Ein Hoch auf die Evolution
Volkswagen erneuert sein kompaktes SUV – den Tiguan. Flottenmanagement hat das evolutionär weiterentwickelte Multitalent einem Test unterzogen. Unter der Haube steckte der mittlere TDI.

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Diese grassierende SUV-Liebe, wie ist sie eigentlich erklärbar? Nun, diese soften Geländewagen, die ja meist gar nicht auf schwergängigem Terrain eingesetzt werden, haben ja durchaus ihre attraktiven Seiten: Man sitzt schön über dem Verkehrsgeschehen – was viele Kunden schätzen, man kann jede Menge Gepäck flexibel verstauen analog zum Kombi, und außerdem liegen SUV einfach im Trend, der laut Marktforschern auch in den nächsten fünf Jahren eher zu- statt abnehmen wird. Demnach wird klar, wie wichtig der Tiguan für Volkswagen ist, und die Produktverantwortlichen haben ihn behutsam weiterentwickelt, um bisherige Käufer nicht vor den Kopf zu stoßen und den Geschmack nicht zu verfehlen beim zweiten Versuch. Hier geht es um große Absatzmengen, es handelt sich schließlich um ein recht bezahlbares Fahrzeug, das ähnlich wie auch der Golf ein breites Publikum anspricht und ziemlich klassenlos ist. Auch in der Flotte ist der Tiguan beliebt, weil er unter der Woche beispielsweise einen patenten Dienstwagen abgibt und am Wochenende mit hohem Freizeitwert lockt. Mit dem richtigen Triebwerk unter der Haube macht das Gefährt auch an der Tankstelle Freude.
Also muss es beim Testwagen der zwei Liter große TDI mit 150 PS richten. Dieser gibt sein Moment in unserem Fall lediglich an die Vorderachse. Wer nicht gerade im Bergland unter häufigen Schlechtwetter-Bedingungen wohnt und auch selten bis gar nicht die asphaltierte Straße verlässt, kann auf das 4Motion-Badge getrost verzichten. Zumal das Auto dadurch auch leichter wird und ein wenig an Performance gewinnt. Traktionsschwierigkeiten sind bei dem mittleren Selbstzünder ohnehin nicht zu erwarten. Dafür aber ein leiser Lauf – mit dem kann der Wolfsburger bekanntermaßen aufwarten. Das liegt einerseits daran, dass der moderne Commonrail schon naturgemäß ein akustisch zurückhaltendes Exemplar ist, und andererseits ist das Drehzahllevel niedrig – ein Verdienst dieses Verbrennungsprinzips, hier liegt das Maximalmoment von 340 Nm nämlich schön früh an (1.750 Touren) und bleibt bis 3.000 Umdrehungen bestehen. Man kann den Tiguan daher schaltfaul fahren und die meisten Herausforderungen des Alltagsverkehrs im großen Gang bestreiten.
Das Gefühl des Leistungsmangels jedenfalls verkneift sich der 150 PSler. Er beschleunigt mit spürbarem Nachdruck und verleiht dem Allrounder eine gewisse Souveränität. Und wer entgegen des ursprünglichen Tiguan-Naturells den Schalthebel fleißig schwingt, kann mit ihm auch Anflüge von Fahrspaß erleben. Leichtgängig und ebenso geschmeidig witscht der Hebel durch die Gassen. Und für eine größtmögliche Varianz beim Fahrwerk steht das netto 878 Euro teure adaptive Regelsystem. Einfach im Menü auswählen, was dem persönlichen Stil entspricht. Allerdings ist die Komfort-Einstellung durchaus empfehlenswert und passt zum ausgeprägten Reisecharakter des Tiguan. Sanierungsbedürftige Straßen jeglicher Art bügelt der Fronttriebler gekonnt weg, wobei er am besten mit langen Wellen klarkommt. Jedenfalls gibt das SUV auch auf weiten Strecken den angenehmen Begleiter, und damit erfüllen die Niedersachsen schließlich ein wichtiges Kaufkriterium.
Kann man das eigentlich noch Mittelklasse nennen? Je nach Konfiguration des Interieurs avanciert dieser Volkswagen zum kleinen Nobel-Refugium. Die Ledersessel des Testwagens sehen neben ihren ordentlichen Sitzeigenschaften auch noch ziemlich chic aus. Bei der Innenarchitektur allerdings haben die Gestalter ebenso wenig herumexperimentiert wie bei der Außenhaut. So liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf Funktionalität – ein Tiguan muss zwar extrem hochwertig, aber dennoch praktisch sein. Daher gibt es auch die Schublade unter dem Vordersitz. Auf Wunsch beinhaltet die Dachkonsole ebenso Ablagen, und ein höhenverstellbarer Gepäckraumboden macht nutzwertorientierte Kunden glücklich. Schön auch, dass der Tiguan fast 1.700 Liter Gepäck mitnehmen kann bei umgeklappten Rücksitzen – das ist für ein Auto unter 4,50 Metern Außenlänge durchaus ein beachtlicher Wert. Außerdem dürfen für erweiterte Transportzwecke noch etwas mehr als zwei Tonnen an den Haken.
Mehr zugelegt, als die konservative Optik glauben machen will, hat das SUV in puncto Digitalisierung. Als kleine Einstimmung gibt es neben dem optionalen Netz ein als komplette TFT-Fläche ausgelegtes Instrumentenfeld – physische Anzeigenadeln sind passé. Damit die Fahrer den alten Zeiten aber nicht völlig abschwören müssen, setzt man auf Wunsch ein analoges Szenario auf. Darüber hinaus werden die wichtigsten Infos auf das Head-up-Display projiziert – sofern man netto 474 Euro Zusatzkosten kalkuliert. Am besten gleich das 2.096 Euro (netto) teure Fahrerassistenz-Paket Plus ordern, dann ist das Headup-Display immer mit dabei und darüber hinaus noch LED-Scheinwerfer samt dynamischem Kurvenlicht sowie ein aktiver Tempomat inklusive Notbremssystem. Was die zentrale Monitor-Einheit in der Mittelkonsole angeht, da finden die User immer noch die gleichen Annehmlichkeiten wie früher – zum Beispiel den praktischen Annäherungssensor, der das Menü bereits aufklappen lässt, wenn die Hand in Richtung Display fährt.

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Ab netto 25.231 Euro gibt es den 150 PS-Diesel- Tiguan – er rollt dann in der Trendline-Variante an den Start und bietet die wichtigsten Features wie Klimaanlage und die wesentliche Sicherheitsausstattung frei Haus. Für den typischen Flotteninteressenten müssen aber noch ein paar Extras bestellt werden: Mit der wohlfeilen Navigation (466 Euro netto) ist auch die Bluetooth- Freisprechanlage abgehandelt. Ein paar praktische Funktionen dürfen es dann durchaus noch sein – so kostet der für Langstreckenfahrer gesetzte Tempomat weitere 205 Euro netto. Richtig nützlich ist die elektrische Kofferraumklappe mit Fußsensor. Wer stand noch nicht mit vollen Händen vor der Heckklappe und wusste die Luke nicht zu öffnen? Jetzt kein Problem, einfach den Fuß einmal unter dem Stoßfänger schwenken, und der Motor öffnet die hintere Türe (626 Euro netto). Dann muss zuvor natürlich auch schlüssellose Schließsystem an Bord (327 Euro netto). Schön, dass der Tiguan auch weniger alltägliche Optionen zulässt. In diese Kategorie fällt beispielsweise die Standheizung (1.457 Euro netto). Laternenparker werden sie schätzen.

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