Boxenstopp Werkstatt
Den Kampf gegen Abnutzung und Verschleiß führen alle Flotten unabhängig von der Fuhrparkgröße und der Finanzierungsform. Die Wahl der Mittel für dieses Gefecht ist dabei jedoch sehr unterschiedlich, wie unsere aktuelle Onlineumfrage herauskristallisierte.

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In die Werkstatt müssen alle Fahrzeuge in ihrem Flottenleben. Sei es nun zur Inspektion, zur Hauptuntersuchung oder weil ein akuter Schaden aufgetreten ist. Für Fahrer und Flottenmanager sind diese Ausfallzeiten ein notwendiges Übel, solange die Zahl der Werkstattaufenthalte in einem gewissen Rahmen bleibt. Sonst kann aus dem notwendigen Übel schnell ein Ärgernis werden. Ob dieser negative Beigeschmack des Themas jedoch der Grund für die geringe Teilnahme an unserer aktuellen Onlineumfrage gewesen ist, kann bezweifelt werden. Denn auch unliebsame Themen müssen geregelt und besprochen werden. So ist es wahrscheinlicher, dass die Komplexität und die unterschiedlichen Lösungsansätze in diesem Fall nur 180 Fuhrparkleiter dazu bewegt haben, an der Onlineumfrage teilzunehmen. Auffällig ist auch, dass nur acht Prozent der Teilnehmer größere Flotten von mehr als 50 Fahrzeugen leiten. Flotten mit mehr als 500 Einheiten haben diesmal gar nicht daran teilgenommen.
Die Zahlen in unseren Grafiken beziehen sich also vor allem auf kleinere und kleinste Flotten. Dieser Befund könnte darauf hinweisen, dass der Werkstattservice in großen Flotten weniger ein Thema ist, da diese häufiger ein Full-Service-Leasing in Anspruch nehmen. Überhaupt scheint sich der Trend der letzten Jahre zu einem Fuhrpark im Full-Service-Leasing fortzuführen. Denn Leasingflotten, die einen solchen Leasingvertrag abgeschlossen haben, planen auch keine einzelnen Werkstattservicebausteine aus dem Vertrag zu entkoppeln. 100 Prozent der Teilnehmer mit Leasingflotte wollen den Full-Service-Vertrag in Bezug auf die enthaltenen Leistungen auch in Zukunft nicht verändern (Grafik 1). Dies bedeutet natürlich nicht, dass sie dies nicht bereits in der Vergangenheit getan haben. So haben 64 Prozent der Leasingflotten Werkstattserviceleistungen zumindest teilweise unabhängig vom Leasingvertrag ausgewählt (Grafik 2). Auf ein reines Full-Service-Leasing setzen demnach nur 36 Prozent. Insgesamt sind 44 Prozent der Teilnehmer an unserer Onlineumfrage Fuhrparkleiter einer reinen Leasingflotte.
Reifenservice
Neben dem Werkstattservice (Wartung, HU, AU) an sich, der von allen Flotten in Anspruch genommen wird, ist der Reifenservice der wichtigste Servicebaustein. 70 Prozent unserer Leasingflotten-Teilnehmer lassen ihre Pneus in einer Werkstatt wechseln (Grafik 3). Das ist in den anderen Fuhrparks ähnlich. Etwas überraschend ist dabei, dass nicht annähernd so viele Flotten die Zusatzleistung der Reifeneinlagerung nutzen. Nur 14 Prozent der Leasingflotten mit ausschließlich Leasingfahrzeugen gaben an, die Lagerung von Reifen an den Werkstattservice zu koppeln (Grafik 4). Denkbar ist, dass es sich bei den teilnehmenden Leasingflotten in der Hauptsache um User-Chooser-Fuhrparks handelt, bei denen die Reifeneinlagerung von den Dienstwagenfahrern selbst übernommen wird. Bei den anderen Flottenarten habe etwas mehr Flotten die Reifenlagerung an externe Dienstleister abgegeben. Im Mischfuhrpark sind es mit 29 Prozent gar doppelt so viele.
Im Kauffuhrpark wiederum kommt oft noch ein weiterer Aspekt bei dem Unterschied zwischen Reifenservice und Reifenlagerung hinzu. In vielen Fällen ist eine eigene Werkstatt oder Lagermöglichkeit am Standort des Unternehmens vorhanden. Nur 33 Prozent der Kauffuhrparkflotten gaben an, keine eigene Werkstatt zu unterhalten (Grafik 5). Daher setzen letztlich auch nur 17 Prozent der Kauffuhrparks auf eine externe Reifenlagerung, jedoch 71 Prozent nehmen einen Reifenservice in Anspruch. Dieser Befund sagt einiges über die Zusammensetzung unseres Teilnehmerfeldes aus. Wie bereits eingangs geschildert, haben deutlich mehr kleine Flotten mit weniger als 50 Fahrzeugen an der Umfrage teilgenommen. Kleine Kauffuhrparks mit einer eigenen Werkstatt weisen deutlich auf handwerkliche Betriebe hin. In diesen sollten die Kapazitäten für eine Lagerung von saisonalen Reifen vorhanden sein. Dazu passt auch, dass 21 Prozent der Gesamtteilnehmerzahl Nutzfahrzeuge von bis zu 3,5 Tonnen im Flottenportfolio haben. Bei der vorangegangenen Umfrage zum Thema Carsharing (Flottenmanagement 3/2016) haben nur neun Prozent angegeben, Fahrzeuge aus diesem Segment einzusetzen.
Ein weiterer Erklärungsansatz für die relativ große Kluft zwischen der Inanspruchnahme des Reifenservices und der Einlagerung der Pneus in allen Flottenarten ist der Trend zu Ganzjahresreifen. Zwar werden diese deutlich seltener eingesetzt, dennoch sind die Absatzzahlen steigend und das dürfte sich auch auf den Service der Reifeneinlagerung auswirken.

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Ausgabe 4/2016

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Eine Frage des Restwerts?
Natürlich gibt es noch mehr Serviceleistungen im Bereich Werkstatt. Da wären zum Beispiel die Themen Smart-Repair und Glasservice. Auch hier sind durch unsere Onlineumfrage Unterschiede zwischen den drei Fuhrparkgattungen zutage getreten. Das Ausbeulen kleinerer Dellen oder Entfernen kleinerer Kratzer ist zwar eher ein kosmetischer Eingriff am Fahrzeug, dennoch nehmen viele Flotten Smart-Repair-Leistungen in Anspruch. Bei den Kauffuhrparks sind es 14 Prozent, bei Leasingflotten 30 Prozent und bei Mischflotten sogar 43 Prozent der Umfrageteilnehmer. Es wird hier deutlich, welchen Einfluss die Finanzierungsform auch auf den Werkstattservice hat. So dürften die Unterschiede zwischen dem Kauffuhrpark und den Leasingflotten mit der Leasingrückgabe zusammenhängen. Hier können kleine schnelle Reparaturen den Restwert enorm steigern und sich auch finanziell für den Fuhrpark lohnen. Im Kauffuhrpark, der im Schnitt deutlich längere Laufzeiten der Fahrzeuge hat und diese danach entsprechend einen weniger guten Restwert erzielen werden, scheint Smart-Repair kein großes Thema zu sein.
Der Glasservice ist wiederum mehr als nur Fahrzeugkosmetik. Hier geht es um Fragen der Sicherheit und entsprechend mehr Flotten greifen auf diese Spezialwerkstätten zurück. So nutzen den Glasservice im Kauffuhrpark 43 Prozent und im Mischfuhrpark gar 57 Prozent der Umfrageteilnehmer (Grafik 6). Natürlich muss nicht nach jedem Steinschlag die Werkstatt aufgesucht werden. Dennoch weisen große Flottenversicherer wie die HDI Global SE immer wieder darauf hin, dass der Steinschlag mit großem Abstand zu den größten Kostentreibern in der Schadensbilanz einer Flotte gehört.
Mit den eigentlichen Werkstattservices können auch weitere Dienstleistungsangebote in Anspruch genommen werden. Führerscheinkontrolle und UVV-Prüfung sind hier die häufigsten Leistungen, wenngleich in unserer Abfrage die Führerscheinkontrolle stark hinter der UVV-Prüfung abfällt. Zurückzuführen ist dies sicherlich auf die große Konkurrenz im Bereich der Überprüfung der Fahrlizenzen. Hier gibt es unterschiedlichste Systeme und Dienstleister. Dass die UVV-Prüfungen von Werkstätten übernommen werden, erscheint naheliegend. Insofern erklärt sich auch der Unterschied bei den Mischflotten zwischen den 14 Prozent derer, die eine Führerscheinkontrolle mit dem Werkstattservice verbinden, und den 57 Prozent, die eine UVV-Prüfung dort durchführen lassen (Grafik 7). Gerade bei den Themen UVV und Führerscheinkontrolle sollte zudem noch eingerechnet werden, dass einige Flotten diesen Pflichten immer noch nicht nachkommen, was die Zahlen wohl noch etwas besser aussehen lassen.
Fazit
Werkstattservice ist mehr als nur das Reparieren, wenn mal ein Defekt aufgetreten ist, oder lästige Inspektionen. Die technische Pflege des Autos dient der Sicherheit und ist ein Garant für den Werterhalt des Flottenfahrzeugs. Aber es ist natürlich auch ein Kostenpunkt in der Flotte. Flotten im Full-Service-Leasing nehmen laut unserer Umfrage tendenziell höhere Servicepauschalen in Kauf, um Planungssicherheit und weniger Personalaufwand zu haben. In kleineren Kauffuhrparks kann dahingegen vieles noch intern geregelt werden, wie beispielsweise die Reifenlagerung oder kleinere Reparaturen. In Flotten, in denen beide Finanzierungsformen vorkommen, gleicht das Nutzungsverhalten eher Leasingflotten. Nur in seltenen Fällen haben Unternehmen mit Mischflotten eine eigene Werkstatt am Standort (14 Prozent haben eine eigene Werkstatt). Ähnlich wie in Leasingflotten wird hier stärker auf Dienstleister gesetzt.
Die nächste Flottenmanagement-Umfrage finden Sie auf: www.flotte.de/umfrage
Das Thema dieses Mal lautet: Elektro-Fahrräder in der Flotte

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