Einfach am Stau vorbei ...
... das ist der Wunsch all jener Pendler, die jeden Tag mit dem Auto im Berufsverkehr stecken. Doch dazu müsste man vor der Routenwahl schon wissen, wo sich der Verkehr staut. Klar gibt es das gute alte Radio und Stauwarnsysteme verschiedener Navigationsgeräte. Nur sind diese oft nicht aktuell genug und man landet am Ende dennoch im Stau. Die Lösung für dieses Problem sollen Live-Traffic-Dienste sein.

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Im letzten Jahr wurde Köln von Stuttgart im Ranking der staureichsten Städte Deutschlands überholt. Laut der aktuellen Traffic Scorecard von Inrix standen Kölner Autofahrer im Jahr 2015 durchschnittlich 71 Stunden im Stau. Auch wenn dies fünf Stunden mehr als im Jahr davor waren, reichte es nicht, um Spitzenreiter in dieser eher traurigen Liste zu bleiben. Auf den Straßen von Stuttgart kam man 2015 auf 73 Stunden Stillstand. Damit sind die Schwaben europaweit auf dem zweiten Platz im Stauranking. Europameister in Sachen Verkehrsstau ist London, hier standen Autofahrer durchschnittlich 101 Stunden im Jahr im Stau. Das sind insgesamt mehr als vier Tage!
Doch auch wenn deutsche Städte von „Londoner Verhältnissen“ weit entfernt sind, so ist es dennoch keine schöne Zukunftsperspektive für den deutschen Autofahrer. Denn unter den Top Ten der Europa-Statistik sind insgesamt vier deutsche Städte und die Zahlen sind ansteigend. Allerdings muss deswegen längst nicht jeder auf Bus und Bahn umsteigen. Denn mittlerweile gibt es für fast jedes Problem eine Softwarelösung. So versprechen sogenannte Live-Traffic-Dienste für das Navigationsgerät oder das Smartphone Verkehrsdaten in Echtzeit. Somit ließe sich ein Stau frühzeitig erkennen und umfahren. Doch wie funktionieren diese Systeme genau und wie präzise und aktuell sind diese Dienste tatsächlich
Funktionsweise
In Deutschland gibt es derzeit mehrere große Anbieter dieser Live-Traffic-Dienste. Dazu gehören unter anderem der Navigationsgerätehersteller Garmin, der Internetriese Google, der Telematikspezialist TomTom, der Kartendienst Here oder Inrix, ein Experte im Bereich vernetztes Auto. Alle nutzen eine Kombination verschiedener Datenquellen, wobei die wichtigsten Infos von den Navigationsgeräten der Hersteller oder von Smartphones kommen. Garmin, TomTom, Inrix und Here verwenden für ihre Live-Dienste zusätzlich Tracking-Daten von Fahrzeugflotten. Dabei werden in der Regel nur noch GPS-Daten verwendet. Informationen aus Mobilfunknetzen seien zu ungenau und wegen der Größe der Funkzellen begrenzt nutzbar. Die Daten werden gesammelt und anhand eines bestimmten Algorithmus wird der Verkehrsfluss errechnet (siehe Grafik). Beispielsweise wird das Tempo, mit dem der Verkehr nachts unter normalen Umständen an einer bestimmten Stelle fließt, mit den aktuell vorliegenden Nutzerdaten verglichen. Ist die daraus ermittelte Geschwindigkeit 30 Prozent geringer als die unter optimalen Bedingungen mögliche Geschwindigkeit, kann man von einem Stau ausgehen.
Die Verkehrsinformationen werden dabei über die jeweilige Navigationskarte gelegt. Das Navigationsgerät kennzeichnet die entsprechende Strecke rot und dem Fahrer wird basierend auf dem errechneten Zeitverlust eine Ausweichroute vorgeschlagen. Der Autofahrer kann meist selbst entscheiden, ob er den Vorschlag annimmt.
Grenzen der Nutzung
Grundvoraussetzung für diese Dienste ist eine Internetverbindung. Nur so lassen sich alle relevanten Daten in kürzester Zeit in die einzelnen Fahrzeuge transportieren. Daher müssen auch fest eingebaute Navigationsgeräte über eine SIM-Karte verfügen. Der Nutzer muss daher genau wissen, wer für die anfallenden Mobilfunkkosten aufkommt. Gerade im Dienstwagenbereich sollte die Kostenfrage geklärt sein. Bei den meisten fest installierten Geräten der Automobilhersteller ist die Nutzung nur in den ersten Jahren kostenfrei. Danach fallen Gebühren an. Gerade wenn man viel im Ausland unterwegs ist, können die zusätzlichen Roaming-Kosten für eine überraschend hohe Rechnung am Ende des Monats sorgen. Die portablen Lösungen sind funktionsgleich und benötigen entweder eine eigene SIM-Karte oder eine Verbindung zu einem Smartphone. Allerdings sind diese häufig in der Anschaffung günstiger als fest installierte Geräte. Zumal die meisten Menschen ohnehin schon ein Smartphone besitzen, auf dem Google Maps installiert ist. Dabei entstehen jedoch unter Umständen Mehrkosten durch die Onlinenavigation von Google. Denn nicht nur der Live-Traffic-Dienst benötigt eine Internetverbindung, sondern die Navigation an sich findet online statt.

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Tatsächlich „live“ im Sinne eines sekundenaktuellen Datenabgleichs sind die Systeme im Übrigen nicht. Es gibt nach wie vor eine Latenzzeit von ein paar Minuten, bis die Daten auf den Servern der Anbieter mit den verschiedenen fest verbauten oder mobilen Endgeräten synchronisiert werden. Auch wenn eine schnellere Synchronisation möglich wäre, wollen die Anbieter einen Kompromiss zwischen Aktualität und Datenverbrauch bieten.
Das System funktioniert unter anderem durch die GPS-Daten der Nutzer dieser Navigationshilfen. Hier drängt sich natürlich auch die Frage des Datenschutzes auf. Bei Smartphone-Apps sind es die Hersteller, die in einem unterschiedlichen Umfang auf die Daten der Nutzer zurückgreifen. Bei den großen Navigationsgeräteherstellern kann man in der Regel sicher sein, dass die Daten nicht anderweitig verwendet werden. Das Kleingedruckte sollte man in jedem Fall beachten.
Fazit
TomTom erweitert seine Verkehrslagedienste ab April 2016 um Stauinformationen für Abbieger, Meldungen zu dynamischen Geschwindigkeitsbegrenzungen, wetterabhängige Vorhersagen und Beobachtungen der Straßenverhältnisse nach Regen oder Schnee. Diese Erweiterungen zeigen, wo der Trend in Zukunft hingehen wird: Das Ziel ist es, eine Fülle unterschiedlichster Informationen zu bündeln und dem Fahrer systematisch zur Verfügung zu stellen. Jetzt muss der Fahrer auf Grundlage dieser Informationen nur noch die richtigen Entscheidungen treffen, um schnell an sein Ziel zu kommen. Doch wenn alle dieselbe Empfehlung zur Vermeidung des Staus bekämen, würde es sicher zur Überlastung der Ausweichroute kommen.

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