Bündelung

Europäisches Leasing liegt im Trend, dies berichten die Leasingunternehmen. Welche Vorteile ein Unternehmen damit haben kann und welche Fallstricke es zu vermeiden gilt, haben wir zusammengetragen.

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Die Suche nach Einsparpotenzialen macht auch vor Landesgrenzen nicht Halt. So können die Bündelung von Einkaufsvolumen, die Verschlankung und Vereinheitlichung von Prozessen sowie eine übergeordnete Flottensteuerung Kosten reduzieren, wenn im inländischen Fuhrpark schon alle Möglichkeiten ausgereizt sind. Dass das funktionieren kann – in einem bestimmten Rahmen und unter Beachtung der jeweiligen landesspezifischen Besonderheiten (beispielsweise Gesetze, Steuern, Fahrzeugmarken, Segmente, Karosserieformen, Ausstattungen, Finanzierungsarten) – bestätigt die internationale Ausrichtung vieler vor allem herstellerunabhängiger Leasingunternehmen. Teilweise, weil der Mutterkonzern sowieso seinen Sitz im Ausland hat, teilweise, weil sie ins Ausland expandiert haben und dort erfolgreich ihrem Geschäft nachgehen.

Bei internationalen Firmen, idealerweise mit einer Flottengröße ab 500 Einheiten und einer Aufstellung in mindestens drei Ländern, kann eine Bündelung der Fuhrparkverwaltung und des Einkaufs bestimmter Waren und Dienstleistungen Sinn machen. Eine Reduktion der Komplexität von Vorgängen erreicht das Unternehmen einerseits durch die Reduktion von Lieferanten, also die Beschränkung auf zwei bis drei internationale Leasinggesellschaften, die möglichst viele weitere Verwaltungs- und Managementprozesse im Full-Service-Angebot übernehmen können. Dazu gilt es, fuhrparkseitig im Vorhinein den Boden zu bereiten und als wichtigste Grundlage die uneingeschränkte Bereitschaft zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Fuhrparkmanagement zu fördern und alle lokalen Verantwortlichen von Anfang an einzubinden. Eine Definition der mittel- und langfristigen Ziele, eine Auswahl der zentral steuerbaren Prozesse sowie die Einigung auf eine „Fuhrparksprache“ stehen ebenfalls vor allen weiteren Schritten. Die Benennung übergeordneter Ansprechpartner für bestimmte Aufgabengebiete hilft, die Kommunikation mit den Dienstleistern zu steuern. Um Kostenvorteile in sämtlichen Bereichen zu erzielen, müssen jeweils die Ist-Kosten definiert werden. Dazu eignet sich grenzüberschreitend als Analysegrundlage die Berechnung der Total Costs of Ownership anhand derselben Parameter.

Über alle Standorte hinweg muss eine Schnittmenge an Fuhrparkprozessen identifiziert werden, die sich vereinheitlichen und in der Verwaltung auslagern lassen. Philipp Berg, Leiter Vertrieb und Marketing bei der Daimler Financial Services AG, sieht vor allem Synergieeffekte bei der einheitlichen Fuhrpark-abwicklung und der Nutzung einer großen Auswahl an Serviceleistungen zu vorteilhaften Konditionen. Doch gerade die Dienstleistungen für alle Länderfuhrparks zu vereinheitlichen stellt eine enorme Herausforderung dar, so erwartet der Kunde dann auch Einheit in Qualität und Servicetiefe, was wiederum aufgrund von lokalen Marktgegebenheiten und Gesetzgebungen nicht immer leicht zu verwirklichen ist.

Als Partner und Berater für die Umsetzung bieten sich einige renommierte Leasing- und Fuhrparkmanagementgesellschaften an, die über eine entsprechende Expertise aufgrund ihrer internationalen Aufstellung verfügen. Sie sind in verschiedenen europäischen Ländern, die Zahl der Stützpunkte variiert zwischen 17 und 35, vertreten. Die größten von ihnen können sich auf mehr als 1 Million Verträge in ganz Europa berufen. Nach Abschluß der Akquisition von GE Capital Fleet Services dürfte Arval nun in diese Richtung streben. Das Dienstleistungsangebot der europaweit vertretenen Leasinggeber umfasst sowohl gebräuchliche Leasingmodelle wie auch Fuhrparkmanagementleistungen in unterschiedlicher Ausprägung. In der unten stehenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Eckdaten und Angebote der Unternehmen. Da alle über einen zentralen Ansprechpartner auf europäischer Ebene sowie über mehrsprachige Ausführungen verfügen, haben wir diese Punkte nicht aufgeführt. Bei der Entscheidung für ein Dienstleistungsunternehmen müssen die individuellen Wünsche und Ziele bezogen auf die Unternehmensfuhrparks in Einklang mit der Aufstellung und dem Portfolio der Leasinggesellschaft sowie der Realisierbarkeit durch sie stehen. Das heißt, hier muss die Struktur auf ein grenzüberschreitendes Arbeiten ausgerichtet sein, insbesondere mit einem internationalen Key-Account-Management. „Wir stellen internationalen Großkunden einen Ansprechpartner zur Seite, der das Bindeglied zwischen dem zentralen Entscheider auf Kundenseite und den Ländergesellschaften des Leasinggebers darstellt. Arval kann außerdem durch Beratung und direkte Unterstützung helfen, dass der Kunde in jedem Land die optimale Fuhrpark-Policy hat, die seinen Zielen angemessen ist. Gleichzeitig können globale Ziele in einem internationalen Rahmenvertrag geregelt werden“, formuliert Marcus Schulz, Director Arval Germany, einige der internationalen Beratungsleistungen seines Unternehmens.

Über die Standorte in den europäischen Ländern ist das landesspezifische Know-how vorhanden und kann in den Dienstleistungen und Leistungsstandards umgesetzt werden. Einheitlichkeit und Transparenz sind dabei wesentlich. Die Landesgesellschaften müssen aber auch in der Lage sein, auf lokale Marktgegebenheiten zu reagieren: „In Deutschland ist beispielsweise der Leasingvertrag mit einer bestimmten Höhe an Mehr- und Minderkilometern ohne Mehrkosten üblich. In UK funktioniert dieses Verfahren nicht, da es dieses System dort nicht gibt. Stattdessen wird das sogenannte „Mileage Pooling“ angewendet. Ein internationaler Player muss diese landesspezifische Marktgegebenheit kennen“, klärt Knut Krösche, Leiter International Fleet bei der Volkswagen Financial Services AG, auf. „Darüber hinaus haben wir in den EU4-Ländern sowie den Beneluxstaaten sogenannte Implementationmanager aufgebaut. Diese unterstützen den Kunden als Native Speaker bei der Implementierung der internationalen Flottenmanagementlösung und übernehmen zusätzlich das Consulting.“ Die LeasePlan Gruppe hat spezielle Organisationen, in denen Experten für internationale Fuhrparks tätig sind und die speziell zu diesem Thema beraten. Bei Arval gehört es zur Langzeitstrategie One Arval, dass international agierenden Kunden in jedem Land der gleiche Servicestandard geboten wird. Das International Business Office (IBO) verwaltet zentral die internationalen Flotten – und wird dabei von einem im jeweiligen Land ansässigen Arval-Mitarbeiter, dem International Business Coordinator, unterstützt. Bei der Daimler Financial Services AG steht für internationale Anfragen ein internationales Team im Headquarter zur Verfügung. Über dieses Team werden die zentralen Anfragen in die Märkte gesteuert und international koordiniert. Die Kunden werden bei der Fuhrparkverwaltung von der lokalen Daimler-Fleet- Management-Organisation betreut.

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Einige Leasinggesellschaften haben auf internationaler Ebene die Prozesse harmonisiert und angepasst. LeasePlan beispielsweise bietet 80 solcher Dienstleistungen in 32 Ländern an. Auch die Volkswagen Financial Services AG hat eine europaweite und internationale Harmonisierung der für Großkunden relevanten Produkte und Services durchgeführt und sämtliche Prozesse so weit standardisiert, wie es die lokalen Marktgegebenheiten und Gesetzgebungen erlauben. Ferner bietet sie ein internationales Reporting an, das mehr als 40 Länder abdeckt.

Einheitliche Reportings, die auf gleichen Bewertungen fußen, stellen eine relative Vergleichbarkeit, Analysierbarkeit und Transparenz der einzelnen Fuhrparkdaten her. Das vereinfacht das Controlling und sorgt für eine Verschlankung der Prozesse, was ebenfalls eine Kostenreduktion mit sich bringen sollte. Bei herstellerunabhängigen Leasinganbietern kann eine Volumenbündelung im Einkauf weitere preisliche Vorteile generieren. Denn durch den Bezug sämtlicher Marken können die Bedürfnisse der Länderfuhrparks hinsichtlich bestimmter Marken befriedigt werden. Es sei daher durchaus empfehlenswert, Prozesse im Einkauf zusammenzulegen sowie die Marken- und Farbauswahl, Motorisierung und Ausstattung anzugleichen, so Uwe Hildinger, Chief Commercial Officer, Alphabet International. „Das wirkt sich unter anderem positiv auf Restwerte aus“, fährt er fort.

Das Leasing an sich zu vereinheitlichen ist aufgrund der vielen landesspezifischen Besonderheiten wie der Steuergesetzgebung, weiteren gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie beispielsweise der nationalen Kriterien wie dem CO2-Ausstoß schwierig. Deshalb raten die Experten einhellig dazu, es in Länderregie zu belassen.

Fazit
Letztlich kommt es auf die Zusammensetzung des internationalen Fuhrparks an: In welchen Ländern ist er vertreten, in welcher Größenordnung kommen welche Marken vor, welche Dienstleistungen werden benötigt? „Welche Prozesse weiterhin länderspezifisch geregelt werden sollten, lässt sich sicher nicht pauschalisieren“, gibt Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD AutoLeasing D GmbH, zu bedenken. „Das hängt sehr stark vom Ländermix ab. Die Länder Deutschland, Frankreich und die Beneluxstaaten lassen sich etwa sehr gut harmonisieren, während in einzelnen Ländern in Osteuropa beispielsweise nicht dieselbe Datengrundlage verfügbar ist, was eine Bündelung erschwert.“ Das international agierende Unternehmen sollte sich vor der Wahl der Leasingpartner im Klaren darüber sein, welche die einzelnen Ziele der Fuhrparksteuerung auf zentraler Ebene sein sollen, in welchen Bereichen es Sinn macht und welche Bereiche besser in Länderregie bleiben sollen. In die Tiefe gehen dann die Leasingunternehmen der Wahl, die bei der Umsetzung der neuen Struktur mitwirken. Auch lokale Besonderheiten lassen sich mit ihnen im Maßnahmenpaket berücksichtigen und bestmöglich in die Prozesse implementieren. Alle hier aufgeführten Unternehmen verfügen über gute Referenzen in dieser Thematik. Und hat das grenzübergreifende Fuhrparkmanagement erst einmal die Anfangsphase durchlaufen und macht sich die Vereinheitlichung und Verschlankung der Prozesse bemerkbar, dann möchte kein Controller die neue Kostenersparnis und Prozessvereinfachung mehr missen. Wenn alles reibungslos funktioniert, dann wird die Welt wieder ein bisschen kleiner.

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