Digitale Evolution

Dass die Digitalisierung beim Auto immer weiter fortschreitet, merken die Kunden freilich auch an den Infotainment-Systemen. Dabei begann der Einzug elektronischer Anzeigen bereits früher, als so mancher Leser gedacht hätte. Und zwar im wahren Sinne des Wortes digital.

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Seit jeher zieht es die Menschen hin zum Digitalen. Das Digitale steht quasi für die Moderne in der Gesellschaft. In den Sechzigern haben sich die Leute mit Mechanik beholfen und eine Walze mit speziell aufgebrachten Kunststoffkläppchen rotieren lassen – fertig war der digitale Radiowecker. Auch im Autobereich war der digitale Siegeszug nicht aufzuhalten und setzte viel Phantasie frei – schon vor dem Elektronikzeitalter gab es digitale Geschwindigkeitsmesser beispielsweise bei Citroën – der berühmte Lupen- oder Walzentacho ist heute eine Legende. Doch die „Digitalisierung“, von der heute ständig die Rede ist, meint mehr als die reine Ausgabe von Informationen. Es geht sozusagen um die Computerisierung des Automobils. Schon heute steht ein Auto in Sachen Rechenleistung nicht vor einem PC zurück. Ständig finden Rechenoperationen statt – übrigens nicht nur, um Informationsausgabe zu betreiben. Die Fahrwerke passen sich in der Dämpferhärte an, der Wagen erkennt, ob man zu dicht auf dem Vordermann hängt oder zu schnell in einer geschlossenen Ortschaft unterwegs ist.

Schon früh zeichnete sich ab, dass das Autofahrerleben irgendwann einmal ziemlich digital ablaufen würde. Sprechende Bordrechner, und überhaupt Bordrechner waren die ersten Vorboten. Bereits in den beginnenden Achtzigern konnten sich Fahrer fortschrittlicher Autos ausrechnen lassen, wie lange sie für ein vorher definiertes Ziel brauchen würden. Natürlich spuckte der Computer auch aus, wie viel Sprit man im Durchschnitt konsumierte. Zu den Anfängen der Reiserechnerei kamen noch klobig anmutende LED zum Einsatz für die Ausgabe der Infos, später mussten es schwarze und hintergrundbeleuchtete Flüssigkristalle richten. Doch nicht nur die Bordcomputer-Ergebnisse wurden dem User digital präsentiert – die Achtziger brachten so manche unkonventionelle Dinge hervor. Zahlreiche Autohersteller boten gegen Aufpreis volldigitale Instrumenteneinheiten an, die nicht nur das Tempo in Ziffern darboten, sondern auch die Drehzahl in elektronisch abgebildeten Balken oder Säulen anzeigten. Hier bemühten die Techniker ebenfalls LCD – in diversen Färbungen allerdings.

Es kam erstaunlicherweise nie zur digitalen Revolution. Die Entwicklung progressiver Anzeigesysteme schien trendgetrieben. In den Neunzigern und selbst 2000ern waren offenbar Analogskalen en vogue – einzig die Kilometerzähler wurden reihenweise umgestellt von den jahrzehntelang vorherrschenden mechanischen Rollen auf elektronische Ausgabe. Dafür erlebten die TFT-Bildschirme seit Ende der Neunziger einen Boom. Ganz im Sinne des Top-Down-Prinzips bevölkerten sie erst die Oberklassen dieser Welt, bevor auch die oberen Mittelklassen und später sogar die Kompakt-Segmente in den Genuss von großen Monitoren kamen, um orientierungslosen Fahrern den Weg aufzuzeigen. Noch eine in den Achtzigern aufkommende Innovation hat ihren Siegeszug mit dem Navigationssystem angetreten: die Sprachausgabe. Niemand kann sich heute eine zuverlässige Zielführung ohne akustische Fahrempfehlungen vorstellen. Dafür spricht heutzutage nicht nur das Navi mit dem Fahrer, sondern auch der Fahrer mit dem Navi. Schließlich werden Spracheingabe-Systeme immer mehr verbreitet.

Doch auch in der Art der Informationsdarbietung schreitet die Entwicklung voran. Headup-Displays waren der Trend der letzten Jahre. Bei immer mehr Automarken lassen sich Dinge wie Drehzahl, Navipfeile und Tempo in die Scheibe projizieren. Während die ersten Systeme monochromatisch und eher kärglich kundtaten, wie es um die relevanten Parameter bestellt ist, sind sie heute farbenfroh und komplex in der grafischen Darstellung. Um das Thema Headup-Display günstiger zu machen und die Anlagen in die Breite zu streuen, kommen bei manchen Herstellern je nach Modell kleine Plexiglasscheiben zum Einsatz, die unmittelbar über dem Lenkrad angebracht sind. Sie klappen bei Benutzung hoch, um dann das Licht des Projektors zu empfangen. Das sieht zwar nicht so integral und schick aus, aber der dahinterstehende Zweck besteht ja darin, dem Fahrer möglichst ablenkungsfrei Informationen zu übermitteln. Und der Clou beim Headup-Display ist, den Blick nicht von der Straße abwenden zu müssen, um an wesentliche Infos zu gelangen.

Die Informationsübermittlung ist in der Tat eine der wichtigsten Disziplinen beim digitalen und vernetzten Fahrzeug. Die Anzeigekapazitäten müssen wachsen, weil es schlichtweg immer mehr anzuzeigen gibt: Den Abstand zum Vordermann, von der Car-to-X-Technologie aufgespürte Gefahrensituationen, die Grafiken für die immer zahlreicher werdenden Assistenten. Auf der anderen Seite ist das Infotainment auch eine Spielwiese der Designer. Die Lust an der Grafik wird zunehmend ausschlaggebend für die Bildung von Funktionen. Virtual Cockpit heißt das Stichwort. Immer mehr Hersteller gehen weg vom klassischen Kombiinstrument – mechanische Zeiger verlieren an Bedeutung. An deren Stelle treten reine TFT-Flächen, auf denen alles dargestellt werden kann, was die Programmierer möchten. Ob man nun navigieren, informieren oder warnen will – kein Problem. Wie bei Computerspielen können verschiedene Themen gewählt werden. Ob der Fahrer nun lieber sportlich geprägte Skalen möchte, gediegene oder klassische – der Griff ins entsprechende Menü reicht, um dem persönlichen Geschmack Ausdruck zu verleihen.

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Wohin wird die Reise bloß führen? Diverse Studien zeigen bereits, dass die Anzeigeflächen jedenfalls nicht weniger werden. Neue Materialien und Werkstoffe könnten eines Tages vielleicht ganze Armaturen zu Displayflächen avancieren lassen. Es gibt dazu bereits Versuche mit organischen Leuchtdioden. Fans der klassischen Analoganzeigen seien beruhigt – so schnell wird sich die konventionelle „Nadel“ nicht vollständig verdrängen lassen. Viele Hersteller werden in Zukunft wohl auch Mischformen anbieten – denkbar sind feststehende Zifferblätter außen und innen TFT-Flächen zwecks Variabilität bei der Anzeige. Interessant wird sein, wie die Hersteller der Herausforderung begegnen wollen, dass immer komplexeren Funktionsfüllen in einfacher Weise Herr zu werden ist. Smartphone-Schnittstellen wie Apple Car Play oder Android Auto lassen die Fahrzeugsysteme mit den Betriebssystemen der Mobiltelefone verschmelzen, was das vertraute Betriebssystem ins Auto holt und die Bedienung etwas erleichtert. Die Zukunft bleibt wie immer spannend.

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