Raststätten versus Autohöfe

Wer kennt das nicht? Nach Stunden auf der Autobahn drückt die Blase und sowohl der Magen als auch der Tank könnten Nachschub gebrauchen. Dabei hängt die Wahl der Rastmöglichkeit auch davon ab, ob das Unternehmen eine Tankkarte besitzt. Es gibt Tankkarten mit Preisgarantie über einen Tag hinweg. In diesem Falle spielt es aus Sicht des Unternehmens keine große Rolle, welche Tankstelle man letztendlich ansteuert. Für preissensible Unternehmen spielt die Wahl der Tankstelle entlang der Autobahn aber durchaus eine Rolle.

Raststätten versus Autohöfe
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Mehrere Einflussfaktoren sorgen für eine große Komplexität rund um das Thema Tanken. Beispielsweise wirken sich die Tageszeit, der Standort sowie die Marke der Tankstelle auf den Preis aus. Flottenmanagement hat stichprobenartig Tankstellenpreise entlang deutscher Autobahnen verglichen (siehe Tabelle S. 53).

Entsprechend der Untersuchung lässt sich ein mitunter sehr großer Unterschied bei den Spritpreisen an Raststätten und Autohöfen feststellen. Für Unternehmen, die nicht an eine Tankkarte gebunden sind, bietet die Wahl der Rastmöglichkeit also ein großes Einsparpotenzial. Der Fuhrparkleiter hat in diesem Fall die Möglichkeit, die Mitarbeiter für die Wahl der Rastmöglichkeit entlang der Autobahnen zu sensibilisieren.

Zudem lohnt sich ein Blick auf die vom ADAC veröffentlichte Studie zum Thema „ADAC Test 2013: 40 Raststätten und Autohöfe in Deutschland“. Der Autofahrer möchte bei seiner Rast natürlich gewisse Bedürfnisse befriedigen. Die grundsätzliche Ausstattung der Rastmöglichkeiten unterscheidet sich nur marginal. Neben dem Tankstellengeschäft haben die meisten Raststätten und Autohöfe zusätzliche Serviceleistungen wie ein gastronomisches Angebot mit Restaurants sowie sanitäre Anlagen.

Bei genauerer Betrachtung lassen sich jedoch mitunter starke Unterschiede zwischen einer Raststätte und einem Autohof erkennen. Erneut spielt die Preisgestaltung eine große Rolle. Folglich weist eine Variante Vorteile gegenüber der anderen auf. Die jeweiligen Argumente werden im Folgenden genauer aufgeführt.

Raststätten
Raststätten gelten laut § 15 FStrG als „Betriebe an Bundesautobahnen, die den Belangen der Verkehrsteilnehmer der Bundesautobahnen dienen [...] und eine unmittelbare Zufahrt zu den Bundesautobahnen haben“. Somit bieten Raststätten den Vorteil, diese direkt ansteuern zu können, ohne dabei die Autobahn zu verlassen. Mit der Nähe zur Autobahn lässt sich auch erklären, warum viele Raststätten oft überfüllt sind. Es ist bekannt, dass der Mensch den Weg des geringsten Widerstands bevorzugt. Entsprechend wird tendenziell der kurze und direkte Weg zur Raststätte gewählt. Insbesondere wenn der Spritpreis über eine preisgebundene Tankkarte abgerechnet wird und somit nicht ins Gewicht fällt. Warum also einen Umweg in Kauf nehmen

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Auch durch die Verkehrslage der Raststätten ergibt sich ein infrastruktureller Vorteil, der sich insbesondere durch das Gesamtnetz in Deutschland noch einmal verstärkt: Derzeit gibt es in Deutschland etwa 430 Raststätten, aber nur rund 200 Autohöfe. Dies wird insbesondere für Flotten mit alternativen Antrieben interessant. Denn wer sein Elektroauto nicht unterwegs auftanken kann, der steht früher oder später auf der Autobahn. Um dieses Szenario zu verhindern, soll es bis 2018 im Schnitt alle 30 Kilometer Ladestationen für Elektrofahrzeuge an deutschen Autobahnen geben. Diese Zahl wird interessant, wenn man den Vergleich zum Tankstellennetz herkömmlicher Kfz zieht: Auf den 12.949 Autobahnkilometern in Deutschland (statista, Stand 2015) befinden sich laut der Scope Branchenstudie 355 Tankstellen. Im Schnitt kommt also alle 36,5 Kilometer eine Tankstelle. Die Infrastruktur für die Versorgung von Elektrofahrzeugen soll bis 2018 somit besser ausgebaut sein als für herkömmliche Antriebsarten – ein sportliches Ziel!

Neben dem Gesamtnetz weisen Raststätten noch einen weiteren Vorteil auf. So ist laut dem ADAC die Servicequalität höher anzusehen als auf einem Autohof. Zurückzuführen ist dies bei sanitären Anlagen insbesondere auf die Bezahl-WCs von Sanifair. Die Firma verspricht große Sauberkeit und hohe Hygienestandards durch die selbstreinigenden Toilettenbrillen und regelmäßige Desinfizierung durch Servicekräfte. Diese Standards werden in der Regel auf Autohöfen nicht erreicht. So wurden laut dem ADAC für über die Hälfte der sanitären Anlagen auf Raststätten unbedenkliche Hygienewerte ermittelt. Bei den Autohöfen lieferten nur etwa ein Drittel vergleichbare Werte. Allerdings hat der Service seinen Preis: 70 Cent pro Toilettengang werden verlangt. Im Gegenzug erhält man einen Bon im Wert von 50 Cent, der im angeschlossenen Shop oder in Restaurants eingelöst werden kann.

Autohöfe
Bei Autohöfen in Deutschland handelt es sich in der Regel um mittelständische Betriebe. Die größte zusammenhängende Organisation von Autohöfen ist die VEDA (Vereinigung Deutscher Autohöfe e. V.). Aktuell sind rund 65 von circa 200 Autohöfen in Deutschland Teil der VEDA. Der Interessenverband setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Belange ein. Darunter fällt beispielsweise die Entwicklung des Tanktourismus, der besonders die grenznahen Autohöfe betrifft. Unterschiedliche Mineralölpreise in den Nachbarländern sorgen dafür, dass Autofahrer in der Nähe der Grenze oft einen Umweg in Kauf nehmen, um günstiger tanken zu können. Der Dienstwagenfahrer hat hier jedoch zu beachten, dass die im Unternehmen eingesetzte Tankkarte nicht immer für das Ausland gültig ist.

Meist liegen Autohöfe wenige Hundert Meter entfernt von der Autobahn in angrenzenden Industriegebieten. Erreichbar sind sie über Anschlussstellen. Aufgrund ihrer Lage verfügen Autohöfe über ein ausreichendes Angebot an Parkplätzen auf ihren Außenanlagen. Ursprünglich wurden Autohöfe für den Fernverkehr installiert, um das Problem der angespannten Parkplatzsituation zu lösen. Das zusätzliche Angebot an Parkplätzen hat sich mittlerweile auch bei Pkw-Fahrern als echte Alternative herumgesprochen. Man rechnet also aufgrund der Lage mit einem zeitlichen Nachteil. Dieser relativiert sich unter Berücksichtigung der Verkehrsproblematik auf teilweise überfüllten Raststätten doch stark.

Einen weiteren Vorteil bietet die Preisstrategie der Autohöfe. Dem ADAC zufolge sind Autohöfe deutlich preiswerter als Raststätten. Laut der bereits angesprochenen Studie lagen die Durchschnittspreise bei Raststätten im Schnitt um 20 Prozent höher als auf Autohöfen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die meist privaten mittelständischen Autohöfe nicht an gesetzliche Regelungen gebunden sind. Sie müssen lediglich bestimmte Anforderungen bei der Infrastruktur erfüllen.

Raststätten waren lange Zeit staatlich organisiert, bis sie 1998 privatisiert wurden und in den Besitz von Tank & Rast übergegangen sind. Mittlerweile besitzt das Unternehmen etwa 90 Prozent der deutschen Raststätten und betreibt somit ein Monopol, welches den Preis diktieren kann. Grundsätzlich ist für diesen Fall das Bundeskartellamt zuständig. Bislang ist es aber noch nicht tätig geworden. Dies erklärt jedoch auch, warum Autohöfe in der Regel günstiger sind als Raststätten – der Wettbewerb untereinander macht es möglich.

Bei den Spritpreisen konnte so ein Unterschied von bis zu 13 Prozent ermittelt werden. Diese spielen, wie bereits angesprochen, insbesondere für preissensible Unternehmen, die keine preisgarantierte Tankkarte haben, eine Rolle. Die vom ADAC ermittelten Werte decken sich mit unserer Untersuchung.

Für den Dienstwagenfahrer selbst ist der Gastronomiebereich besonders interessant. Denn die Verpflegung wird in der Regel nicht über eine Tankkarte abgerechnet, sondern aus der eigenen Tasche des Fahrers bezahlt. Hier lag die Preisspanne laut dem ADAC bei durchschnittlich etwa zehn Prozent. So war ein stilles Wasser auf einem Autohof bis zu zwei Euro günstiger. Ein weiteres Argument, das für den Autohof spricht, selbst wenn die Spritpreise aufgrund der Tankkarte nicht relevant sind.

Hinzu kommt, dass der Service auf Autohöfen grundsätzlich inklusive ist. Insbesondere für die Toilettennutzung werden keine Gebühren erhoben. Eine vergleichbare Leistung wie an Raststätten ist dadurch nicht immer zu erwarten. Es kann also vorkommen, dass die Toilettenanlagen nicht so gut gepflegt sind wie an Raststätten, die auf ein Bezahlsystem setzen.

Um die Kernstrategie des Preis-Leistungs-Verhältnisses der Autohöfe hervorzuheben, gab es bereits die Aktion „Pinkeln für Mehrwert“ – mit dem umgekehrten Prinzip an einer Raststätte: Pro Toilettengang bezahlte man 50 Cent und bekam einen 70-Cent-Wertbon zurück.

Fazit
Ausschlaggebend für Flottenmanager und Dienstwagenfahrer kann das in der Regel günstigere Angebot der Autohöfe sein, da so viel Geld eingespart werden kann. Allerdings müssen bei einer Preisstrategie teilweise Abstriche in Sachen Service und bei der Hygiene der Toiletten gemacht werden. Wer auf dies nicht verzichten möchte, der ist bei Raststätten tendenziell besser aufgehoben.

Grundsätzlich kann es sich durchaus lohnen, den kleinen Abstecher zu einem Autohof zu machen, denn gerade für Flotten bieten Preisschwankungen zwischen Raststätten und Autohöfen ein großes Einsparpotenzial. Der Fuhrparkleiter kann Einfluss auf die Entscheidung nehmen, indem er die Mitarbeiter für dieses Thema sensibilisiert.

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