Der Hingucker
Lange haben die Markenfans auf den neuen Volvo XC90 gewartet, der eine Zäsur für die Marke darstellt. Das noble SUV basiert auf einer völlig neu entwickelten Plattform und soll es in Sachen Effizient wie Komfort locker mit seinen Wettbewerbern aufnehmen. Flottenmanagement hat den sparsamen wie kräftigen Selbstzünder D5 einem ausführlichen Test unterzogen.

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Es gibt wirklich schöne und betörende Autos auf dieser Welt. Wenn man mit ihnen in der Stadt unterwegs ist, ist es mit der Ruhe vorbei. Passanten schauen, manchmal sprechen sie die Besatzung auch an, was man denn da für einen fahrbaren Untersatz habe. Klingt nach Ferrari oder Rolls-Royce. Ist aber auch bei dem neuen XC90 ähnlich. Wenn der brandneue schwedische Softgeländewagen anrollt, bewegen sich Köpfe in seine Richtung, und man bekommt mitunter einen nach oben zeigenden Daumen. Woran liegt es? Das Team um Volvo-Chefdesigner Thomas Ingenlath hat einfach richtig gute Arbeit geleistet. So bildet der neue XC90 eine harmonische Mischung aus evolutionär weiterentwickelten, mitunter auch konservativen Elementen sowie progressiver Bereiche. Heck wie Seitenlinie wirken demnach ruhig und zurückhaltend, wohingegen die Front mit dem massiv aussehenden Kühlergrill in Verbindung mit dem futuristischen Lichtdesign die Blicke Außenstehender geradezu anzuziehen scheint. Die Seitenlinie wiederum wirkt eher unauffällig – gut so.
Wer in dem luxuriösen Allrounder Platz nimmt, merkt sehr schnell, dass Design auch innen eine große Rolle spielt. Feine Hölzer sprechen das Auge an, für den Testwagen wählten die Verantwortlichen mattes Walnussfurnier und dunkles Leder, was ein edles Ambiente erzeugt. Neben den klassischen Werten hat man auch der modernen Welt Rechnung getragen, die nun einmal digital ist. Statt mechanischer Anzeigenadeln gibt es eine TFT-Fläche im Instrumentenbereich, so dass absolute Flexibilität bei der Displaykonfiguration gegeben ist. Der wahre Blickfänger ist allerdings der ausladende Bildschirm in der Mittelkonsole – neun Zoll sind eine Ansage. Von der bei Volvo schon zur Tradition gereiften schwebenden Mittelkonsole muss man Abschied nehmen – diese Zeiten sind vorbei. Dafür gibt es andere optische Appetithäppchen: Statt klassischer Starttaste zum Drücken muss man das Knöpfchen zur Seite drehen, damit wird übrigens nicht nur gestartet, sondern auch gestoppt.
Die Praxistauglichkeit leidet unter der veränderten Architektur in keiner Weise. Ablagemöglichkeiten in der Mittelkonsole gibt es genug, zur Not tut es das große Handschuhfach, das elegant per Tipptaste öffnet. Dass die menschliche Fracht keinen Platzmangel erfährt, ist angesichts 4,95 Längenmetern erwartbar. In den ersten beiden Reihen lässt es sich außerordentlich luftig unterkommen; auch große Personen können im Fond fast die Beine übereinanderschlagen. Aber: Gegen 1.260 Euro netto kann noch eine dritte Sitzreihe geordert werden. Ob man hier komfortabel verweilt oder nicht, spielt fast keine Rolle – es ist aber schön zu wissen, notfalls auch mal zwei weitere Fahrgäste ein kurzes Stück mitnehmen zu dürfen. Klar ist natürlich auch – ein Kaliber vom Schlage des XC90 muss für mindestens vier Insassen Langstrecken-Profi sein. Tolle Fauteuils bieten ein angenehmes Sitzgefühl, und zig Verstellmöglichkeiten inklusive ausziehbarer Schenkelauflage tragen Sorge dafür, vielen Staturen gerecht zu werden.
Komfort bietet auch das Fahrwerk. Erstmals bei Volvo kann der Interessent nicht nur elektronisch verstellbare Dämpfer bekommen, sondern erhält ein komplett luftgefedertes Chassis. Selbstredend ist auch hier die Dämpferhärte variierbar – per Rollsteller in der Mittelkonsole kann die Grundkennlinie bestimmt werden. Allzu drahtige Einlagen stehen dem Schweden allerdings nicht – das gilt auch für die „Dynamic“-Einstellung. Dafür pariert der sanfte Gleiter aggressive Bodenwellen wirkungsvoll und mimt den fliegenden Teppich. Es ist aber keineswegs so, dass man mit dem 2,1-Tonner nicht behände um Kurven zirkeln könnte, zumal er mit einer leichtgängigen und präzisen Lenkung brilliert. Aber er ist eben kein stürmischer Sportler.
So passt der Diesel mit 225 PS ganz hervorragend zu dem praktischen Komfortliner. Der frisch konstruierte Selbstzünder mit zwei Litern Hubraum entwickelt bärige 470 Nm Drehmoment ab 1.750 Umdrehungen und erlaubt souveräne Fortbewegung. Die Kraft wird obligatorischerweise an eine achtstufige Wandlerautomatik weitergeleitet, die durch sanfte Übersetzungswechsel auffällt. Die Maschine klingt im höheren Touren-Bereich zwar kernig, bleibt aber stets angenehm im Tonfall. Am besten surft man im mittleren Drehzahlbereich auf dem Zugkraft-Peak – so lässt sich auch der Lkw am Berg ohne Herunterschalten problemlos überholen. Wer das rechte Pedal mal niederdrückt, erlebt den 4x4 mit sanftem Druck nach vorn streben ohne dabei jedoch besonders wild zu wirken. Ein Zeichen wohl, dass die Akustiker und Fahrwerker einen guten Job gemacht haben, schließlich soll die Tachomarke von 100 km/h binnen weniger als acht Sekunden erreicht werden – ein Wert, den der gemeine Durchschnittswagen selbst anno 2015 lange nicht erreicht.

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Bis dato gibt es den XC90 lediglich als Allradversion. Dass er dennoch kein harter Geländegänger ist, liegt auf der Hand und ist nicht zuletzt an den fehlenden mechanischen Differenzialsperren sowie der Untersetzung zu erkennen. Zwei angetriebene Achsen bieten aber auch Onroad-Fahrern Vorteile: Sie dienen der aktiven Sicherheit insbesondere unter widrigen Wetterumständen wie Eisglätte und Nässe. Die so genannte „Torque Vectoring“-Funktion des XC90 erlaubt es, das anliegende Moment variabel an die einzelnen Räder zu geben, um das Auto bei unterschiedlichen Grip-Verhältnissen jederzeit stabil zu halten.
Apropos Sicherheit: innovative Lösungen machen den großen Volvo-4x4 zu einer der besten Offerten in dieser Disziplin. Unzählige Kameras und Sensoren erkennen selbst Querverkehr und veranlassen im Falle eines Falles gar eine autonome Bremsung. Wer beim Rangieren in enge Parklücken droht, andere Fahrzeuge zu berühren, wird ebenfalls mit einem selbsttätig ausgelösten Bremser wachgerüttelt. Über die Sicherheitstechnik hinaus glänzt der Skandinavier mit feinstem Infotainment und bietet in der neuesten Generation freilich ein Headup-Display (1.134 Euro netto). Zu den praktischen Fertigkeiten der Luftfederung gehört die Möglichkeit, das Heck per Schalter im Kofferraumbereich blitzschnell absenken zu können, um das Beladen des fast 1.900 Liter fassenden Abteils zu erleichtern. Nicht ganz leicht für jedermann dagegen ist, den Grundpreis von 44.873 Euro netto zu stemmen. Immerhin sind Bluetooth-Freisprechen und Tempomat serienmäßig.

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