Die Zukunft im Blick

Flottenmanagement im Interview mit Frans Janssen (CEO Athlon International), Roland Meyer (Geschäftsführer Athlon Germany) und Helma Karohl (Commercial Director Athlon Germany)

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Flottenmanagement: Welche Meilensteine in der Firmenentwicklung der letzten 100 Jahre würden Sie hervorheben? Was ändert sich durch die Übernahme durch Daimler Financial Services

Frans Janssen: Wir blicken in der Tat auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück. Angefangen hat alles mit einem Werkstattservice in den Niederlanden. Bereits 1950 sind wir dann ins Fahrzeugleasinggeschäft eingestiegen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bedürfnis nach Mobilität vorhanden, aber die finanziellen Mittel dafür knapp. So kam zu dem Werkstattservice auch die Finanzierungslösung dazu. Damit gehörten wir mit zu den Ersten, die Fahrzeugleasing in Europa anbieten konnten. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich das Unternehmen zu einem der führenden Mobilitätsanbieter in Europa. Dazu expandierten wir in mehrere Länder und tätigten einige Übernahmen. 2006 wurden wir von der De Lage Landen Gruppe übernommen. Zehn Jahre nach diesem erfolgreichen Zusammenschluss werden sich diese Wege trennen und wir werden Teil von Daimler Financial Services. Das eröffnet Möglichkeiten und ist auch mit Blick auf die sich wandelnde Mobilität zukunftsträchtig.

Roland Meyer: In Deutschland sind wir seit 1989 tätig. Auch hier hat es einige Übernahmen und Zusammenschlüsse gegeben. Seit 2003 firmieren wir unter dem Namen Athlon. Als einen der wichtigsten Meilensteine würde ich die Markteinführung von Autopnet beziehungsweise Athlonline im Jahre 2001 sehen. Die Idee dahinter ist, dass alle Anbieter und Beteiligte an Fuhrparkprozessen in einem Onlinetool zusammenarbeiten. Damit haben wir schon vor 15 Jahren die Weichen in Richtung Zukunft gestellt. Trotz dieser Digitalisierung der Prozesse bleibt die persönliche Kundenbetreuung eines der wichtigsten Merkmale. Denn der Mensch wird immer im Mittelpunkt der Mobilität stehen.

Für den Fuhrparkkunden in Deutschland ändert sich durch die Übernahme durch Daimler erst einmal nichts. Wir werden weiter als Athlon auftreten und alle Leistungen wie gewohnt beibehalten. Langfristig werden wir sicher von der Zusammenarbeit und den Synergien beider Unternehmen in Sachen Mobilität profitieren.

Flottenmanagement: Wie begehen Sie das hundertjährige Firmenjubiläum in diesem Jahr? Welche besonderen Aktionen und welche Neuerungen sind im Zuge dessen geplant

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Helma Karohl: Wir werden uns im Rahmen offizieller Feierlichkeiten bei unseren Kunden und Partnern bedanken. Dazu verbinden wir unsere jährlich stattfindende Mobility Academy mit der Feier zum hundertjährigen Geburtstag. Diese wird im September auf dem Nürburgring stattfinden. Zudem dürfen sich unsere Kunden auf die Vorstellung eines neuen Produktes freuen. In Utrecht wird es darüber hinaus eine Feier für alle Mitarbeiter von Athlon geben. Dieses dreitägige Event wird mit einer „Tour of the Century“ enden. Dabei wird ein Autokorso in Utrecht unterwegs sein, der aus 100 Fahrzeugen bestehen wird. Für jedes Jahr seit 1916 wird es das entsprechende Fahrzeug aus dieser Zeit geben. Über die Auswahl der Fahrzeuge, die dabei zum Einsatz kommen, kann im Internet abgestimmt werden. Im Hintergrund soll bei allen Veranstaltungen die Verbindung aus Geschichte und Zukunft stehen.

Flottenmanagement: Mit einer solch langen Historie im Automobilbereich haben Sie einige Veränderungen erleben dürfen. Wie sehen Sie sich für die aktuellen Herausforderungen, wie Umweltschutz, steigenden Kostendruck oder flexiblere Mobilitätsanforderungen, gerüstet

Frans Janssen: Wir waren schon immer innovativ und haben neue Dinge am Markt ausprobiert. So waren wir einer der ersten Anbieter, die Langzeitmiete mit in das Programm aufgenommen haben. Auch bei dem Angebot von Nutzfahrzeugen waren wir ganz früh mit dabei. Derzeit befinden wir uns in spannenden Zeiten, in denen sich die Mobilität wandelt. Darauf suchen wir die passenden Antworten. Beispielsweise haben wir in den Niederlanden gerade den ersten Leasingvertrag ohne Laufzeit im Angebot. In Zukunft wird es auch mehr um Mobilitätsbudgets gehen als um den klassischen Dienstwagen. Denn Ziel eines jeden Unternehmens sollte es sein, ein Employer of Choice zu sein. Daher sollte man nicht nur die 20 Prozent der Dienstwagenberechtigten im Blick haben, sondern auch die, die keinen Anspruch auf ein Auto haben. Hier spielen E-Bikes, Fahrgemeinschaften oder Carsharing eine zentrale Rolle.

Roland Meyer: An unserem neuen Standort hier in Düsseldorf lässt sich beispielhaft zeigen, wie wir Dinge angehen und Mobilität denken. Wir hatten zu Beginn etwa 290 Parkplatzanfragen von den 320 Mitarbeitern von Athlon und der De Lage Landen Gruppe hier im Gebäude. Daraufhin haben wir uns sozusagen selbst beraten, eine Umfrage gestartet und den Standort analysiert. Im Ergebnis mieten wir nun 140 Parkplätze an, die auch nicht so stark frequentiert werden, wie wir zuvor dachten. Viele Mitarbeiter kommen heute mit der Bahn oder dem Fahrrad zur Arbeit und sind für Beratung in Sachen Mobilität dankbar. Das Auto ist dabei nur eine von vielen Möglichkeiten. Zudem haben wir eine komplett neue Arbeitsumgebung geschaffen. So ist es bei uns nicht nur der Führungsetage vorbehalten, von zu Hause zu arbeiten. Hier steckt für Unternehmen ein großes Einsparpotenzial. Anhand unseres eigenen Beispiels können wir auch andere Unternehmen bezüglich des optimalen Mobilitätsmixes beraten. Im Wandel der von Ihnen angesprochenen Trends entwickelt sich das Unternehmen immer mehr zu einem beratenden Mobilitätsdienstleister. Es ist längst nicht mehr nur damit getan, als Leasinggesellschaft Autos bereitzustellen.

Helma Karohl: Athlon zeichnet sich auch durch eine innovative Unternehmenskultur aus. Der Leitgedanke, permanent neue Ideen umzusetzen und zu entwickeln, reicht bis in unser eigenes Unternehmen. So haben insgesamt 5.000 Mitarbeiter an einem Programm gearbeitet, wie sie hier arbeiten und unsere Kunden betreuen wollen. So haben sich unsere Werte entwickelt. Auch unser neues Bürogebäude mit Clean Desk, Fitnessstudio und eigener Cafeteria sorgt für das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter. Dies alles schlägt sich in der Kundenbetreuung und Mitarbeitermotivation positiv nieder und auch der Umbruch durch die Übernahme wird durchweg positiv wahrgenommen.

Flottenmanagement: Wie schon mehrfach angeklungen ist, bieten Sie mehr als nur Fahrzeugleasing an. Wie können Sie dem Fuhrparkleiter beispielsweise bei der Prozessoptimierung in seiner Flotte helfen

Helma Karohl: Wir beraten unsere Kunden derzeit mit einem sogenannten Car-Policy-Review. Das ist ein Fragenkatalog, mit dem wir die Car-Policys unserer Kunden untersuchen können. Damit lassen sich Fehler und Optimierungspotenzial aufdecken. Bei unserer Beratungstätigkeit schauen wir nicht allein auf die Frontleasingrate, sondern haben den ganzen Prozess im Blick.

Roland Meyer: Athlonline gehört zum Standard bei uns dazu. Das Webtool kann den Fuhrparkleiter von der Kalkulation über die Bestellung bis hin zur Rückgabe begleiten und stellt sinnvolle Reportings und Analysemöglichkeiten zur Verfügung. Darüber hinaus bieten wir auch einen Gehaltsumwandlungsrechner an. Dort kann der Arbeitnehmer, sofern vom Unternehmen vorgesehen, ausrechnen, ob es sich für ihn lohnt, einen Teil seines Gehaltes umzuwandeln und dafür einen Dienstwagen zu nutzen. Bei allen Angeboten verfolgen wir das Ziel, ein tatsächliches Rund-um-sorglos-Paket anzubieten. Wir halten den Standard beispielsweise bei Wartung und Verschleiß so hoch wie möglich. Im Full Service bieten wir unter anderem Reparatur und Wartung, Schadenmanagement, Versicherung, Tankkarten sowie Reifenservices an und versuchen dabei immer die optimale Lösung zu finden. So bieten wir über unsere Schadenpauschale dem Kunden die Möglichkeit, eventuell anfallende Kosten am Ende der Laufzeit zu vermeiden. Das verschlankt Prozesse und vermeidet Überraschungen.

Frans Janssen: Was in Deutschland noch nicht eingeführt wurde, aber in den Niederlanden und Belgien bereits läuft, ist eine Mobilitätsplattform als Pilotprojekt, die es ermöglicht, die Total Cost of Mobility abzubilden. Das heißt, wenn der Mitarbeiter ein Taxi zum Flughafen nimmt, wird dies über unser Tool abgerechnet. Hierbei werden verschiedene Systeme miteinander verknüpft, auch was die Personalkosten betrifft.

Flottenmanagement: Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Sie nie stehen bleiben, sondern sich permanent weiterentwickeln wollen. Was haben Sie sich für die Zukunft mit Athlon vorgenommen

Frans Janssen: Wir haben in jedem Land eine Fünf-Säulen-Strategie vorgegeben. Die erste Säule, auf der unser Geschäft basiert, ist das klassische Fahrzeugleasinggeschäft. Zwar wird das Autoleasing weiterhin unser Kerngeschäft bleiben, doch wie bereits mehrfach angedeutet, müssen wir uns in vielen Bereichen neuen Anforderungen stellen. Die zweite Säule wird mit dem Begriff „Online“ überschrieben. Das heißt, wir müssen uns als Leasinganbieter fragen, was können wir online für unsere Kunden tun und welche neuen Möglichkeiten ergeben sich daraus beispielsweise für den Direktvertrieb von Fahrzeugen? Als dritte Säule haben wir das Thema Kooperation identifiziert. Heutzutage kann man nicht alles allein stemmen. Daher braucht man verlässliche Partner, die in ihrem Metier führend sind. Die vierte Säule haben wir bereits mehrfach angesprochen. Dies ist das Thema Mobilität.

Abschließend sollten all diese Punkte so konzipiert sein, dass sie mit wenig Aufwand in andere Länder und Märkte übertragen werden können. Daher bezeichnen wir die fünfte Säule mit dem Begriff „International“. Jede Investition wird anhand dieser Punkte geprüft. So wollen wir es schaffen, die zukünftigen Aufgaben zu meistern.

Roland Meyer: Die Frage nach der Zukunft ist ein gutes Stichwort. Wir freuen uns sehr auf die Zukunft und sind uns sicher, mit dem neuen Eigentümer einen weiteren großen Schritt in Richtung Innovation und Mobilität zu gehen.

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