wichtiger Schritt

Schon in unserer letzten Ausgabe (1/2017, „Der Stoff, aus dem Träume sind …“) befassten wir uns mit dem Thema Wasserstoff. Und nicht nur wir beschäftigen uns damit. Im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos (Schweiz) gaben einige große Automobilhersteller und Energiekonzerne bekannt, sich zur Wasserstoff-Initiative „Hydrogen Council“ zusammenzuschließen. Ein Grund mehr, das Ganze noch einmal näher zu beleuchten.

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KEYFACTS:
Wasserstoff gilt als multifunktionaler Energiespeicher und ist im Gegensatz zu Öl kein begrenzter Rohstoff. Heute wird er oft als Abfallprodukt aus dem fossilen Rohstoff Erdgas hergestellt. Die Erzeugung kann aber auch durch Elektrolyse mithilfe von Elektrizität aus Wasser erfolgen. Ein umweltfreundlicher Prozess, wenn dies mit erneuerbaren Energien geschieht. Im Gegensatz zu Batterien lassen sich Brennstoffzellen zudem schnell aufladen und ermöglichen den Autos eine deutlich höhere Reichweite. Das Hauptproblem liegt derzeit in der Infrastruktur beziehungsweise in der Schaffung einer solchen. Eine Wasserstofftankstelle kostet eine Million Euro, heute gibt es sie an bundesweit 50 Standorten, bis 2023 sollen 400 installiert sein. Laut Experten wären das immer noch rund 600 zu wenig, um von einer Flächendeckung zu sprechen. Ein weiteres Problem: Da es sich bei Brennstoffzellen um komplexe Systeme handelt, sind dafür teure Materialien wie beispielsweise Platin nötig. Daher sind die Fahrzeuge im Vergleich zu ihren herkömmlichen Pendants (noch) recht kostenintensiv und künftig ist eine kostenoptimierte Fertigung vonnöten.

 

Benoît Potier, CEO von Air-Liquide, bezeichnet die Initiative als „einen weltweiten Vorstoß“. Neben dem Gasproduzenten gehören zwölf weitere Unternehmen zum Hydrogen Council: Alstom (Bahntechnik-Spezialist), Anglo American (Rohstoffkonzern), BMW GROUP, Daimler, ENGIE (Energieversorgungskonzern), Honda, Hyundai, Kawasaki, Royal Dutch Shell, The Linde Group (Gashersteller), Total und Toyota. Dabei wird der Council von zwei Vorsitzenden aus unterschiedlichen Regionen und Branchen geleitet, anfänglich durch Air Liquide und Toyota. Sie eint ein Ziel: die globale Förderung der Wasserstoffwirtschaft.

Die Initiative soll als eine Art globale Lobbyorganisation fungieren. Sie will „dabei helfen, die 2015 in Paris verabschiedeten Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung zu erreichen“. Das wohl Wichtigste davon lautet: die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Takeshi Uchiyamada, Chairman von Toyota, sagt: „Wir wissen, dass Wasserstoff nicht nur das Potenzial hat, unsere Mobilität zu revolutionieren – er kann auch den Übergang zu einer CO2-armen Gesellschaft über verschiedene Industrien und die gesamte Wertschöpfungskette hinweg maßgeblich vorantreiben. Genau diesen Übergang will der Hydrogen Council aktiv fördern.“ Dafür nehmen die Mitglieder eine Menge Geld in die Hand. Die Investitionen in die Entwicklung und Kommerzialisierung von Wasserstoff und Brennstoffzellen, die sich aktuell auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, sollen noch weiter ausgebaut werden. Das Ganze ist allerdings nicht als Budget zu verstehen, denn gemeinsame Forschungen beinhaltet die Zusammenarbeit nicht. Die gibt es an anderen Stellen, beispielsweise durch bilaterale Kooperationen (BMW und Toyota).

Der Council wird mit allen wichtigen Stakeholder-Gruppen – darunter politische Entscheidungsträger, Unternehmen, die Wasserstoff-Branche, internationale Behörden und die Öffentlichkeit – zusammenarbeiten und sie beraten. Nur so könnten die gesetzten Ziele erreicht werden. Dabei appellierte die Initiative noch mal eindrücklich an die Politik: „Allein schaffen wir es nicht. Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zum Wasserstoff – zum Beispiel in Form umfangreicher Konzepte für Infrastruktur-Investitionen. Wir rufen Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt auf, ihr Augenmerk auf den Wasserstoff zu richten, sodass wir gemeinsam unsere Klimaziele erreichen und neue Impulse für die noch junge Wasserstoffwirtschaft schaffen können“, so Benoît Potier

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Der Glaube an die Technik ist auf alle Fälle vorhanden. Das jedenfalls förderte eine Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zum Thema Brennstoffzellen-Fahrzeuge zutage. Dabei gaben 78 Prozent der 1.000 teilnehmenden Manager an, dass die Brennstoffzelle den wahren Durchbruch für die Elektromobilität bedeuten könnte. 62 Prozent sehen in der Infrastruktur für batterieelektrische Fahrzeuge den Grund, warum diese Technologie scheitern wird. „In der Branche herrscht Einigkeit, dass die Brennstoffzelle die einzig sinnvolle Lösung ist“, sagt Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. „Die Technologie ist bequemer als der reine Batteriebetrieb.“

Aktueller Stand und Ausblick
Bisher sind Hyundai und Toyota die einzigen Hersteller von Brennstoffzellenfahrzeugen in Serie. Daimler zieht in diesem Jahr mit dem GLC F-Cell nach, der jedoch als Plug-in-Hybrid (Batterie als auch Wasserstofftank) auf den Markt kommen wird. BMW möchte ebenfalls nachziehen. BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich erklärte im Interview mit der Deutschen Presseagentur: „Wir planen derzeit, 2021 eine Kleinserie auf den Markt zu bringen und ab 2025 grundsätzlich Fahrzeuge mit Brennstoffzelle für Kunden anzubieten.“

Der Analyst und Marktforscher Kevin Mak geht davon aus, dass „Brennstoffzellen demnächst eine wichtige Rolle in Nischenmärkten spielen könnten, beispielsweise in Flottenfahrzeugen für Zustellservices und in Taxis“. Ob es auch für mehr reicht, bleibt abzuwarten. Spannend wird die Entwicklung Brennstoffzellen- versus Elektrofahrzeug. „Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge könnten in Zukunft sehr ähnliche technische und Kostenparameter aufweisen“, schreibt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Abzuwarten bleibe, „ob sich tatsächlich zwei Konzepte und Infrastrukturen parallel durchsetzen und koexistieren können“, so ISI. Die Initiative kann dabei auf jeden Fall hilfreich sein.

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