Typisch Frau?
Wann hat es das schon mal gegeben, dass auf einer Fuhrparkveranstaltung deutlich mehr Frauen als Männer anwesend waren? Von den 42 Anmeldungen für das Lease- Plan-Event „Der kleine Unterschied – wie groß ist er im Fuhrparkmanagement?“ im Dorint Hotel Neuss entfielen lediglich drei auf Männer. Natürlich sprachen die Organisatoren mit diesem in der Branche bislang einzigartigen Workshop auch eine bestimmte Zielgruppe an. Doch auch Mann konnte hier so einiges lernen.

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„Frau am Steuer, ...!“ Wer könnte diesen Satz nicht vervollständigen? Leider ist das Denken in klassischen Stereotypen nicht nur auf das Autofahren und Einparken beschränkt. Oft findet sich dies auch in die höchsten Chefetagen großer Konzerne wieder. Denn anders lässt sich die geringe Zahl von weiblichen Geschäftsführern in den deutschen Vorständen nicht erklären (nur 33 Prozent der deutschen Unternehmen haben überhaupt Frauen in Führungspositionen)*. An der fachlichen Expertise liegt dieser Mangel schließlich nicht: Längst gibt es mehr Akademikerinnen als Akademiker.
Diese Diskrepanz ist auch in der Fuhrpark- und Autowelt zu beobachten. So hob beispielsweise Silke Rosskothen, Leiterin Unternehmenskommunikation Kia Motors Deutschland, in ihrem Vortrag zum Kaufverhalten von Frauen bei Autos hervor: „Die Automobilbranche ist klar männlich geprägt. Vom Herstellungsprozess bis hin zur Werbung. Allerdings muss dies nicht so bleiben, schließlich stehen immer mehr Frauen hinter den letztendlichen Kaufentscheidungen.“ Gerade mit der letzten Aussage traf sie den Tenor der allermeisten der sieben Vorträge an diesem Tag.
Auf der Tagesordnung standen auch zwei Vorträge von LeasePlan-Mitarbeiterinnen. Esther Breuch (Geschäftsleitung Personal und Organisation) und Angelika Martens (Bereichsleitung Kundenbetreuung Nord) legten offen dar, wo Frauen im eigenen Unternehmen hauptsächlich tätig sind und wie sich die weiblichen Dienstwagennutzer von den männlichen Kollegen unterscheiden. Hier gab es interessante Geschlechterunterschiede von der Fahrzeugkonfiguration bis hin zu den Schadenquoten. Klar, dass manche Statistiken (insbesondere die Rangierschäden) ein paar Lacher und bestätigendes Kopfnicken unter den weiblichen Fuhrparkleiterinnen hervorriefen. Großes Interesse fanden auch die Erfahrungsberichte über die Änderungen in der Car-Policy bei LeasePlan. Seit einem Jahr gilt hier ein Referenzratenmodell, nach dem die Unterschreitung der Referenzrate bei der Fahrzeugkonfiguration dem Gehalt gutgeschrieben wird. Deutlich mehr Frauen verzichteten hier auf das größere Fahrzeug, als dies bei den Männern der Fall war.
Doch nicht nur über die Fahrzeugvorlieben lässt sich vortrefflich diskutieren, auch andere Zahlen sprechen für sich: So sind deutlich weniger Fuhrparkmanagerinnen auch die letztendlichen Flottenentscheider, als dies bei den männlichen Kollegen der Fall ist. Bei vielem wird deutlich, dass Frauen in Führungspositionen immer noch eine Seltenheit darstellen. Dass mit Esther Breuch eine Frau unter den fünf Geschäftsleitungsmitgliedern von LeasePlan ist, stellt in Deutschland noch immer die Ausnahme dar. In ihrem Vortrag ging das Geschäftsleitungsmitglied daher auch darauf ein, was Unternehmen ändern müssen, um mehr Frauen in den Chefetagen zu etablieren. Dies sollte nicht allein aus Gleichberechtigungsstreben oder gar Imagegründen heraus geschehen, sondern vor allem den wirtschaftlichen Interessen dienen. Oft haben weibliche Kollegen eine andere Herangehensweise an anstehende Probleme und können durch eine etwas andere Sicht der Dinge Prozesse, Produktionsabläufe oder Ähnliches verbessern.
Damit mehr Frauen Entscheidungspositionen einnehmen, sind allerdings nicht nur die Konzerne oder die Politik gefragt. Viele Vorträge befassten sich auch mit der persönlichen Einstellung von Frauen im Berufsleben. Managementtrainerin und Buchautorin Gunhild Posselt arbeitete in ihrem Vortrag die Bedeutung eines Personal Branding heraus. Dabei ging es um die Frage, wie sich der Arbeitnehmer für eine Position im Unternehmen unentbehrlich machen kann. Dazu sollte man seine Fähigkeiten und Ziele genau definieren und darauf hinarbeiten. Der Fehler, den Frauen in ihrer Karriere oft machten, sei, das Verhalten von Männern zu kopieren. Dagegen argumentiert Posselt: „Frauen sollen sich nicht als Männer darstellen, sondern sich als Frau positionieren.“ Nur so bliebe man authentisch.

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Zum Abschluss des Workshops hatte LeasePlan mit Jutta Kleinschmidt eine bemerkenswerte Frau eingeladen. Die bislang einzige weibliche Siegerin der Rallye Dakar schilderte den steinigen Weg ihrer Karriere in einem männerdominierten Metier. Dabei stellte sie auch ihr Buch „Frau lenkt besser, als Mann denkt“ vor. Darin beschreibt sie, dass Motivation und das Lernen aus Fehlern die Schlüssel zum Erfolg sind.
Mit dem Thema der Veranstaltung, „Frauen im Fuhrpark“, betrat LeasePlan Neuland im Flottenbereich. Das positive Feedback und der engagierte Erfahrungsaustausch der Teilnehmer bei den Round-Table-Diskussionen bestätigten die Notwendigkeit solcher Workshops. Die Fuhrparkmanagerinnen waren sehr zufrieden, so schilderte beispielsweise Svenja Nickel, Gesellschafterin bei fleet academy: „Ich habe mich sehr auf die Veranstaltung gefreut und muss sagen, dass sie meine Erwartungen übertroffen hat. Die Gesellschaft ist im Wandel und die Flotte eben auch.“ Gleichberechtigung ist seit Langem ein Thema, die Umsetzung allerdings noch nicht überall erreicht, umso wichtiger sind solche Veranstaltungen wie die von LeasePlan.
* Quelle: LeasePlan laut dem IBR-International Business Report von Warth & Klein Grant Thornton
KURZINTERVIEW MIT ESTHER BREUCH (Geschäftsleitung Personal und Organisation bei LeasePlan)
Flottenmanagement: Sie sind jetzt seit dem 1. August 2014 bei Lease- Plan Deutschland in der Geschäftsleitung tätig. Was sind Ihre Erfahrungen bislang
Esther Breuch: Meine Erwartungen und Vorstellungen wurden bislang mehr als erfüllt. Es ist ein sehr offenes und sympathisches Unternehmen mit einer Vielzahl an Mitarbeitern, die bereitwillig ihr Wissen teilen und es mir ermöglichen, meine Ideen einzubringen.
Flottenmanagement: Die Bundesregierung beschloss kürzlich die sogenannte Frauenquote. Was halten Sie von diesem Beschluss
Esther Breuch: Meine persönliche Meinung ist, dass wir eine Frauenquote nicht brauchen, weil ich denke, dass derjenige den Job bekommen soll, der dafür am besten geeignet ist. Sollte am Ende die Wahl zwischen einem Mann und einer Frau bestehen, die beide die gleichen Voraussetzungen für den Posten mitbringen, dann würde ich mich für die Frau entscheiden. Denn Frauen sind in Führungspositionen noch unterrepräsentiert. Bei einer Quote habe ich eher die Sorge, dass verschiedene Unternehmen zwar versuchen werden, die Vorgaben zu erfüllen, aber dann nicht die richtigen Personen auf die passenden Stellen gesetzt werden.
Flottenmanagement: Es besteht nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen der hohen Zahl an gut ausgebildeten Frauen und der Anzahl an weiblichen Entscheidungsträgern. Was muss sich in der Wirtschaftswelt ändern, damit ein Umdenken bei Frauen, aber auch bei Männern stattfindet
Esther Breuch: Frauen müssen sich mehr zutrauen und weniger defensiv agieren. Viele Frauen denken, dass sie für eine Führungsposition nicht gut genug seien. Ein Denken, das den meisten Männern abgeht (lächelt). Gleichzeitig sollten Männer öfters auf ihr Bauchgefühl hören und Frauen sich öfters mal was trauen. Für die weibliche Karriere sind Kinder oftmals ein Hemmschuh. Daher müssten die Unternehmen gelassener und flexibler agieren, wenn Frauen während einer Schwangerschaft für eine absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen. Der Wiedereintritt ins Berufsleben sollte von den Firmen nicht erschwert, sondern vereinfacht werden.
Flottenmanagement: Der gesellschaftliche Wandel ist im vollen Gange. Für viele Unternehmen bedeutet dies auch ein Ringen um die klügsten Köpfe auf dem Markt. Was können Unternehmen ändern und wie reagiert LeasePlan in diesem Feld
Esther Breuch: Wir haben uns für das kommende Jahr vorgenommen, ein Employer of Choice zu werden. Das heißt, wir werden uns dem Bewerbermarkt mehr öffnen und dort stärker präsent sein. Dies wollen wir dadurch erreichen, dass wir unsere Jobprofile schärfen und interessanter gestalten werden. Beispielsweise durch die Möglichkeit, auch verstärkt im Ausland tätig zu werden. Dies bietet sich für LeasePlan natürlich an, da wir in insgesamt 32 Ländern vertreten sind. Zudem hat LeasePlan ein Diversity-Programm gestartet, bei dem unter anderem weibliche Führungskräfte stärker gefördert werden.

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