Alternative zum Leasing
Bildlich gesprochen flog die Langzeitmiete lange Zeit unter dem Radar der Fuhrparkleiter hindurch. Dem ist mittlerweile allerdings nicht mehr so. Das Konzept wird in immer mehr Fuhrparks genutzt, zudem wächst auch der Anbietermarkt stetig. Flottenmanagement zeigt in einer großen Übersicht die Unterschiede ausgewählter Anbieter und erläutert, was die Langzeitmiete so attraktiv macht.

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Kaufen, leasen oder doch mieten? Vor dieser schwierigen Frage steht wohl so manches Unternehmen beziehungsweise dessen Fuhrparkleiter, wenn es um die Fahrzeuge in seiner Flotte geht. Wann ist die Miete also besonders sinnvoll? Helma Karohl, Commercial Director bei der Athlon Germany GmbH, bringt es auf den Punkt: „Grundsätzlich ermöglicht Mieten mehr Bewegungsfreiheit durch weniger Kapitalbindung. Im Vergleich zu einem Kauffuhrpark oder Leasing steht bei der Langzeitmiete Flexibilität im Vordergrund.“ Die Langzeitmiete würde sich lohnen, „wenn die Lücke zwischen der regulären Miete für den kurzfristigen Mobilitätsbedarf und dem Leasing für den langfristigen Bedarf geschlossen werden muss“, sagt Michael Velte, Geschäftsführer Fleet Deutsche Leasing. So weit lautet die Theorie.
Konkret wird Lutz Gäbel, Leiter Langzeitmiete der akf servicelease GmbH: „Im modernen Fuhrparkportfolio wird von Fuhrparkberatern je nach Unternehmen und Branche ein Anteil von Langzeitmietwagen zwischen 10 und 25 Prozent empfohlen, um auf kurzfristige Marktschwankungen reagieren zu können.“ Dabei sei die Langzeitmiete besonders für Fahrzeuge bei Mitarbeitern in der Probezeit, Baustellenprojekten (leichte Nutzfahrzeuge), Projektarbeiten, befristeten Arbeitsverträgen, dem Ausbau des Servicenetzes sowie Vertriebs (ohne gleich in das Leasingrisiko einzusteigen) und bei Ausfällen von Fahrzeugen (durch Unfall) oder einer Ersatzbeschaffung (mehr als drei Monate) geeignet, berichtet Kai Marnet, KAM Region Süd Deutschland bei der Ari Fleet Germany GmbH. Diese und weitere Punkte finden Sie in einer kleinen Übersicht auf S. 91.
Vorteile
Die Vorteile einer längeren Miete im Vergleich zum Leasing oder Kauf liegen auf der Hand: Zum einen besteht kein Restwert- und Reparaturrisiko, zum anderen sind Kosten, wie zum Beispiel für die Kfz-Versicherung, für Wartung und Verschleiß sowie GEZ, in der Regel bereits in der Rate enthalten. Zudem wird das Schadenmanagement für gewöhnlich vom Vermieter übernommen. Auch die Transparenz und die Kalkulierbarkeit der Kosten machen die Langzeitmiete attraktiv. „Fuhrparkleiter erhalten einen monatlichen Festpreis über den gesamten Mietzeitraum und können ihre Kosten vorab sicher kalkulieren. Gleichzeitig sind die Mietraten in voller Höhe als Betriebsausgaben abzugsfähig“, erklärt Hubert M. Terstappen, Geschäftsführer der Buchbinder Autovermietung. Einen weiteren Vorteil nennt Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing, Alphabet Deutschland: „Unsere Kunden vermeiden dank der schnellen Verfügbarkeit der Fahrzeuge Sonderausgaben für Taxi oder Bahn.“
Und nicht nur der Fuhrparkleiter und das Unternehmen profitieren von dem Geschäftsmodell, sondern auch der einzelne Mitarbeiter profitiert, wie der Geschäftsführer der ALD Automotive Deutschland, Karsten Rösel, weiß: „Kunden fahren bei uns bei einer entsprechenden Vorankündigung bis zu sechs Monate ohne Fahrzeugtausch, was die Produktivität und Motivation steigert. Ferner können Laufzeiten flexibel gestaltet werden, das Fahrzeug kann ohne Vorankündigung und ohne Berechnung frühzeitig abgegeben werden.“ Und frühzeitig bedeutet im Falle der ES Dienstleistungsgesellschaft mbH bereits nach 28 Tagen. „Eine solch kurze Reaktionszeit erhält man im Leasingbereich nicht“, verdeutlicht Dominik Sowa, Leiter Vertriebskommunikation bei dem Solinger Unternehmen.
Diese Auflistung verdeutlicht, warum die meisten Betriebe nicht mehr um die Langzeitmiete herumkommen. Johann Goldenstein aus der Geschäftsführung der Maske Fleet GmbH fasst zusammen: „Im Grunde gibt es keinen Punkt, der das Leasing mehr punkten lässt, als das Mietkonzept. Im Höchstfall, wenn das Fahrzeug äußerst individuell konfiguriert sein muss. In Anpassung an die Laufzeit ist dies im Grunde natürlich auch bei der Langzeitmiete möglich.“ Das bestätigt Sven Wißmann, Geschäftsführer der Fidato GmbH: „Wer länger plant und zum Beispiel für mehr als zwölf Monate ein Auto benötigt, kann bei uns auch bei der Ausstattung mitsprechen.“

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Beliebte Fahrzeuge
Welche Fahrzeuge sind bei der Langzeitmiete besonders beliebt? Am häufigsten werden Kombifahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse nachgefragt, so Detlev Pätsch, Vorstand Operations der Sixt SE. Die Erklärung dafür liefert Sonia da Mota Pereira, Abteilungsleiterin Fleet Management Consulting der Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft mbH & Co. KG: „Hintergrund ist die Zielgruppe, für die das Konzept der Langzeitmiete besonders attraktiv ist: Außendienstler und Vertriebler mit einer hohen Fahrleistung, die einen entsprechenden Anspruch an den Fahrkomfort stellen.“ Daneben ermögliche die Reduzierung auf diese zwei Fahrzeuggruppen eine bessere Planung bei gleichzeitiger Kosteneinsparung für Unternehmen“, legt Birgit Subirge, Vertrieb Großkunden bei der CARO Autovermietung GmbH dar.
Langzeitmiete versus Leasing
Doch wie sieht es mit der zukünftigen Entwicklung des Langzeitmietkonzepts aus? Kann es herkömmliche Leasingvarianten gar verdrängen? Hier ist sich die Branche größtenteils einig. Jörg Feldheim, Geschäftsführer der Euromobil Autovermietung GmbH, geht von einem weiteren Anstieg aus. „Die Tendenz des Marktes zeigt eindeutig in Richtung des Wunsches nach mehr Flexibilität im Flottengeschäft anstatt langfristiger Festlegung“, so der Betriebswirt. Er geht jedoch nicht davon aus, dass die Langzeitmiete das Leasinggeschäft zukünftig dauerhaft ersetzt, da es sich um unterschiedliche Fuhrparkkonzepte handelt. Dieter Jacobs, Geschäftsleitung Fuhrparkmanagement bei LeasePlan Deutschland, hat eine ähnliche Ansicht: „Die Langzeitmiete ist die Lösung, wenn es um die Deckung eines zusätzlichen Fahrzeugbedarfs für Nutzungsdauern von einem bis zwölf Monate geht. Bei Laufzeiten von mehr als zwölf Monaten wird sie das Leasingfahrzeug jedoch nicht ersetzen.“ Sebastian Hainke, Teamleiter Logistik/Interimsfahrzeuge bei der Raiffeisen-IMPULS FPM GmbH & Co. KG sieht in der Langzeitmiete ein starkes Geschäftsfeld innerhalb des Leasingumfeldes, welches sich auch prozentual stetig erhöhe. Langzeitmiete ist aber aus seiner Sicht kein Ersatz für das klassische Leasing, „sondern eine attraktive Ergänzung“.
Philipp Berg, Leiter Vertrieb & Marketing, Daimler Fleet Management GmbH, und Matthias Micke, Leiter Zentraler Vertrieb und Mobilitätslösungen, Mercedes-Benz Bank AG, stoßen in die gleiche Richtung. Die Langzeitmiete sei zwar ein fester Bestandteil in vielen Fuhrparks, sie stelle aber aufgrund der Kosten keine dauerhafte Alternative zum Leasing dar. „Der Anteil der Langzeitmiete in den Fuhrparks wird demnach langfristig unter zehn Prozent bleiben“, prognostizieren sie.
Mobilität der Zukunft?
Wie sich die Mobilität in den Fuhrparks künftig entwickeln wird, bleibt also spannend. Die einzelnen Mobilitätskonzepte scheinen immer mehr miteinander zu verschmelzen, Flexibilität heißt hier das Zauberwort. Marcus Scholz, Director Business Unit Contract Sales bei Europcar, hat eine klare Vorstellung davon, in welche Richtung es gehen könnte: „Generell wird im Geschäftskundensegment die Nachfrage nach kleineren Fahrzeugkategorien, multinationalen Verträgen aus einer Hand (One-Stop-Shop), Service- Level-Agreements und alternativen Mobilitätskonzepten wie Carsharing steigen.“ Womit wir auch schon bei einem weiteren Thema unseres Specials wären. Weitere Informationen zum Carsharing finden Sie ab S. 68.

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