Kostenfalle Parkplatz
11.230.812.562 Flugmeilen haben deutsche Geschäftsreisende 2015 zurückgelegt (Quelle: AirPlus/DMM). Das ist eine Distanz von etwa 500.000 Erdumrundungen. Gleichzeitig stiegen, laut VDR, die Reiseausgaben der Unternehmen auf ein Rekordhoch von 50,9 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 3,4 Prozent zum Vorjahr. Trotz dieses Anstiegs sind viele Unternehmen dazu angehalten, die Reisekosten zu senken. Dies hat häufig eine Verbannung des Reisenden in die Economy-Class zur Folge. Nur in den seltensten Fällen wird der Rotstift bei den Flughafenparkgebühren angesetzt, dabei ließe sich hier bares Geld sparen.

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Bei der Suche nach einem passenden Flug sind oft der Preis und die Flugzeiten die wichtigsten Entscheidungskriterien. Dies ist bei privaten wie beruflichen Reisen gleich. In beiden Fällen spielt die Parkplatzsituation bei der Wahl des Startflughafens nur eine geringe Rolle. Doch je länger die Reise dauert, desto unerfreulicher fällt die Rechnung der Parkgebühren aus. Wer beispielsweise eine Woche am Flughafen parkt, zahlt in Deutschland bis zu 231 Euro Parkgebühren (siehe Tabelle). Im Schnitt sind es 110 Euro. Verglichen mit den 550 Euro, die am Londoner Flughafen Heathrow nach einer Woche fällig werden können, mag das noch günstig sein. Doch im Verhältnis zu den meisten Flugtickets können die Parkgebühren als überhöht bezeichnet werden.
Der klassische Businessreisende ist jedoch selten eine ganze Woche unterwegs. Häufig sind es ein bis zwei Tage, an denen der Dienstwagen am Flughafen steht. Aber auch hier fallen beispielsweise am Düsseldorfer Flughafen Kosten von 33 Euro pro Tag an. Angesichts der Vielzahl von Businessreisen im Jahr dürften die Parkkosten durchaus eine relevante Größe im Reisekostenbudget vieler Unternehmen sein. Natürlich sind die 33 Euro der Tageshöchstpreis, es geht auch günstiger. Je nach Entfernung zu den Abflugterminals. Doch werden bei dem genannten Beispielflughafen in Düsseldorf mindestens 24,50 Euro pro Tag fällig. An manchen Flughäfen gibt es spezielle Businessangebote für Vielflieger und demnach auch Vielparker. Hierfür lohnt sich eine kurze Recherche auf der Homepage des Airports. Dort können oft auch Parkplätze reserviert werden.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit über Internetportale, wie Holiday Extras, Parkplätze in der Nähe von Flughäfen zu buchen. Allerdings zeigt schon der Name des Portals, dass sich diese Alternative zu den herkömmlichen Parkplätzen eher für langfristig planende Reisende eignet als für Businessflieger. Zudem ist die Frage, ob der Fuhrparkmanager beziehungsweise der Travelmanager die Dienstreisenden davon überzeugen kann, den günstigeren und damit auch weiter entfernten Parkplatz zu nehmen, wenn dieser die Reisekosten nicht selbst tragen muss. Daher scheint die Frage nach Alternativen zur Anreise mit dem Dienstwagen mehr als berechtigt.
Alternativen
Flughäfen sind Drehkreuz für den Warenverkehr und Knotenpunkt für Reisende. Entsprechend gut sind meist die Verkehrsinfrastruktur und die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Das ist nicht nur für Urlaubsreisende ein Vorteil. In einer im Auftrag der Initiative „Luftverkehr für Deutschland“, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen ADV und des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften BDF erstellten Studie wurde die Erreichbarkeit eines Flughafens als drittwichtigster Standortfaktor für international tätige Unternehmen ermittelt. 86 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass dieser Faktor ihnen wichtig bis sehr wichtig sei.
Eine schnelle Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur ist für den Erfolg des Flughafens somit essenziell. So sind die 45 Minuten, die eine S-Bahn vom Münchner Flughafen zum Hauptbahnhof braucht, eigentlich zu lang. Nicht umsonst setzte sich Edmund Stoiber als bayrischer Ministerpräsident (1993–2007) in einer seiner berühmtesten Reden für den Bau einer schnelleren Transrapidstrecke ein. Auch wenn das Projekt letztlich scheiterte, zeigt es das Bemühen um den Standortfaktor Flughafen.

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Besonders attraktiv für Unternehmen dürften daher das Rhein-Main- Gebiet und die Städte an Rhein und Ruhr sein. Hier ist auch ein flexibler Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. So ist der größte deutsche Flughafen in Frankfurt am Main auch mit dem ICE erreichbar, ebenso der Flughafen in Düsseldorf. Der Zug oder Bus zum Flughafen ist oftmals schneller und günstiger, als die Fahrt mit dem Auto dorthin. Eine Busfahrt vom Bonner Hauptbahnhof zum Flughafen Köln/Bonn kostet beispielsweise acht Euro pro Fahrt und dauert etwa 26 Minuten. Allein die Parkgebühren liegen dort pro Tag bei mindestens 24 Euro. Die Fahrzeit läge mit dem Pkw und ohne Verkehr bei etwa 21 Minuten und somit nur unwesentlich kürzer als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wer dennoch individuell an- und abreisen möchte, beispielsweise um einen Termin wahrzunehmen, der nicht direkt im Stadtzentrum stattfindet, kann auch Carsharing-Angebote in Anspruch nehmen. Für Unternehmen, die Carsharing bereits nutzen, ist dies auch eines der wichtigsten Einsatzgebiete der Ultrakurzzeitmiete. So gaben bei unserer Onlineumfrage zum Thema Carsharing (Flottenmanagement 3/2016) 67 Prozent der teilnehmenden Leser an, dass Carsharing vor allem auf Dienstreisen genutzt wird. Ein Vorteil ist, dass Free-Floating-Fahrzeuge nicht zu einer festen Ausleihstation zurückgebracht werden müssen, sondern im gesamten Geschäftsgebiet geparkt werden können. Je nach Nutzungsdauer ist dies sehr viel flexibler und kostengünstiger als die klassische Kurzzeitmiete. Diese kann sich jedoch bei mehrtägigen Aufenthalten mit unterschiedlichen Zielen in der Region lohnen.
Neben der erwähnten Kurzzeitmiete wäre natürlich eine klassische Taxifahrt oder einer der aufkommenden Chauffeurservices als Mobilitätslösung für den Flughafentransfer denkbar. Diese würden sich finanziell jedoch erst bei einer mehrtägigen Geschäftsreise im Vergleich zur Anreise mit dem eigenen Dienstwagen lohnen. So kostet eine Fahrt vom Flughafen in München zum Hauptbahnhof der bayrischen Landeshauptstadt etwa 70 Euro. Mit Hin- und Rückfahrt könnte man so fast drei Tage auf dem teuersten Parkplatz am Flughafen stehen, allerdings muss man natürlich noch die Kilometerkosten des Dienstfahrzeugs mit einberechnen. Auch hier sind natürlich die Entfernungen zum Start- und Zielflughafen zu beachten.
Fazit
Auch wenn der Kostenpunkt Parkplatz an Flughäfen ein scheinbar kleines Steinchen im Mobilitätsmosaik von Unternehmen ist, so lässt sich daran sehr gut erkennen, dass eine engere Zusammenarbeit von Fuhrparkmanagement und Travelmanagement großes Einsparpotenzial birgt. Denn mit einem flexiblen Mobilitätsmix ließe sich anstelle des eigenen Dienstwagens ein Carsharing-Auto oder die Bahn nutzen, um zum Flughafen zu gelangen. Der Weg zum Flughafen ist sonst ein Bereich, der streng genommen zum Fuhrparkmanagement gehört, der Flug wiederum zum Travelmanagement. Mit einem Mobilitätsbudget umginge man diese strikte Trennung und könnte den kostengünstigsten Weg wählen.

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