Vorschriften einhalten
Die DGUV Vorschrift 70 (ehemals BGV 29) definiert die Unfallverhütungsvorschriften (UVV), die ein Flottenbetreiber in Form von Fahrzeugprüfung und Fahrerunterweisung sicherstellen muss. Das ist eine weitere gesetzliche Regelung im Fuhrparkbereich, die sich aber dank Dienstleister und Digitalisierung leicht befolgen lässt.

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Es ist eines dieser Themen, bei denen man Gefahr läuft, es überzustrapazieren. Doch gerade für die Berufsgenossenschaften bleibt das Thema Unfallverhütung ständig aktuell. Und je öfter die Medien es aufgreifen, umso eher besteht die Chance, auch diejenigen wachzurütteln, die die UVV-Prüfungen und -Fahrerunterweisungen in der Flotte links liegen lassen. Eine aktuelle Befragung während des UVV-Workshops im Rahmen von „Flotte! Der Branchentreff“ ergab, dass unter den 80 Teilnehmern lediglich 25 Prozent regelmäßig die Fahrzeugprüfung durchführen, die Fahrerunterweisung findet nur bei zehn Prozent statt. Kritisch wird es wie so oft dann, wenn etwas passiert und die fehlende UVV-Prüfung oder -Unterweisung zu einem Unfall beigetragen hat. Neben dem Wegfall der Regulierungspflicht durch die Berufsgenossenschaft können empfindliche Bußgelder und Strafen drohen, denn eine Zuwiderhandlung gilt als Ordnungswidrigkeit. So muss also laut der oben stehenden Vorschrift das Unternehmen Sorge dafür tragen, dass die ihm zugeordneten Fahrzeuge einmal jährlich von Sachkundigen auf den betriebssicheren, also verkehrssicheren und arbeitssicheren, Zustand geprüft werden und dies auch rechtssicher dokumentiert ist. Ebenfalls jährlich muss der Fahrer zum sicheren Umgang mit dem Fahrzeug unterwiesen werden und dies muss genauso protokolliert sein. Häufig fällt diese Halterpflicht in den Bereich des Fuhrparkleiters.
Dabei sind es oft kleinere Fuhrparks, in denen der rechtliche Rahmen und der damit verbundene Handlungsbedarf nicht vollumfänglich bekannt sind. „Wir stellen im Rahmen von Rechnungsprüfungen fest, dass bei einigen Flottenverantwortlichen und Entscheidern das Thema UVV nicht so ernst genommen wird wie es der Gesetzgeber verlangt. Die Prüfungen finden dann nur unregelmäßig statt, die Vorteile einer regelmäßigen UVV-Prüfung werden nicht erkannt. Daher empfehlen wir unseren Kunden, das Thema UVV mit dem dazugehörigen Terminmanagement an einem entsprechenden Dienstleister auszulagern“, berichtet Dirk Winter, Inhaber FAC Concept fleet and car, aus seinem Alltag. Aber auch bei größeren Flotten besteht weiterhin Handlungsbedarf, denn nur sehr wenige Fuhrparkverantwortliche bedienen sich heute eines revisionssicheren UVV-Prozesses, der neben der Terminüberwachung und der Prüfung durch einen Sachkundigen selbst auch die lückenlose Dokumentation gemäß den gesetzlichen Vorgaben sicherstellt, weiß Arndt Hüsges, geschäftsführender Gesellschafter der Hüsges GmbH. Viele Punkte wie die Erinnerung an die Termine, die Sensibilisierung der Nutzer, die Terminierung selbst inklusive Folgeterminen und auch die Dokumentation sowie die Archivierung können an externe Dienstleister ausgelagert werden, so Philipp Mundorf, Kundenbetreuung bei der HLA Fleet Services GmbH. Somit sind die Protokolle zentral abrufbar und die Prüfungen revisionssicher dokumentiert. Thomas Emmert, Geschäftsführer der Sixt Mobility Consulting GmbH, weist aber auf einen wesentlichen Aspekt hin: „Da die UVV ein Thema der Halterhaftung ist, ist es einem Dienstleister nicht immer möglich, sämtliche Aufgaben des Fuhrparkmanagers abzuwickeln, da der Adressat einer finalen Eskalation nur der interne Ansprechpartner sein kann.“
Der Aufwand für die UVV-Prüfungen und -Unterweisungen hängt davon ab, welcher Leistungsanteil im eigenen Fuhrpark verbleiben soll und welche Bausteine durch einen UVV-Dienstleister übernommen werden sollen. Im Grunde ist der Aufwand ist äußerst gering. „Die Flotte ist in diesem Fall angehalten, die Fahrzeugnutzer entsprechend zu informieren. Mit den unterschiedlichen Funktionen des Reportings über die Driver Fleet Solution Applikation kann sich der Fuhrparkleiter dann über den jeweiligen Stand der durchzuführenden UVV-Prüfung kundig machen“, äußert sich Bernd Thorwart, Leiter Driver Fleet Solution, zum Prozedere in seinem Unternehmen. „ARI bietet seinen Kunden neben dem Rundumsorglos- Paket von der Vorbereitung und Planung über die professionelle Terminüberwachung und die physische UVV-Begutachtung durch Partnerwerkstätten auch einzelne Bausteine des Prozesses an“, so Bernd Hanisch, Leiter Operation, über das Angebot von ARI Fleet Germany GmbH. Während die UVV-Prüfung des Fahrzeugs mittlerweile im Rahmen der Serviceintervalle oder anderer regelmäßiger Termine integriert und auch etabliert ist, wird die Fahrerunterweisung, wie es die Zahlen zeigen, hingegen nahezu stiefmütterlich behandelt. Genau wie es für die Fahr zeug prüfung entsprechende Dienstleister oder Tools zur Unterstützung der Terminwahrnehmung gibt, die zusätzlich den internen Aufwand im Fuhrpark minimieren, bieten Erstere ebenfalls vermehrt digtale Hilfsmittel zur Fahrerunterweisung an. Terminwahrnehmung gibt, die zusätzlich den internen Aufwand im Fuhrpark minimieren, bieten Erstere ebenfalls vermehrt digtale Hilfsmittel zur Fahrerunterweisung an.
Online-Fahrerunterweisung
„Mittlerweile erhält das Thema ‚E-Learning‘ einen größeren Stellenwert in den Unternehmen. Man hat erkannt, wie schwierig es ist, alle Mitarbeite vor Ort einmal jährlich einzuweisen. Daher bieten E-Learning-Tools eine sinnvolle Alternative“, fasst Andreas Nickel, Geschäftsführer der fleet academy GmbH, die aktuellen Entwicklungen und Voraussetzungen zusammen. „Nutzer können jederzeit von allen Orten aus via Internetanbindung auf Tools zugreifen und eine Online-Unterweisung durchführen. Systemseitig werden die Ergebnisse dokumentiert und der Nutzer kann sich seine Teilnahme an der Unterweisung schriftlich dokumentieren lassen.
Gleich von einem Trend zur dezentralen, onlinebasierten Lösung im Bereich der Fahrerunterweisung spricht Jochen Schmitz, Leiter Fleet Management bei der carmobility GmbH: „Aus diesem Grund haben wir uns auch dafür entschieden, unser Produkt ‚FSUonline‘ auf den Markt zu bringen. Unser Online-Schulungsportal ist flexibel für unterschiedlichste Fuhrparkstrukturen einsetzbar, standortunabhängig und damit besonders kostengünstig. Das System erfüllt alle relevanten rechtlichen Anforderungen, wodurch der Fuhrparkmanager in Zukunft die nötige Sicherheit erhält – inklusive einer DGUV-Zertifizierung. Die Fahrerunterweisungen können mit‚ FSUonline‘ überall und jederzeit durchgeführt werden. Die einzige Voraussetzung ist ein PC mit Internetverbindung oder ein mobiles Endgerät mit Flash-Plug-in. Die wichtigsten Bestandteile von ‚FSUonline‘ sind die Vermittlung von rechtlichen Grundlagen, allgemeine Regeln zur Dienstwagennutzung, Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen, Auswirkungen von Alkohol, Drogen und Medikamenten im Straßenverkehr, Ladungssicherung sowie der Umgang mit Pannen, Unfällen und Ordnungswidrigkeiten. Zum Schluss wird jeder Teilnehmer anhand eines Abschlusstests im System geprüft und erhält ein Nachweiszertifikat, das er dem Fuhrparkmanager zusenden muss.“ Auch die Kunden von Imperial Fleet Management können auf webbasierte Fahrerunterweisungen zugreifen: „Seit einem Jahr bieten wir in Kooperation mit einer großen Prüforganisation eine webbasierte Fahrerunterweisung an. Die Fahrer können mithilfe einer internetbasierten Anwendung eine Online-Schulung örtlich und zeitlich unabhängig durchführen. Die Lerninhalte werden in kurzen Blöcken in Animationsfilmen dargestellt. Am Ende jedes Kapitels wird der Wissensstand abgefragt. Der Fortschritt in der Bearbeitung dient der Motivation. Zum Abschluss erhält der Fahrer eine Teilnahmebestätigung“, erläutert Michael Hohn, Head of Fleet Management bei der Imperial Fleet Management, den Prozess.

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Dass das Thema Fahrerunterweisung unterschiedlich von Flotten gehandhabt wird, weiß auch Niels Krüger, Geschäftsführer der TCS Technology Content Services GmbH: „e-flotte bietet deshalb eine flexible modular aufgebaute Schulungsplattform zum Thema Arbeitssicherheit und hier speziell als Modul das Thema UVV-Mitarbeiterunterweisung zur Schulung durch den Fuhrparkleiter oder als Micro-Selbstlearning-Tool an. Fahrer können den Fachteil eigenständig durcharbeiten und werden anschließend anhand von zufällig ausgewählten zehn Fragen auf ihr Fachwissen hin geprüft. Bei einer erfolgreichen Prüfung erhalten Teilnehmer ihr persönliches Teilnahmezertifikat, welches zentral gespeichert wird.“ Alternativ können Dienstwagenfahrer die Unterweisung während eines Aufenthalts beim Kooperationspartner Euromaster absolvieren. Wird ein Radwechsel durchgeführt oder ein Steinschlag auf der Scheibe repariert, können die Dienstwagennutzer über vorhandene iPads die Fahrerunterweisung durchlaufen.
Elektronische Unterweisungssysteme wie das DEKRA Safety Web bieten Fuhrparkleitern eine Reihe von Vorteilen, fasst Rainer Schwer, Key-Account-Manager Leasinggesellschaften und Pkw-Flotten bei der DEKRA Automobil GmbH, zusammen: „Räumliche und zeitliche Flexibilität, keine Kosten für Unterbringung und Verpflegung, kein Ausfall aufgrund von Krankheit, Terminüberschneidungen oder Urlaubstagen. Im Falle von dezentral verteilten Mitarbeitern mit Dienstfahrzeug ist die elektronische Unterweisung für Unternehmer und Fuhrparkleiter häufig die einzige praktisch umsetzbare Möglichkeit, ihrer Unterweisungspflicht nachzukommen. Der Unterweisungsstatus der eingebuchten Mitarbeiter wird durch das System erfasst und ermöglicht eine lückenlose und rechtssichere Dokumentation auch gegenüber den Berufsgenossenschaften.“ Bei der Wollnik & Gandlau Systems GmbH können die Kunden auf das DriversCheck-Zusatzmodul „Fahrerunterweisung“ zugreifen: „Damit bieten wir unseren Kunden eine vollkommen orts- und zeitunabhängige Unterweisungsmöglichkeit an. Mithilfe einer webbasierten Lernplattform führen Fahrer die Unterweisung flexibel ohne Anfahrt zu einem Termin durch. Dabei werden die Fahrer per E-Mail zu einer anstehenden Unterweisung eingeladen und bestimmen innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters selbstständig, wann die Unterweisung absolviert wird“, beschreibt Geschäftsführer Richard Gandlau die Einfachheit des Produktes. Die Sixt Mobility Consulting GmbH kooperiert mit mehreren Anbietern bei der Online-Fahrerunterweisung, um dem Kunden das auf seine Bedürfnisse am besten zugeschnittene Produkt zu offerieren.
Dass das Thema UVV den Nerv der Fuhrparkleiter trifft, zeigt nicht nur die Zahl der Workshop-Interessenten bei unserem Branchentreff. Dass hier auch noch viel Bedarf an Aufklärungsarbeit und Kundenansprache besteht ist eine entscheidende Schlussfolgerung. Wir möchten hiermit dazu beitragen und all diejenigen anstoßen, die Situation ihres Fuhrparks hinsichtlich der UVV-Prüfung und –Unterweisung noch einmal zu prüfen.

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