Vorsicht Ladung!

Mal ganz ehrlich, wie oft haben Sie schon gedacht: „Ach, die Kiste ist so schwer, die verrutscht schon nicht“ oder „Die paar Meter kann ich die Pflastersteine auch so transportieren“? Was in der Regel gut geht, kann im Ernstfall zu einem unberechenbaren Risiko werden. Eine Gefahrenbremsung reicht und schwere Ladungsteile wie zum Beispiel Farbeimer oder Schubkarren können durch den ganzen Laderaum fliegen und dabei nicht nur Schäden im Fahrzeug sowie an anderen Ladungsteilen verursachen, sondern auch Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Darum wirft Flottenmanagement einen Blick auf die ordnungsgemäße Ladungssicherung von Großteilen.

Vorsicht Ladung!

1 /1

Vorsicht Ladung!

PDF Download

Unfälle durch unzureichend gesicherte Ladung verursachen jedes Jahr allein in Deutschland Schäden in Höhe von einer halben Milliarde Euro. Hinzu kommen die Gefahren für Leib und Leben, denn jedes ungesicherte Kleinteil kann in kürzester Zeit zum gefährlichen Geschoss werden, das Sie und damit auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Kein Wunder, dass der Gesetzgeber hier klare Regeln aufgestellt hat. Neben Straßenverkehrsordnung, Gefahrgut- und Arbeitsschutzrecht regelt sogar das Strafgesetzbuch das Thema Ladungssicherung und nimmt dabei Fahrer, Verlader sowie Fahrzeughalter in die Pflicht. Bei Gesetzesverstößen drohen nicht nur saftige Geldstrafen, auch Haftstrafen können im schlimmsten Fall verhängt werden.

Physikalische Grundlagen
Wie Verkehrsregeln zum Autofahren gehören, so bilden auch Ladungssicherung und Physik eine untrennbare Einheit. Das heißt, wer wirklich sicher an sein Ziel gelangen will, muss sich erst einmal ein paar Grundkenntnisse aneignen. Das Wichtigste dabei zuerst: Während der Fahrt steht die Ladung immer nur so lange an ihrem Platz, bis sie von Brems-, Beschleunigungs- oder Kurvenkräften gezwungen wird, ihre Position zu ändern. Was eigentlich völlig banal klingt, wird tagtäglich auf deutschen Straßen ignoriert.

Der einzige Weg, diesen Kräften entgegenzutreten, ist die Ladungssicherung, welche in der Lage ist, diese Kräfte mithilfe von verschiedenen Hilfsmitteln aufzufangen. Dabei gibt es vier Kräfte, die man kennen sollte: zum einen die Gewichtskraft, sprich die Kraft, mit der die Ladung durch die Erdanziehung senkrecht auf die Ladefläche drückt. Zum anderen die „Trägheitskraft“, auch als Massenkraft bekannt, welche das Bestreben der Ladung beschreibt, sich der Änderung ihres Bewegungszustands zu widersetzen. Als dritte Kraft wirkt die Reibungskraft in Abhängigkeit von der Oberflächenstruktur und Gewichtskraft. Je rauer eine Oberfläche ist, desto stärker kann die Reibungskraft wirken. Gleichzeitig wirkt sie einer Ladungsverschiebung entgegen und hilft somit bei der Ladungssicherung. Für die Ladungssicherung ist jedoch die Sicherungskraft von höchster Brisanz, sprich die Kraft, die Fahrzeugaufbau, Zurrgurte und Co. aufbringen müssen, damit die Ladung nicht verrutscht. Sie errechnet sich aus Massenkraft minus Reibungskraft.

Ebenso wichtig wie die Kenntnisse über die Kräfte, die auf eine Last im Laderaum wirken, ist eine ideale Lastverteilung. Denn was nützt die bombensicherste Kiste, wenn bei der nächsten scharfen Kurve der Transporter das Gleichgewicht verliert und im schlimmsten Fall kippt? Daher sollte darauf geachtet werden, dass das Schwerste nach unten und vorne auf die Ladefläche kommt, sodass sich der Schwerpunkt möglichst weit in die Mitte und nach unten verlagert. Dabei muss aber auch an das maximal zulässige Gesamtgewicht und die Achslasten gedacht werden, welche in den Fahrzeugpapieren vermerkt sind. Außerdem sollte die Fracht möglichst mittig zwischen den Seitenwänden und schwere Ladung nicht im hinteren Bereich des Laderaums platziert werden.

Richtig sichern
Sind die physikalischen Grundlagen einmal geklärt, geht es an die eigentliche Ladungssicherung. Dabei gibt es drei Arten: kraftschlüssig, formschlüssig oder eine Kombination beider Methoden. Eine kraftschlüssige Ladungssicherung wird erreicht, indem die Ladung durch Zurrmittel wie beispielsweise Zurrgurte an die Ladefläche gepresst wird. Dadurch erhöht sich die Reibungskraft, die die Ladung letztlich auf ihrem Platz festhalten soll. In der Regel sind für diese Art der Ladungssicherung mindestens zwei Zurrmittel nötig, welche die Fracht in Längs- und Querrichtung absichern. Zusätzlichen Halt verleihen rutschhemmende Materialien, die unter das Frachtgut gelegt werden und ein Verrutschen nun fast völlig ausschließen. Aber eben nur fast: Um die optimale Vorspannkraft zu erreichen, sollte der Zurrwinkel zwischen 83 und 90 Grad groß sein, die Ratsche eine Vorspannkraft von maximal 250 daN besitzen und das Ladegut formstabil sein.

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 3/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

Die formschlüssige Ladungssicherung ist hingegen nichts anderes als das lückenlose Verstauen und das gleichzeitige direkte Anladen der Ladung an den Fahrzeugaufbau. Sprich, um es auf den Punkt zu bringen, das „Vollstopfen“ des Laderaums, bis nichts mehr verrutschen kann. Dabei können auch Sperrstangen und Trennnetze verwendet werden. Die Hauptsache ist, dass der Fahrzeugaufbau und die Hilfsmittel ausreichend stabil sind, da beide die gesamte Last schultern. Gleichzeitig müssen aber auch alle Ladungsteile stabil genug sein, um den Ladungsdruck aufnehmen zu können. Sollten besonders schwere Frachten transportiert werden, sind diese an allen Seiten durch formstabile Ladegüter zu sichern. Doch nicht nur andere Frachtgüter können das Verrutschen der Ladung verhindern: So eignen sich auch Verzurrgurte, Klemmstangen oder Bodenschienen, die an geeigneten Zurrpunkten im Fahrzeug verankert werden. Auch hierüber werden Ladung und Fahrzeug fest miteinander verbunden.

Die Kombination beider Methoden wird als „Kopflashing“ bezeichnet und findet insbesondere als „Stirnwandersatz“ Anwendung, falls die Ladung wegen der Lastverteilung nicht an die Stirnwand geladen werden kann. Bei der kombinierten Ladungssicherung wird daher in erster Linie in Fahrtrichtung gesichert, bei Bedarf aber auch entgegen dieser. Die Kopfschlinge muss dabei vor beziehungsweise hinter der Ladung durch Hilfsmittel gehalten und an Zurrpunkten am Fahrzeug fixiert werden. Außerdem muss die seitliche Sicherung bei dieser Methode extra vorgenommen werden.

Passende Hilfsmittel
Wie letztendlich die Ladung zu sichern ist, entscheidet sich von Fall zu Fall. Jedoch unterstützen Fahrzeug- wie auch Einrichtungshersteller den Kunden mit einer Vielzahl von Produkten. Eines der wichtigsten Hilfsmittel zur Ladungssicherung ist der Zurrgurt, mit dem sich die Ladung schnell und flexibel sichern lässt. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Die Zurrgurte werden an fest installierten Ösen (sogenannten Zurrpunkten) am Boden oder der Seitenwand des Fahrzeugs befestigt und pressen die Ladung an diese Flächen. Je mehr Zurrpunkte im Fahrzeug vorhanden und je variabler sie angeordnet sind, desto besser. Um genügend Druck auf die Fracht auszuüben, haben die meisten Zurrgurte Ratschen, mit denen man die nötige Vorspannkraft aufbringen kann. Wichtig dabei ist, dass jeder Zurrgurt und jeder Zurrpunkt eine maximale Belastungsgrenze hat, die nicht überschritten werden darf. Diese Angabe ist auf dem Zurrgurtlabel unter LC (= Lashing Capacity) oder Fzul zu finden.

Leichte Ladungen, die man nur schwer einzeln sichern kann, werden idealerweise über sogenannte Zurrnetze fixiert. Diese werden genau wie Zurrgurte an den Zurrpunkten befestigt und straff über die Einzelteile gespannt. Auch hier wird die nötige Vorspannkraft über Ratschen erzeugt. Gleichzeitig eignen sich Zurrnetze auch für offene Ladeflächen wie Pritschen und Anhänger, bei denen der Fahrtwind eine völlig unberechenbare Dynamik auf die Ladung ausüben kann.

Gerade beim Verzurren werden Kanten besonders stark beansprucht: Hier können Kantenschützer und Kantengleiter die Fracht vor Beschädigungen schützen, indem sie die Zurrkräfte gleichmäßig verteilen. Außerdem schützen sie die Zurrgurte durch ihre Formgebung zusätzlich vor Verschleiß, was auf Dauer die Lebenszeit der Zurrgurte erhöht und damit Kosten spart.

Ein letztes Hilfsmittel, welches wir hier vorstellen wollen, sind sogenannte Unterflorsysteme: Der große Vorteil liegt in der Kombination einer voll nutzbaren Ladefläche und den bedarfsgerechten Schubladen, die je nach Hersteller und Ausprägung mehr als 1,5 Meter tief und bis zu 100 Kilogramm belastbar sind. Dadurch lassen sich schwere Materialien oder Maschinen in nur wenigen Sekunden sicher verstauen. Gleichzeitig erlaubt der Vollauszug der Schubladen auch ein ergonomisches Be- und Entladen außerhalb des Fahrzeugs. Der vollwertige Ladeboden hingegen bietet durch zahlreiche Zurrösen und -schienen sowie die Verwendung bedarfsspezifischer Bodenplattenmaterialien, die beispielsweise ein Verrutschen erschweren oder besonders kratzfest sind, ein e optimale Grundlage, um schwere wie auch sperrige Ladungen im Fahrzeug zu sichern.

0 Kommentare

Zeichenbegrenzung: 0/2000

newspaper_img

Aktuelles Magazin

Ausgabe 3/2015

newspaper_img

Sonderausgabe Elektro

Das neue Jahresspecial Elektromobilität.

Beleuchtet alle Aspekte der batteriebetriebenen Mobilität im Unternehmen

countdown-bg

Der nächste „Flotte!
Der Branchentreff" 2026