Wenn weniger mehr ist

Downsizing, alternative Antriebe und eine Vielzahl technischer Hilfsmittel – moderne Autos werden immer verbrauchsärmer und damit auch umweltfreundlicher. Für den Fuhrparkleiter bieten sich darüber hinaus weitere Möglichkeiten, den Spritverbrauch der Flotte durch verschiedene Maßnahmen, wie beispielsweise Nachrüstlösungen, zu reduzieren. Flottenmanagement hat sich mit Spritspartechniken befasst.

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Die Spritkosten gehören ohne Zweifel zu den größten Kostentreibern im Fuhrpark. Entsprechend groß ist das Interesse der Fuhrparkleiter, diese Ausgaben so klein wie möglich zu halten. Gerade bei Vielfahrern in der Flotte können vermeintlich kleine Maßnahmen wie ein Start/ Stop-System oder die Reduzierung unnötigen Gewichts im Fahrzeug aufgrund der hohen Kilometerleistung bereits einen großen Unterschied ausmachen. Selbst die Elektronik, beispielsweise in Form der Klimaanlage, oder der allgemeine (Wartungs-) Zustand des Fahrzeugs wirken sich auf den Spritverbrauch aus. Mit frischem Motorenöl, richtig eingestellten Sensoren wie beispielsweise der Lambda-Sonde, einem gereinigten Luftfilter oder genügend Druck in den Reifen (siehe Artikel „Auf den Druck kommt es an“ in der Ausgabe 1/2017 des Flottenmanagement) lässt sich der Spritverbrauch schon deutlich senken.

Für den Fuhrparkleiter sind dies allerdings nicht die einzigen Möglichkeiten, die Kosten der Flotte zu senken. Viele Apps und Telematiksysteme weisen den Fahrer mittlerweile an, möglichst sparsam zu fahren oder über spätere Analysen einzugreifen. Laut AREALCONTROL soll eine Telematiklösung mit Driver-Behaviour/ Feedback-Systemen zwischen 15 und 20 Prozent Einsparpotenzial bringen. Dabei will der Telematikexperte trotz einer unterschiedlichen Fahrweise keinen Unterschied bei den jeweiligen Antriebsarten machen. Schließlich gehe es in beiden Fällen um eine angemessene Fahrweise, um den Akku beziehungsweise den Tank nicht allzu schnell zu leeren. Vinzenz Pflanz, Chief Sales Officer (CSO) bei der Sixt Leasing SE, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Das Stromsparen steht bei E-Fahrzeugen höher im Fokus als das Spritsparen bei normalen Verbrennern. Beides, Stromsparen und Spritsparen, hat zwar direkte Auswirkungen auf die Reichweite, allerdings ist das Stromsparen aufgrund der beschränkteren und zeitaufwendigeren Lademöglichkeiten bei Elektrofahrzeugen ein kritischerer Faktor als bei Verbrennern.“ Das Telematiksystem muss sich entsprechend an die jeweilige Antriebsart anpassen.

Um letztendlich eine Aussage über die Fahrweise treffen zu können, müssen die Daten zunächst aufgezeichnet werden, ehe sie zu Analysezwecken genutzt werden können. Bei der Telematiklösung von Wollnikom werden beispielsweise Daten zu gefahrener Geschwindigkeit, Beschleunigungs-, Abbrems- sowie Kurvenverhalten gespeichert und geben dem Fuhrparkleiter einen Überblick, wo mögliches Einsparpotenzial liegt. Bei der Elektro-Variante werden ähnliche Parameter genutzt und durch die Angabe von tatsächlichen Zeiten für die Aufladung, das Streckenprofil sowie der erwartbaren Reichweite ergänzt. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt man bei Vispiron. Zwar werden auch hier Batterieladestände und das Fahrverhalten erfasst, allerdings verfolgt man so das Ziel, über eine deutliche effizientere Nutzung der Batterie den Lebenszyklus der Akkus zu verlängern. „Die Produktion der Akkus verursacht einen hohen CO2-Ausstoß und die Anschaffungskosten sind hoch“, erklärt Carolin Cavadias, Teamleader Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei der VISPIRON CARSYNC GmbH. Auch durch diese Methode kann letztendlich viel Geld gespart werden.

Die Menge an gesammelten Daten und die Bereitstellung auf einer Online-Plattform oder App ruft auch den Datenschutz auf den Plan. Die Hersteller sorgen dafür, dass über eine Verschlüsselung nach dem Bundesdatenschutzgesetz kein Fremdzugriff möglich und die Daten entsprechend sicher sind. „Die vom Bordrechner erfassten Daten werden über eine gesicherte GPRS-Verbindung in unser Rechenzentrum übertragen und dort ausgewertet. Hierbei wird besonders auf den Schutz der Privatsphäre, personenbezogene Daten und Geheimhaltungsstufen Wert gelegt. Unsere Server befinden sich innerhalb der EU und sind sicherheitstechnisch nach ISO 27001, ISO 20000 und ISEA 3402 zertifiziert“, so Benjamin Tschache, Business Development bei der Sycada Deutschland GmbH.

So wird sichergestellt, dass nur der Fuhrparkleiter oder berechtigte Personen Zugriff auf die sensiblen Daten haben und zu Analysezwecken nutzen können. Die meisten Hersteller von Telematiklösungen bieten regelmäßig Reportings zur detaillierten Übersicht der Flottenfahrzeuge an. Bei Ctrack kann das Reporting an die jeweiligen Bedürfnisse der verschiedenen Nutzer beziehungsweise die des Unternehmens angepasst werden. In diesem Fall können die Daten online über eine App abgerufen werden. Die App bietet unter anderem ein umfangreiches Berichtswesen zu Spritsparoptimierungen der gesamten Flotte. Diese werden meist über Ausreißerlisten, wie sie auch bei der Daimler Fleet Management GmbH verwendet wird, deutlich gemacht. Die Ausreißer sind in zweierlei Hinsicht interessant. Einerseits werden Fahrer mit einer positiven und spritsparenden Fahrweise in vielen Fällen belohnt. Denn warum sonst sollte ein Fahrer verbrauchsarm fahren, wenn die Tankrechnung ohnehin vom Unternehmen bezahlt wird? Über ein Belohnsystem wird so ein Anreiz geschaffen, sich im Sinne des Unternehmens an die Vorgaben zu halten.

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Andererseits halten sich nicht immer alle Mitarbeiter an die Weisungen der Vorgesetzten. Über die Ausreißerliste werden auch jene Fahrer erfasst, die durch eine Abweichung des Flotten- Durchschnitts auffallen. Bei TomTom Telematics werden die Fahrer nach mehreren Leistungsindikatoren eingestuft und entsprechend benotet. In das Ergebnis fließen unter anderem Informationen zum Kraftstoffverbrauch sowie der –effizienz, einer konstanten und umweltfreundlichen Geschwindigkeit oder auch der richtigen Gangwahl mit ein. Der Fahrer wird auch auf die optimalen Schaltzeitpunkte hingewiesen. Auch hier wird, ähnlich wie bei Wollnikom, auffälliges Fahrverhalten wie starkes Lenken, Bremsen oder Beschleunigen berücksichtigt.

Für den Fuhrparkleiter wird so auf den ersten Blick klar, in welchen Bereichen nachgebessert werden kann. „Seit 2015 kooperiert TomTom Telematics mir der DEKRA Akademie. Durch eine Analyse der mit OptiDrive 360 für jeden Fahrer gemessenen Leistungsindikatoren wird eine individuelle Coaching-Strategie erarbeitet. Diese wird anschließend im DEKRA Akademie-Coaching genutzt, um den spezifischen Trainingsbedarf jedes Fahrers abzudecken“, erklärt Wolfgang Schmid, Sales Director bei TomTom Telematics die Verknüpfung der Analyse mit den Fahrertrainings. Eine detaillierte Analyse der Fahrerdaten erfolgt auch durch das Online-Sprit-Training „Clear Drive“ vom Full-Service-Leasinganbieter Arval. Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit dem ADAC Fahrsicherheitstraining (On the road) gemacht, wenn sich herausgestellt hat, dass es sogenannte Wiederholungstäter im Bereich extremer Spritverbrauch bei gleichzeitig hoher Unfallhäufigkeit gibt. Dieser ganzheitliche Ansatz gibt Unternehmen nicht nur die Möglichkeit Spritkosten zu senken, sondern greift in ein weiteres Feld ein, nämlich der Sicherheit der Mitarbeiter und folglich der Senkung weiterer Schäden durch selbstverursachte Unfälle und der daraus resultierenden Kosten für das Unternehmen“, so Katharina Schmidt, Head of Consulting & Corporate Vehicle Observatory bei Arval. Der ADAC beziffert das Einsparpotenzial bei einer angepassten Fahrweise im Zuge eines solchen Fahrertrainings auf 10 bis 20 Prozent.

So weit so gut, doch letztendlich müssen die theoretisch erzielten Werte auch so in den Arbeitsalltag integriert werden, dass die Maßnahmen tatsächlich eine nachhaltige Wirkung erzielen. Dieser Überzeugung ist unter anderem save4drive, Spezialist in Sachen Fahrertrainings. Die Jahresauswertung der rund 230 Dienstwagenfahrer der Sika Deutschland GmbH legt offen, welche Einsparungen durch das „Eco-Stressless Fahrtraining“ erreicht werden. Demnach wurde mit Hilfe von save4drive eine Kraftstoffeinsparung von circa acht Prozent erreicht, was eine Gesamteinsparung von 217.000 Euro im Jahr ausmacht. Mit kleinen Maßnahmen lässt sich also durchaus eine große Wirkung erzielen.

Fazit
Sprit sparen geht weit über die Serienausstattung eines Fahrzeugs hinaus. Viele Nachrüstlösungen befassen sich damit, den Verbrauch von Flottenfahrzeugen zu senken. Damit die Optimierung allerdings nachhaltig zu einem Erfolg wird, muss der Fahrer immer wieder sensibilisiert und bei Fahrertrainings spezifisch geschult werden. Ein fortlaufender Entwicklungsprozess, den auch die Telematiksysteme selbst durchlaufen. Auch sie werden stetig an die neuesten Entwicklungen, beispielsweise den Trend zu Elektrofahrzeugen, angepasst. Immer mehr Hersteller erweitern eine bestehende Telematik durch die Aufnahme von Elektrofahrzeugen.

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