Ein Blick in die Zukunft

Interview mit David Anckaert (Direktor Entwicklung bei Goodyear in Deutschland)

Ein Blick in die Zukunft

1 /1

Ein Blick in die Zukunft

PDF Download

Flottenmanagement: Schon seit Jahren beobachtet man eine Verschiebung bei den Fahrzeugneuzulassungen von privat zu gewerblich. Ist diese Entwicklung auch bei den Reifen zu verspüren? Wenn ja, welche Auswirkung hat dies auf die Reifenindustrie

David Anckaert: Auf die Entwicklung eines Reifens hat dies nicht automatisch einen Einfluss, denn die Anforderungen unterscheiden sich eher nach Fahrzeug denn nach gewerblicher oder privater Nutzung. Jedoch ist das Feedback, das wir von Flotten erhalten, wichtig, da wir hieraus statistische Daten ziehen können, die wir in die Entwicklung einfließen lassen. Ein Beispiel hierfür sind Daten zu Abrieb, Laufleistung und Performance. Insbesondere vor dem Hintergrund der Gesamtbetriebskosten nutzen wir diese, um zu verstehen, wie ein Reifen sich im täglichen Gebrauch sowie über seine Lebensdauer hinweg verhält. Daher ist für uns die Zusammenarbeit mit Flotten vor diesem Hintergrund sehr wichtig.

Flottenmanagement: Auf der diesjährigen REIFEN ist ein klarer Trend zu Ganzjahresreifen erkennbar. Warum wird der Ganzjahresreifen für den Verbraucher immer interessanter

David Anckaert: Wenn man sich den Markt anschaut, zeigt sich im Segment der Ganzjahresreifen derzeit ein zweistelliges Wachstum. Auch unser Goodyear Vector 4Seasons wird verstärkt nachgefragt. Als einen Grund dafür sehen wir, dass Goodyear seit vielen Jahren für seine umfassende Tradition und Expertise bei der Entwicklung von Ganzjahresreifen bekannt ist – gerade wenn es um die optimale Kombination von Winter- und Sommerperformance geht. Viele erstklassige Testergebnisse, aber auch zahlreiche Erstausrüstungsverträge und Flottenpartnerschaften haben diesen guten Ruf zusätzlich verstärkt. Hier ist eine Art Paradigmenwechsel im Gang.

Zum Wachstum des Segments insgesamt haben unter anderem auch die warmen Winter der letzten Jahre mit weniger Schneetagen beigetragen. Dabei gibt es in der regionalen Verteilung jedoch ein Nord-Süd-Gefälle: Das heißt, im Norden, wo es nicht so oft und nicht so viel schneit, wird häufiger auf Ganzjahresreifen zurückgegriffen. Gleichzeitig entscheidet sich eher für die Allrounder, wer wenig Fahrleistung hat oder in einem Ballungsgebiet wohnt. Bei den Fahrzeugen handelt es sich in der Regel um ältere Modelle, Gebrauchtwagen beziehungsweise Zweit-/Drittwagen und eben nicht um das Fahrzeug, mit dem man regelmäßig in den Skiurlaub fährt.

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2016

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

Die Interessenten sind außerdem sehr kostenbewusst und überlegen sich daher, ob sich der Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen für sie lohnt. Auch das Thema RDKS spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle.

Ein Blick auf die Relevanz der Reifenmarken bei der Kaufentscheidung zeigt: Auch im Ganzjahressegment gibt es Verbraucher, die keine Kompromisse eingehen möchten und ein absolutes Premiumprodukt wie den Goodyear Vector 4Seasons wollen. Hierzu zählen natürlich auch gerade die Vielfahrer unter den AllSeason- Usern, also vermehrt auch Flotten. Dann gibt es aber auch Verbraucher, die etwas kostenbewusster sind. Mit dem neuen Fulda MultiControl decken wir genau dieses Qualitätssegment in der Mitte ab und tragen damit den Kundenansprüchen Rechnung, wo Wert auf ein entsprechendes Preis-Leistungs-Verhältnis gelegt wird. Mit unserem Ansatz, unterschiedliche Preissegmente abzudecken, sind wir für die unterschiedlichen Anforderungen der Verbraucher optimal aufgestellt.

Flottenmanagement: Ende letzten Jahres haben Sie im Premiumsegment den neuen Ganzjahresreifen Goodyear Vector 4Seasons vorgestellt. Welche Eigenschaften zeichnen ihn aus? Was hat sich im Vergleich zum Vorgänger getan

David Anckaert: Ein Produkt wie den Vector 4Seasons weiterzuentwickeln, der seit Jahren Bestnoten in Magazintests bekommt, ist die Zielsetzung, welche wir uns hier gesetzt haben. Wichtig dabei ist, dass wir das Ganzjahressegment in der Entwicklung individuell betrachten. Dass wir über mehr als 30 Jahre Erfahrung in diesem Segment und damit über das entsprechende Know-how und Wissen verfügen, ist ebenfalls entscheidend für den Erfolg.

Im Sinne der Fahrsicherheit legen wir besonderes Augemerk auf die Wintereigenschaften – was die Fachpresse in Tests regelmäßig honoriert. Jedoch muss ein Ganzjahresreifen eben nicht nur bei Eis, Schnee und Nässe erstklassig performen. Damit er bei allen Witterungsbedingungen punktet, braucht er auch sehr gute Trockeneigenschaften, gerade für die warme Jahreszeit.

Um den neuen Vector 4Seasons zu optimieren, haben wir in allen Bereichen des Reifens Innovationen eingebracht und die Elemente sehr fein aufeinander abgestimmt. Das Ergebnis ist ein Reifen, welcher unter allen Witterungsbedingungen durch sein herausragendes Sicherheitspotenzial überzeugt. Das beginnt bei der Geometrie der Profilblöcke und der Lamellen, welche in der Laufflächenmitte besonders viele kleine Blöcke mit einer hohen Lamellendichte aufweist. Dadurch hat der neue Reifen noch mehr Greifkanten, mit denen er sich in Schnee und Eis festkrallt. Die Kontaktfläche des neuen Vector 4Seasons wurde optimal mit dem Profildesign abgestimmt, wodurch er im Vergleich zu seinem Vorgänger eine breitere Aufstandsfläche bekommt. So können mehr Lamellen eingesetzt werden, was zu einer verbesserten Leistung auf Schnee und Eis führt. Zudem verfügen die Lamellen über einen Selbstverriegelungseffekt, der dem Reifen die notwendige Stabilität für ein sicheres Handling auf trockenen Straßen gibt. Für bessere Nässeeigenschaften sorgt eine Gummimischung mit modernster Polymertechnologie und nochmals erhöhtem Silicaanteil. Auch die Karkasskonstruktion ist neu und vermindert die innere Reibung und somit den Rollwiderstand, der wiederum einen direkten positiven Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch hat.

Flottenmanagement: Nicht nur im Privatmarkt, sondern auch im gewerblichen Bereich boomen die SUV. Welche Aspekte müssen bei der Entwicklung eines Reifens für dieses Segment berücksichtigt werden? Worauf sollte wiederum der Flottenentscheider bei seiner Wahl achten

David Anckaert: Der SUV-Markt wächst in der Tat rasant, und damit auch das entsprechende Reifensegment. Die Fahrzeuge sind relativ schwer und haben überdurchschnittlich viel Leistung. Zusätzlichen Auftrieb bekommt das Ganze dadurch, dass zahlreiche Fahrzeuge in Sachen Reifengrößen mit mehreren Optionen angeboten werden. Dies schlägt sich positiv auf den Markt für Reifengrößen von 17 bis 21 Zoll nieder. Flottenbetreiber sollten daher einen Reifenpartner wählen, der in den Optionen für Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen sowohl viele Größen als auch unterschiedliche Preissegmente abdeckt.

Im SUV-Segment ist sowohl ein ausgewogener Reifen für den Stadtverkehr als auch einer für längere Autobahnabschnitte bei höheren Geschwindigkeiten erforderlich. Auf diese Anforderungen aufbauend, zielen wir in der Reifenentwicklung darauf ab, im sogenannten „magischen Dreieck“ zwischen Nasshaftung, Laufleistung und Rollwiderstand die optimale Balance hinzubekommen und gleichzeitig dieses Dreieck in alle Richtungen weiter zu verbessern.

Flottenmanagement: Ein weiteres Highlight auf Ihrem Stand sind die beiden Konzeptreifen Goodyear Eagle360 und IntelliGrip. Inwiefern wird die zunehmende Automatisierung der Fahrzeuge die Reifenentwicklung verändern? Was unterscheidet diese Konzeptreifen von herkömmlichen Reifen

David Anckaert: Die beiden Reifen sind Ideen unseres Konzeptstudios, wo man sich mit der Frage auseinandergesetzt hat, wie autonomes Fahren als einer der großen Mobilitätstrends die Reifen in Zukunft beeinflussen könnte. So standen bei der Entwicklung Themen wie erhöhte Konnektivität, verbessertes Handling und vor allem Sicherheit im Fokus.

Der Eagle360 ist gedanklich im Jahr 2035 angesiedelt und erfindet die Rolle, die Reifen in der Zukunft spielen könnten, völlig neu. Die einzigartige Form des Goodyear Eagle360 kann zur Sicherheit und Lenkbarkeit von selbstfahrenden Fahrzeugen beitragen und so den Anforderungen, die durch die autonome Mobilität entstehen, gerecht werden. Dabei ermöglicht die Kugelform des Reifens eine Manövrierbarkeit in alle Richtungen. Aktive Technologien tragen zudem dazu bei, dass sich der Reifen an schwierige Fahrkonditionen wie Blitzeis oder Aquaplaning anpassen kann. Dadurch sollen letztendlich auch mögliche Gefahren durch das Rutschen auf der Fahrbahn oder vor plötzlich auftretenden Hindernissen minimiert werden. Auch in puncto Komfort bietet die Kugelform Vorteile: So wird beispielsweise durch die gleichmäßige, laterale Bewegung ein angenehmes Fahrgefühl erzeugt. Daneben wird durch das Ermöglichen einer 360-Grad-Drehung des Reifens nicht nur das Einparken erleichtert, sondern sie hilft dem Fahrzeug, Hindernisse zu überwinden, ohne dabei die Fahrtrichtung zu ändern.

Etwas weniger weit in die Zukunft blicken wir mit dem IntelliGrip, der für frühe Generationen selbstfahrender Fahrzeuge entwickelt wurde. Er verfügt über neueste Sensortechnik, um die Steuerungssysteme von Fahrzeugen zu unterstützen. Sensortechnik ist eine wesentliche Voraussetzung für autonomes Fahren, wenn der Fahrer nicht mehr ins Fahrverhalten eingreift, und ermöglicht es dem IntelliGrip im Zusammenspiel mit dem speziell gestalteten Profil unterschiedlichste Fahrbahnbeschaffenheiten und Witterungsbedingungen zu erkennen. Neben Daten zu Fahrbahnbeschaffenheit und Reifenzustand werden zusätzlich Informationen an das zentrale Steuerungssystem übermittelt, welche die Fahrleistungen und die Fahrzeugsicherheit verbessern sollen. Bei nasser oder rutschiger Fahrbahn sorgen die Reifensensoren beispielsweise dafür, dass die Geschwindigkeit des Fahrzeugs entsprechend angepasst wird. Außerdem sollen der Bremsweg verkürzt, das Kurvenverhalten sowie die Fahrzeugstabilität verbessert und der Kollisionsschutz erhöht werden.

In selbstfahrenden Autos haben Fahrer immer weniger Möglichkeiten, in das Fahrgeschehen einzugreifen. Als wichtigste Verbindung zwischen Fahrzeug und Fahrbahn gewinnt der Reifen daher weiter an Relevanz. Vor diesem Hintergrund ist es uns ein besonderes Anliegen, uns frühzeitig Gedanken dazu zu machen, welche Eigenschaften der Reifen der Zukunft braucht – nicht nur, um innovative Technologien zu entwickeln, die neue Möglichkeiten des Handlings bieten, sondern insbesondere, um den zunehmenden Ansprüchen an Fahrsicherheit gerecht zu werden.

Goodyear leistet mit seinen Produkten heute schon einen wichtigen Beitrag für die Fahrsicherheit – nicht nur im Flottenbetrieb. Mit über 117 Jahren Erfahrung in der Reifenherstellung kennen wir die Erwartungen der Fahrer genau und sind davon überzeugt, dass Zuverlässigkeit und Sicherheit auch künftig eine entscheidende Rolle spielen.

0 Kommentare

Zeichenbegrenzung: 0/2000

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2016

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

countdown-bg

Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026