Theorie versus Praxis

Wofür wird eine Tankkarte außer dem Tanken genutzt? Was gestatten die Firmen und welche Unterschiede gibt es bei privater Nutzung? Diese und weitere Fragen beantworten uns im Folgenden Fuhrparkmanager und Flottenexperten.

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Der bargeldlose Bezug von Kraftund Schmierstoffen stellt den Hauptnutzen einer Tankkarte dar. Darüber hinaus bieten sich jedoch eine Reihe weiterer Verwendungsmöglichkeiten. Dazu zählen sogenannte Zusatzleistungen, wie Services und Dienstleistungen rund um das Auto (Fahrzeugwäsche, Motoröl, Pannen-/Abschleppdienst). Auch für Tunnel-, Maut- oder Fährgebühren ist der Karteneinsatz möglich. Des Weiteren sind an der Tankstelle in der Regel auch Shopartikel wie Zeitungen oder Backwaren beziehbar. Ein weiteres großes Nutzungsfeld sind Privat- und Auslandsfahrten, die ebenfalls von der Tankkarte abgedeckt werden können. Doch was ist davon in der Branche Usus? Mithilfe von Flottenmanagern und -experten haben wir versucht, ein Meinungsbild zu zeichnen.

Beim Thema Zusatzleistungen waren sich unsere Fuhrparkexperten größtenteils einig. Denn für die Fahrer sind neben der Betankung in den meisten Fällen lediglich kleinere Services wie die Fahrzeugwäsche oder das Motoröl nutzbar. Auch Gebühren (Maut et cetera) werden – wenn nötig – von den Firmen übernommen. „Bei uns sind die Leistungen freigeschaltet, die der Pflege und dem Erhalt des Autos dienen“, verdeutlicht Egon Fortnagel, Direktion Fuhrparkmanagement der Baumaschinentechnik International GmbH. Shopartikel wie belegte Brötchen, Getränke oder Ähnliches sind dagegen firmenintern bei unseren Befragten nicht genehmigt.

Die am häufigsten genutzte Zusatzleistung ist dabei, wenig überraschend, das Waschen der Autos. Insbesondere für Vertriebsmitarbeiter ist das Fahrzeug schließlich oftmals der Hauptarbeitsplatz und dient auch der Außendarstellung der Firma. Zudem kann sich ein gepflegtes Erscheinungsbild positiv auf die Mitarbeitermotivation und den Restwert des Autos auswirken.

Insgesamt zeigen sich die Befragten zufrieden mit den angebotenen Zusatzleistungen. Die Preise seien allerdings immer ein Thema, so der Tenor der Experten. Der Wunsch nach Leistungen, die über das derzeitige Angebotsportfolio der jeweiligen Anbieter hinausgehen, ist bei den Branchenkennern derzeitig wenig ausgeprägt. Jürgen Haustein vom Fuhrparkmanagement der Compass Private Pflegeberatung GmbH wünscht sich hier beispielsweise noch Öl- und Luftdruckkontrollen. Allgemein sieht er noch weiteres Verbesserungspotenzial. So wäre es seiner Meinung nach wünschenswert, „wenn die Tankkarten für bestimmte Kraftstoffe gesperrt werden könnten und Zusatzleistungen wie Waschen et cetera trotzdem weiter zur Verfügung stehen blieben.“

Ein interessantes Themenfeld stellt die Auslandsnutzung von Tankkarten dar. Bei unseren Befragten gehen dabei die praktischen Umsetzungsmodelle auseinander. Für Andreas Nickel, Geschäftsführer der fleet academy sowie Manager Fleet der Ericsson GmbH, ist die Nutzung im Ausland wichtig, weil die Fahrzeuge häufig europaweit unterwegs seien. Ähnlich gestaltet sich das Ganze dann, wenn die Fahrzeuge auch komplett für die private Nutzung freigegeben seien, berichtet ein Teil unserer Befragten. Anders sieht es beispielsweise bei der Dahme-Nuthe Wasser-, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH aus. Hier würden die Flottenfahrzeuge nur innerhalb Deutschlands genutzt, sagt Fuhrparkleiter Sven Schulze. Das Thema Tankkarten im Ausland sei somit nicht relevant. Zudem wären die Karten nur für dienstliche Betankungen freigegeben. Ähnlich wird es bei der apetito AG praktiziert. Denn dort sind „alle Tankkarten nur für Deutschland freigeschaltet. Betriebsstoffkosten im Ausland sind vom jeweiligen Mitarbeiter (da Privatfahrten) zu tragen“, erläutert Fahrzeugmanager Stephan Faut.

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Damit führt er direkt zu einem weiteren möglichen Anwendungsgebiet – den Privatfahrten. Hier ist die Diversität der Umsetzungen am ausgeprägtesten. Bei der bnNETZE GmbH haben leitende Angestellte die Möglichkeit der Tankkartennutzung bei privaten Fahrten, allerdings nur innerhalb Deutschlands, so Fuhrparkleiter Thomas Herbstritt. Die ARZ Haan AG überlässt ihren Mitarbeitern den Einsatz der Tankkarten bei Privatfahrten ebenfalls. Deren Fuhrparkleiter Bernd Wickel erklärt dazu: „Dafür bezahlen sie ein Prozent als geldwerten Vorteil. Sie tanken ja auch, wenn sie krank, aber nicht bettlägerig sind (Fahrten zum Arzt, zur Behandlung, Kur et cetera).“ Auch nicht ungewöhnlich sei das Ganze als Zugabe der Firma, als eine Art Incentive, so die Experten. Wiederum anders ist das Modell bei der Compass Private Pflegeberatung GmbH geartet. Denn die Tankkarte ist hier „nur für Privatfahrten, nicht [aber] für Urlaubsfahrten [nutzbar]“, schildert Jürgen Haustein. Die Green IT und die Klöpferholz GmbH & Co. KG hingegen stellen Tankkarten gemäß Fuhrparkleiter Jörg Haake beziehungsweise Betriebsleiter Christian Scholz für private Fahrten nicht zur Verfügung. In unserer großen Tankkartenumfrage (siehe Seite 104) gibt das Gros (zwei Drittel) ebenfalls an, dass die Nutzung für Privatfahrten nicht gestattet sei.

Einen Sonderstatus bei den Tankkarten nimmt der Bereich Elektroautos ein. Bei der bnNETZE GmbH um Thomas Herbstritt wird beispielsweise nach Stunden abgerechnet (inklusive Kraftstoff). Wieder andere Unternehmen beziehen sich bei der Abrechnung auf die hausinterne Ladestation. Insgesamt zeigt sich bei unserer Befragung jedoch, dass Elektroautos in den Fuhrparks (noch) eher wenig verbreitet sind. Besondere Regelungen haben sich daher für den Einsatz von Tankkarten noch nicht herausgebildet.

Fazit
Die zulässigen Nutzungsoptionen der Tankkarten sind von Flotte zu Flotte unterschiedlich. Allgemein ist eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem Angebot der zusätzlichen Leistungen erkennbar. Von den meisten Fuhrparks werden kleinere Services (Beispiel Fahrzeugwäsche) oder Produkte (Motoröl) gerne angenommen. Differenzen gibt es bei unseren Praxisbeispielen bei der Verwendung der Karten für Auslands- oder Privatfahrten. Ein Wechsel des Tankkartenanbieters kommt laut unseren Befragten, trotz regelmäßiger neuer Ausschreibungen, eher selten vor. Gründe, die dazu führen, sind Preisnachlässe oder erhöhte Flexibilität (beispielsweise durch einen Wechsel zu einem nicht markenbezogenen Anbieter). Wer zukünftig die Anschaffung einer Tankkarte plant, sollte sich neben den preislichen Konditionen auch über das Leistungsangebot, die Akzeptanzstellen sowie die Voraussetzungen informieren und dann die Nutzungsmöglichkeiten für die Praxis festlegen. Einen guten Überblick hierzu bietet unsere Tankkartenübersicht ab Seite 100.

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