Reifenwechsel? Muss nicht sein!

Es mag sich vielleicht abgedroschen anhören, aber der Fortschritt in der Reifenindustrie rollt immer weiter voran. Hochleistungsreifen bieten Grip auch bei hohen Geschwindigkeiten und rollwiderstandsoptimierte Pneus reduzieren den Spritverbrauch deutlich. Für jede Situation und jedes Fahrzeug gibt es mittlerweile die passenden Reifen. Auch die Ganzjahresreifen sind in ihrer Entwicklung nicht stehen geblieben. Wir haben das Für und Wider von Allwetterreifen im Fuhrpark diskutiert und verschiedene Reifenhersteller dazu befragt.

Reifenwechsel? Muss nicht sein!
Reifenwechsel? Muss nicht sein!

1 /2

Reifenwechsel? Muss nicht sein!
Reifenwechsel? Muss nicht sein!

PDF Download

Reifenwechsel
Diverse Statistiken schätzen den Anteil der Ganzjahresreifen am deutschen Markt auf etwa zehn Prozent. Die Wachstumstendenz ist dabei leicht ansteigend und könnte in den nächsten Jahren noch weiter an Fahrt aufnehmen. Begünstigt wird diese Entwicklung von mehreren Faktoren: Dazu zählen die wärmeren Winter, die situative Winterreifenpflicht in Deutschland und die Kostensensibilität. Hinzu kommt noch, dass es mittlerweile bei fast allen Fahrzeugherstellern möglich ist, die Allwetterpneus als Erstausrüstung zu wählen.

Für den Einsatz der schwarzen Alleskönner in der Flotte spricht eine Vielzahl von Gründen. Einer davon ist der Reifenwechsel an sich. „Der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen ist immer mit Zeit und Kosten sowie einem Logistikaufwand verbunden, der durch die verpflichtende Einführung von Reifendruckkontrollsystemen (RDKS) bei Neuwagen noch weiter steigt“, erläutert Holger Rehberg, Produktmanager bei Goodyear Dunlop Tires Germany. Bei einem saisonalen Wechsel muss das Fahrzeug eben zweimal im Jahr in die Werkstatt und der zweite Satz Reifen muss wiederum irgendwo gelagert werden. Damit entstehen der Unternehmensflotte Lagerungsgebühren und erhöhte Montagekosten, die sich noch durch die RDKS-Einführung potenzieren. Wenn es dann auch noch wie zuletzt einen eher lauen Winter gibt, ist die Überlegung des einen oder anderen Fuhrparkmanagers, auf Allwetterpneus umzusatteln, durchaus nachvollziehbar.

„Gerade bei den Fuhrparkmanagern steht das Thema Kostenersparnis als Priorität weit oben. Durch den Wegfall der Kosten eines zweiten Satzes Reifen und Felgen wie auch die Anschaffung des RDKS gerät die Entscheidung pro Ganzjahresreifen sehr schnell in den Fokus. Nicht zu vergessen der Wegfall der Dienstleistungskosten. In Summe bietet eine Fuhrparkausstattung auf Ganzjahresreifen nennenswerte Vorteile, ohne Abstriche bei Qualität oder Sicherheit machen zu müssen“, weiß Lothar Heddram, Marketingmanager bei der Maxxis International GmbH, zu berichten.

Safety first!
Tatsächlich ist die Sicherheit immer wieder ein Argument für eine spezialisierte Saisonbereifung. Im Schnitt sind die Ganzjahresreifen leicht unter den Fahrleistungen der Spezialisten. Dennoch sind die Ganzjahresreifen auch bei schlechtem Wetter kein Sicherheitsrisiko, sofern die vorgeschriebene Profiltiefe eingehalten wird. Schließlich sind M+S-Reifen auch für den Winter zugelassen. Die Qualität der hochwertigen Ganzjahresreifen passt sich bei den sicherheitsrelevanten Faktoren immer weiter den Saisonspezialisten an. Denn die allgemeinen Entwicklungen der Reifenindustrie in Sachen Gummimischung, Nasshaftung und Rollwiderstandsoptimierung kommen natürlich allen Reifen zugute. Holger Rehberg kann die Allwetterpneus daher bedenkenlos empfehlen: „Der Ganzjahresreifen ist für Kunden gedacht, die ein Produkt suchen, das das ganze Jahr über gute und ausgewogene Fahreigenschaften bietet. Hauptsächliche Einsatzgebiete sind etwa der Großstadtverkehr in eher schneearmen Regionen, wo eine geschlossene Schneedecke und extreme Glätte nur selten vorkommen.“

Einsatzgebiete
Der Reifenexperte von Goodyear Dunlop spricht hier bereits an, dass Allwetterreifen vor allem im ‚Großstadtverkehr‘ zum Einsatz kommen. Damit scheint eine Ganzjahresbereifung für manche Flotten geeigneter zu sein als für andere. Bernd Thorwart, Leiter Bereich Driver Fleet Solution, kann diesen Eindruck bestätigen: „Sicherlich eine lohnenswerte Überlegung sind All-Season-Reifen für Flotten, die hauptsächlich im urbanen Umfeld fahren und dabei eher auf moderate Winterbedingungen treffen. Städtische Kurierfahrer, Auslieferfahrzeuge oder Handwerksbetriebe fahren in der Regel gut mit All-Season-Reifen.“

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

Damit ist im Umkehrschluss auch klar, dass Flotten mit hohen Fahrzeuglaufleistungen und entsprechend stärkerer Motorisierung weniger für Ganzjahresreifen infrage kommen als beispielsweise Kleinwagen in Pflegeflotten. Hier muss nun jeder Fuhrparkleiter entscheiden, welches Anforderungsprofil er in seiner Flotte vorfindet und ab wann sich ein Umstieg auf die Ganzjahresbereifung lohnt.

Bei dieser Entscheidung kann unter anderem das EU-Reifenlabel helfen. Diese bieten eine Vergleichbarkeit der Fahrleistungen auch zwischen Allwetterreifen und den Spezialisten. So berichtet Robert Sindicic, Salesmanager bei der Nexen Tire Europe GmbH: „Für Ganzjahresreifen gelten die gleichen Kriterien für das EU-Label, welches Geräusch, Rollwiderstand und Nasshaftung klassifiziert. Das ökologische Ziel der Entwicklung ist die weitere Reduzierung des Gewichtes zugunsten des Rollwiderstandes und der Einsparung von Rohstoffen sowie der Einsatz neuer Materialien.“

Umweltbilanz
Ähnlich wie bei den Sommerkollegen ist bei Allwetterreifen neben der schon angesprochenen Sicherheit der Rollwiderstand ein wichtiges Kriterium, vor allem wenn man der Umwelt und dem Geldbeutel zuliebe Kraftstoff sparen möchte. Das Problem ist, dass ein Allwetterreifen im Prinzip alles können muss. Daher besitzt er beispielsweise feine, quer zur Laufrichtung gerichtete Schnitte im Profil, die sich in den Schnee oder den Matsch eingraben können und weiteren Vortrieb auch unter schlechten Bedingungen garantieren. Hinderlich ist ein solches Profil, wenn es möglichst reibungslos auf glatter Fahrbahn vorangehen soll.

Dennoch sind Allrounder nicht gleich schlecht für die Umweltbilanz. So erläutert Marcel Druck, Key-Account-Manager Flotten bei Apollo Vredestein: „Mit unserem Quatrac Lite haben wir bereits im Jahr 2011 den ersten rollwiderstandsoptimierten Reifen im Allwettersegment etabliert. Damit haben wir schon früh den Beweis erbracht, dass auch ein Allwetterreifen umweltfreundlich sein kann.“ Auch Bernd Thorwart sieht den Unterschied zu einem Saisonspezialisten als nicht mehr so gravierend: „Bei Laufleistung, Rollwiderstand und Abrollgeräusch hat die neue Generation an Ganzjahresreifen viel dazugewonnen. Die Werte liegen fast schon auf dem Niveau der Spezialisten. Es ist davon auszugehen, dass die Energiebilanz dem der kombinierten Nutzung von Sommer- und Winterreifen gleichkommt. Wo sie etwas stärker punkten können, ist beim Ressourcenverbrauch. Bei Autofahrern mit sehr wenig Kilometerleistung, bei denen der Reifen eher aus Alterungsgründen getauscht wird, wird beim Ganzjahresreifen nur eine Karkasse verbraucht.“

Fazit
Nach wie vor haben namhafte Reifenhersteller verschiedene Ganzjahresreifen in ihrem Portfolio und entwickeln immer neue Techniken und Mischungen, um den Allrounder weiterzubringen. Erst kürzlich präsentierte Hankook die vierte Generation des Kinergy 4S. Auch der Flottenmarkt wird zunehmend attraktiver für diese Art der Reifen, weiß Robert Sindicic von Nexen: „Ganzjahresreifen haben schon jetzt einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent, bei weiter steigender Nachfrage in diesem Segment.“

0 Kommentare

Zeichenbegrenzung: 0/2000

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 4/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

countdown-bg

Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026