Das Leiden eines Fuhrparkleiters

Aus dem Tagebuch eines Fuhrparkleiters (Fortsetzung)

Das Leiden eines Fuhrparkleiters
Das Leiden eines Fuhrparkleiters

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Das Leiden eines Fuhrparkleiters
Das Leiden eines Fuhrparkleiters

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Heute ist ein Mistwetter, es schüttet, ist dunkel und Schwiegermutter hat Geburtstag. Soll heute Nachmittag gegen 15 Uhr zum Kaffeetrinken aufschlagen und habe mich schon fein gemacht. Der Tag verlief bisher reibungslos und ruhig (war schon ein schlechtes Zeichen). Um 11 Uhr hab ich unsere Zentrale am Telefon. Sie hat unsere drei neuen, jungen Mitarbeiterinnen in der Leitung, die mich dringend sprechen wollen. Sie sind unterwegs mit dem Poolfahrzeug zu einer Schulung in Süddeutschland. Auf meine Frage, was denn passiert sei, entspinnt sich folgendes Gespräch:

Mitarbeiterin: „Ein Reifen ist geplatzt.“ Ich: „Welcher?“ Mitarbeiterin: „Rechte Seite.“ (Toll, so weit sind wir schon.) Ich: „Hinten oder vorne?“ Mitarbeiterin: „Weiß nicht, bin nicht gefahren, ich schau mal nach … hinten“ (Jetzt haben wir’s.) Ich: „Wo sind Sie denn?“ Mitarbeiterin: „Auf der Autobahn!“ (Das war auch meine Vermutung) Ich: „Welche Autobahn?“ Mitarbeiterin: „Die nach Nürnberg.“ (Das nenn ich fast präzise) Ich: „Also A3?“ Mitarbeiterin: „Ich glaube ja, wir fahren nach Navi, aber das Navi ist sehr klein.“ (Aber Schilder gibt es) Ich: „Und wo stehen Sie genau?“ Mitarbeiterin: „Weiß nicht genau ...“ (Gut, dass sie nicht Autobahn gesagt hat, ich wär zusammengebrochen) Ich: „Wie hieß denn die letzte Ausfahrt?“ Mitarbeiterin: „Da haben wir nicht drauf geachtet, keine Ahnung.“ (Mein Gott, nächstes Mal kriegen die einen z.b.V.-Esel) Ich: „Sind Sie schon hinter Köln?“ Mitarbeiterin: „Ich glaube ja, ein Schild Köln habe ich schon gesehen, aber ich bin nicht sicher, wir haben uns unterhalten.“ (Und dabei Raum und Zeit vergessen) Ich: „Wie lange ist es denn her, dass Sie das Schild Köln gesehen haben?“ Mitarbeiterin: „Weiß nicht, habe nicht auf die Uhr gesehen, aber ist meiner Meinung nach noch nicht so lange her.“ (Jetzt reicht’s.)

Mir schwillt der Kamm, ich geb auf, wie soll ich da einen Servicewagen hinschicken, ich weiß ja noch nicht mal, wohin. Ich weise die drei an, auf mich zu warten, ich komme! Kann ja nicht so weit sein. Hinter Köln fahre ich schön rechts, in Erwartung meine Kolleginnen bald zu sehen. Ich finde die drei fast in Limburg und werde mit einem finsteren „na endlich“ herzlichst begrüßt. Den weiteren Dialog und Verlauf der nächsten Stunde gebe ich hier nicht wieder; irgendwann gebe ich ihnen meinen Wagen, damit die weiterkommen, und kümmere mich um das Poolfahrzeug. Nach 17 Uhr war ich dann bei Schwiegermutter und erhielt tröstende Worte ob der Tatsache, dass der ‚arme Jung’ immer so lange arbeiten muss (eifriges Nicken meinerseits). Das tut guuuut und wurde mit Kaffee und Kuchen belohnt.

Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein …

Das Leben ist wieder schön … und nächste Woche lade ich die Mitarbeiterinnen mal zum Dialog ein.

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Freitag ist’s, der Wetterbericht sagt fürs Wochenende Sonne pur voraus, ein Sommermärchen par excellence. Morgen spielt in der Bundesliga mein BVB gegen S04 und wird siegen. Meine Frau (S04-Fan, ist aber auch ihr einziger Fehler) hat mir heute morgen an der Wohnungstür schon auf die Schnelle einen blöden BVB-Witz mit auf den Weg gegeben. Konnte ich nicht richtig drüber lachen, sie schon.

Na ja, retten wir halt die Welt!

Ich habe etliche Spritsparfibeln bekommen und rufe den ersten Kandidaten an, er möge bei Gelegenheit mal rumkommen. Passiert auch prompt. Ich gebe ihm die Fibel und erkläre ihm, dass ich ihn gerne einladen möchte, in Zukunft seine Fahrweise gemäß diesem Heftchen anzupassen. Umwelt, Klima, Zukunft unserer Kinder, also volles Programm. Auch die Kostensenkung beim Treibstoffverbrauch wird von mir thematisiert. Etwas verwirrt starrt er erst auf das Heftchen und dann mich an; seine Gedanken laufen wie ein Spruchband auf seiner Stirn: „Spritsparen? Wer? Ich?“ Dass er mich nicht fragt, ob wir pleite sind wegen der Spritkosten, ist alles. „Haben Sie was auf dem Herzen?“, frage ich zuckersüß. – Na ja, sagt er, er sehe da kein wirkliches Einsparpotenzial. Dann sprudelt es aus ihm heraus, die übliche Leier: viel unterwegs, man will auch irgendwann mal zu Hause ankommen, Benzinpreise hat er nicht gemacht und so weiter – also auch volles Programm. Sogar sein aktiver Beitrag zur Rettung des Regenwaldes durch jeden Kasten Bier bleibt nicht unerwähnt. Nach zehn Minuten ist er beruhigt und bekehrt und ich fix und foxi. So wird das nichts. An die anderen Dienstwagennutzer sende ich eine Mail, die eine Zusammenfassung des Inhalts des Heftchens mit der Aufforderung zur Verinnerlichung enthält, verbunden mit dem Hinweis, dass das Heftchen bei mir zur Abholung bereit liegt (ich nehme noch Wetten an, wie lange das so bleiben wird).

So, und am Wochenende rette ich beim Grillen auch den Regenwald, ‘ne richtig große Fläche! Und für meine Frau grille ich ein besonders schönes Stück Fleisch, versehen mit einem schwarz-gelben Fähnchen. So sehen Sieger aus!

 

AUTOR

BERND WICKEL ist unter anderem für den Einkauf, das Flottenmanagement und den Brandschutz bei der ARZ Haan AG zuständig.

Außerdem ist Bernd Wickel langjähriges Mitglied im Redaktionsbeirat Flottenmanagement.

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