Vielseitig einsetzbar
In der 84. Folge unserer großen Flottenmanagement-Vergleichsserie konkurrieren die Kleintransporter mit langem Radstand und Dieselantrieb miteinander. Vor allen anderen steht der Peugeot Partner 1.6 BlueHDi 100. Der Kostenvergleich basiert wesentlich auf den Full- Service-Leasingraten und den Treibstoffkosten.

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Eigentlich liegt es ja nahe: Die Deutsche Post hat vor 54 Jahren die Konzeption eines Lieferwagens in Auftrag gegeben, der möglichst viel fassen sollte, und damit das Segment der kleinen Transporter begründet. Und auch wenig verwunderlich: Der Auftragnehmer damals war Volkswagen, es entstand der Post-gelbe „Fridolin“, der in der Serienversion 2,9 Kubikmeter Ladevolumen und eine Zuladungskapazität von 410 Kilogramm aufwies. Schon damals nutzte man eine Art Baukastenprinzip und bediente sich der Teile verschiedener Serienmodelle wie zum Beispiel des Käfers, des Karman Ghia sowie des VW Transporters, in erster Linie, um die Kosten gering zu halten.
Heute ist das Segment der Kleintransporter ein überaus wichtiges, vielseitiges und sehr homogenes, das den individuellen Ansprüchen vieler Gewerke und vielen Einsatzzwecken gerecht wird. Sowohl in der Länge als auch in der Höhe, bei der Kabine, der Zahl und Art der Türen, bezüglich der Nutzlast sowie im Laderaum lassen sich zahlreiche Individualisierungen vornehmen. Auch komfortseitig muss der Kleintransporter von heute kein Blechkasten auf Rädern mehr sein. Die Ausstattungsmöglichkeiten gleichen denen für Pkw. Apropos Pkw, auf derselben Plattform werden sowohl die Kastenwagen- als auch die Pkw-Versionen gebaut, deshalb die enge Verbindung beider Varianten. Und auch hier nutzen viele Hersteller Synergieeffekte bei der Entwicklung und Herstellung ihrer Fahrzeuge. Aktuell arbeitet Renault mit Mercedes-Benz beim Kangoo und Citan zusammen, ebenso Opel mit Fiat bei Combo und Doblò, im Hause PSA sind der Citroën Berlingo und der Peugeot Partner miteinander verwandt.
Seit Jahren gibt es wenig Veränderung bei der Zahl der verfügbaren Modelle. Viele von ihnen gibt es bereits seit mehreren Generationen, wenige nur wurden vom Markt genommen, wenige kamen hinzu. Der jüngste Konkurrent ist der Dacia Dokker Express, der seit 2013 in Deutschland erhältlich ist. Die französischen Automobilhersteller Citroën, Peugeot und Renault entwickeln kleine Kastenwagen genau wie Volkswagen bereits seit den 1960er-Jahren. Da die Kastenwagen- Versionen an die Pkw-Versionen gekoppelt sind, kommen auch die Arbeitstiere in den Genuss regelmäßiger Facelifts und Auffrischungen, die für die Pkw-Geschwister schon aus emotionaler und marketingfokussierter Sichtweise wichtig sind.
Die Modellauswahl unseres diesjährigen Kostenvergleichs der Kleintransporter ist zum vorherigen in der Ausgabe Flottenmanagement 4/2014 nahezu gleich geblieben. Lediglich der Škoda Praktik kommt dort nicht mehr vor, seine Produktion wurde im Frühjahr 2015 ersatzlos eingestellt. Das bedeutet, dass aktuell zehn Modelle gegeneinander antreten. Wir haben folgende Vorgaben für die Fahrzeugauswahl gemacht: Sie müssen viertürig sein, mit um 180 Grad öffnenden Hecktüren, Frontairbags für Fahrer und Beifahrer müssen an Bord sein genau wie eine Klimaanlage, eine Einparkhilfe hinten, ein Start- Stopp-System, Verzurrösen zur Ladungssicherung, ein Radio mit CD und Freisprecheinrichtung, Nebelscheinwerfer sowie ein Tempomat. In unserem Kalkulator fanden sich viele Modelle in der Basisversion, das heißt, viele unserer vorgegebenen Ausstattungsmerkmale mussten zusätzlich geordert werden. Insbesondere der Beifahrerairbag ist häufig in der Grundausstattung nicht dabei. Auch gab es die meisten Modelle nur mit einer Radiovorbereitung. Das bestätigt die Tatsache, dass die Fahrzeuge als reine Arbeitstiere eingesetzt werden, Komfortausstattungen scheinen dabei Luxus zu sein; obwohl die Ausstattungsliste der eines Pkw entspricht. Umso größer ist jedoch die Auswahlmöglichkeit bei der Innenraumausstattung. Ob direkt als Branchenmodell oder mit variablen oder individuellen Einbauten, für den praktischen und professionellen Einsatz können die Kleintransporter perfekt ausgerüstet werden. Da es einige Modelle in der normallangen Version nicht mit zweiflügeligen Hecktüren gab, haben wir, wo möglich, auf die Version mit langem Radstand – also L2, Maxi oder extralang – wie die herstellereigenen Bezeichnungen heißen, abgestellt. Nur zwei konnten wir nicht als lange Version kalkulieren, weil sie nicht vorgesehen ist. Dennoch, beide können die fehlende Innenraumlänge durch ihre Höhe und demnach durch konkurrenzfähiges Laderaumvolumen wieder wettmachen. Doch weiter unten dazu mehr.
In unserem Vergleich bewegt sich die Leistungsstärke der Kastenwagen zwischen 66 kW/90 PS und 75 kW/102 PS. Da Beschleunigung bei Nutzfahrzeugmotoren weniger zählt als Leistung, fallen diese Daten hier weg. Die Höchstgeschwindigkeiten haben wir angeführt, hier ist der Spielraum zwischen 158 km/h und 170 km/h relativ eng. Der Durchschnittsverbrauch aller zehn Modelle liegt bei 4,56 Litern, im Einzelnen zwischen 4,1 und 5,2 Litern. Mit Kohlendioxidausstößen zwischen 108 und 131 g/km passen die meisten, nämlich sechs, in die gängigen Vorgaben, unterhalb von 120 g/km zu bleiben. Zudem tritt in diesem Herbst die für neue leichte Nutzfahrzeuge geltende EU6-Abgasnorm in Kraft, die alle hier aufgeführten Fahrzeuge teils durch aufwendige innermotorische Maßnahmen, teils durch SCR-Katalysatoren und AdBlue-Zusatz selbstverständlich erfüllen.

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Aber auch innerhalb dieses Segments können Kunden Kleintransporter mit alternativen Antrieben nutzen, die sich insbesondere im regionalen Betrieb praktisch und umweltschonend einsetzen lassen. So gibt es den Citroën Berlingo, den Ford Transit Connect, den Nissan NV200, den Peugeot Partner und den Renault Kangoo als elektrisch betriebene Fahrzeuge. Fiat Doblò, Opel Combo und VW Caddy sind als Erdgasvarianten erhältlich.
Die meisten unserer Vergleichsmodelle sind mit einer manuellen Fünfgangschaltung erhältlich, lediglich der Fiat Doblò kommt mit sechs Gängen. Auch Automatikgetriebe sind eher selten zu finden. Nur bei vier Modellen kann bei analoger Ausstattung und Leistungsstärke diese Getriebealternative geordert werden. Die Gesamtkosten, Listenpreis plus vorgegebene Mindestausstattung, variieren stark. Die untere Grenze setzt der Dacia Dokker Express, der unter 10.000 Euro in der Basisausstattung kostet, die rund 1.200 Euro an Aufpreis für Extras fallen dabei wenig ins Gewicht. Inklusive Ausstattungsextras liegt er immer noch unter 11.000 Euro. Die Obergrenze inklusive Ausstattung markiert der Volkswagen Caddy mit rund 23.250 Euro in der Ausstattung Trendline. Lässt man den Dacia außen vor, bewegen sich die Gesamtpreise zwischen 18.730 Euro und 23.250 Euro.
Als wesentlich wichtiger bei den Kleintransportern erweisen sich die Ladedaten, also Innenraummaße sowie Zuladekapazitäten. Hier fallen sämtliche Daten von der Innenraumlänge und -höhe, von der Innenraumbreite über die Breite zwischen den Radkästen sowie die Höhe der Ladekante, das Laderaumvolumen sowie die Zuladung ins Gewicht. Wer auf einen langen Innenraum Wert legt, fährt gut mit dem Fiat Doblò, Opel Combo und VW Caddy, die alle mehr als 2,17 Meter bieten, der Caddy führt das Feld mit fast 2,25 Metern an. In Sachen maximale Laderaumbreite kommt er an Fiat, Ford und Opel nicht vorbei, die mit rund 1,54 beziehungsweise 1,71 Metern punkten können. Die Breite zwischen den Radkästen nutzen am besten die Modelle von Citroën, Fiat, Opel und Peugeot aus, die alle 1,23 Meter liefern. Maximale Laderaumhöhe gibt es im Nissan NV200 mit 1,36 Metern, gefolgt vom Fiat Doblò mit 1,30 Metern und Dacia Dokker Express mit 1,27 Metern. Auch die Höhe der Ladekante spielt eine entscheidende Rolle, denn nicht jeder Nutzer verfügt über eine maschinelle Einladehilfe. Die Kleintransporter von Fiat, Nissan und Opel verfügen unbeladen über die niedrigsten Höhen mit rund 52 beziehungsweise 55 Zentimetern. Wer auf das höchste Ladevolumen zählt, muss ein Auge auf den Combo, den Doblò Cargo oder den NV200 werfen, die alle 4,2 Kubikmeter fassen. Auch die Zuladung könnte wesentlich sein: Fiat Doblò Cargo, Opel Combo und VW Caddy führen hier die Wertung mit jeweils 960, 925 und 838 Kilogramm an. Die insgesamt besten Laderaummaße findet der Kunde bei den Geschwistermodellen Fiat Doblò und Opel Combo, die in allen sieben Wertungen zu den jeweils besten gehören. Doch der Kostenvergleich wäre keiner, wenn wir nicht auch die Leasingraten und Treibstoffkosten, also die Betriebskosten, im Blick hätten. Mit sehr guten Full-Service-Leasingraten in allen drei Laufleistungen hebt sich der Peugeot Partner noch vor dem Citroën Berlingo und Ford Transit Connect hervor. Dieselbe Konstellation ergibt sich bei den Betriebskosten. So fallen beim Peugeot Partner monatlich rund 253 Euro bei einer Laufleistung von 20.000 Kilometern an, der baugleiche Berlingo ist mit 278 Euro der nächstteurere, gefolgt vom Ford Transit Connect mit 307 Euro.
Wer den Kauf statt Leasing bevorzugt, kann beim Dacia Dokker mit niedrigen Gesamt- und auch Unterhaltskosten – zumindest in Bezug auf den Kraftstoff – rechnen. Mit dem Durchschnittsnettopreis für Diesel aus dem Monat Juni kommt der rumänische Kastenwagen, ebenso wie der Peugeot Partner, auf monatliche Kosten von 65 bis 164 Euro je nach Fahrleistung.
Die Gesamtwertung entscheidet der Peugeot Partner für sich, auf den Plätzen folgen der Ford Transit Connect sowie der Citroën Berlingo. Wesentlich für diese guten Wertungen waren vor allem die günstigen Kosten. Auch wenn es sonst ein undankbarer Platz außerhalb des Siegertreppchens ist, verdient der Opel Combo als vierter Sieger eine besondere Erwähnung. Bei den Kostenwertungen hat es nicht für die ersten drei Plätze gereicht. Dennoch liegen diese nur unwesentlich höher als die des Ford Transit Connect. Dafür punktet der Opel Combo hauptsächlich mit sehr guten Laderaummaßen und -daten, was wiederum unbedingt dafür spricht, ihn bei einer Kaufentscheidung in die Wahl miteinzubeziehen. Denn guter Stauraum bedeutet mittelbar auch niedrigere Prozesskosten. So kann möglicherweise in einer Fuhre alles mit, statt mit einem weiteren Fahrzeug zum Kunden zu starten.
And the winner is … Peugeot Partner 1.6 BlueHDi 100
Flottenmanagement-Vorgabe
Mindestausstattung
• ABS – Antiblockiersystem
• Freisprecheinrichtung
• ESP – Elektronisches Stabilitätsprogramm
• Geschwindigkeitsregelanlage
• Klimaanlage
• Nebelscheinwerfer
• Parksensoren hinten
• Radio CD/MP3
• Airbags für Fahrer und Beifahrer
• Gepäcksicherung über Verzurrösen
• Hecktüren 180 Grad öffnend
So haben wir gewertet
Der Fokus der Bewertung liegt auf den Leasing-, Betriebs- und Treibstoffkosten. Die jeweils drei günstigsten Fahrzeuge erhalten eine grüne, die jeweils drei teuersten eine rote Markierung. Ebenfalls in die Grün-Rot- Bewertung fließen neben den Ladungsdaten wie Zuladung und dem Kofferraumvolumen der Durchschnittsverbrauch, der CO2-Ausstoß sowie die Reichweite mit ein, da auch dies wichtige Kriterien für die Nutzung in der Flotte sind. Gleiches gilt für die Dichte des Servicenetzes, denn das entscheidet, wie lange das Fahrzeug im Falle einer Panne oder des normalen Services nicht zur Verfügung steht. Signifikante Abweichungen bei der Garantiezeit oder des Inspektionsintervalls haben wir ebenso bewertet wie das Nichterfü llen der Mindestausstattung. Auch der Listenpreis ist ein Kriterium, entscheidet dieser doch über die steuerliche Belastung bei der Ein-Prozent-Regelung. Alle anderen angegebenen Werte dienen nur der Information.

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